arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Detail

Symbolfoto: Olaf Scholz
Photothek
05.11.2024 | Berlin

Rede anlässlich des Sportempfangs der SPD-Bundestagsfraktion

Liebe Sabine Poschmann,
lieber Dirk Wiese,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Athletinnen und Athleten,
sehr geehrte Damen und Herren,

das zurückliegende Jahr war ein ganz besonderes Jahr für den Sport in Deutschland. So möchte ich zunächst einmal den großartigen Sportlerinnen und Sportlern Danke sagen, die uns in diesem Jahr begeistert und inspiriert haben und mit denen wir mitgefiebert und mitgelitten haben bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris, bei der Fußballeuropameisterschaft, aber auch im Wintersport, bei der Handballeuropameisterschaft im Januar, bei internationalen Marathon- und Triathlonveranstaltungen, im Radsport, im Basketball. Ich könnte hier noch viel, viel mehr aufzählen. Allen Athletinnen und Athleten, die ihr Bestes gegeben haben, die unglaublich viel Arbeit und Leidenschaft in ihren Sport stecken, sage ich: Sie alle können stolz auf sich sein. Wir alle sind stolz auf Sie.

Ich hatte das große Vergnügen, gleich mehrfach in Paris bei den Wettkämpfen dabei zu sein. Ich habe auch unsere Jungs bei der Europameisterschaft im Stadion anfeuern können. Das waren tolle und spannende Spiele mit vollem Einsatz. Mindestens genauso wie die Leistung unserer Mannschaft hat mich der Teamgeist, die Fankultur und der Enthusiasmus überall im Land gefreut. Wir waren gute Gastgeber für eine solche Riesenveranstaltung. Danke allen, die dazu beigetragen haben – von den Sicherheitskräften bis zu den vielen, vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern!

Ich habe schon im Sommer ein paar Mal erwähnt, wie toll ich Julian Nagelsmanns Botschaft nach dem Ausscheiden aus dem Turnier fand. Trotz Trauer und Enttäuschung, die wir in dem Moment alle gefühlt haben, hat er dazu aufgerufen, uns immer wieder bewusst zu machen, in welch schönem Land wir leben und welche Möglichkeiten wir haben, wenn wir zusammenhalten, wenn wir nicht alles schwarzmalen und wenn wir uns gegenseitig den Erfolg gönnen. Während ich das hier noch einmal in Erinnerung rufe, frage ich mich, woran mich das gerade erinnert. Dieses Gefühl des gemeinsamen Anpackens, des Stolzes und der Freude über das gemeinsam Erreichte brauchen wir auch über den Sport hinaus. Aber – und das sage ich hier auch sehr gern – kaum irgendwo wird dieses Gefühl besser transportiert als im Sport, denn es stimmt, er verbindet über alle sozialen, kulturellen und sprachlichen Unterschiede hinweg.

Was von diesem Sommer auch bleibt – das gilt nicht nur für den Fußball, sondern für den Hochleistungsbereich aller Sportarten –: Der internationale Wettbewerb ist hart. Die Konkurrenz ist stark. Klar ist deshalb: Spitzensport braucht Spitzenbedingungen. Und das kostet natürlich auch Geld. Deswegen sieht der Haushaltsentwurf für das kommende Jahr einen Aufwuchs der Sportförderung vor, immerhin um 50 Millionen Euro auf dann 350 Millionen Euro – und das trotz bekanntermaßen geringer Spielräume im Haushalt, die uns auch gerade wieder beschäftigen. Das ist ein starkes Bekenntnis zum Spitzensport in Deutschland.

Damit verbindet sich aber zugleich auch der Anspruch, das Geld so einsetzen, dass damit noch mehr tolle Leistungen möglich werden. Nicht erst seit den Spielen in Paris ist doch offensichtlich, dass Länder wie Frankreich, die Niederlande oder Großbritannien bei der Förderung des Spitzensports einiges besser hinbekommen, ganz unabhängig von den individuellen Spitzenleistungen deutscher Sportlerinnen und Sportler. Ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage: Wir wollen und wir können dazu aufschließen, denn wir haben Sportlerinnen und Sportler, die weltweit absolute Spitze sind und – noch mehr – die Weltspitze werden können. Natürlich wollen wir alle uns miteinander freuen, wenn in Mailand und Cortina d’Ampezzo, in Los Angeles oder bei den anderen Großwettwerben der kommenden Jahre noch häufiger deutsche Sportlerinnen und Sportler auf dem Siegertreppchen stehen. Deswegen werden wir in dieser Woche im Kabinett ein Gesetz zur Sportförderung auf den Weg zu bringen, das erste überhaupt in Deutschland. Davon wurde hier schon gesprochen. Danke auch der Innenministerin für ihren unermüdlichen Einsatz, uns alle zu überzeugen! Danke auch für die gute Kooperation mit den Sportverbänden! Denn das geht ja nur dann, wenn alle es auch tatsächlich toll finden und es nicht nur so angekündigt wird. Insofern ist das wirklich ein guter Fortschritt. Damit stellen wir die Unterstützung von Spitzensport in Deutschland auf eine transparente, aktuelle und auch verlässliche Grundlage. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und alle anderen Verantwortlichen waren in die Erarbeitung dieses Gesetzes eng eingebunden.

