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24.06.2013

Baubeginn der Power to Gas-Anlage

Baubeginn der Power to Gas-Anlage

 

Sehr geehrter Herr Boxberger,

sehr geehrter Herr Staatssekretär,

sehr geehrter Herr Dr. Röttgen,

meine Damen und Herren,

 

dem heutigen Tag habe ich mit besonderer Vorfreude entgegen gesehen. Damit meine ich erstens den Spatenstich mal sehen, welche Anforderungen die fette Marsch-Erde stellt.

 

Aber eigentlich meine ich den wichtigen Fortschritt, den die Hamburger Energiewende heute macht. Am Donnerstag werde ich bei einer Veranstaltung in Berlin über Elektromobilität sprechen. Dort werde ich berichten können auch wenn es, genau genommen, eine kleine Abschweifung ist , dass wir im Hamburger Reitbrook die erste große Power to Gas -Anlage zu bauen begonnen haben. Wir, die Stadt, mit unserem strategischen Partner E.ON.

 

Mit dem hier synthetisch erzeugten Wasserstoff hat Hamburg zwar anderes vor als damit Fahrzeuge anzutreiben. Er wird in das Erdgasnetz der Hamburg Netz GmbH eingespeist deshalb Power to Gas. Das synthetische Erdgas kann deutschlandweit transportiert, bei Bedarf abgerufen, dann mittels Blockheizkraftwerken oder Gas-Brennstoffzellen wieder in Strom und/oder Wärme zurückverwandelt werden. Das ist dann die Umkehrung: Gas to Power.

 

Trotzdem hängt der heutige Spatenstich mit der Berliner  Diskussion zusammen, denn übergreifend geht es ja darum, dass wir das alte Problem der Volatilität von Strom aus regenerativen Quellen, namentlich der Windkraft, überzeugend lösen. Davon hängt der Erfolg der Energiewende ganz wesentlich ab, übrigens beileibe nicht nur in Hamburg, sondern deutschlandweit.

 

Meine Damen und Herren,

Wasserstoff war lange Zeit ein, wenn ich so sagen darf, Hoffnungs- und dann auch wieder Verzweiflungsträger. In den 1970er Jahren gab es Vorstellungen, den Energiehunger der Welt durch den Einstieg in eine allumfassende Wasserstoffwirtschaft zu stillen. Hundert Atomkraftwerke in der Arktis, oder war es die Antarktis, sollten Strom erzeugen, und mit dem, per Elektrolyse, unvorstellbar riesige Mengen Wasserstoff das war eine ernsthaft in Bild der Wissenschaft vorgestellte Diskussion.

 

Über die man sich aus heutiger Sicht gar nicht mokieren sollte, denn die darin enthaltene Zuversicht, unsere Energieprobleme seien durch Ingenieurskunst zu lösen, war ja im Prinzip berechtigt. Auch wenn Nuclear Power to Gas to Power der Wasserstoff sollte ja zum Schluss wieder verstromt werden ein bisschen an den Wunsch erinnerte, das Perpetuum mobile möge doch funktionieren.

 

Geht es viele Nummern kleiner mit dem Wasserstoff? Ja, davon sind wir heute überzeugt. Und die Bedeutung, die regenerativ erzeugter Wasserstoff für die Energiewende und zwar auch die Elektromobilität und für die Wertschöpfung in Deutschland hat, sollte ruhig stärker herausgestellt werden als es lange Zeit geschehen ist. 

Es ergibt sich nämlich die Situation, dass durch die Nutzung von Windkraft, die mangels zeitgleicher Nachfrage oder wegen zu geringer Netzkapazitäten sonst nach EEG bezahlt, aber nicht verkauft wird dass durch dessen zeitverzögerte Nutzung die Effizienz des Energiesystems verbessert und die Energiewende damit wirtschaftlicher werden kann.

 

Wenn der zusätzliche Markt für Wasserstoff systematisch erschlossen wird, dann ist diese Wertschöpfung nachhaltig, dient dem Klimaschutz und hilft der Volkswirtschaft durch eine Verringerung der Importe.

