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05.12.2012

Ehrenamt macht Schule

Ehrenamt macht Schule

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Schülerinnen und Schüler,

 

herzlich willkommen beim Senatsempfang Hamburg engagiert sich. Er steht in diesem Jahr unter dem besonderen Motto: Ehrenamt macht Schule.

 

Ich freue mich besonders darüber, dass wir heute nicht bloß über Euch, die Schülerinnen und Schüler reden, sondern dass so viele von Euch hier sind diejenigen, um die es ja geht und die am besten wissen, was Sache ist.

 

Manche von Ihnen, von Euch sind Klassensprecherinnen und Klassensprecher. Ihr vertretet die Schülerinteressen Eurer Region in den Kreisschülerräten, oder Ihr seid in der 

Schüler-Innenkammer Hamburg.

 

Ihr nehmt also Eure demokratischen Rechte und Aufgaben in der Schule aktiv wahr und könnt gleichzeitig erfahren und erleben, dass es um viel mehr geht als bloß Theorie.

 

Denn man muss ja gar nicht in ein Amt gewählt sein, um anzupacken und Verantwortung zu übernehmen: Manche von Euch werden zu Streitschlichtern ausgebildet und stehen in den Pausen für Konfliktmanagement bereit. Andere helfen als Schulsanitäter. Oder helfen in den Projekten Große für Kleine Jüngeren beim Einstieg in die Schule oder bei Hausaufgaben.

 

Meine Damen und Herren,

so wie viele Ältere, viele von Ihnen hier im Saal sich für die Schule einsetzen, so engagieren sich Schülerinnen und Schüler bei Problemen in der Region und lösen manche durch eigenes Tun.

 

Selbst aus einem pflichtgemäß absolvierten Sozialpraktikum ergeben sich immer wieder längerfristige Kooperationen mit Altenheimen oder Behinderten¬einrichtungen.

 

Das ist aus Sicht des Senats auch ein besonders erwähnenswerter Bereich, weil bürgerschaftliches Engagement hier zu mehr Ebenbürtigkeit führt. Jedes Mitglied der Gesellschaft gibt und nimmt zugleich. Eine Festlegung von Männern oder Frauen mit Behinderung auf die Rolle der Nehmenden wiederspricht unserer Vorstellung genauso wie eine Ausgrenzung von Älteren. 

 

Und widerspricht auch den Tatsachen! Einige, die heute hier sind, haben selbst mit Behinderung zu tun und engagieren sich ungeachtet dessen mit Erfolg ehrenamtlich.

 

Bürgerschaftliches Engagement  ist so gesehen immer eingebunden in das aktive Gestalten einer gerechten Gesellschaft, in der Alle Teilhabechancen haben.

 

Liebe Schülerinnen und Schüler,

Ihr seid in großer Zahl aktiv in der freiwilligen Feuerwehr, beim THW, beim Jugendrotkreuz und in vielen Sportvereinen. 

 

Ein ehemaliger Lehrer, mit dem ich neulich gesprochen habe, hatte einen Schüler, dessen fachliche Leistungen nicht gerade grandios waren, aber als Schiedsrichter war er bei jüngeren Sportlern aktiv und lizenziert. Ohne Schiedsrichter oder Kampfrichter läuft im Sport gar nichts, das weiß jeder. Derjenige, von dem die Rede war, hat gezeigt: Er kann Regeln befolgen, durchsetzen und den Überblick in so genannten dynamischen Situationen behalten, also cool bleiben, wenn andere es gerade mal nicht sind.

 

Meine Damen und Herren,

jetzt die Frage an diejenigen, die schon lange aus der Schule sind: Würden Sie einen solchen jungen Mann oder eine solche junge Frau nicht gern als Auszubildende einstellen?

 

Für alle Altersstufen gilt: Freiwilliges Engagement qualifiziert beide Seiten, macht Spaß und macht klug! Sich weiter entwickeln, neue Kontakte knüpfen, die eigenen Kompetenzen einsetzen und weitergeben, Freude geben und  bekommen das ist Ehrenamt und das hat Schule gemacht. Bei den Älteren und den Jüngeren.

