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05.06.2013

Verleihung des Nationalpreises an die Jugendfeuerwehr

 

Sehr geehrter Ehrenbürger Helmut Schmidt,

sehr geehrter Herr Dr. Biedenkopf ,

sehr geehrte Mitglieder der Deutschen Jugendfeuerwehr.

sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps,

sehr geehrte Damen und Herren,

 

es ist mir eine große Freude, Sie heute im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg im Großen Festsaal unseres Rathauses zu begrüßen. Hamburg weiß sich geehrt, dass Sie die Verleihung des Deutschen Nationalpreises hier bei uns feiern.

 

Wir verstehen auch sehr gut, dass zahlreiche Feuerwehrleute nicht kommen konnten, weil die schweren Überschwemmungen im Südosten Deutschlands gerade jetzt Einsatz fordern. Das ist der beste Beweis dafür, wie dringend die Jugend- und natürlich auch die Erwachsenenfeuerwehren gebraucht werden.

 

Ein bisschen können wir ja auch helfen, zum Beispiel unserer Schwesterstadt Dresden mit Booten und 175 Einsatzkräften der Berufs- und freiwilligen Feuerwehr. Ich hoffe, es nützt den Dresdnern und vor allem hoffe ich, dass sich die Lage bald entspannt.

 

Wasser sucht sich seinen Weg, sagen wir Hamburger aus Erfahrung, und keiner weiß darüber und über Flutbekämpfung mehr als Helmut Schmidt, über dessen Teilnahme ich mich heute besonders freue. 

 

Die Deutsche Nationalstiftung übergibt nicht nur zum 16. Mal ihre Auszeichnung, sondern sie begeht in diesem Jahr obendrein ihr 20-jähriges Bestehen. Auch das gibt mir eine Gelegenheit, Ihnen, lieber Helmut Schmidt, ganz herzlich zu danken. 

 

Sie haben 1993 mit der Gründung der Deutschen Nationalstiftung ein sehr weitsichtiges, wenn auch anfangs kontroverses Projekt ins Leben gerufen. Aber, so lautete Helmut Schmidts zentrales Zitat aus dem Gründungsaufruf der Stiftung: Die Idee der Nation ist zu wichtig, als dass man sie extremen politischen Kräften überlassen dürfte.

 

Wasser sucht sich seinen Weg, Wahrheiten tun es manchmal, aber gelegentlich muss man beim Durchstich eines Kanals aktiv mithelfen. Ich will es mit diesem Bild jetzt nicht übertreiben. Fest steht: Sie und Ihre Mitinitiatoren Kurt Biedenkopf, Richard Schröder, Kurt Masur, Fritz Stern, Ulrich Cartellieri, Ignatz Bubis, Georg Leber und Günter de Bruyn (Breun) Sie alle erkannten damals, dass in einem wiedervereinten Deutschland über die Idee der Nation zu reden war. 

 

Und dann lieber so: mit Vernunft, mit common sense. Mit großem Engagement haben Sie sich für das Zusammenwachsen der Deutschen in unserem vereinten Europa stark gemacht. Mit der Deutschen Nationalstiftung treten Sie seither dafür ein, dass wir uns mit unserer kulturellen Tradition produktiv und historisch bewusst auseinandersetzen. 

 

Es ist auch das Verdienst Helmut Schmidt, dass die Deutsche Nationalstiftung überhaupt zu ihrem Stiftungskapital kam. Mit großem persönlichen Einsatz überzeugten der Bundeskanzler a. D. und seine Mitstreiter engagierte Bürger wie Hermann Josef Abs, Gerd Bucerius, Kurt Körber und Michael Otto, aus ihrem Privatvermögen das Stiftungskapital bereit zu stellen. 

 

Ihnen allen danke ich für Ihr Engagement, für Ihren vorbildlichen Einsatz für unser Gemeinwesen. 

 

Meine Damen und Herren,

dieser Dank gilt auch den heutigen Preisträgerinnen und -trägern. Und auf die will ich jetzt kommen auf Euch, denn  zumindest einige darf ich heute wohl in dieser Form anreden. 

 

Schon häufig hatte ich Gelegenheit, die wertvolle Arbeit der Hamburger Jugendfeuerwehren zu erleben. Bereits 1967 wurde die erste bei uns in Hamburg in Wellingsbüttel gegründet. Mit der erst 2011 etablierten Jugendfeuerwehr in Altona haben wir nun insgesamt 57 Gruppen mit bald 1.000 Mitgliedern.

 

Ihre Jugendarbeit, sehr geehrter Herr Schäfer, hat einen unschätzbaren Anteil am deutschen Feuerwehrwesen. Denn aus den rund 18.000 Gruppen der Jugendfeuerwehren mit heute rund 240.000 Jugendlichen rekrutieren die Freiwilligen Feuerwehren ihren Nachwuchs. Und was viele Bürgerinnen und Bürger nicht wissen ist, dass die Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland das Rückgrat des Brand- und Katastrophenschutzes bilden. Denn: Auf die rund 30.000 Berufsfeuerwehrleute kommen über eine Million Freiwillige Feuerwehrkräfte in Deutschland, die vor allem im ländlichen Raum die ersten sind, die an einen Brandort kommen. 

