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25.10.2011

Grußwort bei der Einbürgerungsfeier im Rathaus

 

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin der
Hamburgischen Bürgerschaft,

sehr geehrte Frau Çelikkol,

meine sehr geehrten Damen und Herren,


zur Feier Ihrer Einbürgerung heiße ich Sie heute sehr herzlich im Hamburger Rathaus willkommen.


Ich möchte ganz besonders auch die zahlreichen jüngeren und ganz jungen Gäste begrüßen. Mit Euch wird dieser Tag ja erst so richtig zu einem großen Familienfest und das soll es sein.


Und wenn ich sage: die Jungen, dann gilt das für die Mädchen selbstverständlich genauso. Nicht dass es gleich das erste Missverständnis gibt. Die deutsche Sprache ist nicht die einfachste der Welt, aber das wisst Ihr und wissen Sie alle selber. Schließlich habt Ihr sie von klein auf gelernt.


Oder, meine Damen und Herren, manche von Ihnen haben sich als Erwachsene die deutsche Sprache angeeignet. Das ist schwerer, denn Kinder und Jugendliche lernen nun mal leichter und spielerischer, wenn die Anregung da ist.

Wer häufig oder täglich mit der S- oder U-Bahn fährt, erlebt immer wieder, wie Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund so nennen wir es etwas umständlich wie Ihr miteinander redet und dabei immer wieder von der einen in die andere Sprache wechselt, oft mitten im Satz. Ich denke: Wie beneidenswert, das zu können. Als Mitfahrer war ich manchmal enttäuscht, wenn ein spannendes Erlebnis erzählt wurde und dann drückte die Erzählerin plötzlich die Modustaste Türkisch oder Katalanisch und man bekam den Schluss nicht mit. Häufig habe ich gedacht: Na, um welches Geheimnis es da wohl gegangen ist? Schade, in meinem jetzigen Amt als Bürgermeister komme ich nicht mehr oft dazu.

Aber im Ernst, Zwei- oder noch Mehrsprachigkeit ist ein großer Vorteil und über den können sich fast alle von Euch, von Ihnen freuen. Die exzellenten Ergebnisse bei den Hamburgischen Einbürgerungstests sprechen für sich: Mehr als 99 Prozent bestehen dort deutsch fehlerfrei oder mit nur ganz wenigen Fehlern.

Meine Damen und Herren,

 

 

Hamburgerinnen und Hamburger sind die meisten von Ihnen schon länger, viele schon richtig lange. Deutsche sind Sie jetzt geworden und darüber freuen wir uns gemeinsam. Dazu gehört, dass Sie wenn Sie es nicht vorher schon waren nun auch Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union sind. Alles drei gehört zusammen: dass Sie Hamburger, Deutsche und EU-Bürger sind. Deutschland ist mit großer Überzeugung ein Teil Europas, das ist ein wichtiger Teil unserer Identität.

 

Ich glaube, Sie haben eine gute Entscheidung getroffen. Und ich bin fest überzeugt: Wer hier lebt, wer hier gern lebt, wer sich auf Deutschland einlassen, sich in Deutschland wohlfühlen und etwas aufbauen will, wer sich zu Deutschland bekennt, muss dann auch alle Rechte und Pflichten haben, alle Möglichkeiten der Teilhabe am öffentlichen Leben, an dem, was wir demokratische Willensbildung nennen.

 

Und das heißt: Er oder sie sollte unbedingt die Chance ergreifen, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben. So wie Sie es getan haben! Auch wenn es manchmal mühsam ist, die Voraussetzungen zu erfüllen und man die eine oder andere bürokratische Hürde nehmen muss: es lohnt sich.


Von manchen Hürden und Schwierigkeiten hat uns vor einigen Wochen, auch bei einer Einbürgerungsfeier, Frau Jardena Kifle anschaulich erzählt, als Einbürgerungslotsin und als junge Frau, die das Verfahren zuvor selber mitgemacht  hatte. Sie hat nicht verschwiegen, dass sie als Migrantin auch auf Vorbehalte, manchmal auf Vorurteile, auch auf Ablehnung gestoßen ist.

Manche von Ihnen haben solche Erfahrungen vielleicht auch gemacht. Frau Kifle hat trotzdem keinen Zweifel gelassen, dass es die richtige Entscheidung war und sie es gespürt hat: Als Staatsbürger ist man in stärkerer Weise gefragt mitzumachen, eigene Ideen zu entwickeln, Erfahrungen mit anderen zu teilen und die eigene Meinung zu sagen. Ich bin sicher, so wird es Ihnen auch gehen.


