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15.04.2013

São Paulo: Hamburgs Hafen als Partner für Lateinamerika

São Paulo: Hamburgs Hafen als Partner für Lateinamerika

 

Sehr geehrter Herr Dr. Gast, 

Sehr geehrter Herr Generalkonsul von Kummer, 

Sehr geehrte Damen und Herren,  

 

Häfen sind Bewegung. Schiffe legen an und wieder ab, Reisende und Seeleute kommen und gehen, Waren strömen hinein und hinaus. Häfen haben einen Rhythmus, ein Herz, das 24 Stunden am Tag schlägt, 365 Tage im Jahr, und sie verbinden ihre Stadt mit der Welt. Häfen sind Orte der Sehnsucht und der Hoffnung: Jede Stadt, die einen Hafen hat, besitzt dieses besondere Flair. Sie holt die Welt zu sich und sie blickt hinaus in die Welt. 

 

Hamburg und Santos im Bundesstaat São Paulo sind beides Städte mit einem großen Hafen und einer damit eng verknüpften wirtschaftlichen Dynamik. Wir haben ähnliche Aufgaben: Wir arbeiten am Ausbau unserer Häfen, und Santos ist auf dem besten Weg, der größte Containerhafen Lateinamerikas zu werden. 

 

Weltweit organisieren sich Regionen, um den gemeinsamen Wirtschaftsraum und Arbeitsmarkt zu entwickeln. Die Metropolregion Hamburg ist eine davon. Sie ist Teil eines Europas mit mehr als 500 Millionen Einwohnern und 220 Millionen Arbeitskräften. 

 

Unser Ziel ist es, international sichtbar zu sein und unsere Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze zu sichern. Alles spricht dafür, dass die internationale Arbeitsteilung und der Welthandel weiter zunehmen werden, mit hoffentlich weniger Störungen als in den vergangenen Krisenjahren. Wir setzen alles daran, den Hafenstandort Hamburg als Wirtschaftsmotor der Metropolregion zu erhalten und weiterzuentwickeln. Dafür müssen wir verstehen, was in der Welt geschieht, und dafür brauchen wir starke Partner.

 

Unsere beiden Städte Hamburg und São Paulo haben gute Verbindungen. Damit meine ich nicht nur den Weg der Waren von Hafen zu Hafen. Hier in São Paulo leben und arbeiten überdurch-schnittlich viele Deutsche. São Paulo ist der größte Industriestandort deutscher Unternehmen außerhalb Deutschlands. 

 

Mehr als 560 Hamburger Unternehmen sind in Brasilien aktiv, davon 144 mit eigener Vertretung vor Ort. Und ganz Brasilien ist ein wichtiger Kunde des Hamburger Hafens und darüber hinaus für die nordeuropäischen Seehäfen. 80 Prozent des europäischen Containerverkehrs mit Brasilien werden über diese Nordrange wie wir es nennen abgewickelt. Der Wert der Ein- und Ausfuhren Brasiliens allein in Hamburg lag im Jahr 2011 bei zwei Milliarden Euro. Mit einem See-Containerumschlag in Höhe von 188.000 TEU lag das Land im Jahr 2010 auf Platz 9 der wichtigsten Handelspartner des Hamburger Hafens. 

 

Meine Damen und Herren, 

der Hamburger Hafen hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark entwickelt. Er ist ein Anker des deutschen Welthandels und Arbeitgeber von mehr 150.000 Beschäftigten in der Region. Jeder zehnte Hamburger arbeitet im oder für den Hafen. Gemeinsam mit den umliegenden kleineren Häfen sind wir der größte Arbeitgeber Norddeutschlands und unverzichtbar für die wirtschaftliche Entwicklung vieler weiterer Länder, die über Hamburg als Knotenpunkt Handel treiben. 

