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17.05.2013

Einbürgerungsfeier

 

Sehr geehrter Herr Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,

sehr geehrter Herr Burihabwa,

sehr geehrte Frau Generalkonsulin,

sehr geehrte Damen und Herren,

 

im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg begrüße ich Sie sehr herzlich zu dieser Einbürgerungsfeier! Ganz besonders freue ich mich über die vielen jungen und ganz jungen Neubürger hier im großen Festsaal des Hamburger Rathauses, das künftig auch Ihr Rathaus ist. 

 

Ich freue mich, dass Sie sich zur Einbürgerung entschlossen haben und weiß, dass dies nicht immer ein leichter Schritt ist. Immerhin war Ihre bisherige Staatsangehörigkeit auch ein Teil Ihrer Identität. Aber mit dem neuen Pass haben Sie sich bewusst für Deutschland und Hamburg entschieden. Dazu gratuliere ich Ihnen von Herzen. 

 

Ich wünsche mir, dass Sie spüren: Sie sind uns hier willkommen. Hamburg war als Hansestadt immer schon von Einwanderung geprägt und hat von anderen Kulturen profitiert. Seit dem 16. Jahrhundert beeinflussten viele Einwanderer und Händler unsere stets kosmopolitische Weltstadt auf positive Weise. 

 

Nach 1550 kamen viele protestantische Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden. Spanische, portugiesische und englische Händler ließen sich bei uns nieder. Nach der Französischen Revolution siedelten sich ab 1792 viele französische und niederländische Händler bei uns an. Sie alle sorgten dafür, dass Hamburg bis Ende des 18. Jahrhunderts auf mehr als 130.000 Einwohner anwuchs 1918 war es schon mehr als eine Million! 

 

Viele fanden in der damaligen Nachbarstadt Altona ihre neue Heimat, weil sie dort die Bürgerrechte erwerben durften. Aus Dankbarkeit nannten sie die dort neu gegründeten Straßen Große Freiheit und Kleine Freiheit. Heute liegen diese Straßen im Herzen Hamburgs nahe der Reeperbahn und sind weltberühmt. 

 

Von Hamburg insgesamt ging vor allem aufgrund des regen Handels früher als von anderen Regionen in Deutschland ein großes Freiheitsversprechen aus. Was dieses Freiheitsversprechen in einer globalisierten Welt für Zuwanderer heute bedeuten kann, beschrieb der frühere amerikanische Präsident Clinton in seinem 2011 erschienenen Buch Back to Work: Ganz gleich, wer Sie sind oder woher Sie kommen wenn Sie hart arbeiten und sich dabei an die Regeln halten, bekommen Sie die Freiheit und die Möglichkeit, Ihren persönlichen Traum zu verfolgen. So weit Bill Clintons Einladung, die als eine wesentliche Grundlage auch der Hamburger Politik taugt. 

 

Denn diese Freiheit zur Verwirklichung der eigenen Träume finden Sie bei uns in Hamburg. Ich weiß, dass Viele von Ihnen mit der Einbürgerung den Wunsch für sich und für Ihre Kinder verbinden, hier selbstbestimmt zu leben, zu arbeiten, sich etwas aufzubauen inmitten einer Großstadt mit hervorragender Infrastruktur, sehr guten Bildungschancen und einer lebendigen Kultur. Gerade für Ihre Kinder bieten sich hier viele Wege in eine gute Zukunft und ein gutes Leben. 

 

Ihre neue Staatsbürgerschaft verlangt aber keineswegs, dass Sie Ihre Wurzeln vergessen sollen. Im Gegenteil! Indem Sie sich zu einer Gemeinschaft bekennen, der Sie ja schon lange angehören und der Sie sich zugehörig fühlen, verändern Sie sie auch. Mit Ihrem lebensgeschichtlichen Hintergrund, Ihrer Erfahrung und Ihren kulturellen Mitbringseln bereichern Sie unser Selbstbild. 

 

Meine Damen und Herren, 

Deutschland ist seit vielen Jahren ein Einwanderungsland und angesichts unserer alternden Bevölkerung auch darauf angewiesen, dass sich Zuwanderer dafür entscheiden, bei uns ein neues Zuhause zu suchen, eine Ausbildung zu absolvieren und hier zu arbeiten, ihre Familien zu gründen und ihren Lebensmittelpunkt bei uns zu gestalten. 

