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27.02.2013

BILD Interview mit Bürgermeister Scholz und Kanzlerkandidat Steinbrück


BILD: Herr Steinbrück, was vermissen Sie an Hamburg in Berlin?

Peer Steinbrück: Alster, Elbe, Hafen, Scholz. (lacht)


BILD: Ein Punkt an Ihrer Aufzählung ließe sich ändern: Sie könnten nach einem Wahlsieg Olaf Scholz als Minister holen.

Olaf Scholz: Moment, das können wir abkürzen. Sie kennen meine Antwort: Berlin kann so oft anrufen, wie es will, ich bleibe hier.

Steinbrück: Olaf folgt dem alten Satz: Lieber Erster in Gallien als Zweiter in Rom. Das respektiere ich! (lacht)


BILD: Okay, Scholz bleibt hier. Was können Sie, Herr Steinbrück, denn aber zumindest von ihm lernen?

Steinbrück: Von seinem Bürgerschaftswahlkampf einiges. Standfestigkeit, Haltung, klarer Kurs.

 
BILD: Und was ließe sich vom Bild des Ehrbaren Hamburger Kaufmanns auf die internationale Finanzwelt übertragen?

Steinbrück: Langfristiges Denken, keine kurzfristige Renditemaximierung, nicht jeder Verrücktheit hinterherzurennen, verlässlich zu sein. Hier in Hamburg wird in Generationen gedacht, nicht in Quartalsbilanzen. Ein besseres Vorbild gibt es nicht.


BILD: Hier in Hamburg werden aber auch gerade viele Millionen Euro für ein Wahrzeichen an der Elbe ausgegeben. Passt das zu Hamburg und in die Zeit?

Steinbrück: Die Planungen für die Elbphilharmonie liegen lange zurück und fallen in die Zeit vor Olaf Scholz. Die Entwicklung der Kosten stimmt mich ebenso wie viele Bürger verdrießlich. Aber es ist eine richtige Entscheidung, das jetzt durchzuziehen. Ich freue mich übrigens schon sehr auf das Eröffnungskonzert.

Scholz: Das haben wir uns schon ausgemalt: Ich als Bürgermeister, Peer Steinbrück als Kanzler, toller Saal, tolle Musik ...


BILD: Mit toller Akustik?

Scholz: Ich bin ziemlich sicher, dass die Akustik einzigartig wird. Bei dem vielen Geld, was wir da reinstecken, muss das allerdings auch so sein.


BILD: Donnerstag muss der neue Vertrag mit Hochtief fertig sein. Wie ist der Stand?

Scholz: Es gibt intensive Gespräche. Die sind so, dass man hoffen kann, dass es ein gutes Ergebnis gibt. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Wir wollen ein gutes Ergebnis für Hamburg.


BILD: Herr Scholz, was haben Sie bei den Fettnäpfchen gedacht, in die Ihr Parteifreund zuletzt getreten ist? Äußerungen über Kanzlergehalt, Kosten für eine Flasche Wein ...

Scholz: Es gibt das schöne alte Hamburger Lied vom Jungen mit dem Tüddelband, da heißt es: ,Hett nich weeh doon, is‘n Klacks för so’n Hamborger Jung‘

Steinbrück: Sehr gut.


BILD: Herr Steinbrück, gibt es mehr Unterstützung für Hamburg aus dem Bund, wenn Sie regieren?

Steinbrück: Ein Bundeskanzler ist für ganz Deutschland da, unabhängig davon, wo er geboren ist. Was aber klar ist: Hamburg und die norddeutschen Länder sind besonders bei den Themen Verkehr und Forschungsförderung in den letzten 30 Jahren vernachlässigt worden. Da gibt es ein Ungleichgewicht. Das würde ich ändern. Aber nicht, weil ich in Hamburg geboren wurde, sondern weil es offensichtlich ist.

BILD: Wie oft sind Sie zurzeit in der Stadt?

Steinbrück: Ich bin oft und gerne in Hamburg. Meine Mutter ist hier vor ein­einhalb Jahren leider gestorben, aber es lebt noch weitere Verwandtschaft hier. Ich bin immer wieder gern in meiner 

Vaterstadt.
 

BILD: Und treffen sich häufig mit einem anderen Hamburger, Helmut Schmidt.

Steinbrück: Genau wie ich Olaf Scholz gelegentlich in privaten Räumen treffe, ja. Die Ratschläge von beiden und der Austausch mit ­beiden ist mir sehr wichtig.
 

BILD: Sie waren Schüler am Johanneum. Was denken Sie über Pläne Ihrer Parteifreunde, das Sitzenbleiben abzuschaffen?

Steinbrück: Wenn wir skandinavische Bildungssysteme mit der gezielten Förderung von Schülern hätten, die in einzelnen Fächern wie ich damals in Mathe und Latein schwach sind, dann müsste man nicht mehr sitzen bleiben. Da wir diese Systeme nicht haben, gehört es noch dazu, dass derjenige die Klasse wiederholt, der das Ziel nicht erreicht. Wie ich damals in Hamburg.

 

Das Interview führten Nadja Aswa und Hagen Meyer