Inhaltsbereich
Detail
Videostatement anlässlich der BioNTech-Veranstaltung zum Aufbau von Produktionskapazitäten
Videostatement von Olaf Scholz anlässlich der BioNTech-Veranstaltung zum Aufbau von Produktionskapazitäten am 16. Februar 2022
Sehr geehrte Kommissionspräsidentin von der Leyen,
sehr geehrter Präsident Sall,
Exzellenzen,
sehr geehrter Generalsekretär Tedros,
sehr geehrte Frau Dr. Türeci,
sehr geehrter Herr Prof. Sahin,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
ungefähr um diese Zeit vor zwei Jahren gab es die ersten COVID-19-Infektionen in Europa. Damals begannen wir zu ahnen, dass hier etwas von unbekanntem Ausmaß auf uns zukommen könnte.
Ein schnell verfügbarer und wirksamer Impfstoff schien in weiter Ferne – beinahe wie Science-Fiction- Schließlich hatte die schnellste je zuvor erfolgte Entwicklung eines neuen Impfstoffs mindestens fünf Jahre in Anspruch genommen.
Aber das konnte Özlem Türeci und Uğur Şahin nicht aufhalten.
Sie ahnten, dass der Ausbruch dieses neuen Virus sich potenziell zu einer noch nie dagewesenen Pandemie ausweiten könnte. Und sie waren entschlossen, diese zu stoppen.
Das war die Geburtsstunde von Projekt Lightspeed. Der Rest ist Wissenschaftsgeschichte - und ein Beweis dafür, was durch Zusammenarbeit erreicht werden kann.
Gleich zu Beginn der Pandemie hat die Bundesregierung BioNTech und andere Unternehmen zügig mit einem maßgeschneiderten Förderprogramm unterstützt.
Heute wissen wir: Jeder Euro war gut investiertes Geld!
Mit dem raschen Aus- und Umbau der ehemaligen Behringwerke in Marburg hat BioNTech eine der größten mRNA-Produktionsstätten weltweit geschaffen.
So entstand ein Vorbild für den Aufbau zusätzlicher Produktionsstätten überall auf der Welt.
Sie werden dringend benötigt.
Denn jede neue Variante ist der Beweis dafür, dass wir dieses Virus nur besiegen können, wenn wir weltweit zusammenarbeiten.
Jüngste Studien zeigen, dass die Menschen in Deutschland sich dessen durchaus bewusst sind und eine Förderung weltweiter Impfkampagnen unterstützen.
Bisher ist jedoch nur knapp mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung vollständig geimpft.
Und die Impfstoffe sind global nach wie vor enorm ungleich verteilt.
Ein zentraler Schwerpunkt der deutschen G7-Präsidentschaft wird daher die weltweite Bekämpfung von COVID-19 und die Förderung von Investitionen zur Verhinderung zukünftiger Pandemien sein.
Wir sind nicht nur zweitgrößter Geber für die COVAX-Initiative, sondern haben auch bereits über 100 Millionen Impfdosen aus unseren nationalen Beständen an über 30 Länder weltweit abgegeben – insbesondere an Entwicklungsländer.
Dieses Engagement werden wir auch 2022 fortsetzen.
Zugleich bauen wir die globale Impfstoffproduktion aus. Gemeinsam mit Südafrika haben wir als Vorsitzende der G20-Arbeitsgruppe Impfstoffherstellung konkrete Empfehlungen dazu vorgelegt.
Und im Rahmen der Initiative „Team Europa“ haben wir bisher 500 Millionen Euro für den Aufbau der Impfstoffproduktion in Afrika zusammengetragen.
Denn es ist weder ethisch vertretbar noch nachhaltig, dass nur ein Prozent der in Afrika verteilten Impfstoffe auch dort hergestellt werden.
Heute machen wir einen großen Schritt, um das zu ändern: Als Europäische und Afrikanische Union arbeiten wir Hand in Hand, um die lokale Impfstoffproduktion in Ghana, Senegal, Südafrika und Ruanda anzustoßen.
Nach ihrer Fertigstellung werden die Produktionsstätten dort nicht nur einen Beitrag zur Überwindung der aktuellen Pandemie leisten.
Sie werden auch langfristige wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen und eine positive Rolle im Kampf gegen andere tödliche Krankheiten wie Tuberkulose und Malaria spielen können.
Für mich ist das ein hervorragendes Beispiel dafür, worauf eine neue Partnerschaft zwischen der Afrikanischen Union und der Europäischen Union basieren sollte: Respekt, Innovation, Nachhaltigkeit und Chancen.
Das sind die Bausteine der “Joint Vision“ für unsere beiden Kontinente, die wir auf dem morgigen Gipfeltreffen zwischen der Europäischen Union und der Afrikanischen Union annehmen wollen.
Und wer sich fragt, wie wir diese Worte in Taten umsetzen wollen: Kommen Sie nach Marburg!
Oder schon sehr bald nach Ghana, Senegal, Südafrika oder Ruanda.
Für Ihren Beitrag zu dieser gemeinsamen Anstrengung herzlichen Dank! Und ich freue mich, zumindest einige von Ihnen morgen auch persönlich in Brüssel zu sehen.