arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Detail

19.06.2017

Grußwort zur Mitgliederversammlung des Landesbunds der Gartenfreunde

 

Sehr geehrter Herr Sielmann,
sehr geehrte Damen und Herren,


Grün macht glücklich. Gartenliebhaber wissen das aus eigener Erfahrung. Die Stadtforscher haben das jetzt wieder einmal auch wissenschaftlich belegt. Für die neueste Studie wurden 22.000 Einwohnerinnen und Einwohner deutscher Großstädte befragt, und es zeigte sich klar, dass die Nähe zum Grün die Zufriedenheit und auch die Gesundheit steigert. Die Studie heißt The Greener the Happier?. Also Je grüner, desto glücklicher.


Die Voraussetzungen dafür sind in der Freien und Hansestadt Hamburg besser als in vielen anderen Großstädten. Hamburg ist Deutschlands grünste Metropole. Wer will, kann entlang von Landschaftsachsen und dem grünen Ring durch die Großstadt wandern, joggen oder radeln, durch Parkanlagen, entlang von Spielplätzen, Sportflächen, Friedhöfen und ganz wichtig Kleingärten. Ihr Anteil an den Grünflächen der Freien und Hansestadt ist beachtlich. Er liegt bei 28 Prozent und fast zwei Drittel von ihnen befinden sich in oder an den Landschaftsachsen oder am zweiten Grünen Ring. Für das grüne Netz Hamburgs sind Gärten von entscheidender Bedeutung. Ich freue mich deshalb sehr über die Einladung zur Ihrer Mitgliederversammlung.


Hamburgs Kleingärten sind ein Erfolgsmodell. Die Kosten für die Gartenfreunde sind überschaubar, so dass sich auch Haushalte mit wenig Geld eine kleine Heimat im Grünen leisten können. Es ist kein Wunder, wenn die Nachfrage seit Jahren steigt und freiwerdende Parzellen ganz schnell wieder einen neuen Pächter oder eine neue Pächterin finden. Die meisten kommen aus einem nahegelegenen Wohngebiet. Den Hamburgerinnen und Hamburgern ist wichtig, dass die Gärten gut erreichbar sind.


Es ist nicht immer einfach in einer Stadt Platz für neue Parzellen zu finden. Dennoch bietet auch der urbane Raum ganz ungewöhnliche und spannende Möglichkeiten.


Mit dem Landesbund der Gartenfreunde sind wir über die Planung und Gestaltung von Gartenanlagen im ständigen Austausch, zum Beispiel über den Hamburger Osten. In Fischbeker-Reethen im Bezirk Harburg plant die Stadt neue Kleingärten im Zuge der neuen Wohnungsbebauung von vornherein mit ein, um der großen Nachfrage entgegen zu kommen.


Im Dialog und mit vernünftigen Absprachen lassen sich die Interessen von Wohnungssuchenden und Kleingärtnern miteinander vereinbaren.


Vieles haben wir schon gemeinsam erreicht. Beispielsweise hat die Stadt in einer einvernehmlichen Lösung mit dem Landesbund 2,4 Millionen Euro bereitgestellt. Damit konnten beim Landesbund ein Laubenfonds mit zwei Millionen Euro und der Kleingarteninfrastrukturfonds mit 400 000 Euro eingerichtet werden.


Der Laubenfonds schafft Erleichterung für räumungsbetroffene Kleingärtnerinnen und Kleingärtner. Der Landesbund der Gartenfreunde kann damit neue Lauben bauen und sie gegen Zahlung eines monatlichen Nutzungsentgelts zur Verfügung stellen. Im Pergolenviertel östlich der City Nord ist das erstmalig der Fall. Und aus dem zweiten Fonds, dem für Infrastruktur, können Zuschüsse für Projekte kommen, die die Umweltverträglichkeit der Kleingärten fördern.


Die Stadt engagiert sich für Kleingärten auf verschiedenen Ebenen. Denn sie sind wichtig für eine wachsende Stadt. Wir wissen sie als Frischluftschneisen zu schätzen, von dem Glück der Kleingärtner ganz zu schweigen. Aber es geht auch um die Stadtentwicklung und Modelle der Urbanität: Wenn die Kleingartenanlagen beispielsweise besser in das öffentliche Wegenetz integriert sind, könnten sie noch besser als Spazierweg oder Grünanlage genutzt werden.


