arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Detail

02.10.2009

"Nach dem Wahlergebnis ist wohl jedem klar geworden, dass die eigenen Befindlichkeiten nicht im Vordergrund stehen können."

Interview mit der Hamburger Morgenpost

 

MOPO: In welchem Zustand sehen Sie die SPD?

Scholz: Wir haben eine schwere Wahlschlappe erlitten. Es wird einem erst nach und nach klar, wie schwer sie eigentlich ist. Und meine feste Überzeugung ist: Der Kater kommt noch. Insofern ist jetzt auch die Stunde, in der man am besten zusammenhält, um die große Herausforderung, die vor uns liegt, zu bewältigen.

MOPO: Woran liegt es, dass die SPD so abgewatscht wurde?


Scholz: Ich gehöre nicht zu denen, die kurz nach der Wahl schlauer sind als kurz vor der Wahl. Aber wir haben es offenbar nicht hinreichend geschafft, Antworten auf die die Bürger drückenden Fragen zu geben: Wie sieht das, was wir machen, aus Sicht einer vierköpfigen Familie, eines Arbeitnehmers am Fließband, einer alleinerziehenden Mutter oder eines Rentnerehepaares aus? Diejenigen, die tüchtig sind, die sich anstrengen, müssen zurechtkommen. Und es ist die Aufgabe der SPD, darauf Antworten zu finden. Die Skepsis der Bürger in dieser Hinsicht hat zu einem Vertrauensverlust geführt.

MOPO: Sie wollen nun an allen Fronten kämpfen, eine führende Rolle in Berlin und in Hamburg übernehmen. Wie soll denn das funktionieren?


Scholz: Das geht. Es ist keine leichte Aufgabe, aber ich traue mir das zu und habe solche Doppelaufgaben auch schon wahrgenommen.

MOPO: Das Amt des Landesvorsitzenden in Hamburg ist ein Full-Time-Job ...

Scholz: Das ist eine Aufgabe, die höchstes Engagement erfordert. Das werde ich liefern und ich werde alles dransetzen, dass die Schwierigkeiten, die Grabenkämpfe, dieses Hickhack überwunden wird.

MOPO: In Hamburg geht es ja nicht mehr nur um Grabenkämpfe, sondern auch um persönliche Feindschaften.

Scholz: Damit ist jetzt Schluss.

MOPO: Ja, aber wie?


Scholz: Wie unter allen Menschen, die einigermaßen Verstand haben - indem man es sich fest vornimmt.

MOPO: Nehmen wir das Beispiel Eimsbüttel und den Streit um Danial Ilkhanipour. Wie wollen Sie dort die Fronten befrieden?

Scholz: Ich habe viele Rückmeldungen aus dem Kreis bekommen. Ich glaube, da wird jetzt offen miteinander geredet. Es ist auch in Ordnung, dass das auch mal heftig zugeht. Aber dann muss man sich der Zukunft zuwenden.

MOPO: Stichwort Stimmenklau. Was soll eigentlich die neue Kommission mit Mathias Petersen erreichen?

Scholz: Die Kommission hat die Aufgabe zu besprechen, was von den verschiedenen Beteiligten noch gewünscht wird. Es muss so sein, dass da nichts nachbleibt. Eines wird die Kommission allerdings nicht können: Sie wird nicht ungeschehen machen können, was dort an schlimmen Dingen passiert ist. Daran kann jeder von uns nur mit Trauer denken. Wichtig ist auch, dass man Genugtuung möglich macht. Das endgültig und abschließend zu tun, steht auch Mathias Petersen zu.

MOPO: Parteiinterne Intrigen, Beschuldigungen und Querschüsse. Welche Strategie verfolgen Sie, um das zukünftig zu unterbinden?

Scholz: Es muss mit allen immer über alles gesprochen werden. Dafür muss klar sein, dass wir gemeinsam handeln wollen, dass Entscheidungen gelten, die wir miteinander treffen. Und dass alle zum Gelingen beitragen wollen. Ohne dass jeder sich einen Ruck gibt, wird es nicht gehen. Aber diesen Ruck habe ich gespürt. Nach dem letzten Wahlergebnis ist wohl jedem klar geworden, dass die eigenen Befindlichkeiten nicht im Vordergrund stehen können.

MOPO: Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt: Es gibt Querulanten, Heckenschützen ...


Scholz: Wir räumen zusammen auf und ich habe gesagt, jetzt ist der Tag, an dem wir damit anfangen.

MOPO: Warum tun Sie sich diesen Hühnerhaufen in Hamburg an?

Scholz: Ich bin mit 17 in die SPD in Hamburg eingetreten. Mir liegt Hamburg am Herzen und auch meine Hamburger SPD. Ich will einen Beitrag dazu leisten, dass die Hamburger, die eine enge Beziehung zur sozialdemokratischen Partei haben, ihre SPD wieder erkennen können.