Ich verstehe die Einbürgerung als ein Staatsziel. Das heißt, alle zuständigen Stellen in Politik und Verwaltung sollten auch im eigenen Interesse die Einbürgerung fördern und an der Verbesserung der Bedingungen arbeiten.

Über Ihre persönlichen Gründe, warum Sie Deutsche werden wollten, haben Sie intensiv nachgedacht. Auch wir, auch die Stadt Hamburg hat sozusagen eigene persönliche Gründe, die Einwanderung zu fördern. Wir brauchen Zuwanderer aus allen Teilen der Welt, weil unsere Stadt ohne sie nicht die weltoffene, vielfältige Metropole geworden wäre, die sie heute ist.


Und wir Deutschen also wir alle hier im Saal - brauchen die Zuwanderer auch aus einem weiteren Grund, nämlich zur Sicherung unser aller Zukunft. Die Einwohnerzahl nimmt ab nicht in Hamburg, aber in Deutschland insgesamt und die Menschen werden durchschnittlich älter. Das ist ein großer Fortschritt, aber es bedeutet auch einen demografischen Wandel, dessen mögliche Folgen uns Sorgen machen.

Wir brauchen Sie auch ganz konkret in der Verwaltung der Stadt. Interkulturelle Öffnung nennen wir das Zusammenwirken von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit und ohne Migrationshintergrund. Viele Betriebe und Unternehmen setzen darauf sehr bewusst und dasselbe will die Stadt Hamburg tun. Dieses Ziel hat die Kampagne Wir sind Hamburg bist du dabei?, mit der der öffentliche Dienst von der Polizei bis zum Einwohneramt mehrsprachige Mitarbeiter sucht und solche, die Erfahrungen aus anderen Kulturkreisen mitbringen.

Ganz wichtig ist auch: Wer nach Hamburg zuwandert, der soll am Arbeitsmarkt möglichst entsprechend seiner mitgebrachten Qualifikation eingesetzt werden. Daher hat Hamburg im Bundesrat den Gesetzesentwurf der Bundesregierung für ein Anerkennungsgesetz nicht nur unterstützt, sondern ihn noch ausgeweitet.


Mit dem Projekt Zentrale Anlaufstelle Anerkennung des Diakonischen Werks, das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und der Freien und Hansestadt Hamburg finanziert wird, beraten wir Anerkennungssuchende und verweisen sie an die richtigen Stellen. Bundesweit einmalig ist unser Stipendienprogramm für Nachqualifizierungen.

Das Thema Integration hat für den Hamburger Senat höchste Priorität. Er wird deshalb auch den Integrationsbeirat weiter stärken, in dem viele Migrantinnen und Migranten mitarbeiten und ihre Kompetenzen einbringen. Schwerpunkte sind Sprachförderung, Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt, dazu die eben genannte interkulturelle Öffnung der Verwaltung.


Meine Damen und Herren,


 

wir wünschen uns, dass sich noch viel mehr Mitbürger entschließen, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen. Gleich wird Frau Çelikkol, die Leiterin des Einbürgerungsprojektes Ich bin Hamburger!, mehr dazu sagen.

 

Aber ich bitte auch Sie: Helfen Sie mit, dass sich der Gedanke weiter verbreitet. Wir setzen auch ein bisschen auf Mundpropaganda: Wenn Ihre Erfahrungen gute sind, wenn Sie sich richtig entschieden haben, dann erzählen Sie das gern im Bekannten- und Verwandtenkreis weiter. Sie haben gute Argumente, weil Sie aus eigener Erfahrung wissen: Nach einer Einbürgerung zahlen Sie nicht nur Steuern wie bisher, sondern Sie können jetzt auch mitbestimmen, wie der Staat Ihr Geld ausgeben soll. Sie haben volle Rechte bei Wahlen. Sie können wählen gehen und  sich wählen lassen. Sie können den Kurs der Stadt und des Landes mitbestimmen.

Die deutsche Staatsangehörigkeit, das Bekenntnis zu unserem Staat und unserer Gesellschaft macht den Alltag leichter: Sie müssen sich nicht mehr um aufenthaltsrechtliche Angelegenheiten kümmern. Und mit einem deutschen Pass in der Tasche können Sie problemlos in viele Länder reisen, für die Sie bisher noch ein Visum brauchen.

 

Sie jedenfalls haben es jetzt geschafft! Genießen Sie also diesen Tag und machen Sie vielleicht auch ein bisschen Werbung für die deutsche Staatsbürgerschaft.

Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute und gebe das Wort nun weiter an Frau Çelikkol.

 

Es gilt das gesprochene Wort.