Wir haben uns angeschaut, was in anderen Ländern gut funktioniert. Eine der Lehren ist: Wir brauchen eine unabhängige Einrichtung, die nach sportfachlichen Kriterien und unbürokratisch entscheidet, wie Fördermittel vergeben werden. Eine solche Sportagentur ist im Sinne der Athletinnen und Athleten. Sie ist im Sinne von Trainerinnen und Trainern und auch im Sinne der Zuschauerinnen und Fans, die mitfiebern und die auf möglichst gute Platzierungen hoffen.

Welche größere Inspiration für solche Erfolge könnte es geben als die Aussicht auf Olympische und Paralympische Spiele bei uns in Deutschland? München 1972, das liegt lange zurück, zu lange. Damals war Deutschland noch geteilt. Damals war über die Hälfte derjenigen, die heute in Deutschland leben, noch nicht einmal geboren. Damals gab es noch keine Paralympischen Spiele am selben Ort. Deshalb: Ja, es wird Zeit! Seit München 1972 gab es immer wieder Anläufe, Olympia zu uns zu holen. Beim nächsten Mal, finde ich, sollte es klappen. Deshalb müssen wir einiges anders und, ja, auch besser machen als bei früheren Bewerbungen. Ich weiß übrigens, wovon ich rede. Ich habe auch einmal versucht, eine voranzubringen. Wir haben nun zum Beispiel erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik einen Kabinettsbeschluss gefasst, mit dem wir eine solche Bewerbung unterstützen, damit die Botschaft, dass die Politik hinter Olympia in Deutschland steht, von Anfang an klar ist. Nun ist der DOSB am Zug, über den Austragungsort und ein gutes Konzept zu entscheiden. Wir unterstützen das nach Kräften. Im Jahr 2040 feiert Deutschland den 50. Jahrestag seiner Wiedervereinigung. Einen viel schöneren Anlass für Spiele in Deutschland kann es doch eigentlich gar nicht geben.

Jetzt habe ich viel über den Spitzensport gesprochen – auch deshalb, weil nur dieser in der Zuständigkeit des Bundes liegt. Aber der Spitzensport wäre nichts ohne den Breitensport. Jede Olympiasiegerin, jeder Basketballweltmeister hat irgendwann einmal im Verein um die Ecke angefangen – dort, wo ehrenamtliche Trainerinnen und Coaches bei Wind und Wetter am Spielfeldrand stehen, wo der Zeugwart liebevoll die Sportgeräte pflegt und die Kabine abschließt, wenn alle anderen schon weg sind, wo die Trikots von der lokalen Sparkasse oder dem Versicherungsbüro an der Ecke gesponsert werden, wo das ganze Dorf oder die ganze Stadt den Aufstieg feiert, wo man sich aber auch nach einer Niederlage gegenseitig tröstet. Das ist das A und O des Sports in Deutschland. Dieser Zusammenhalt, dieses Gemeinschaftsgefühl macht ihn so wertvoll.

Deshalb danke ich allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich in der Förderung und Unterstützung des Sports einsetzen, ob als Beruf oder ehrenamtlich, im Spitzensport oder im Freizeitverein, im Nachwuchs oder bei den Senioren, als Sponsor, Zeugwart oder indem sie Brötchen für die Jugendmannschaft schmieren. Sie alle verdienen größte Anerkennung. Sie alle vollbringen jeden Tag Höchstleistungen für den Zusammenhalt unseres Landes. Danke!

Jetzt wünsche ich uns noch einen schönen, gemeinsamen Abend. Schönen Dank fürs Zuhören! Schönen Dank fürs Hiersein! Ich denke, es ist wichtig, dass wir den Sport auch auf diese Weise feiern.