sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, liebe Malu,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
sehr geehrte Frau Landrätin,
verehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrter Herr Steutel,
meine Damen und Herren,
vor allem aber liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Boehringer Ingelheim,
es gibt Unternehmen, die sind zum Synonym geworden für die Orte, an denen sie produzieren. Bei VW denkt wohl jeder sofort an Wolfsburg, bei BASF an Ludwigshafen und bei Boehringer natürlich an Ingelheim. So fest etabliert, so erfolgreich ist diese 138-jährige Symbiose zwischen Unternehmen und Ort, dass Boehringer Ingelheim seine Heimatstadt sogar im Firmennamen trägt.
Damit bin ich bei dem, was wir heute feiern. Wir feiern Boehringer Ingelheims Bekenntnis zu Deutschland als Pharma- und Chemiestandort mit Tradition und Zukunft. Dafür stehen die Investitionen im Plural, die Sie hier in Deutschland tätigen. Sie haben die Einweihung des Biological Development Center in Biberach vergangene Woche schon erwähnt. Es steht für Boehringers Exzellenz im Bereich der Biotechnologie. Dazu auch von mir herzlichen Glückwunsch!
Heute, nur wenige Tage später, legen wir den Grundstein für die erfolgreiche Zukunft des Pharmastandorts Ingelheim. Sie haben sich bewusst entschieden, hier auch künftig chemische Wirkstoffe für Ihre Pharmazeutika selbst zu entwickeln und herzustellen. Das sichert Ihrem Unternehmen einen Innovationsvorsprung. Das ist gut für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die hier schon in drei Jahren arbeiten werden, und das ist gut für Deutschland.
Der Krieg in der Ukraine, die Pandemie, die damit zusammenhängenden Probleme in den weltweiten Lieferketten haben uns doch eines gezeigt: Bei bestimmten kritischen Produkten dürfen wir nicht abhängig sein von nur einem oder zwei Lieferanten. Das gilt natürlich ganz besonders für Produkte wie Ihre, die Krankheiten heilen oder Symptome lindern. Deshalb sendet die Chemical Innovation Plant, die hier in Ingelheim entsteht, so ein wichtiges Signal. Deshalb war es mir auch wichtig, hier zu sein.
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, sehr geehrter Herr von Baumbach, wenn Sie ein investitionsfreundliches Umfeld hier in Deutschland einfordern. Malu Dreyer hat schon gesagt, wie viel das Land Rheinland-Pfalz dafür tut: durch Innovationen und Forschung, durch die Vernetzung von Hochschulen und Unternehmen und durch eine kluge Standortpolitik. Dass sich das auszahlt im wahrsten Sinne des Wortes , das kann man nicht nur „An der Goldgrube“ in Mainz sehen, sondern seit Langem auch hier, bei Boehringer Ingelheim.
Auch der Bund trägt seinen Teil zu solchen Erfolgsgeschichten made in Germany bei. Für die chemische Industrie geht es vor allem um Energiesicherheit und eine bezahlbare Energieversorgung. Darüber haben Malu Dreyer und ich erst im Februar mit den hier am Chemiestandort Rheinland-Pfalz ansässigen Unternehmen gesprochen. Auch Sabine Nikolaus von Boehringer war dabei. Die Zusage, die ich hier im Februar gegeben habe, gilt: Ja, wir werden bis 2045 klimaneutral, so wie unsere Nachbarn, so wie zahlreiche andere Länder weltweit, und zugleich bleibt Deutschland ein führendes Industrieland. Da gibt es kein Entweder-oder.
Deshalb haben wir in den vergangenen Monaten in Windeseile eine völlig neue Importinfrastruktur für Flüssiggas aufgebaut. Die Energiepreise sind seitdem deutlich gefallen. Deshalb haben wir unnötige Bürokratie abgebaut, neue Flächenziele für erneuerbare Energien festgeschrieben und Genehmigungsverfahren massiv beschleunigt. Deutschland nimmt Fahrt auf, und das kann jeder sehen, der im Land unterwegs ist und sich anschaut, wo gerade überall investiert wird.
