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15.03.2013

Begrüßung der Hamburger HipHop Academy, der Gewerbeschule Gastronomie und Ernährung und der Hotelfachschule Marseille

Begrüßung der Hamburger HipHop Academy, der Gewerbeschule Gastronomie und Ernährung und der Hotelfachschule Marseille

 

 

Wir kommen heute in den Genuss des Könnens junger Leute aus Hamburg und Marseille, und ich freue mich schon darauf sowohl die Leistungen der HipHop Academy als auch der Gastronomie- und Hotelfachschülerinnen und  -schüler kennenzulernen. 

 

Beim Namen HipHop Academy wurde anfangs mancher stutzig: Braucht es das denn wirklich? Kann man Popmusik, Breakdance und das dazu gehörende Szene-Leben überhaupt unterrichten? Laufen solche Institute nicht dem Anspruch der Gegenkultur zuwider? Und eignet sich 

HipHop, der Sound der Straße und US-amerikanischen Schwarzen-Ghettos, überhaupt als Unterrichtsgegenstand einer eigenen Akademie? 

 

In den sieben Jahren ihres Bestehens konnte die HipHop Academy die Zweifler überzeugen. Und der Erfolg gibt ihr Recht: An 35 Standorten trainieren 550 Jugendliche unter Anleitung von Profis alle Bereiche der HipHop-Kultur: Breakdance, Graffiti, Rap, Beatbox, Gesang und Producing. Das Non-profit-Projekt ist in dieser Form einzigartig in Deutschland. 

 

Große Kunst auch die Kunst der Straße ist immer wieder unbequem und provokant. Sie eröffnet Horizonte der Wahrnehmung und stößt neue Dialoge an, im Idealfall gerade zwischen denen, die im Alltagsleben eher selten miteinander sprechen. Diese gesellschaftliche Funktion alter wie neuer Kunstformen wie dem HipHop ist wertvoll. Sie liefert Anstöße und bringt die Gemeinschaft als Ganzes voran. 

 

Darum steht die öffentliche Förderung der HipHop Academy auch nicht im Widerspruch zu dem, was dort gelehrt wird. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass drei Viertel der jungen Talente einen Migrationshintergrund haben. Die Internationalität des HipHop verbindet die junge Generation auf kreative Weise, die sich an den Gemeinsamkeiten der 13- bis 25-Jährigen und nicht zuletzt an den Qualitätsmaßstäben im Rahmen dieser weltweiten Kultur orientiert. 

 

Anders ausgedrückt: Im HipHop wird nicht über Integration gesprochen. Sie wird täglich gelebt und von allen gestaltet. Mit Talent, Disziplin und Engagement können die jungen Leute es bis ins Ensemble schaffen, das professionelle Bühnenshows erarbeitet. Und was noch wichtiger ist: Jeder Jugendliche stärkt über die Entwicklung seiner persönlichen und künstlerischen Ausdrucksfähigkeit sein Selbstwertgefühl und erlebt Anerkennung für seine Leistungen. 

 

Der Kulturpalast als Dachorganisation und wichtigstes Kulturzentrum im Hamburger Osten besitzt mit der HipHop Academy eine angesehene Marke, die einen bedeutsamen Beitrag zur Förderung Jugendlicher auch und vor allem aus städtischen Randgebieten im Bereich Soziales und Kultur leistet. Da versteht es sich fast von selbst, dass an der Academy neben Komposition, Gesang und Tanz quasi nebenbei auch soziale Werte vermittelt werden. 

 

Ich bin darum überzeugt, dass das Geld der drei Hauptförder der Academy Kulturpalast Hamburg, Kulturbehörde und die Hamburgische Kulturstiftung, insgesamt rund 850.000 Euro aus öffentlichen Fördergeldern gut angelegt und genauso eine Zukunftsinvestition ist wie die Gründung unserer neuen Jugendberufsagentur, die sich um junge Leute mit Schwierigkeiten beim Übergang zwischen Schule und Beruf kümmert viele von ihnen mit Migrationshintergrund. 

 

Das Berufliche ebenso im Blick zu haben wie die Unterstützung des kreativen, künstlerischen Ausdrucks, ist auch als ein Zeichen des Respekts vor der jungen Generation zu verstehen. Die Botschaft ist in beiden Fällen dieselbe: Wer sich anstrengt, soll eine faire Chance bekommen, sich und seine Stärken weiterzuentwickeln und sein Leben zu verbessern. 

 

Meine Damen und Herren, 

Kunst ist ein Brückenbauer zu neuen Erfahrungen, zwischen den Gesellschaftsgruppen, auch über Ländergrenzen hinweg. Die bestehenden Kontakte der HipHop Academy zu ihrem französischen Pendent Di6Dance sind schon ein guter Ansatz. Ich möchte die Aktiven ermuntern, ihre Zusammenarbeit weiter auszubauen vielleicht sind demnächst HipHop-Produktionen aus Marseille bei uns in Hamburg zu sehen? Ich würde mich darüber freuen. 

 

Deutsch-französische Kooperation basiert auf solchen direkten Kontakten. Vor 50 Jahren wurde der Elysée-Vertrag unterzeichnet, und spätere Politiker wie Valéry Giscard d’Estaing und Helmut Schmidt haben mitgeholfen, aus der Partnerschaft eine Freundschaft entstehen zu lassen, die seitdem Europa geprägt hat und zu einem Modell nachbarschaftlicher Beziehungen zwischen den Ländern wurde. 

 

Ein lebendiges Beispiel dafür aus der jüngeren Zeit sind die 2005 in Hamburg vereinbarten Austauschbegegnungen zwischen den berufsbildenden Schulen. Das aktuelle, öffentlich geförderte Projekt der Hamburger Gewerbeschule Gastronomie und Ernährung mit der Hotelfachschule Marseille setzt 2013 die in den Vorjahren begonnene Zusammenarbeit im Bereich Catering fort. 

 

Perspektivisch soll aus diesem Programm eine bilaterale Lerneinheit entstehen, die in Marseille und Hamburg die bestehenden Lehrpläne ergänzt und möglicherweise auch als Zusatzqualifikation in den jeweiligen Ausbildungsgängen anerkannt und zertifiziert werden kann. Die Entwicklung eines binationalen Curriculums ist ein echtes Pilotprojekt, das beispielhaft auch für andere Bereiche werden kann: Eine gemeinsame, gegenseitig anerkannte Zusatzqualifikation stellt einen großen Schritt zur Europäisierung der beruflichen Bildung dar. 

 

Schon jetzt bereichert die Verbundenheit der Hamburger Gewerbeschule mit der Hotelfachschule Marseille die Partnerschaft zwischen beiden Städten mit Auslandspraktika, Austauschbesuchen und gelegentlich auch kulinarisch. 

 

So wie heute Abend: Anfang dieser Woche sind zwölf Auszubildende mit zwei Fachlehrern aus Hamburg hierher nach Marseille gekommen, um für den heutigen Empfang gemeinsam mit den Marseiller Schülern und Lehrern ein Fingerfood-Buffet auszurichten. Herzlichen Dank an sie in unser aller Namen! 

 

Das Buffet möchte ich uns nun nicht länger vorenthalten, und danach bin ich gespannt auf die Performance der Hamburger HipHop Academy. 

 

Ich danke allen Beteiligten für Engagement und wünsche uns allen einen schönen Abend. 

 
Es gilt das gesprochene Wort.