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15.03.2013

Ausstellungseröffnung Stadt neu bauen

Ausstellungseröffnung Stadt neu bauen

 

Monsieur le Maire, 

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

zu allererst danke ich Marseille für die herzliche Begrüßung. Ich freue mich sehr, dass Sie unsere Ausstellung Stadt neu bauen in der Europäischen Kulturhauptstadt 2013 zeigen. Mit Spannung erwarten wir den Austausch mit Ihnen, denn hier in Marseille sind Expertise, viel Erfahrung und große Architektur versammelt.

 

Schon der Ort, den Sie für die Ausstellung gewählt haben, spricht für sich und unterstreicht das Thema: Die Docks von la Joliette, das sind faszinierende Gebäude, das ist ein Stadtteil im Aufschwung und es gibt Baustellen, die von weiterer Veränderung zeugen.

 

Der sorgfältig restaurierte Speicher, Marseilles Wandel im Rahmen der Euromediterranée da gibt es viele Parallelen zu unseren großen Stadtentwicklungsprojekten in Hamburg: der HafenCity, die schon da ist und weiter wächst, und der Internationalen Bauausstellung (IBA), die kurz vor ihrer Eröffnung steht. Beide präsentieren sich hier.

 

In diesem Jahr werden in Marseille und auch in Hamburg eine Reihe von Projekten ihren erfolgreichen Abschluss finden.

 

Und ebenfalls 2013, am 10. Juli, können wir das 55te Jubiläum unserer Städtepartnerschaft feiern. Gerne und zu Recht betonen wir die Gemeinsamkeiten: politische und wirtschaftliche Kooperationen, Jugendbegegnungen und den Austausch auf kultureller Ebene, ganz aktuell auch im Jazz und HipHop. 

 

Mir gefällt, dass der französische Begriff für Städtepartnerschaft jumelage an Zwillinge erinnert: jumelles. Und doch sind wir ja recht verschiedene Zwillinge, jedenfalls vom Habitat her. Es gibt ja kaum einen größeren Unterschied als zwischen der Sonne des Mittelmeers und den Stürmen, vor wenigen Tagen sogar Schneestürmen der Nordseeregion. So wird, wer aus Hamburg nach Marseille kommt, Sie immer ein wenig um die mediterrane Atmosphäre beneiden.

 

Zugleich sind Hafenstädte immer verwandt und die verschiedenen Perspektiven erlauben immer ein bereicherndes Gespräch über die Metropolen im 21. Jahrhundert.

 

Meine Damen und Herren,

schon heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, in absehbarer Zukunft werden es zwei Drittel sein. Die Wanderung in die Metropolen hat die Entwicklung unserer Städte geprägt und der Wachstumstrend wird auch ihre Zukunft bestimmen.

 

Deshalb tragen die Städte große Verantwortung, zum Beispiel für nachhaltiges und solidarisches Zusammenleben, für den Klimaschutz und Energieverbrauch. Aber in den Städten entstehen auch die Lösungen. Hier werden sie praktisch angewandt. Hier gibt es Wachstumsmotoren, Kreativitätszentren und Intelligenzpotentiale. Hier versammelt sich die Tat- und Arbeitskraft vieler Einwohner, von denen jede und jeder dem eigenen Pursuit of Happiness folgt.

 

Unsere Städte sind Baustellen: Baustellen für ein besseres Leben und Baustellen der Fürsorge für unsere Zukunft. 

 

Thema der Ausstellung ist die Frage, wie das Bauen diese Prozesse unterstützen kann. Erfahrungen und Beispiele liefern die Hamburger Bauprojekte HafenCity und Internationale Bauausstellung/IBA.

 

Die HafenCity, im nördlichen innerstädtischen Hamburg gelegen, widmet sich zuvor ungenutztem Hafenrandgebiet. Mit ihr wird Hamburgs Innenstadt um 40 Prozent erweitert. Es geht um die Erschließung von Industriebrachen oder Orten einstigen Güterumschlags, die dank neuer Technik für den Wohnungsbau genutzt werden können, etwa durch neue Formen des Bauens am Wasser oder sogar auf dem Wasser, in 78 Einzelprojekten. Bei denen kann es sich um Wohnhäuser, Bürogebäude, aber auch größere Ensembles handeln wie etwa die Elbarkaden, in denen sich Wohnen, Arbeiten, Kultur, Einzelhandel und Gastronomie begegnen.   

