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27.05.2013

Senatsempfang zum Mittelstandstag

 

Sehr geehrter Herr Bartmann,

sehr geehrter Herr Stemmann,

sehr geehrte Frau Mascher,

meine Damen und Herren,


drei Punkte hat Deutschland beim ESC von Spanien erhalten. Mehr gab es nur von Israel und Österreich.

 

Wenn jetzt die meisten von Ihnen gleich wissen, wovon ich rede, beruhigt mich das sehr. Denn es zeigt, dass das allgemein befürchtete und beklagte Zerfasern unserer Medienkultur noch nicht so weit gediehen ist, dass die wirklich die Nation bewegenden Ereignisse nicht mehr kollektiv wahrgenommen würden.

 

Aber dergleichen wird morgen hier an gleicher Stelle mein Thema sein, beim Mediendialog 2013. Auch heute will ich unter anderem einige Sätze zu Europa sagen. Zunächst einmal begrüße ich Sie sehr herzlich: zum Senatsempfang anlässlich des Tags des Mittelstands 2013 hier im Rathaus.


Als Arbeitgeber erste Wahl? lautet das Thema Ihrer heutigen Veranstaltung. Versehen ist die Überschrift zu Recht mit einem Fragezeichen, das gebietet die Vorsicht und die Bescheidenheit.

 

Denn im Kampf um Talente muss sich jedes mittelständische Unternehmen fragen,  ob es interessant genug ist, um gut ausgebildete Fachkräfte anzuwerben oder solche, die es einmal werden wollen. Hierbei konkurrieren nicht nur Mittelständler untereinander, sondern auch mit Großunternehmen um qualifiziertes Personal. 

 

Diese Konkurrenz wird nicht einfacher und ich glaube, niemand von Ihnen macht sich die Illusion nicht einfacher dadurch, dass Europas Grenzen jetzt noch offener werden. Was ich ohne Einschränkung begrüße! Die beschlossene engere Kooperation zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Spanien auf dem Lehrstellensektor auch wenn es sich, bei Licht betrachtet, um eine relativ unverbindliche Absichtserklärung handelt sie setzt trotzdem ein richtiges Signal, oder sagen wir: eine Positionslaterne.

 

Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in etlichen Ländern Europas, auch der Eurozone, ist mit Worten wie alarmierend oder bedrückend nur sehr unzureichend beschrieben, sie droht perspektivisch das Einigungsprojekt zu gefährden, Europa zu spalten, und noch vor der Frage, was falsch gemacht wurde und von wem, muss die Bereitschaft stehen, den jungen Leuten in Spanien zu helfen, die den Karren jedenfalls nicht in den Sumpf gefahren haben.

 

Wenn, wie es heißt, bis zu 5.000 junge Spanier in Deutschland ausgebildet werden können, bekommt der Begriff Mobilität frische Farbe und die wird Europa gut tun, auch Deutschland und hoffentlich ein wenig Hamburg. Wenn die bewährte duale Berufsausbildung sich auch für zugewanderte Jugendliche bewährt, und vielleicht zu einem Exportartikel wird umso besser.

 

Ich weiß, dass auch viele Hamburger Firmen mehr Auszubildende, und überhaupt mehr guten Nachwuchs suchen als sie auf Anhieb finden. Daran gilt es noch zu arbeiten, denn das Problem lässt sich durch talentierte junge Leute aus wärmeren Gegenden Europas nur vorübergehend abmildern. Lösen müssen wir es gemeinsam dort, wo unser Standort ist.

 

Unser Standort hier ist Hamburg, ist die Metropolregion. Ich glaube, ich habe meine Grundthese schon bei verschiedenen Gelegenheiten angebracht, und tue es gern auch heute: Sie, meine Damen und Herren, werden guten Nachwuchs mit der immer noch größten Wahrscheinlichkeit dort rekrutieren können, wo eine große, eine größer werdende Stadt viele Talente hervorbringt und anzieht. Die man aber auch finden und ausbilden muss!   

