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21.03.2015

Rede bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds; Nominierung Hamburgs als Austragungsort für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024

Rede bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds; Nominierung Hamburgs als Austragungsort für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024

 

Sehr geehrter Herr Hörmann,
sehr geehrter Herr Bundesminister, lieber Thomas,
sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister, lieber Michael,
verehrte Mitglieder des Deutschen Olympischen Sportbundes und
meine sehr geehrten Damen und Herren,

in der Paulskirche zu sprechen heißt, über Deutschland zu sprechen. Das gilt auch heute. Denn heute geht es um Olympische und Paralympische Spiele. Und internationale Sportereignisse wie diese sind generell große Bühnen, auf denen sich ein Land darstellt.

Es waren die Olympischen Spiele 1972, bei denen die Welt das demokratische, liberale und moderne Deutschland kennengelernt hat - ein großes Ereignis, an das wir uns alle noch erinnern. Es waren die WM 2006 und ihr Sommermärchen, durch die Deutschland zu einem gelassenen Patriotismus gefunden hat, in dem die Begeisterung über Leistungen des eigenen Landes niemanden mehr ausgrenzt. Damals haben alle in Deutschland zwanglos schwarz-rot-gold getragen, und unser Land hat dadurch weltweit an Beliebtheit gewonnen.

Olympische Spiele 2024 wären nun erneut die Chance, den nächsten Schritt zu tun. Das wären Spiele in Europa, in Deutschland, in einer weltoffenen Metropole. Hier kann sich die offene Gesellschaft unseres bunten und vielfältigen Landes der Welt präsentieren.
Olympische Spiele in einer Demokratie und einer offenen Gesellschaft sind auch ein Signal für die olympische Bewegung. Wir leben - jeder weiß das - in sehr unruhigen Zeiten, in denen nicht wenige beginnen, zu glauben, dass offene Gesellschaften an ihre Grenzen stoßen und autoritäre Regime besser in der Lage sind, Wohlstand und Sicherheit zu gewährleisten.

Wir können und wir werden der Welt 2024 das Gegenteil beweisen. Wie Barcelona 1992 oder wie London 2012 werden wir zeigen, dass marktwirtschaftliche Demokratien, föderal vielfältige Nationen und liberale offene Gesellschaften in dieser Welt nach wie vor ein einzigartiges Modell des Humanismus und der Menschlichkeit sind.

Die olympische Idee ist in ihrem Kern diesen universellen Ideen zutiefst verbunden. Es kann doch nicht sein, dass sich ausgerechnet die Nationen, die diese Traditionen ideengeschichtlich am allermeisten vertreten und sie entwickelt haben, sich heute nicht mehr zutrauen wollen, diese Ideale zu leben und ihnen eine weltweite Bühne zu bieten.

Und es kann auch nicht sein, dass wir alle begeistert Olympische Spiele schauen und uns dann nicht zutrauen, sie in unserem eigenen Land zu organisieren. Es kann doch nicht sein, dass manche von uns Tickets bestellen und Schiffsreisen buchen, damit sie Olympische Spiele vor Ort verfolgen können, dass viele von uns danach streben, an ihnen als Athleten begeistert teilnehmen zu können, und wir uns dann nicht zutrauen, solche Spiele im eigenen Land zu organisieren. Wir können das, und wir werden das in Europa leisten.

Der Sport hat auch ohnehin eine ganz besondere Bedeutung. Er zeigt, dass etwas möglich ist, dass wir in unserem Leben etwas erreichen können, wenn wir das wollen. Das gilt ganz unabhängig davon, was wir von zu Hause mitbringen, aus was für einem Elternhaus wir kommen, ob wir vom Lande kommen oder aus einer großen Stadt, ob wir Eltern haben, die in einer Fabrik arbeiten oder Kinder des Fabrikanten sind. Immer ist es so, dass der Sport etwas ist, das man aus eigener Kraft, aus eigener Leistung und eigener Anstrengung zustande bringen muss.