 

Hamburgs Hafen ist nach Rotterdam der zweitgrößte Europas und 2012 im weltweiten Ranking von Platz 15 auf Platz 14 aufgestiegen. Wir sind heute die Schnittstelle zwischen den spannendsten Wachstumsmärkten. Mit rund 11.000 Logistikunternehmen in der Metropolregion, darunter eine große Anzahl Global Player, sind wir der wichtigste Logistikstandort in Nordeuropa. 

 

Aus vielen Gründen wächst der Umschlag am Hamburger Hafen seit Jahren nahezu ungebrochen und hat sich seit der Jahrtausend-wende verdoppelt. Mit Ausnahme von Asien hat der Containerverkehr des Hamburger Hafens im vergangenen Jahr mit allen anderen Kontinenten zugenommen. Auch der Containerverkehr mit der Westküste Lateinamerikas hat sich mit einem Plus von fast neun Prozent gut entwickelt auf aktuell 120.000 Standardcontainereinheiten, kurz TEU.

 

Wie ist unser Hafen zum bedeutendsten Hafen Europas geworden? Schon als Kinder haben wir in der Schule gelernt: Hamburg geht es gut, solange es dem Hafen gut geht. Aus diesem Grund arbeiten wir kontinuierlich daran, den Hamburger Hafen konkurrenzfähig zu halten. 

 

Das Fundament, auf dem sein langfristiger Erfolg beruht, ist stabil. Dazu zählen unsere hervorragende verkehrsgeografische Lage zwischen Nord- und Ostsee, erstklassig verbunden mit den zentral- und osteuropäischen Wirtschaftszentren, die große Wirtschaftskraft der Metropolregion und die hohe Qualität der Hafen- und Verkehrsinfrastruktur. 

 

Die Hamburger Hafenpolitik richtet sich dabei an langfristigen Trends aus und lässt sich nicht von kurzfristigen Konjunkturschwankungen oder gar Quartalszahlen beirren. Wir sind die Nummer zwei unter den europäischen Containerhäfen. Und damit das so bleibt, erhalten wir unsere Wasser- und Landwege und bauen sie weiter aus.

 

Hamburg hat eine gesunde wirtschaftliche Basis. Industrie, Handel, Dienstleistungen, Medien und natürlich der Hafen sind Stabilitätsanker realer Wertschöpfung. So sind Stadt und Region vergleichsweise unbeschadet durch kleinere und größere Krisen gekommen. Hamburg ist vor allem ein bedeutender Industriestandort, sogar einer der größten in Europa. 

 

Gleichzeitig wächst der tertiäre Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen durch die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie. Und Hamburg setzt auf Innovation. Vor einigen Jahren haben Hamburger Unternehmen, Hochschulen, Verbände und Senat gemeinsam die Innovations-Allianz Hamburg ins Leben gerufen. Diese Allianz vernetzt diese Partner in verschiedenen Zukunftsfeldern. 

 

Dazu zählen neben den Materialwissenschaften, der Laser- und Nanotechnologie auch Meerestechnik, private, öffentliche und gewerbliche Mobilität und Logistik. Hamburg ist aber vor allem ein Luftfahrtstandort ersten Ranges und steht gleichzeitig an der Spitze bei Gewinnung und Anwendung erneuerbarer Energie, etwa mit Brennstoffzellen- und Windenergie-Technik. Hamburg nennt sich Deutschlands Windkraft-Hauptstadt und wir sind stolz darauf, Vorreiter der Energiewende zu sein. 

 

Die dynamische Entwicklung unserer Zeit  passiert nicht in abgeschiedenen Hinterzimmern. Wir wissen, dass wir nur erfolgreich sind, wenn wir in die Welt hinausschauen, von anderen lernen und Partner suchen. 

 

Hafenstädten ist diese Haltung sozusagen von Geburt an eigen, und gerade zu Lateinamerika pflegt Hamburg eine besonders lange und enge Beziehung. Die Verbindungen aus der Schifffahrt gehen mindestens zurück bis ins Jahr 1871. Damals wurde die Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft in der Hansestadt gegründet. 