 

Zum Einsatz von Erwachsenen für die Schule gehört meistens zuerst die Mitarbeit in schulischen Gremien: als Klasseneltern, im Elternrat oder in der Elternkammer. So, wie es das Schulgesetz vorsieht, gestalten Eltern ihre Schule mit, stimmen über Vorhaben ab oder nehmen Aufgaben selbst in die Hand. 

 

Ganz wichtig ist das Engagement von Erwachsenen als Klassenreisebegleitung, oder als Helfer in der Theatertechnik. Manche stellen sich als Zeitzeugen zur Verfügung und schildern ihre Erfahrungen aus politisch finsteren Zeiten oder als Experten aus der Arbeitswelt. Ehemalige Hand-werksmeister arbeiten im Technik¬unterricht mit. 

 

Auf vielfältige Weise bringen also Erwachsene Lebenserfahrungen und Kenntnisse mit, die Schule aus eigener Kraft nicht bieten kann: Erfahrungswissen aus betrieblicher Praxis und Spezialwissen aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Das kann schulisches Lernen nicht ersetzen, aber sehr bereichern.

 

In jüngerer Zeit sind besonders zwei Initiativen zur freiwilligen Individual¬betreuung verstärkt in Schulen aktiv geworden: die Leselernhelfer und die Schülercoaches.

 

Fast  3.000 Hamburgerinnen und Hamburger sind in dem Zusammenhang in Hamburger Schulen aktiv. Das sind Pensionäre und Studierende, ehemalige Handwerker und Personalchefs, Arbeitnehmer, Mitarbeiter von Beratungsfirmen.

Warum sind sie so erfolgreich? Weil sie einen mehrgleisigen Gewinn erzeugen: 

 

  • Schülerinnen und Schüler verbessern ihre Leistungen und Chancen,
  • Lehrkräfte und Familien werden in ihrem Erziehungsauftrag unterstützt,
  • Coaches erleben neben gelegentlichen Enttäuschungen, die es auch gibt, vor allem Erfolge und Wertschätzung.

 

Meine Damen und Herren,

ehrenamtliches Engagement ist ein unverzichtbarer Teil hanseatischen Selbstverständnisses. Unsere Stadtrepublik lebt ganz wesentlich von dem sprichwörtlichen Bürgersinn und Bürgerstolz der Hamburgerinnen und Hamburger. Die wissen nämlich, dass ein Senat zum guten Regieren mehr braucht als gute Ideen und eine gute Verwaltung. Er braucht unbedingt auch diejenigen, die sich fragen: Was kann ich beitragen? 

 

Er braucht auch diejenigen und oft sind es ja dieselben , die die Arbeit ihres Senats und ihrer Verwaltung kritisch begleiten und sich nicht scheuen, eigene, vielleicht bessere Ideen in klare Worte zu fassen.

 

Täglich erleben wir, dass alle, die als Lehrer oder Schüler, Hausmeister oder Schulräte, Senatoren oder Bauplaner mit der Institution Schule zu tun haben, in ganz besondere Weise mit öffentlicher Aufmerksamkeit, Kritik, nicht zuletzt: tatkräftiger Unterstützung rechnen können.

 

Das ist uneingeschränkt gut so, denn es gibt kaum Wichtigeres als ein funktionierendes Bildungs- und Schulsystem, das jede und jeden zu einem guten Abschluss und gleich anschließend zu einer Berufsausbildung führt. Das zu gewährleisten, ist die politische Aufgabe.

 

Der Schulfrieden, auf den wir im allerersten Absatz des Arbeitsprogramms des Senats alle festlegen, ist dabei kein Aufruf zur Grabesstille und würde in Hamburg sowieso von niemandem so verstanden.    

 

Was tut der Senat, was ist aktuell wichtig?

 

Frühkindliche und kindliche Bildung, bundesweit Spitze bei Kita- Ausbau und Ganztagsbetreuung.

 

Spitze auch bei Abiturienten: nach G 8 jetzt besser als vor 6 Jahren nach G 9. 

 

Flächendeckende Berufsorientierung ab Klasse 8 in allen Stadtteilschulen. Jugendberufsagentur.

 

Dringend den Übergang verbessern. Geht Euch, Sie, uns alle an. 

  

Ich wünsche Ihnen, und Euch allen, einen anregenden Nachmittag in unserem Rathaus.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.