Und es ist etwas ganz besonderes, aber in der Welt und sein wir ehrlich: auch in unserem Land nicht selbstverständlich, dass Bürgerinnen und Bürger aus unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen immer wieder neu zusammenkommen und eine gemeinsame Sache machen, dass sie sich miteinander messen, dass sie sich kennenlernen, über das gleiche miteinander sprechen. Das ist aber beim Sport der Fall. Da findet eine Verbindung, eine Gemeinschaftsleistung, ein Miteinander statt, das in unserer Gesellschaft, die immer unterschiedlicher wird, gar nicht mehr so selbstverständlich ist. Und deshalb bin ich sehr froh, dass wir im Sport etwas haben, wo man zeigen kann, was man zu leisten im Stande ist, ganz unabhängig von der eigenen Herkunft. Wo man zeigen kann, dass sich Anstrengung und Mühe lohnen, auch bei Olympischen und Paralympischen Spielen. Wo man zeigt, dass man sich an Regeln hält, wo man das Miteinander lernt, wo man all das versteht, was für unsere Gesellschaft von zentraler Bedeutung ist, damit sie als Einheit überhaupt funktionieren kann.

Und deshalb ist der Sport nicht eine Sache, die man eben macht oder die nur eine schöne Nebensache ist. Nein, der Sport ist etwas, das weit über uns selbst hinausgeht, etwas, das unsere Gesellschaft verbindet, Sport vermittelt einen gemeinsamen Geist und ein gemeinsames Ideal. Deshalb wollen wir, dass Olympische Spiele in unserem Lande stattfinden.

Darin liegt ganz unabhängig von der unbändigen Freude an der Bewegung und der Gemeinsamkeit die Kraft des Sports, die ihn auch zu einer gesellschaftlichen und globalen Größe macht.

Und natürlich ist es für uns in Hamburg eine große Ehre, dass wir uns gemeinsam mit dem deutschen Sport und der Bundesrepublik Deutschland bewerben dürfen, dass unser Land, unsere offene Gesellschaft die sportliche Bühne für dieses Ereignis bietet.

Hamburg lebt diese Ideale schon seit Jahrhunderten. Hamburg ist eine alte Stadtrepublik, eine Hafenstadt, die sich schon immer mit der Welt verbunden fühlte. Wir verstehen uns als Tor zur Welt, aber wir wollen auch das Tor der Welt nach Deutschland sein.

Und deshalb wollen wir olympische Spiele mit dem Maß einer offenen Gesellschaft bauen, und aus der Kraft bürgerlichen Miteinanders, das zumindest in unserer Stadt eine so lange Tradition hat.

Hamburg ist immer auch eine Idee bürgerlicher Kraft gewesen nicht basierend auf den Wünschen und Idealen eines Herrschers, sondern gemeinschaftlich und republikanisch entwickelt von ihren Bürgerinnen und Bürgern, mit Leidenschaft und Augenmaß. Und ich habe bereits erwähnt: Im Zentrum liegt seit Jahrhunderten der Hafen. Und er wird dort bleiben. Übrigens ist es eine große Besonderheit der Hafenstadt Hamburg, dass der Hafen wirklich im Zentrum liegt und nicht längst in die Randbereiche verlagert wurde, weit weg von der eigentlichen Stadt. Wenn man mitten in der Stadt am Nordufer der Elbe steht, kann man im Süden den Hafen sehen.

Dass wir nun mitten in dieser Stadt im Jahr 2017 eines der bedeutendsten Konzerthäuser der Welt bekommen werden das dann auch fertig sein wird ist bemerkenswert. Wir werden uns der ganzen Welt zeigen ungeplant aber vielleicht nicht ganz unpraktisch genau zu Beginn des Jahres, in dem eine Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees über die Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele im Jahr 2024 stattfindet. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen am Jahresanfang dieses Entscheidungsjahres. Auf jeden Fall wird die Eröffnung der Elbphilharmonie, unmittelbar neben dem Olympia-Gelände im Hafen, ein international und weltweit bemerktes Ereignis.

Und dass wir sieben Jahre später ebenfalls hier, mitten in der Stadt, mitten im Hafen olympische Spiele veranstalten wollen, zeigt, wie stark die Kraft des Wandels ist. Wir gemeinsam nicht nur wir in Hamburg, sondern wir alle zusammen, auch der deutsche Sport sind in der Lage, diese Kräfte aufzunehmen und aus ihnen etwas zu machen. Wenn uns das gelingt, und ich habe keinen Zweifel, dann werden wir sehr kompakte, im Zentrum der Stadt gelegene Olympische Spiele veranstalten. Das ist ein Ziel, das wir gemeinsam erreichen können, wenn wir uns anstrengen.

Wir versprechen der Welt Spiele einer offenen, einer demokratischen Gesellschaft mit all der Gelassenheit und Begeisterung, Solidität und Inspiration, die es dafür braucht. Und das wollen wir gemeinsam bewerkstelligen.

Schönen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.