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26.05.2010

Interview mit Runner's World

Ein Lauf mit Olaf Scholz


Ihr Laufstil mit recht kurzen Schritten lässt vermuten, dass Sie vom Fußball kommen.

 

Ich komme von gar nichts. Wenn meine Sportlehrer wüssten, dass ich heute relativ viel Sport treibe, würden sie sich wundern. Ich habe erst 2001 mit dem Laufen angefangen.  

 

Was war für Sie der Auslöser?

 

Es war die Feststellung, dass es mit der Kondition nicht aufwärts, sondern abwärts geht. Ich habe am Anfang nicht mehr als ca. 1000 Meter geschafft und konnte mir nicht vorstellen, dass da mal mehr geht.

 

 
Und wie viel laufen Sie jetzt?

 

Ich versuche, zwei- bis dreimal die Woche zu laufen, am Wochenende auch mal zwei Stunden. Das klappt manchmal nicht, weil der Terminkalender keine Lücke hergibt. Allerdings werde ich dann anders als noch vor ein paar Jahren ungehalten und denke, mein Leben läuft nicht richtig.  

 

Haben Sie ein Wettkampfziel?

 

Nein, aber ich habe den Volkslauf der SPD in Hamburg-Altona einmal mitgemacht. Das war eine interessante Erfahrung. Ich bin viel zu schnell losgelaufen und dachte schon, ich schaffe es nicht, aber ich bin dann doch in einer für mich passablen Zeit, 28 Minuten für fünf Kilometer, durchgekommen.  

 

 

 
Frank Hofmann und Olaf Scholz beim Interview am Altonaer Balkon 

 

 

Hat das nicht Appetit auf mehr gemacht? In Ihren Arbeitsstädten Hamburg und Berlin finden die schönsten Marathons statt.

 

Bisher hat mich die Idee, ich muss da mal mitmachen, noch nicht gepackt. Aber ich habe mich schon mal bei dem Gedanken an einen Halbmarathon erwischt. Noch konnte ich mich nicht durchringen.  

 

Können Sie unseren von Zeitnot geplagten Lesern einen Tipp geben, wie Sie als Partei- und Fraktionsvize im Bund und als SPD-Landesvorsitzender Zeit zum Laufen finden?

 

Das geht nur, wenn man mit seinen Büros vereinbart, dass Laufen fest im Terminkalender untergebracht wird. Inzwischen habe ich auch für jede Tageszeit meine Laufstrecke gefunden. Das ist gar nicht so einfach.  

 

Hamburg oder Berlin wo laufen Sie lieber?

 

Am liebsten laufe ich in Altona an der Elbe oder im Volkspark. In Berlin laufe ich im Volkspark Friedrichshain. Im Tiergarten, wo ja viele laufen, war ich bisher nur im Winter. Ich weiß nicht, ob ich Lust habe, da zu laufen, wenn alle grillen.  

 

Welche Möglichkeiten sehen Sie, in bildungsfernen Schichten mehr für gesunde Bewegung zu werben?

 

Ich glaube, es wäre gut, wenn die Schulen sehr früh anfangen würden, die Begeisterung für den Sport zu wecken ich sage das als jemand, bei dem das damals nicht geklappt hat. Dazu gehört, dass man möglichst viele Dinge für sich ausprobieren kann, damit man später nicht vor der Hürde steht, das von Grund auf lernen zu müssen. Das gilt übrigens für das Ernährungsverhalten genauso. Man muss Gelegenheiten schaffen, dass Menschen entdecken können, wie viel Spaß ein gesundes Leben machen kann.  

 

Wie ist es um die Fitness der Politiker bestellt?

 

Es werden zunehmend mehr, die darauf achten. Das ist wohl auch eine Generationsfrage. Es gibt im Deutschen Bundestag auch eine Sportgruppe, an der viele teilnehmen. Mittlerweile gibt es sogar ein Laufband im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus.  

 

Wie schaffen Sie es, sich gesund zu ernähren?

 

Das ist am schwierigsten. Es gibt Wochen, da ernährt man sich nur von belegten Brötchen und das ist bestimmt falsch. Dann muss man halt in der nächsten Woche gegensteuern.  

 

Zum Schluss eine politische Frage: Erfüllt es Sie mit Genugtuung zu sehen, dass wichtige arbeitsmarktpolitsche Instrumente, die Sie als zuständiger Minister maßgeblich eingeführt haben, auch von der neuen Regierung übernommen wurden? Ich denke da vor allem an die Kurzarbeit und den Mindestlohn.

 

Es zeigt sich, dass es richtig war, auf die Kurzarbeit zu setzen und sie auszubauen, denn so hat die Krise den Arbeitsmarkt weniger stark getroffen. Ich bin aber besorgt, dass dies möglicherweise nicht bis zum Ende der Krise durchgehalten wird, weil jetzt die Ideologen wieder überhand gewinnen. Es ist auch wichtig, dass der Durchbruch beim Mindestlohn geschafft ist aber der ist natürlich nicht gesichert. Die Diskussion wird noch hin und her gehen. Entscheidend ist aber doch die Einsicht, dass unsere Gesellschaft auf Arbeit aufgebaut ist. Das bedeutet, dass man die Arbeit schätzen muss und die, die arbeiten. Diese Einsicht verträgt sich nicht mit jeder politischen Haltung, die derzeit in der Regierung vertreten ist.

 

 

Das Interview führte Dr. Frank Hofmann.

 

Sie finden das Interview auch auf der Homepage von Runner's World.