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13.09.2001

Al Qaida Terroristen in Hamburg - Pressekonferenz am 13. September 2001 im Hamburger Polizeipräsidium

Das World-Trade-Center war zerstört. Tausende Menschen waren ums Leben gekommen. In Hamburg war die Betroffenheit besonders groß, als sich am Abend des 12. September 2001 Erkenntnisse ergaben, dass einige der Terroristen eine Zeitlang in Hamburg gelebt hatten. Den Hamburger Sicherheitsbehörden gelang es innerhalb von nur einer Nacht, die wichtigsten terroristischen Strukturen in Hamburg und ihre Beteiligung an den Anschlägen aufzudecken. Damit konnte größerer Schaden für das Ansehen Hamburgs abgewendet werden. Innensenator Olaf Scholz erläuterte im Rahmen einer Pressekonferenz am 13. September den Ermittlungsstand:

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Meine Damen und Herren,

gestern Nachmittag, am 12. September 2001, hat die Polizei Hamburg vom Bundeskriminalamt (BKA) die Information erhalten, dass sich eine Person arabischer Herkunft  als Passagier in einem der Flugzeuge befand, die am 11. September 2001 in das World Trade Center gestürzt sind. Diese Information war von der amerikanischen Bundespolizei F.B.I. übermittelt worden. Ein Bekannter oder Verwandter dieser Person sollte in einem Hamburger Studentenwohnheim in der Straße  Am Zentrumshaus in Hamburg-Harburg gewohnt haben. Die angegebene Adresse wurde von Polizeibeamten des Staatsschutz überprüft. Das Ergebnis dieser  Überprüfung und weitere Ermittlungen ergaben, dass die angegebene oder eine sonst relevante Person dort nicht wohnt oder gewohnt hat. Ob diese Person dort eventuell unter falschem Namen gelebt hat, lässt sich derzeit noch nicht sagen.

Gegen 22.20 Uhr ergab sich eine neue Situation. Zu diesem Zeitpunkt wurde auf Nachfrage der Polizei Hamburg über das BKA vom F.B.I. mitgeteilt:

Marwan Al-Shehhi, 23 Jahre alt, ist als Passagier des Fluges American Airlines AA 175 gebucht gewesen. Er ist am 02.05.2001 aus Deutschland kommend in die USA eingereist. Al-Shehhi befand sich in der Maschine, die als zweite ins World-Trade-Center gestürzt ist.
Ferner ist Mohamed Atta, 33 Jahre alt, als Passagier des Fluges American Airlines AA 11 gebucht gewesen. Es handelte sich dabei um das erste Flugzeug, das ins World-Trade-Center gerast ist. Atta soll ebenfalls in Deutschland einen Wohnsitz gehabt haben.

Die sofort eingeleiteten Ermittlungen der Hamburger Polizei haben ergeben, dass ein Marwan Yousef Mohamed Alsheddi, geboren am  9. Mai 1978 in Ras Alkhaimah / Vereinigte Arabische Emirate, in der Wilhelmstraße 30 in Hamburg-Harburg gemeldet ist. Eine Nachfrage im  Ausländerzentralregister ergab gleichzeitig, dass ein Mohamed Atta unter den Personalien Mohamed Mohamed EI Amir Awad Elsayed Atta, geboren am 1. September 1968 in Kafr Elshikh, ebenfalls Vereinigte Arabische Emirate, in der Marienstraße 54, ebenfalls in Hamburg-Harburg registriert ist. Zeitweise haben wahrscheinlich beide Männer in der Marienstraße 54 gewohnt.

Nach unseren Erkenntnissen sind beide an der Technischen Universität Harburg immatrikuliert gewesen. Beide hielten sich ausländerrechtlich legal in Deutschland auf, und beide sind in polizeilichen Dateien nicht erfasst.