 

Übrigens hat Hamburg bereits im Jahr 1960 da war ich noch nicht hier und auch zu jung, um es zu verstehen bereits 1960 mit genau der Strategie die Deutsche Meisterschaft gewonnen.

 

Sie wissen, von welchem mittelständischen Verein ich rede in der Oberliga war er das und meine sporthistorische Abteilung weiß zu berichten: Da kamen Jungs aus Barmbek, Wilhelmsburg, Harburg, Langenhorn, einer aus Glinde, auch einer aus Blankenese. Der war eher langsam, aber ein guter Techniker. Nicht alle s-prachen so gut hochdeutsch, dass das Rothenbaum-Publikum s-pontan gesagt hätte: Da s-paziert mein künftiger Schwiegersohn über den Rasen. Bald darauf war aber die Begeisterung (über den HSV) einhellig.

 

 

Meine Damen und Herren,

so einfach läuft es nicht immer, aber ich meine es trotzdem ganz ernst: Wir werden jeder unseren Part leisten müssen, und dem Senat der Stadt Hamburg ist es ernst: mit dem Verbessern der schulischen Ausbildung und der Voraussetzungen, die das braucht: gute Betreuung in Kitas und Ganztagsschulen,  gute Angebote und wenn nötig gutes Nachschieben in Richtung Übergang Schule / Beruf, mit dem Ziel, dass jeder seinen Weg finden und gehen kann und keiner mehr zurückbleibt.

Und das sind dann Ihre Jungs, und Deerns, und wenn sie ihre Chance kriegen, werden sie auch Leistung bringen die gedanklich schnellen ebenso wie die bedächtigeren; die mit gutem Hochdeutsch und die mit Barmbeker Akzent, oder katalanischem. Die sich so anbieten und die, denen die Jugendberufsagentur hilft. Stellen Sie Ihre Jungs und Deerns ein, Sie bereuen es nicht.   

 

Wobei mich die Frage nach dem Akzent wieder auf Europa bringt. Drei Punkte aus Spanien für unseren Song, die verbuchen wir als freundliche Geste und sollte sich jemand verzählt haben de nada. Die Liebe zu Europa geht nicht über Punktwertungen. Viel wichtiger ist, dass zum Beispiel die britische Presse seit einiger Zeit das deutsche Wort Mittelstand in die eigene Sprache integriert hat und dass es immer häufiger bewundernde Kommentare  gibt wie diesen, ich zitiere aus dem Guardian, frei übersetzt:

 

Das erste Merkmal des Mittelstandsethos´, von dem jeder lernen sollte, besteht darin, dass unternehmerisches Handeln ein konstruktives, sozial nützliches Unterfangen sein will. Gewinn zu machen, ist kein Selbstzweck: Jobs zu schaffen, zufriedene Kunden zu haben und exzellente Produkte anzubieten, ist genauso fundamental wichtig.

 

Und zur Berufsausbildung hat der US-amerikanische Präsident Barack Obama in seiner Rede State of the Union ausdrücklich auf Länder wie Deutschland Bezug genommen und sie als nachahmenswerte Beispiele dafür hingestellt, dass sie ihre Schulabgänger mit Fachhochschul- oder Mittlerer Reife (=high school diplóma) auf den Weg zu einem guten Beruf bringen. 

 

Meine Damen und Herren,

ermutigende Worte, die kein Grund zum Ausruhen sind, schon gar nicht für den Senat, denn Hamburg wächst weiter und die Aufgaben bleiben: Hamburg braucht weiterhin mehr Wohnraum und den wird es geben. Das Programm des Senats, jährlich 6.000 Wohnungen zu bauen die auch von Ihren Kunden, Partnern oder Arbeitnehmern benötigt werden ist das richtige und wir werden das Tempo nicht  drosseln.

 

Und was erschlossene und bedarfsgerechte Industrie- und Gewerbeflächen betrifft, so bleibt eine aktive, an der Nachfrage orientierte Gewerbeflächenentwicklung auf der Agenda. Das Arbeitsprogramm des Senats gilt.