 

Im Süden Hamburgs bauen wir für die Überwindung von funktionalen Trennungen, die sich im Zuge der Industrialisierung entwickelt haben. Mit allein 60 Bauvorhaben beleben wir ehemals zu wenig beachtete Stadtteile wie Wilhelmsburg und Veddel. Damit setzen wir zum Sprung über die Elbe an. So nennen wir die soziale, kulturelle und städtebauliche Zusammenführung der Stadtteile nördlich und südlich des Flusses Elbe.

 

Die Anliegen dieser großen Projekte zeigt die Ausstellung unter den vier Stichworten: growing city, open city, civic city und smart city.

 

In Hamburg leben heute 1,8 Millionen und wir wissen, es werden mehr. Das wollen wir auch so. Wir planen für eine Stadt mit 100.000 neuen Einwohnern im nächsten Jahrzehnt, mittelfristig auch mehr. Das Wachstum wird vorwiegend durch Zuwanderung erreicht. Wir sind eine Handels- und Wirtschaftsmetropole, zu uns kommen Waren und Personen, wir wollen das, wir brauchen das. 

 

Die Internationalität der Städte ist ein zentrales Thema. Ein großer Teil der Hamburger, oder deren Vorfahren, sind aus anderen Ländern und Kulturen gekommen. Wilhelmsburg, der Ort der IBA, hat 55.000 Einwohner aus 100 Nationen. Mehr und mehr von ihnen erwerben die deutsche Staatsbürgerschaft, was wir aktiv fördern.

 

Bildung ist der Schlüssel für Wohlstand und Integration. Deshalb ist die soziale Infrastruktur das Thema der IBA. Wir bauen Schulen und Bildungszentren, Räume für Kultur und Begegnung.

 

Und natürlich braucht eine wachsende Stadt mehr Wohnraum, und bezahlbaren Wohnraum.

 

Hamburg hat ein einzigartiges Wohnungsbauprogramm verabschiedet, wir werden jedes Jahr 6.000 neue Wohnungen schaffen. Wir bauen für erwerbstätige Familien und für verschiedene Generationen. Wir bauen, zum Beispiel, Hybrid-Häuser für die Verbindung von Wohnen und Arbeiten. Wir entwickeln Beteiligungsformen, um alle möglichen verschiedenen Interessen einzubeziehen. Partizipation beim Planen ist das Anliegen der der civic city.

Hamburg ist eine weltoffene und tolerante Stadt und wir sind stolz darauf. Nicht nur die Bewohner, auch die Stadtteile und Quartiere müssen offen sein. Bezirke, in denen niemand wohnen will und Bezirke, in die kaum jemand mehr ziehen kann, weil die Mieten unerschwinglich sind, sind nicht offen. Die open city steht für Aufwertung ohne Verdrängung. 

 

Eine intelligente Stadtplanung übernimmt Verantwortung für den Klimaschutz. Infrastruktur und Verkehrskonzepte werden optimiert, modernste Technologien und Ingenieurskunst verknüpft. Von einer smart city können wir sprechen, wenn es gelingt, die Stadt zugleich ästhetisch, ökologisch und sozial zu gestalten.

 

Als die Bürgermeister von Marseille und Hamburg im Juli 1958 die Partnerschaftserklärung unserer beiden Städte unterzeichneten, war das mutig und visionär. Heute haben wir neue Herausforderungen. Doch die damalige Botschaft, dass, Zitat, diese Welt nur wirklich menschlich sein wird, wenn die Menschen frei in freien Städten leben werden hat an Aktualität nichts verloren. 

 

Hamburg und Marseille sind lebendige und fantastische Städte. Sprechen wir darüber, wie wir so bauen können, dass das auch zukünftige Generationen ohne Zögern sagen können.

 

Ich wünsche allen Besuchen interessante Eindrücke und Aufschlüsse durch diese Ausstellung.

 

Es gilt das gesprochene Wort.