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27.09.2012

Eröffnung des 19. Filmfestes Hamburg

 

Sehr geehrter Herr Wiederspiel,

sehr geehrter Herr Syeed,

sehr geehrte Vertreter des Konsularischen Korps,

sehr geehrte Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft,

meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

ich grüße Sie im Namen des Senats und heiße unsere Gäste sehr herzlich hier in Hamburg willkommen! 

 

Sie alle haben es sicher gehört: Vor wenige Tagen fieberte die Medienwelt einem Großereignis entgegen. Ein US-amerikanischer Gerätehersteller mit einem Apfel als Markenzeichen hatte dem Vernehmen nach vor, ein neues Mobiltelefon vorzustellen.

 

Die Gerüchte waberten monatelang durchs Netz: Wann würde die Präsentation stattfinden? Würde das Gerät tatsächlich einen Zentimeter größer sein? Der Stecker dafür etwas kleiner und der Kopfhöreranschluss am unteren Geräterand statt am oberen? Und die Fachwelt fragte sich: Wie ruckelfrei werden sich wohl Filme auf dem neuen 4-Zoll-Display ansehen lassen?

 

Das sind ganz offensichtlich und ich meine das ernst Fragen, die die Welt bewegen. Aber gleichzeitig und das macht mich froh hält die neue mobile Medienwelt mit all ihren coolen Gadgets, Tools, Streams und Apps Millionen Deutsche Jahr für Jahr nicht davon ab, sich immer wieder allein oder in Gruppen in einem dunklen Saal einzufinden, auf bequemen Sesseln, vor einer großen Leinwand, mit brillanter Soundanlage um einen Film zu erleben. 

 

Vom Kino geht etwas aus, das wir so nirgendwo anders finden. Die Magie eines Films entfaltet nur hier ihren ganzen Zauber. Darum ist mir auch trotz der über die Jahre immer mal wieder schwankenden Besucherzahlen um das Kino insgesamt nicht bang. 

 

Bei aller Konkurrenz der verschiedenen Medien um unsere Aufmerksamkeit bleibt ein Kinobesuch ein emotionales, oft lange nachklingendes Erlebnis mit, wie dem heutzutage so oft beschworenen Ereignischarakter. 

 

Filmereignisse entstehen aber nicht von selbst. Neben den kreativen Köpfen, den Drehbuchautoren, Schauspielern, Regisseuren und allen anderen an der Produktion Beteiligten braucht es dafür auch die, die helfen, den Film zum Publikum zu bringen, und es braucht kleine und große Festivals als Marktplatz der Ideen und Geschichten. 

 

Das diesjährige Hamburger Filmfest ist ein besonderes: Vor 20 Jahren schufen die Kinobetreiber der Programmkinos gemeinsam mit den Filmemachern des Filmbüros mit dem Filmfest  Hamburg das größte Filmfestival der Stadt. 

 

Seit 2003 geleitet von Albert Wiederspiel, ist es heute ein wichtiges Forum gesellschafts- und filmpolitischer Diskussionen, das sich nationalen und internationalen Produktionen widmet und daneben dem Nachwuchs einen Ort bietet. 

 

Dass der Eröffnungsfilm heute aus Kaschmir stammt, bislang wohl so etwas wie ein weißer Fleck auf dem Film Globus, das zeigt, wie wichtig dieses Festival ist, um neue Horizonte zu entdecken und bislang hier unbekannten Künstlern und ihren Produktionen auch bei uns Türen zu öffnen. 149 sind es in diesem Jahr, aus 45 Ländern.

 

Die Stadt Hamburg als führende Medienmetropole erkennt dieses Engagement an und fördert das Filmfest trotz strenger Ausgabendisziplin jährlich mit 650.000 Euro, die davon bin ich überzeugt gut angelegt sind. 

 

Meine Damen und Herren, 

 

in The Green Mile verkörpert der kürzlich verstorbene Michael Clarke Duncan den zum Tode verurteilten John Coffey in den 1930er-Jahren, der nur einen letzten Wunsch hat: Er möchte einmal einen richtigen Kinofilm sehen, denn er war noch nie in einem Kino. Sein Wunsch wird ihm erfüllt, und er darf ganz für sich den neuesten Film mit Ginger Rogers und Fred Astaire anschauen. 

 

Es ist tief berührend, wie dieser riesenhafte, etwas einfältig wirkende Gefängnisinsasse staunend wie ein Kind im dunklen Saal der Gesangsnummer Cheek to Cheek auf der Leinwand folgt. Die Wärter beobachten ihn aus der Distanz mit einer Mischung aus Neugier und Ergriffenheit, der Filmvorführer gähnt, aber John Coffey beachtet sie nicht. Er hört, zum ersten und zum letzten Mal in seinem Leben: Heaven, I‘m in heaven, and my heart beats so that I can hardly speak  

 

Das Kino besitzt die Kraft, solche magischen Momente zu schaffen, seit mehr als 100 Jahren und immer wieder aufs Neue. Dafür lohnen sich alle Anstrengungen, lohnt sich jeder Aufwand. 

 

Ihnen, Herr Wiederspiel, und ihrem Team möchte ich für die Arbeit der vergangenen zehn Jahre danken. Ihnen und dem Filmfest wünsche ich weiter wachsenden Publikumszuspruch, viele sehenswerte Filme und jede Menge neugierige Zuschauer. 

 

Vielen Dank.  

 
 
Es gilt das gesprochene Wort.