 

Seit mehr als 150 Jahren vernetzen sich Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über den Atlantik hinweg: Die diplomatischen Beziehungen mit Staaten Lateinamerikas gehören zu den ältesten der Hansestadt Hamburg. 

 

2002 hat Hamburg die Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage ausgerichtet, und wir freuen uns, im Jahr 2014 wieder Gastgeber zu sein, denn für Hamburg ist Lateinamerika heute ein unverzichtbarer Handelspartner. Das zeigt das Volumen der Ein- und Ausfuhren: Ihr Wert betrug 2010 insgesamt fast sechs Milliarden Euro. 

 

Seit vielen Jahren unterstützt der Lateinamerika-Verein mit Sitz in Hamburg als branchen-übergreifendes Netzwerk von Unternehmen aus ganz Deutschland deutsche Firmen beim Auf- und Ausbau ihrer Geschäftstätigkeit im südlichen Amerika, und 2011 hat in Hamburg die EU-Lateinamerika-Karibik-Stiftung ihre Arbeit aufgenommen. Ihr gehören die 33 Staaten Lateinamerikas und der Karibik und 27 Mitglieder der europäischen Gemeinschaft an. Im Herbst findet das EU-LAC-Forum statt mit hochkarätigen Gästen aus ganz Lateinamerika. Sie befindet sich derzeit auf dem Wege, eine internationale Organisation zu werden. 

 

Zusammenarbeit und Austausch findet natürlich auch auf wissenschaftlicher Ebene statt. Hamburg ist Sitz eines renommierten Forschungs- und Beratungsinstituts zu Lateinamerika. Das German Institute on Global and Area Studies GIGA unterhält enge Beziehungen mit dem brasilianischen Think Tank und der Hochschule Fundacao Getulio Vargas, dessen Präsident Carlos Ivan Simonsen Leal im Mai 2011 zu Besuch in Hamburg war. 

 

Daneben bestehen Kooperationsverträge mit zwei weiteren Universitäten in Rio. Die Technische Universität Harburg arbeitet an einem Kooperationsabkommen mit der brasilianischen Elite-Universität für Luft- und Raumfahrttechnik ITA in São José dos Campos. 

 

Die Universität Hamburg hat ein eigenes Lateinamerika-Zentrum und damit zahlreiche Spezialisten für die Region. Mit der Politik der Internationalisierung gerade hier in Brasilien ergeben sich Perspektiven für eine wachsende Zahl junger Leute aus dieser Region, einen Teil  ihrer Ausbildung in Hamburg zu absolvieren. Und nicht zuletzt das Alumni-Netzwerk der Universität bringt Studierende und Ehemalige der Hochschulen unterschiedlicher Ländern und Regionen zusammen und bemüht sich derzeit auch hier in São Paulo, eine Gruppe Ehemaliger zu etablieren. Die Ausbildung junger Leute und engagierte Forschung sind unverzichtbar, um die Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten.

 

Genau das ist unsere Aufgabe als Verantwortliche: die Zukunft gestalten. Zukunft wird getragen von Hoffnung, und aus Hoffnung entsteht die Dynamik, die wir brauchen. 

 

Die Hafenstadt, die Ankunftsstadt Hamburg ist eine Stadt der Hoffnung, und wir tun alles dafür, diese Hoffnungen nicht zu enttäuschen. Dazu gehört, dass wir uns gemeinsam über das freuen, was wir geschafft haben zum Beispiel beim jährlichen Hafengeburtstag, den wir dieses Jahr gleich vier Tage feiern und zu dem wir geschätzte anderthalb Millionen Besucher erwarten.

 

Meine Damen und Herren, 

ich würde mich freuen, Sie bei unserem Hafenfest in diesem oder einem der kommenden Jahre bei uns willkommen zu heißen. Sie werden erleben, wie während dieser Tage das Herz unserer Stadt, das Herz des Hafens noch ein wenig schneller schlägt als Partner für Lateinamerika und als Partner der Welt. 

 

Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.