 

Genauso wichtig wie die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen in der Feuerwehrtechnik finde ich, dass die ehrenamtlich geleistete Jugendarbeit der Feuerwehren einen wichtigen Beitrag zu einer funktionierenden Bürgergesellschaft leistet. Hier lernen junge Leute zu kooperieren. Hier arbeiten die Generationen zusammen für die Sicherheit ihrer Gemeinden. Hier lernen sie Verantwortung zu übernehmen für ihre Mitbürger, ihre Nachbarn, für die Gesellschaft insgesamt. 

 

Die Freiwilligen Feuerwehren sind gerade auf dem Land ein ganz wichtiger Bestandteil dessen, was Jugendarbeit heißt. Und sie sind dort wie auch in den Städten eine unverzichtbare Gemeinschaft, in der die eben genannten Lernprozesse für Demokratie, Respekt und einem solidarischen Miteinander der Kulturen stattfinden.

 

Dies zeigt sich auch an vielen Projekten wie beispielsweise mehrWert Demokratie, das die Jugendfeuerwehr in Bayern entwickelte. Oder auch die Präventionsseminare in Niedersachsen mit dem bezeichnenden Namen Löschangriff gegen Rechts. Seit 2007 engagiert sich die Jugendfeuerwehr mit der Kampagne Unsere Welt ist bunt für die Integration von gesellschaftlichen Gruppen, die bis dahin den Weg noch nicht zur Feuerwehr gefunden haben. Ich glaube, Frau Kelek wird auf dieses Thema noch eingehen. Gerade für Jugendliche und junge Erwachsene aus Einwandererfamilien können die Jugendfeuerwehren ein guter Ort sein. 

 

Meine Damen und Herren,

noch einmal zu den Initiatoren der Deutschen Nationalstiftung. Für mich sind sie im besten Sinne des Wortes Vorbilder. Sie setzen uns ins Bild und lassen uns, je nach eigenem Strich, daran mitzeichnen wie ein Verhältnis der Deutschen zu ihrer Nation im inzwischen 21. Jahrhundert aussehen kann. Genauso wie die ehrenamtlich mitwirkenden Persönlichkeiten in den Gremien der Stiftung unter ihnen Vertreter unserer engsten Nachbarn aus Polen, Frankreich und den Niederlanden repräsentieren sie eine Kultur des Respekts. 

 

Vielleicht ein bisschen so wie sie sich im Sport zeigt. Die deutschen Olympiateilnehmer voriges Jahr hier in Hamburg zu begrüßen, war auch für mich persönlich ein großartiges Erlebnis, durchaus ähnlich dem so genannten Sommermärchen 2006. Es war auch diesmal die Freude über eigene Erfolge in schwarz-rot-gold, immer in dem Wissen, dass die anderen auch gut trainiert und sogar noch mehr Medaillen gewonnen hatten. 

 

Freude auch über das Dabeisein, über das Event sogar dieses überstrapazierte Wort war in dem Zusammenhang plötzlich angebracht. Und Freude über die selbstverständliche Tatsache, dass manche inzwischen zum eigenen Team gehören, die früher ausgeschlossen blieben. Gretel Bergmann, die seit drei Jahren Namenspatin einer Hamburger Schule ist (in Allermöhe) vielleicht kennen einige von Ihnen den Spielfilm Berlin 36 über die deutsche Hochspringerin sie durfte damals keine Goldmedaille für uns gewinnen, sondern wurde wegen ihrer jüdischen Abstammung unter einem Vorwand ausgebootet. 2012 hätte sie zu den umjubelten Stars in schwarz-rot-gold gehört.     

 

Unverändert gilt ja für uns Deutsche die Mahnung von Eric Warburg, einem langjährigen Freund und Wegbegleiter von Helmut Schmidt, Zitat: 

 

Wir Deutschen haben dafür zu sorgen, dass wir niemals wieder so tief fallen aber auch dafür, dass wir nicht allzu hoch steigen.

 

Damit skizzierte der in Hamburg geborene, vor den Nazis als Jude in die USA emigrierte Eric Warburg sozusagen den Rahmen, in dem ein Deutschland-Gefühl heute stattfinden kann. Daraus erwächst die Aufgabe: diesen Rahmen in allen Generationen zu erkennen. 

 

Wenn ich mir die sechzehn Preisträger seit 1997 anschaue, fügen sich die Jugendfeuerwehren sehr gut in diese Reihe. Die Deutsche Nationalstiftung würdigt sie heute mit dem Deutschen Nationalpreis. 

 

Ich gratuliere den Jugendfeuerwehren in Deutschland und stellvertretend Ihnen, Herr Schäfer und Ihnen, Herr Krüger, zur Verleihung des Deutschen Nationalpreises. Ich wünsche Ihnen, Ihren Kolleginnen und Kollegen, dass Sie mit diesem Rückenwind noch mehr Kinder und Jugendliche für Ihre Sache gewinnen.

 

Ich wünsche Ihrer ehrenamtlichen Arbeit weiterhin viel Erfolg und gutes Gelingen.

 

Herzlichen Dank!

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.