arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Detail

Symbolbild: Olaf Scholz
Photothek
13.12.2022 | Kiel

Rede anlässlich der Taufe von zwei U-Booten von Thyssenkrupp Marine Systems

Sehr geehrter Herr Premierminister Lee,

sehr geehrte Frau Lee,

sehr geehrter Herr Burkhard,

sehr geehrter Herr Ministerpräsident Günther,

sehr geehrte Herren Admiräle,

meine Damen und Herren,

unter deutschen Seeleuten gibt es das Sprichwort: „Nicht der Wind, sondern die Segel bestimmen den Kurs.“ Das zeigt, dass wir beide unsere Segel in eine ähnliche Richtung ausrichten: Denn nur wenige Woche nach meinem Besuch in Singapur, lieber Herr Premierminister, sind Sie jetzt nach Deutschland gekommen, was ganz klar den Wunsch zeigt, unsere Partnerschaft zu vertiefen.

Wieder, wie auch bei meinem Besuch im November und bei unseren Treffen davor, konnte ich mich bei unserem Gespräch davon überzeugen, dass unsere beiden Länder noch viel miteinander vorhaben ¬– und das langfristig, geht es uns doch um bilaterale Beziehungen in allen relevanten Zukunftsfragen, seien es Sicherheitspolitik, Klimaschutz oder Innovation: Uns verbinden wirtschaftliche und geopolitische Interessen. Gemeinsam arbeiten wir an der Transition hin zu erneuerbaren Energien.

Auch Ihre Region, der Indo-Pazifik, steht vor enormen Herausforderungen durch den Klimawandel. Unsere Länder teilen die Überzeugung, dass Handel und Wettbewerb Quellen des Wohlstands sind. So habe ich Singapur in der Vergangenheit erlebt, und so erlebe ich Ihre Delegation beim Besuch hier in Kiel: offen für den Austausch und neue Ideen, mit einem großen Interesse an weltweiter Vernetzung genauso wie für die regelbasierte internationale Ordnung.

Denn auch das zeigt diese Taufe von zwei U-Booten für die Marine Singapurs ganz bildlich: Singapur ist ein wichtiger strategischer Partner für Deutschlands Sicherheitspolitik.

Zusätzlich zu unserer intensiven Rüstungskooperation haben wir im vergangenen Jahr durch die Fahrt der Fregatte Bayern und in diesem Jahr durch die Entsendung von sechs Eurofightern die Bedeutung der Region weiter unterstrichen. Singapur ist dabei zentraler Partner – und bei der Verlegung immer auch unerlässliche logistische Drehscheibe.

Meine Damen und Herren, wir befinden uns an er Ostsee. Was für ein Anblick könnte wohl mehr verdeutlichen, wie wichtig die Freiheit der Meere ist. Dass Lieferketten ganz wesentlich auch auf offene Seewege und Handelsrouten angewiesen sind, wissen auch Sie: Mit der Straße von Singapur liegt schließlich einer der bedeutendsten Seewege direkt vor der Haustür. Dass die Freiheit der Seewege aufrechterhalten und internationales Recht eingehalten werden müssen, das muss man Ländern mit bedeutenden Häfen nicht erklären.

Diversifizierung der Handelsbeziehungen und der Lieferketten, so lautet das Gebot der Stunde, und nicht De-Globalisierung und De-Coupling. Das sind gefährliche und sehr teure Irrwege. Sicherheit und Stabilität auch im Indo-Pazifik sorgen dafür, dass die internationale Ordnung insgesamt aufrechterhalten werden kann. Sie sind ein Schutz gegen Imperialismus und Kriegstreiberei. Russlands Krieg gegen die Ukraine ist ein Frontalangriff auf diese internationale Ordnung.

Lieber Premierminister Lee, Deutschland ist Ihnen sehr dankbar für die klare Unterstützung und die Solidarität Singapurs mit der Ukraine. Gemeinsam mit uns und anderen Partnern verurteilen Sie den russischen Angriffskrieg und weisen falsche russische Narrative zurück. Auch beim G20-Gipfel in Bali haben wir das deutliche Signal gemeinsam gesendet. Singapurs humanitäre Unterstützung für die Ukraine ist bedeutend. Außerdem leistet Singapur einen wichtigen Beitrag durch seine Entscheidung zu Sanktionen. Wir sind froh, in Singapur einen starken Partner bei der Verteidigung der regelbasierten internationalen Ordnung zu haben.

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat uns schmerzlich vor Augen geführt, dass die maritime Wirtschaft nicht nur die Grundlage unserer globalen Handelsketten und damit unseres Wohlstands ist. Sie ist auch für unsere Sicherheit und die Verteidigung von großer Bedeutung. Dazu gehört auch die Schiffbauindustrie, was uns dieser Tag nochmal deutlich zeigt.

Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Industrielandschaft. Als ehemaliger Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg weiß ich das nur zu gut. Wir können stolz darauf sein, dass deutsche Unternehmen wie Thyssenkrupp Marine Systems führend in der Konstruktion von U-Booten sind.

Jedes dieser U-Boote, Sie erwähnten es gerade, lieber Herr Burkhard, ist eine Einzelanfertigung mit viel Handarbeit und höchster Präzision. Das ist ein deutliches Signal: Deutschland übernimmt Verantwortung für die Sicherheit unserer Partner, man kann sich auf uns verlassen.

Ich freue mich deshalb auch außerordentlich, dass Thyssenkrupp Marine Systems seine Fertigung in Deutschland ausbauen und ab 2024 auch am Standort Wismar in die Produktion einsteigen wird. Dies ist ein gutes Signal für den Schiffbaustandort Deutschland und zeigt, dass wir weiterhin wettbewerbsfähig sind. Es ist auch ein lebendiges Zeichen der Zeitenwende, die wir erleben.

Meine Damen und Herren, der Wind ist rau, verschiedene Krisen treffen aufeinander, und die Bevölkerung unserer beiden Länder beschäftigt neben Russlands Krieg auch die hohe Inflation und die hohen Preise für Energie.

Aber erinnern wir uns hier in Kiel an eine Weisheit der Seeleute. Nicht der Wind bestimmt und auch nicht die Strömung. Sondern wir.

Schönen Dank.