Ich weiß, Boehringer Ingelheim ist in Sachen Energie schon einige Schritte weiter als manch anderes Unternehmen. Seit Oktober 2021 kommt der Strom an Ihren deutschen Standorten ganz überwiegend aus erneuerbaren Energien, und mit dem neuen Biomasse-Heizkraftwerk, das Anfang 2024 hier ans Netz gehen soll, werden Sie in Ingelheim praktisch zum klimaneutralen Selbstversorger. Das ist beispielhaft. Das gibt Zuversicht, denn es zeigt: Es geht! Klimaneutral zu werden und ein erfolgreiches Industrieland zu bleiben – das ist möglich!
Uns eint das Ziel, dass wichtige Medikamente und ihre Vorprodukte auch künftig hier in Deutschland und Europa hergestellt werden. Deshalb haben wir Mitte April ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Anreize für die Produktion versorgungskritischer Arzneimittel in Deutschland und Europa bietet. Was aber mindestens genauso wichtig ist: Wir wollen, dass Deutschland und Europa führende Standorte auch für Spitzenforschung und Entwicklung bleiben. Das ist entscheidend für ein Unternehmen wie Ihres, das beeindruckend viele Milliarden Euro pro Jahr in Forschung und Entwicklung investiert, und das ist entscheidend für Arbeitsplätze in unserem Land, für unsere Wettbewerbsfähigkeit und für gute Medizin.
Dazu schaffen wir ein attraktives Umfeld in Deutschland. Die Bundesregierung hat bereits eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren auf den Weg gebracht. Darüber hinaus prüfen wir gerade ganz konkret, wie wir die Geschwindigkeit und Kosteneffizienz bei klinischen Studien weiter verbessern können. Der Gesundheitsminister arbeitet zudem an einem Gesetz, das forschenden Unternehmen wie Ihrem die Nutzung von anonymisierten Gesundheitsdaten erleichtert. Schließlich retten Ihre Produkte im besten Fall Menschenleben, und entsprechend schnell müssen Sie bei der Forschung vorankommen, in unser aller Interesse.
Ja, wir werden uns selbstverständlich auch die Auswirkungen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes genau anschauen. Die Pharmaindustrie hat hier einen großen Beitrag zur Stabilität der Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen geleistet. Mir ist wichtig, dass die pharmazeutische Industrie auch in Zukunft voller Überzeugung am Standort Deutschland festhält und weiter investiert.
Auch die Europäische Kommission sieht die Bedeutung der Pharmaindustrie. Sie hat vor wenigen Tagen ein neues Pharmapaket vorgestellt. Ziel soll sein, den Zugang zu Arzneimitteln innerhalb der EU zu verbessern und Zulassungsverfahren zu vereinfachen. Wir werden in den anstehenden Beratungen darauf achten das haben wir auch in unseren Gesprächen schon gesagt , dass sich Forschung und Investitionen für Unternehmen wie Ihres auch in Zukunft lohnen. Ja, das heißt auch, geistiges Eigentum zu schützen. Denn nur dann wird auch in Zukunft im Sinne der Patientinnen und Patienten hier in Europa geforscht.
Meine Damen und Herren, „Wird das alles gut ausgehen?“, werde ich oft gefragt, wenn ich in diesen Tagen mit Bürgerinnen und Bürgern im Land spreche – mit dem Krieg in der Ukraine, mit der Energiewende, mit all den Veränderungen, die wir erleben. Meine Antwort lautet dann immer: Das kann und das wird gut ausgehen, weil wir ein starkes Land sind, mit Bürgerinnen und Bürgern, die anpacken, und mit innovativen Unternehmen wie Ihrem, weil wir uns klare Ziele gesetzt haben, weil wir Blockaden lösen und jetzt Milliarden in die Zukunft investieren und weil wir an einem Strang ziehen Unternehmen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Bund, Länder, Städte und Gemeinden. Wenn ich das künftig wieder einmal sage, dann werde ich an Ingelheim denken, daran, dass die Zeichen hier so wie an vielen anderen Orten in Deutschland auf Aufbruch stehen und wie gut das ist für unser Land.
Schönen Dank!