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15.01.2014

Abschiedsempfang Frank Glücklich

 

 

Sehr geehrter Herr Glücklich,
sehr geehrte Familie Glücklich,
sehr geehrter Herr Präsident Katzer,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich will mit einem Blick zurück ins Jahr 2004 beginnen. In Deutschland herrscht Krise. Das hat Folgen für das Handwerk. Die Umsätze gehen zurück. Die Zahl der Beschäftigten sinkt. Der neue Lebensstil heißt Geiz ist geil. Eine Mentalität, die nicht nur für jeden Handwerker ein Graus sein muss ohne etwas gegen Sparsamkeit zu sagen!

2004 ist das Jahr, in dem Sie, Frank Glücklich, zum Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hamburg gewählt werden. 2004, das ist kein einfaches Jahr gewesen.

Jetzt, fast zehn Jahre später, boomt das Handwerk. Einen Beruf im Handwerk zu ergreifen ist cool geworden. So cool, dass immer mehr Abiturienten diesen Weg wählen. Statt weniger als zehn Prozent, wie noch vor einigen Jahren, haben inzwischen fast 14 Prozent der Auszubildenden Abitur.

Das hat viel mit dem zu tun, was Sie, Herr Glücklich in Ihrer Amtszeit angestoßen und begleitet haben. Sie haben Zukunftsinvestitionen wie den Elbcampus angeschoben, Sie haben die Finanzen der Kammer konsolidiert, Sie haben Ihren Ehrgeiz daran gesetzt, die besten Köpfe für das Handwerk zu gewinnen und sind dabei neue Wege gegangen.

Dafür wurden Sie nicht immer und nicht sofort mit Jubel belohnt. Aber aus eigener Erfahrung versichere ich Ihnen: Das ist so, wenn man Dinge verändern und voranbringen will. Dann muss man manchmal darauf setzen, dass der Erfolg einem schon Recht geben wird.

Nehmen wir die Imagekampagne der Hamburger Kammer. Ein Mann sitzt auf einer Bank am Hafen. Wir sehen seinen Rücken. Er schaut auf Kräne und die MS Europa im Dock. Dazu die Zeile inzwischen oft zitiert und fast schon ein Klassiker: Zugegeben: Hamburg ist uns gut gelungen. Aber wir hatten ja auch 1200 Jahre Zeit. Wir, das sind die Hamburger Handwerker.

Die Kampagne trifft ins Herz dessen, was Handwerk beinhaltet: Tradition verbunden mit High Tech, Ortsverbundenheit mit Unternehmergeist, inhaltliche Vielfalt verbunden mit hohem fachlichen Know-how und Innovationskraft.

Sie, Herr Glücklich, waren eine treibende Kraft hinter dieser Kampagne. Sie hat die  bundesweite Imagekampagne um eigene, auf Hamburg bezogene Akzente ergänzt. Das hat die Hamburgerinnen und Hamburger auf die Bedeutung des Handwerks und auf seinen Nutzen für die ganze Stadt aufmerksam gemacht.

Damit Bedeutung und  Nutzen bleiben, müssen die Betriebe auf ausreichend Nachwuchs-, Fach- und Führungskräfte bauen können. Die Kampagne hat dazu beigetragen. Handwerksberufe werden von den Jugendlichen heute deutlich positiver gesehen als zuvor, wie Sie kürzlich in einem Interview bestätigt haben. Das Hamburger Handwerk hat 2012 folgerichtig auch mehr Ausbildungsverträge geschlossen als 2011.
Hamburg nimmt hier eine bundesweite Spitzenposition ein.

Meine Damen und  Herren,
gegen Fachkräftemangel hilft nur eins, oder genauer, helfen nur drei: Bildung, Ausbildung und Weiterbildung. Dass die Handwerkskammer Hamburg hier wegweisend ist, hat sehr viel mit Ihrem Engagement und Ihrem Know-how auf diesem Gebiet zu tun. Schließlich kam mit Ihnen ein ausgewiesener Bildungsexperte an die Spitze der Kammer.

Als Leiter der Stiftung Berufliche Bildung in Hamburg waren Ihnen Themen wie Ausbildung, Weiterbildung, die Qualifikation Benachteiligter und Strukturwandel in der Hamburger Wirtschaft bestens vertraut und hier haben Sie Schwerpunkte gesetzt.

Den Elbcampus habe ich schon erwähnt. Das ist ein Projekt, dessen Konzeption und Verwirklichung Sie mit angestoßen haben. Auch hier hat das Hamburger Handwerk neue Wege beschritten, nicht nur was den Namen betrifft. Ein Campus ist, ich zitiere aus der online-Enzyklopädie Wikipedia, der zusammenhängende Komplex von Universitäten und anderen Hochschulen. Von Handwerk steht da nichts. In Hamburg hat das Handwerk seit 2008 einen eigenen Campus.

