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01.03.2013

30 Jahre Klönschnack

30 Jahre Klönschnack

 

Sehr geehrter Herr Schümann, 

meine Damen und Herren,

 

in den 1980er Jahren ist in Hamburg mehr als nur eine Zeitung neu gegründet worden. 

Die Motive der Blattgründer waren unterschiedlich Die einen wollten ein Kaktus in der Pressewüste sein, die anderen strebten ich zitiere nach der Freiheit, alles in sich vereinen zu dürfen. Letzteres klang weniger bescheiden. Es stand im ersten Klönschnack-Editorial 1983.

 

Dreißig Jahre später hat das Blatt in aller Unbescheidenheit alles auf seinen Seiten vereint, zumindest über alles geschrieben: Maritimes und Mode, Winterlandschaften und Waldsterben, Bürgerproteste um die Blankeneser Bahnhofstraße, Wahres und Unwahres aus dem Hamburger Westen, so der Untertitel.

Einheimische Künstler wurden vorgestellt und die Leser aufgefordert, ihre besten Fotos für die Titelseite einzusenden aber nicht zu viele Sonnenuntergänge, davon seien genug im Archiv.

 

Es gab kostenlose Kleinanzeigen, wobei übrigens in den ersten beiden Ausgaben unter Ankauf/Verkauf nichts als Musikinstrumente angeboten wurden, von der E-Gitarre Les Paul mit Koffer bis zur Jazz-Trompete.  Erst im 3. Heft ist auch eine Schwimmweste im Angebot.

 

In der 4. Ausgabe erfährt der Leser dann, dass ein Übungsraum gesucht wird, denn, Zitat: 

Die Klönschnack-Macher machen auch Musik. Soviel zu der Frage, wer die ganzen Instrumente aufgekauft hatte.

 

Aber, meine Damen und Herren, man weiß ja, dass anarchistischer Humor Tarnung sein kann. Bald gab es ein großes Interview mit Bürgermeister 

Klaus von Dohnanyi. Das fing harmlos an und steigerte sich schnell zum Kreuzverhör: Wann ist Schluss mit der Vergiftung des Klövensteens mit Kraftwerksabgasen? Wann kommt die vierte Elbtunnelröhre? Wann können wir, mal salopp gefragt, mit der Lizenz für Radio Klönschnack rechnen?

Letztere Frage war die beste, denn der Senat hatte vor dreißig Jahren schon jede Menge Ideen, wie sich Hamburgs Position als Medienhauptstadt der Republik erhalten und ausbauen ließe.

 

Er hatte noch nicht alle heutigen Aufgaben und Möglichkeiten, aber die duale Zukunft von Rundfunk und Fernsehen war eingeläutet. Bewegte Bilder waren noch nicht digital zu empfangen, würden aber schon bald durchs Kabel kommen und von privaten Sendern ausgestrahlt für die einen war das ein Schreckgespenst, für die anderen die Chance.

 

Dass die junge, damals sehr junge Redaktion versucht hat, Ihren Lesern im Hamburger Westen auch diese Themen intensiv nahezubringen zum Beispiel mit einem Feature Welt am Draht in genau der aufregenden medialen Umbruchszeit dazu gratuliere ich ihr aus heutiger Sicht ganz besonders. 

 

Hamburg hatte schon das Buch, Zeitschriften und Zeitungen, Fernsehen, Radio und Film ebenso wie die Werbewirtschaft, aber nur begrenzt IT, keine Social Media, Games und E-Commerce. Heute erfordert die besonders fruchtbare Medienlandschaft der Hafenstadt mit ihren 70.000 Beschäftigten in 14.000 Unternehmen mehr Aufmerksamkeit der Landespolitik denn je und wir widmen sie ihr.

Wie gesagt: Mehr als nur eine Zeitung ist damals in Hamburg neu gegründet worden. Die Gründerjahre sind vorbei und nicht alle haben überlebt. Der Klönschnack schon. Optisch hätte sich Klaus Schümann auch in andere Redaktionen bestens eingefügt, vielleicht sehen wir das bartumränderte Gesicht des Jungredakteurs, heutigen Verlegers und Veranstalters der Blankeneser Neujahrsempfänge gleich in dem Film.

 

Fest steht: Lokale Zeitungen, welcher Form, welchen Umfangs, welcher Auflage auch immer haben keinen Bart, jedenfalls nicht, wenn sie so frei alles in sich vereinen wie der Klönschnack. Bereichern Sie die Medienstadt Hamburg weiter!

 
Es gilt das gesprochene Wort.