Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrter Herr Parlamentarischer Staatssekretär,
Exzellenz,
sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Frau Doyenne,
sehr geehrte Damen und Herren,
Städte stecken voller Chancen. Sie probieren aus, was anderswo nicht einmal geträumt wird: neue Lebensformen und neue Quartiere, die den modernen Bedürfnissen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner entsprechen, umweltschonende und flexible Mobilitätskonzepte, Schulen und Universitäten, die der Digitalisierung Rechnung tragen und vieles mehr. Die weltweite Wanderung der Menschen in die Städte erzählt von dieser Hoffnung auf Fortschritt und Teilhabe. Das ist in Lateinamerika und der Karibik bei allen Unterschieden letztlich nicht so viel anders als in Europa und in Hamburg.
Eine Chance ist die Möglichkeit zum Guten. Als Bürgermeister und Bürgermeisterinnen wissen wir, dass in jeder Chance die Aufforderung an uns steckt, die Möglichkeiten zum Guten auch zu realisieren. Und mehr als das: Wir dürfen nicht nur in einzelnen Projekten denken, wir müssen die verschiedenen Herausforderungen und Interessen in einen Ausgleich bringen und den Zusammenhalt der Stadtgesellschaft fördern.
Wie machen Sie all das?, lautet deshalb die Leitfrage unseres Treffens, und fast immer lassen sich den Antworten praktische Anregungen entnehmen. Wie ich gehört habe, hat der erste Konferenztag bereits manche Einsichten gebracht, so dass man neugierig auf die weiteren Vorträge und Diskussionen sein darf und schon zur Halbzeit sagen kann: Der Aufwand hat sich gelohnt.
Ich freue mich sehr, dass Sie unserer Einladung nach Hamburg gefolgt sind. Und ich danke denen, die aus der Möglichkeit einer Bürgermeisterkonferenz Realität haben werden lassen: Mein besonderer Dank geht hier an den Präsidenten der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank Luis Alberto Moreno, an den Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie an die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global, welche die Organisation unserer Konferenz übernommen hat.
Die engen Beziehungen zwischen Hamburg, Lateinamerika und der Karibik dauern nun schon seit fast 190 Jahren an. Unsere Stadt war die erste deutsche Gebietskörperschaft, die im Jahr 1827 Handels- und Wirtschaftsverträge mit den neuen unabhängigen Staaten wie Brasilien schloss. Nachdem die Reederei Hamburg Süd, die damals noch Hamburg-Südamerikanische-Dampfschifffahrts-Gesellschaft hieß, 1871 den ersten direkten Linienverkehr nach Brasilien eingerichtet hatte, war die Grundlage für die intensiven Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Lateinamerika gelegt.
Auf dieser Basis sind weitere Verbindungen gewachsen. Hamburg ist das lateinamerikanische Zentrum Deutschlands:
- Das German Institute of Global and Area Studies (GIGA) mit dem Institut für Lateinamerika-Studien forscht und lehrt bei uns über die Region.
- Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und die Länder Lateinamerikas und der Karibik haben Hamburg zum Standort der gemeinsamen EU-Lateinamerika-Karibik-Stiftung (EU-LAC) bestimmt. Deren Aufgabe ist es, die wirtschaftliche, kulturelle, politische und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union, Lateinamerika und der Karibik zu stärken.
- Das Europäische Zentrum für Lateinamerika (EZLA) bietet Unternehmen einen ersten Anlaufpunkt in unserer Stadt.
- Auch die wichtigste Wirtschaftsvereinigung zwischen Deutschland und Lateinamerika ist in Hamburg zuhause. Der Lateinamerika-Verein feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Felicitaciónes! herzlichen Glückwunsch!
- Am 13. und 14. Oktober richtet der Lateinamerika-Verein zusammen mit der Handelskammer erneut den Lateinamerika-Tag aus, die bedeutendste Wirtschaftskonferenz für den Austausch zwischen Deutschland und den ibero-karibischen Staaten. Sagen Sie den Termin daheim gerne weiter wir freuen uns über eine rege Teilnahme. Der lateinamerikanische Markt ist für uns von großem Interesse, und das Know-how Hamburger Unternehmen, besonders in den Bereichen Zukunftstechnologien und Erneuerbare Energie, kann zur Entwicklung lateinamerikanischer Städte sicherlich einen Beitrag leisten.
Meine Damen und Herren,
Hamburg greift die Chancen der Zukunft in besonderem Maße auf. Die traditionsreiche Hafen- und Handelsmetropole ist heute ein weltweit anerkannter Technologiestandort mit einem hohen Innovationspotenzial. Ziviler Flugzeugbau, 3D-Druck, Offshore-Windenergie und viele andere Branchen sind bei uns genauso zuhause wie Fraunhofer Institute und andere große Forschungszentren. Besondere Aufmerksamkeit schenken wir der Digitalisierung, die fast alle Bereiche von den Schulen und Universitäten über die Unternehmen, die Hafenwirtschaft und den Verkehr verändert und auch in den Alltag der Bürgerinnen und Bürger tief eingreift. Diesem Wandel messen wir eine so große Bedeutung bei, dass wir ihn an der Hafencity Universität in einer Kooperation mit dem Massachusetts Institute of Technology wissenschaftlich begleiten lassen.
Hamburg ist eine wachsende Stadt, die viele Wohnungen und ganz neue Stadtteile baut die Hafencity mit der Elbphilharmonie ist hier nur das prominenteste Beispiel. Nach Hamburg ziehen Menschen aus ganz Deutschland, aus Europa und vielen anderen Ländern der Welt, um hier zu leben und zu arbeiten. Das ist für uns eine riesige Chance. Auch viele Geflüchtete suchen bei uns Schutz und eine Perspektive. Wir investieren massiv in Wohnungsbau und in Bildung, um die Lebenschancen und die Lebensqualität für alle, die zu uns kommen und die schon lange in Hamburg leben, weiter zu erhöhen.
Meine Damen und Herren,
wir haben Sie also nicht nur aus alter Verbundenheit mit den Ländern Lateinamerikas und der Karibik gerne zu Gast in Hamburg, wir teilen mit Ihnen auch die Zuversicht, dass der technische Fortschritt uns helfen wird, die globalen Herausforderungen zu meistern und unsere Städte in Zukunft noch lebenswerter zu machen.
Zu einem lebenswerten Hamburg gehören übrigens auch Tangokurse und Salsa-Workshops, lateinamerikanische Restaurants und Kultur. Wenn bei uns ab September wieder der Lateinamerikanische Herbst mit seinen vielfältigen Ausstellungen und Veranstaltungen stattfindet, dann dürfen wir uns eines großen Interesses sicher sein. Denn ausgerechnet die als zurückhaltend geltenden Hamburgerinnen und Hamburger haben nicht selten ein Faible für südamerikanische Musik und Lebensart, und im Sommer ist eine Caipirinha oft so angesagt wie ein kühles Bier.
Wir können gut zusammen arbeiten und gut zusammen feiern. Das ist keine schlechte Kombination. In diesem Sinne wünsche ich einen angenehmen Abend und einen anregenden zweiten Konferenztag. Und kommen Sie bald wieder, zum Beispiel um ein Konzert in unserer Elbphilharmonie zu besuchen. Unser neues Konzerthaus wird im Januar 2017 eröffnet, worauf wir uns in Hamburg schon jetzt riesig freuen.
Bis dahin Ihnen alles Gute, viel Erfolg bei Ihren Vorhaben und besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Es gilt das gesprochene Wort.