Der Elbcampus bündelt die Ausbildungs- Fortbildungsaktivitäten im Handwerk, die vorher auf mehrere Standorte verteilt waren. Er ist mit seinem Motto Wissen bewegt das branchenübergreifende Kompetenzzentrum für Aus- und Weiterbildung in Hamburg, samt Meisterschule und Studium, nämlich dem Studiengang Betriebswirtschaft KMU, der eine handwerklich-technische Berufsausbildung mit einem Bachelor-Studium in Betriebswirtschaft kombiniert.

Der Elbcampus ermöglicht als einzige Berufsakademie in Deutschland diesen von der Foundation for International Business Administration akkreditierten Studiengang. Wer ihn absolviert hat, dem steht die Welt offen ob im Handwerk, in der Industrie oder für ein Masterstudium.

Mit dem Elbcampus hat die Handwerkskammer Hamburg eines der modernsten Bildungszentren für Handwerk und Mittelstand in Deutschland geschaffen. Es wird ergänzt von einer Personalberatung für Handwerk und Mittelstand. Lüüd heißt sie Leute für alle, die kein Plattdeutsch verstehen. Lüüd berät Handwerksbetriebe bei allen Personalfragen und erarbeitet passgenaue Lösungen.
Außerdem wurde im Elbcampus das von Ihrem Vorgänger Jürgen Hogeforster gegründete Zentrum für Energie- und Umwelttechnik integriert und ausgebaut. Damit ist einer der wichtigsten Anker der Hamburger Wirtschaft an eine starke Trosse gespleißt worden.

Der Elbcampus ist eine zukunftsweisende Antwort auf die sich verändernden Anforderungen des Marktes an das Handwerk. Das ist eine Investition in die Zukunft des Hamburger Handwerks und in die Zukunft der Stadt.

Meine Damen und  Herren,
Fachkräftesicherung beginnt schon früher, in den Schulen. Das ist ein Schwerpunkt des Masterplans Handwerk 2020, an dem Sie aktiv mitgewirkt haben. Er legt die Grundlagen für eine gemeinsame Strategie des Senats und der Handwerkskammer Hamburg zur Stärkung des Handwerks und dokumentiert unsere enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Der Masterplan wurde 2011 vorgelegt und 2013 zum zweiten Mal fortgeschrieben. Einen Schwerpunkt setzt er auf die Berufsorientierung von Schülern in Richtung Handwerk. Ziel ist, Schülerinnen und Schüler in Kooperation mit Schulen und Eltern für das Handwerk zu gewinnen. Das kann man als nachhaltige Nachwuchssicherung bezeichnen. Oder um Sie, Herrn Glücklich, zu zitieren: Wer einmal im Handwerk ist, bleibt im Handwerk.

Deshalb freuen wir uns mit Ihnen über den Erfolg der Messe Handwerkswelten. Sie findet seit 2012 parallel zur Hanseatischen Lehrstellenbörse der Handelskammer im Ehrenhof des Rathauses statt. Regulär steht der Ehrenhof für Veranstaltungen nicht zur Verfügung, aber für die Nachwuchswerbung im Handwerk machen wir gerne eine Ausnahme.

Weitere Schwerpunkte des Masterplans sind die Unterstützung von leistungsschwächeren Schülern, die Anpassungsqualifizierung von im Ausland erworbenen Abschlüssen und  die Qualifizierung von ungelernten Arbeitslosen, die wir zusammen mit den Jugendberufsagenturen in Angriff nehmen.

Deren Bilanz kann sich übrigens sehen lassen. Mehr als 14.000 Jugendliche und junge Erwachsene haben in den ersten zwölf Monaten die Jugendberufsagentur Hamburg aufgesucht 8.446 als Bewerberinnen und Bewerber und 5.865 als Ratsuchende. Da waren alle vertreten: Vom Abiturienten mit gutem Zeugnis bis zum Jugendlichen, der unter eher schwierigen Voraussetzungen eine Ausbildung suchte.
Von den Bewerberinnen und Bewerbern konnte rund die Hälfte mit Hilfe der Jugendberufsagentur eine Ausbildung oder Beschäftigung aufnehmen. Andere haben eine geeignete weiterführende Schule gefunden oder ein Studium. Wenn nötig, werden die jungen Leute weiterhin begleitet und unterstützt zum Beispiel bei einer Ausbildung im Handwerk.

Hier eine Bitte, die mich schon mehrfach erreicht hat und die ich versprochen habe, einmal weiterzutragen und zu unterstützen: Es würde zur Motivation beitragen, wenn alle Jugendlichen auf ihre Bewerbungen eine Reaktion bekämen. Selbst eine freundliche Absage ist immer noch besser, als gar keine Antwort auf seine Bemühungen zu erhalten, wie es manchen gelegentlich zu ergehen scheint.