 

Fest steht, und damit bin ich endgültig wieder hier bei Ihnen in Reitbrook: Hamburg nimmt bei der Energiewende eine Vorreiterrolle ein. Einen effizienten Beitrag dazu kann das Entwickeln und Erproben von Verfahren leisten, die auch weltmarktfähig sind. Die Power to Gas-Technologie ist ein hervorragender Beweis dafür. Mit ihr wird Windstrom mittels Elektrolyse in Wasserstoff speicherbar.

 

Fest steht somit auch, dass wir mit dieser Anlage wird ein weiteres Mal demonstrieren, dass Klimaschutz und technologische Innovation zusammen gehören.

 

Meine Damen und Herren,

in bewährter Weise wird ein Fachmann Herr Dr. Röttgen uns die Details nahebringen. Auch dürfen wir gleich den Innovationsparcours besichtigen. Ich will mich auf einige, für den Senat  wichtige grundsätzliche Aussagen beschränken.

 

Die E.ON Hanse AG errichtet  diese Anlage die modernste ihrer Art im Rahmen der Energiekooperation mit der Stadt Hamburg, gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern aus Industrie und Forschung. Das Projektvolumen beträgt 13,5 Millionen Euro.

 

Seit wir im Meinungsaustausch mit der Volksinitiative über den Netzrückkauf sind, und erst recht seit wir die Kooperationsverträge mit E.ON und Vattenfall geschlossen haben, werden wir nicht müde zu sage: Wir machen doch jetzt etwas viel besseres, etwas mit praktischer Relevanz. Etwas, das die Energiewende voran bringt. In jeder dritten Rede kündige ich an: Hamburg wird auf dem Gebiet voran gehen und an den Kraftwerkstandorten innovative Speichertechnik Power to Heat und Power to Gas installieren und testen.

 

Wir kündigen grundsätzlich nichts Unmögliches an. Das nicht Unmögliche, hier wird´s Ereignis: Wind wird zu Wasserstoff, der wird ins Hamburger Gasnetz eingespeist und ermöglicht damit ebenfalls die Speicherung von Windstrom.

 

Wir wissen alle, dass gerade bei uns im Norden Wind- und auch Solarstrom durch wechselnde Wetterbedingungen massiven Schwankungen unterliegen. Logisch, dass an windreichen Tagen viel mehr Strom produziert als benötigt wird, ebenso im Sommer mehr Solarstrom. Es kommt heute bereits vor, dass Windräder wegen Überkapazitäten im Stromnetz vorübergehend abgeschaltet werden müssen. An kalten Wintertagen hingegen, wenn viel Energie benötigt wird, weht oft kein einziges Lüftchen. Power to Gas kann zentrale Probleme der Energiewende lösen und zur Schlüsseltechnologie für die Hamburger Energiewende werden:

 

weil sich Strom aus Erneuerbaren Energien  zwischenspeichern und bei Bedarf abrufen lässt.

 

Das Erdgasnetz kann im Vergleich zu bestehenden Speicherlösungen ein Vielfaches an Energie aufnehmen. Mit rund 500.000 Kilometern Leitungen und Speichermöglichkeiten für 20 Milliarden Kubikmeter Gas kann das Erdgasnetz 1.500- bis 3.000-mal so viel Elektrizität speichern wie die vorhandenen Pumpspeicher und damit bietet es ein enormes Reservoir, um Energie vorzuhalten und je nach Bedarf als Kraft- oder Brennstoff einzusetzen oder in Strom umzuwandeln.

 

Natürlich ist es kein Zufall, das die Power to Gas-Anlage hier am E.ON-Hanse Innovations- und Forschungszentrum in Reitbrook entsteht. Hier wird bereits seit 2008 untersucht, wie umweltfreundlicher Strom und Wärme aus Mikroalgen gewonnen werden kann. Hier wird heute auch das E.ON Hanse Besucherzentrum, der Info Meeting Point eröffnet, in dem sich hoffentlich viele interessierte Hamburgerinnen und Hamburger über Projekte zur Energiewende informieren werden.

 

Meine Damen und Herren,

unsere Stadt ist ein wichtiger Knotenpunkt der Energienetze zwischen dem windreichen Norden und den Industrieregionen im Süden des Landes. Hamburg wird zu einem immer wichtigeren Energiedrehkreuz. Damit setzen wir deutschlandweit Akzente, so wie auch heute hier in Reitbrook.

 

Vielen Dank!

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.