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31.01.2011

Interview mit der WELT

 

Welt Online: Sie haben ja längst alle grünen Themen Stichworte Stadtbahn und Stärkung der Hafenwirtschaft abgeräumt. Lassen Sie einem Koalitionspartner GAL genug Luft zum Atmen?

 

Scholz: In einer Koalition brauchen beide Partner genug Luft zum Atmen. Mit mir aber wird es keinen spielerischen Umgang mit den Funktionsgrundlagen unserer Stadt geben, wie es Henning Voscherau einmal gesagt hatte. Voscherau hat Recht!

 

Welt Online: Sie positionieren die SPD als pragmatisch und wirtschaftsfreundlich. Führt ein solcher Kurs auch die Bundes-SPD wieder an die Macht?

 

Scholz: Die SPD sollte herausstellen, dass sie unter den Parteien, die sich von links bis in der Mitte tummeln, einen pragmatischen Charakterzug hat. Warum sollten wir diesen Unterschied zu Grünen und Linken, etwa in der Wirtschafts- oder Infrastrukturpolitik, nicht deutlicher herausstellen? Gerade in Hamburg haben Unternehmer oft die Sozialdemokratie unterstützt. Das tut der Stadt gut.

 

Welt Online: Was würde eigentlich der Juso Olaf Scholz sagen, wenn er Olaf Scholz heute reden hört?

 

Scholz: Er hätte meine Ansichten wohl nicht uneingeschränkt geteilt. Ich habe im Laufe meines Lebens an Wissen, politischer Erfahrung und Einsichten hinzu gewonnen. Deswegen hätten der Juso von einst und ich heute Differenzen austragen müssen.

 

Welt Online: Und wer hätte sich durchgesetzt?

 

Scholz: Immer die Parteiführung.

 

Welt Online: Apropos Parteiführung: Warum treten Vertreter der Bundes-SPD in Ihrem Wahlkampf kaum auf?

 

Scholz: Wir sind eine Partei, die klassisch mit Hamburg verbunden ist. Es geht um eine Bürgerschaftswahl, um die Bürgerschaft. Deswegen laden wir diese Wahl nicht auf. Außerdem will ich, dass viele Bürgerinnen und Bürger, die andere politische Präferenzen haben, sagen: Diesmal SPD.

 

Welt Online: Da würde mancher Parteifreund aus Berlin abschrecken?

 

Scholz: So ist das nicht gemeint. Wir sind eine Hamburg-Partei.

 

Welt Online: Ihre Ehefrau Britta Ernst sitzt für die SPD in der Hamburger Bürgerschaft. Halten Sie es für politisch vereinbar, Ihre Frau als Senatorin zu berufen?

 

Scholz: Ein sogenanntes Wahlkampfkabinett berufe ich nicht, mit nur einer Ausnahme: Ich habe den Präses der Handelskammer gebeten, im Falle eines von mir geführten Senats als Wirtschaftssenator zur Verfügung zu stehen. Jedem Topfschlagen und der Frage Wer wird’s und wer nicht? verweigere ich mich. Ansonsten: Seien Sie sicher: Den Ordre public werden wir immer beachten.

 

Welt Online: Mancher beklagt, Sie verschwiegen die Gegenfinanzierung der von Ihnen in Aussicht gestellten Maßnahmen. Ist das Ihre offene Flanke?

 

Scholz: Wir haben einen klaren, langfristigen Plan für den Hamburger Haushalt. Wir wollen mehr Einnahmen als Ausgaben, um am Ende des Jahrzehnts keine neue Schulden mehr machen.

 

Welt Online: Das ist das Clinton-Prinzip?

 

Scholz: In der Tat. Wir wollen zusätzliche Aufgaben immer aus dem Haushalt decken und nicht mit neuen Schulden.

 

Welt Online: Sie hatten über viele Jahre hinweg Berliner Ambitionen. Würde das als Bürgermeister so bleiben?

 

Scholz: Ich möchte Erster Bürgermeister in Hamburg werden und diese Aufgabe so gut machen, dass ich vier Jahre später wiedergewählt werde.

 

Welt Online: Wann haben Sie das letzte Mal mit Helmut Schmidt gesprochen?

 

Scholz: Vor wenigen Tagen. Da hat Helmut Schmidt als Bürger Langenhorns eine meiner Veranstaltungen in den Hamburger Wahlkreisen besucht. Es hat mich gefreut, als Schmidt am Ende über mich sagte: Das hat er sehr ordentlich gemacht.

 

Welt Online: Der spätere Kanzler hat auch als Innensenator angefangen, wie Sie...

 

Scholz: Helmut Schmidt ist ein großer Mann.

 

 

Hier finden Sie das Interview auf der Internetseite der WELT.