Meine Damen und  Herren,
Eines Ihrer Anliegen war es, den Europäischen Sozialfonds ESF für die besonderen Bedarfe des Hamburger Handwerks zu nutzen. Und das ist Ihnen gelungen. Seit 2003 wurden insgesamt 20 ESF-Projekte von oder für die Handwerkskammer durchgeführt.

Besonders wichtig war es Ihnen, dass Handwerksbetrieben die Möglichkeit geboten wurde, ihre Innovationsfähigkeit zu stärken, die Energieeffizienz und den Klimaschutz in den Betrieben zu verbessern und den Fachkräftebedarf durch Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen für Betriebsinhaber und Beschäftigte zu sichern.  

Ich will nicht allzu viele Zahlen nennen, aber diese sind wirklich beeindruckend. Seit 2007 wurden rund 7,4 Millionen Euro Fördermittel für die eben genannten Maßnahmen aufgewendet, davon mehr als die Hälfte, nämlich 4 Millionen, aus Mitteln des ESF. Davon haben rund 5.400 Teilnehmer aus dem Handwerk und 1.500 Handwerksbetriebe profitiert. Übrigens werden für das Handwerk wichtige ESF-Projekte in der Förderperiode 2014-2020 weitergeführt.

Und da ich noch einmal beim Masterplan bin: Ein Schwerpunkt ist die Sicherung von Gewerbeflächen. Darauf haben sie, Herr Glücklich, schon frühzeitig hingewiesen und wir sind auf diesem Gebiet ein gutes Stück vorangekommen. Wir wollen keine Konkurrenz zwischen Wohnungsbau und Gewerbe, denn wir brauchen beides: bezahlbare Wohnungen und bezahlbare Flächen für das Handwerk, auch damit die Wege zu  Kunden nicht zu lang und zu zeitraubend werden.

Handwerk ist Mittelstand. Handwerk und Mittelstand sind das Rückgrat der Hamburger Wirtschaft. Das Bündnis für den Mittelstand vom Januar 2013, das von Ihnen mit unterzeichnet wurde, ist Ausdruck dieser Bedeutung des Handwerks. Gemeinsam wollen wir die Wettbewerbsfähigkeit und die Leistungskraft des Mittelstands stärken und dazu beitragen, dass Arbeits- und Ausbildungsplätzen geschaffen und gesichert werden.

Dazu gehört eine bedarfsgerechte finanzielle Förderung. Deshalb haben die Handwerkskammer Hamburg und die Hamburgische Investitions- und Förderbank 2013 eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Sie beinhaltet einen regelmäßigen Informationsaustausch, betriebsorientierte Beratungen und eine unkomplizierte Nutzung der Investitions- und Förderbank-Programme seitens des Handwerks.

Sehr geehrter Herr Glücklich,
mit Ihnen als Hauptgeschäftsführer kam 2004 ein Quereinsteiger ins Amt, denn von der Ausbildung her sind Sie Wirtschaftsingenieur. Ich glaube, das hat der Kammer gut getan. Manchmal hilft der Blick von außen, Dinge klarer zu sehen. Selbst wenn es nur darum geht, die Buchführung umzustellen auf die auf die kaufmännische Rechnungslegung.

Das ist ein weiteres Ihrer Verdienste. Auch hier war die Handwerkskammer Hamburg Vorreiter innerhalb der 55 Kammern in Deutschland. So eine Umstellung führt zu manch unliebsamer Überraschung. Dass kennen wir Politiker von den Staatsfinanzen. Aber sie schafft Transparenz nicht für heutige, sondern auch für zukünftige Belastungen. Wenn es unter diesen Umständen trotzdem gelingt, die Schulden zu senken und ein positives Ergebnis zu erzielen, dann übergeben Sie, so scheint mir, Ihrem Nachfolger Henning Albers ein geordnetes Haus.

Mit Ihnen geht eine Glückliche Ära zu Ende. Eine Ära, in der Bildung, Fachkräftesicherung und Innovation vorangetrieben wurden. Ich will Ihren Appell unterstützen, den Sie kürzlich im Abendblatt platzierten. Sie haben gesagt: Nirgendwo kann ein junger Mensch besser Karriere machen und sich so gut selbst verwirklichen wie im Handwerk. Jedes dritte Handwerksunternehmen sucht derzeit in Hamburg einen Nachfolger. Zudem kann man neben der Lehre auch ein berufsbegleitendes Studium machen. Die Perspektiven für Handwerker sind glänzend.

In dem Interview haben sie auch gesagt, dass Sie sich darauf freuen, mehr Zeit für Aktivitäten zu haben, die wegen Ihrer Kammertätigkeit in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen sind: Theaterbesuche, Lesen, Fitness und dass Sie weiter als Berater arbeiten wollen, allerdings abseits der Kammer.

Ich bin sicher: Ihr Rat und Ihre Erfahrung werden gefragt sein. Auch seitens der Stadt. Langweilig wird Ihr zukünftiges Leben also bestimmt nicht. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft und freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihrem Nachfolger.

 

Es gilt das gesprochene Wort.