Zudem hat unsere Befragung über den Kleingartenbedarf in Hamburg ergeben, dass neue Pächterinnen und Pächter ihre Parzelle gerne gemeinschaftlich mit Familie, Freunden oder Verwandten nutzen wollen. Gerade in beliebten stadtnahen Lagen könnte auf diese Weise viel mehr Gartenfreunden ein Zugang zum Grün eröffnet werden.


Wir sehen auch: Es gibt neue Generationen von Pächterinnen und Pächtern. Sie sind jünger, haben Kinder und damit weniger Zeit, einen großen Garten zu bewirtschaften. Vielen von ihnen reichen auch kleinere Parzellen. Ein Trend, der sich besonders bei den Anwärtern (die noch auf einen Kleingarten warten) immer stärker zeigt. So sind auch kleinere Parzellen zwischen 250 und 300 Quadratmetern sehr begehrt, wenn sie gut erreichbar sind. Vielleicht liegt in den neuen Nutzungsformen besonders für den innenstadtnahen Bereich eine große Chance.


Gartenanlagen sind eine hervorragende Möglichkeit, Natur zu erleben. Und häufig sind Kleingärten auch ein Rückzugsort für die Tierwelt. Viele Gartenfreunde bieten Winterquartiere für Fledermäuse an, hängen Nistkästen auf, bauen Insektenhotels oder legen Reisig- und Gehölzhaufen an, in denen sich die unterschiedlichsten Tierarten verstecken können. Auch wie ein bienenfreundlicher Garten anzulegen ist, ist den Gartenfreunden bekannt. Der Landesbund der Gartenfreunde gibt dazu regelmäßig praktische Tipps.


Mit naturnahen Kleingartenanlagen eröffnen sich neue Möglichkeiten der Stadtentwicklung. So haben der Landesbund der Gartenfreunde und die Behörde für Umwelt und Energie ein Konzept zum Thema Ausgleichsflächen ausgearbeitet. Ausgleichsflächen brauchen wir, wenn Straßen- und Wohnungsbau in den Naturhaushalt eingreift. Das neue Konzept ist eine sehr erfreuliche Sache, denn es zeigt, wie sich Ausgleichsflächen mit Kleingartenanlagen verbinden lassen.


Dabei sind wichtige Voraussetzungen zu beachten: Der Hauptzweck von Kleingärten besteht in der Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf, und die Erholung. So steht es im Bundes-kleingartengesetz. Das ist etwas anderes als eine Ausgleichsfläche im Sinne des Naturschutzrechts.


Aber man kann beide Aspekte verbinden. Obstwiesen zum Beispiel, auf denen hochstämmige Obstbäume stehen, sind so eine Möglichkeit: Die Bäume dienen mit ihren Früchten dem Gartenbau, und die Wiese mit den Bäumen ist insgesamt eine ökologisch hochwertige Fläche, die den qualitativen Anforderungen des Naturschutz entspricht. Voraussetzung ist, dass es sich bei der Fläche nicht um einen Rasen handelt, sondern um eine naturnah gepflegte artenreiche Wiese, die dann auch nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht wird. Das summt und blüht und es macht allen Städtern Freude, das zu sehen.


Wenn es dann neben einer solchen großen Gemeinschaftsfläche auch noch individuell nutzbare Parzellen gibt, haben wir den Naturschutz mit Kleingartenanlagen verbunden. Für ein solches bemerkenswertes Modellprojekt suchen jetzt der Landesbund der Gartenfreunde, die Bezirke und die Behörde für Umwelt und Energie einen guten Standort.


Hamburg hat mit dem Landesbund der Gartenfreunde einen guten Partner für die Stadtentwicklung. Auch wenn es manchmal ein wenig dauert, bis wir uns einigen, wir sind uns einig: Hamburg braucht beides, Kleingärten und ausreichend Wohnraum. Ich freue mich, dass es immer wieder gelingt, gute Gespräche zu führen.


Zusammen mit dem Landesbund der Gartenfreunde, finden wir auch dank Ihres Einsatzes Herr Sielmann gute Kompromisse und einvernehmliche Lösungen.


Gemeinsam sind wir auf einem guten Weg für unsere schöne und grüne Stadt.

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.