 

Zusätzlich zu der Neuausweisung von Flächen werden auch und vor allem Ideen gebraucht. Ich rede, natürlich, von Flächenrecycling, Nutzungsintensivierung, dem Aktivieren von Brachflächen, das alles kennen Sie, auch die Qualifizierung bestehender Gewerbeflächen. Alle sieben Hamburger Bezirke haben inzwischen Gewerbeflächenberichte vorgelegt.

 

Meine These lautet außerdem, dass Baumaßnahmen nicht unbedingt und immer in die Breite und Tiefe gehen müssen. Unter Umständen kann auch im Gewerbe zwei- oder sogar mehrstöckig gebaut und wirtschaftlich gearbeitet werden. Nicht immer und überall, Handwerkerhöfe zum Beispiel zeigen an verschiedenen Orten, wie es geht. 

 

Meine Damen und Herren,

lassen Sie mich aber auf Ihr heutiges engeres Thema zurückkommen. In der Versorgung des Hamburger Mittelstandes mit gut ausgebildeten Beschäftigten sieht der Senat auch weiterhin eine zentrale Aufgabe.

 

Deshalb arbeiten Behörden, Kammern und Verbände weiter an der umfassenden Fachkräftestrategie, die die Aktivitäten bündelt und ein Netzwerk zur noch besseren Abstimmung in Wirtschaft und Verwaltung herstellt.

 

Ein konkretes Beispiel aus dem Masterplan Handwerk, mit dem die Wettbewerbsfähigkeit durch kontinuierliche Weiterbildung gesichert wird, ist das vereinbarte Landesprogramm Qualifizierung im Handwerk. 

 

Etliche einzelne Punkte des Masterplans, ich will nur die Förderung des Handwerks im Zukunftsfeld Elektromobilität nennen, werden für eine weitere positive Entwicklung der Handwerksbetriebe sorgen. Das Gründungsprogramm für Meisterinnen und Meister des Handwerks ist erfolgreich auf den Weg gebracht worden.

 

Der Verband der Freien Berufe, die Kammern und der Senat haben im Januar dieses Jahres ein Bündnis für den Mittelstand geschlossen. Bürokratieabbau, Unternehmensfinanzierung und Mittelstandsförderung, Gewerbeflächen, Internationalisierung und vor allem auch Fachkräftesicherung sind im Fokus. 

 

Zur optimalen Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen braucht Hamburg ein leistungsfähiges, transparentes und maßgeschneidertes Fördersystem. Wir wollen die Wohnungsbaukreditanstalt zu einer Investitions- und Förderbank weiter entwickeln, damit die für Unternehmen interessanten Finanzierungshilfen aus einer Hand angeboten werden, und wir unser Instrumentarium um den Bereich der Darlehensfinanzierung erweitern können.

 

Die Investitionsbank soll zum Beispiel mit einem zinsvergünstigten Hamburg-Kredit einem breiten Spektrum von KMU ein günstiges Kreditangebot machen, das mit Bürgschaften der Bürgschaftsgemeinschaft Hamburg verknüpft werden kann.

 

Meine Damen und Herren,

ich muss nicht bekräftigen, worüber wir uns ohnehin einig sind, aber ich sage es doch erneut gern: Die Stadt Hamburg ist auf einen starken Mittelstand angewiesen.

 

Ihre Unternehmen aus den gewerblichen Branchen, aus dem Handwerk oder aus den Freien Berufen und die dort Beschäftigten bürgen für eine gute wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Hamburgs, für Wohlstand, Wachstum und Beschäftigung in unserer weiterhin großen Stadt. Noch einmal der Guardian:

 

Keine Frage, was das wichtigste Merkmal des ´Modells Mittelstand´ ist   seine Grundhaltung, die nicht auf einer trockenen Wirtschaftstheorie beruht, sondern auf tagtäglicher, praktischer Vernunft. Zitatende. Ich freue mich auf fortgesetzt vernünftige, gute Zusammenarbeit.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.