Innensenator Scholz teilte den rund 100 Journalisten aus dem In- und Ausland anschließend Details zum Ablauf der Polizeieinsätze in der Nacht vom 12. auf den 13. September  2001 mit:

 Einer Agenturmeldung des  Springer-Auslands-Dienstes von gestern Abend, war zu entnehmen, dass der Cousin eines in Zusammenhang mit den Terror-Anschlägen Verdächtigen namens Mohamed Atta in Hamburg wohnen soll. Der Name dieses Cousins sollte danach Marwan Al Shehhi sein. Der Wohnort wurde mit Martinstraße  54 in 21073 Hamburg angegeben. Die Agentur ergänzte, dass vermutlich der Martin-Leuschel-Ring in Harburg gemeint sei.

Durch eine Funkstreifenwagenbesatzung wurde gemeldet, dass die Hausnummer 54 im Martin-Leuschel-Ring nicht vorhanden ist. Als korrekte Anschrift stellte sich schließlich die Marienstraße 54 in Harburg heraus.

Nach Übernahme der Ermittlungen durch den Staatsschutz der Hamburger Polizei und mit Unterstützung des örtlichen Polizeikommissariats 46 wurde die Wohnung im  Gebäude Marienstraße 54 geöffnet und durchsucht. Außerdem wurden die Anwohner des Hauses vernommen. Nach deren Angaben haben in der Wohnung verschiedene Personen arabischer Herkunft in wechselnder Zusammensetzung gewohnt. Die Abteilung Staatsschutz setzte bereits bei der Wohnung in der Marienstraße 54 das Mobile Einsatzkommando, einen Sprengstoffsuchhund und Spurensicherer ein. Zwischenzeitlich hatte der Leiter des Landeskriminalamts Hamburg, Leitender Kriminaldirektor Gerhard Müller, die Gesamtführung des Polizeieinsatzes übernommen.

Parallel zu den ersten Einsatzmaßnahmen hat die Polizei Hamburg über das BKA beim F.B.I. nachgefragt, um zum einen die Erkenntnisse der US-Polizei zu bekommen und zum anderen die mittlerweile unterschiedlichen Meldungen zu verifizieren. Entsprechende Angaben des F.B.I. trafen bei der Hamburger Polizei ein. Die Informationen wurden mit allen in Hamburg verfügbaren Daten ausgewertet, zum Beispiel mit Dateien im Einwohnerzentralamt.

Auf Basis dieser Informationen wurden in Hamburg im Verlauf der vergangenen Nacht acht Wohnungen überprüft, davon vier durchsucht. Zwei Personen, die dort gemeldet waren,  fanden sich in den Personenangaben des F.B.I. wieder. In einer der durchsuchten Wohnungen wurde die dort gemeldete Person nicht angetroffen. Eine Frau, die in der Wohnung war, wurde als Zeugin zum Polizeipräsidium gebracht. Darüber hinaus wurden mehrere Personalien überprüft. Weitere Ermittlungen laufen.

Am heutigen Donnerstag um 6.00 Uhr, hat der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernommen. Sie informiert Öffentlichkeit und Medien über den Fortgang der Ermittlungen.

Innensenator Scholz bezeichnete die Arbeit der Hamburger Polizei als  hochprofessionell und ihre Fahndungserfolge als  wichtigen Beitrag zur Aufklärung der furchtbaren Terroranschläge in den Vereinigten Staaten:

 Die Hamburger Polizei hat zu einem frühen Zeitpunkt und auf unsicherer Erkenntnislage  hochprofessionell, konsequent und entschlossen gehandelt. Sie hat den amerikanischen Ermittlungsbehörden auf unsere Initiative hin schnell wichtige Fakten übermittelt. Sie hat  - wie die Polizeien der Vereinigten Staaten - in kurzer Zeit offensichtlich einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung der furchtbaren Anschläge in den Vereinigten Staaten geleistet. Wir werden auch weiterhin alles tun, um die US-amerikanischen Behörden bei der Überführung und Bestrafung der Verantwortlichen zu unterstützen. Die professionelle und unkonventionelle Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Polizei und Verfassungsschutz verdient große Anerkennung.