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22.05.2013

Verleihung der Medaille für treue Arbeit

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

erinnern Sie sich noch? Ende 2010 hat die Bundesregierung die Aussetzung der Wehrpflicht beschlossen, was auch das faktische Ende des Zivildienstes in Deutschland bedeutete damals verbunden mit großen Befürchtungen für die Zukunft zahlloser sozialer Einrichtungen. 

 

An die Stelle des Zivildienstes trat an vielen Stellen das freiwillige soziale Jahr, unter anderem in Krankenhäusern, Kindergärten, Kultur- und Sportvereinen, bei Feuerwehr und Rettungs¬diensten. Die Frage, wie viele junge Leute wohl für monatelange freiwillige Arbeit zu gewinnen sein würden, stellte schlagartig das kollektive soziale Gewissen unserer Gesellschaft auf die Probe. 

 

Und siehe da: Alle Bedenkenträger wurden eines Besseren belehrt. Das sogenannte FSJ ist ein Renner geworden tatsächlich gibt es fast überall lange Wartelisten mit Bewerberinnen und Bewerbern für diese Freiwilligendienste. 

 

Das zeigt: Sie meine Damen und Herren, sind Teil einer wahren Massenbewegung. Etwa 23 Millionen Deutsche engagieren sich freiwillig und ehrenamtlich für andere. 23 Millionen Aktive das sind so viele wie die beiden großen Kirchen in Deutschland jeweils an Mitgliedern haben. 

 

Im Alltag wird diese Massenbewegung, wird jede und jeder Einzelne nicht immer angemessen gewürdigt. Ehrenamt bedeutet eben oft: viel Amt und wenig Ehre. 

Heute soll das anders sein. Denn sich in seiner Freizeit zuverlässig und immer wieder aufs Neue für andere einzusetzen, für eine gute Sache und ohne Bezahlung, das ist aller Ehren wert. 

 

Sie werden heute für Ihr langjähriges freiwilliges Engagement ausgezeichnet: in Stadtteileinrichtungen, in der Suchthilfe, als ehrenamtliche Richterin oder als Rechtsberater, im Sport, bei der Altenbetreuung und an vielen Stellen mehr. Dort haben Sie erfahren, dass man anderen Menschen kaum Wertvolleres schenken kann als Kraft, Aufmerksamkeit und einen Teil der eigenen Lebenszeit. 

 

Einfach ist das nicht immer, wie wir wissen. Gelegentlich stellt sich nämlich die Frage: Lasse ich meine Energie in die richtigen Kanäle fließen? Habe ich den Erfolg, den ich mir ursprünglich erhofft habe? Kurz: Lohnt der ganze Aufwand? 

Ich weiß nicht, wie oft Sie sich diese Fragen gestellt haben. Aber was ich weiß, ist: Die Antwort für Sie lautete: Ja es lohnt sich. Und zwar über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg. 

 

Tatsächlich wird die Arbeit ja auch belohnt. Nicht mit Geld und wie gesagt selten mit Anerkennung. Dafür mit dem Gefühl, jetzt, hier, mit festem Willen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. 

 

Dieses Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, ist gewiss mehr wert, als einen Orden zu bekommen, und ich habe oft erlebt, dass Preisträger vor dem Gedanken einer offiziellen Auszeichnung ihrer Arbeit zurückscheuen. 

 

Umso wichtiger ist uns diese Tradition: Als ein Zeichen der Anerkennung hat der Hamburger Senat bereits 1926 die Auszeichnung Medaille für treue Arbeit gestiftet. Mit dieser Bronzemedaille ehren wir heute mit Ihnen mehr als 70 Frauen und Männer, die den vielzitierten und zu recht gelobten Hamburger Bürgersinn tatkräftig leben, nach der Devise, die als Inschrift die Medaille ziert: Das Gemeinwohl ist das höchste Gesetz, lautet sie. 

 

Dieses Gemeinwohl ist eine Gemeinschafts-aufgabe. Der Staat ist etwas pathetisch ausgedrückt für die Daseinsvorsorge zuständig, also für sichere Rahmenbedingungen des Zusammenlebens: Dazu zählen zum Beispiel Bildung, Gesundheits¬versorgung, Infrastruktur und innere Sicherheit. 

 

Viele andere Aufgaben aber sind sinnvollerweise nur von Freien Trägern und ehrenamtlich Aktiven zu leisten. Nicht bloß aus Kostengründen, sondern weil Selbst-verantwortung und privates Engagement für jede Gesellschaft von grundlegender Bedeutung sind. Im Gegenzug muss die Politik die Bedingungen schaffen, in denen ehrenamtliche Arbeit gelingen kann. 

 

Ihnen, meine Damen und Herren, ist sie gelungen, und mit großem Respekt würdigt die Freie und Hansestadt Hamburg dieses intensive Engagement Ihr Engagement. 

 

Konfuzius wird ein Satz zugeschrieben, der Sie alle trotz Ihrer ganz unterschiedlichen Betätigungs-felder charakterisiert: Es ist besser, ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen. Ohne Sie, meine Damen und Herren, wäre das Klima in unserer Stadt kälter. 

 

Ich danke Ihnen im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg für Ihre Arbeit und hoffe, dass sie Ihnen noch lange Freude bereitet.

 

Es gilt das gesprochene Wort.