 

Deshalb haben wir seit 2011 auch nach Wegen gesucht, wie wir die Zuwanderer und ihre häufig bereits hier geborenen Kinder in unserer Stadt für die Einbürgerung gewinnen können. Wir fragten uns damals: Warum hat ungefähr die Hälfte der rund 400.000 Zuwanderer bisher keinen deutschen Pass? Obwohl doch 137.000 schon so lange in Deutschland leben, dass sie die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen? 

 

Vielleicht lag es ja auch daran, dass es sich noch nicht herumgesprochen hatte, welche Möglichkeiten die Einbürgerung bietet. Daraus entstand die Einbürgerungsinitiative, mit der wir nach und nach alle Hamburgerinnen und Hamburger mit einem auswärtigen Pass anschreiben, für die eine Einbürgerung möglich ist. 

 

Einen zentralen Beitrag leisten in unserer Initiative dabei unsere Einbürgerungslotsen. Sie haben selbst einen Migrationshintergrund, werben in ihren jeweiligen Communities für die Einbürgerung und helfen uns bei der Überzeugungsarbeit. Wenn wir eine Zwischenbilanz ziehen, sehen wir: Sie haben einen richtig guten Job gemacht. Ihnen gebührt deshalb große Anerkennung, weil sie uns maßgeblich dabei unterstützen, den Einbürgerungsprozess gemeinsam zu gestalten. Sie bringen dabei sehr viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Kompetenz auf. Herzlichen Dank an dieser Stelle für Ihr Engagement! 

 

Im neuen Integrationskonzept des Senats mit dem Titel Teilhabe und interkulturelle Öffnung spielen Einbürgerung und politische Mitgestaltung eine zentrale Rolle. Im Internet können Sie sich unter zuwanderung.hamburg.de darüber informieren. Wir verstehen Integration als gleichberechtigte, messbare Teilhabe, und dazu gehören für uns interkulturelle Öffnung und Anti-Diskriminierung. 

 

Das Konzept ist ausdrücklich ein Wir-Konzept, da Integration nur gemeinsam gelingen kann, und es betont die Vielfalt, Gemeinsamkeit, Weltoffenheit und den Zusammenhalt Hamburgs. Ausdrücklich und in einem Hamburger Integrationskonzept erstmalig sind übrigens Flüchtlinge Teil dieses Konzepts. 

 

Der große Erfolg unserer Einbürgerungsinitiative ist auch an den Zahlen ablesbar: 12.154 Interessierte haben 2012 eine Einbürgerungsberatung in Anspruch genommen. Verglichen mit 2010 ist im vergangenen Jahr die Zahl der Einbürgerungsanträge um mehr als 40 Prozent gestiegen. Insgesamt haben 5.736 Männer, Frauen und Kinder die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten. 

 

Diese Zahlen sind ein ermutigendes Ergebnis und der messbare Erfolg der Integrationspolitik des Hamburger Senats, den wir gern sogar noch steigern wollen. Denn wenn es nach uns ginge, würden wir gern die doppelte Staatsbürgerschaft einführen. Vor allem für viele junge Leute, die sich noch nach dem Optionsmodell zum Ende des 21. Lebensjahrs entscheiden müssen, welchen Pass sie behalten, wäre dann vieles einfacher. 

 

Wir werden deshalb in unserem Bemühen und Werben für die Einbürgerung auf allen politischen Ebenen nicht nachlassen. Wir wollen möglichst viele von denen, die noch keine Deutschen sind, für die Idee gewinnen, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben. Es ist nämlich unsere Vorstellung, dass sich alle, die hier leben, mit dem Land identifizieren, in dem sie leben. 

 

Alle sollen, wenn sie dies wünschen, bei uns eine Heimat finden. Denn Heimat ist ja nicht nur der Ort, an dem wir geboren oder aufgewachsen sind. Heimisch können wir auch in einem anderen Land, in einer anderen Stadt werden, wenn wir eine Verbindung zu den anderen dort lebenden Bewohnern haben. 

 

Ich lade Sie daher ein, dass Sie sich in Ihrer neuen, nun auch offiziellen Heimatstadt engagieren, zum Beispiel in den Vereinen und Schulen. Lassen Sie uns an Ihrer Kultur teilhaben, werden Sie auch politisch aktiv und setzen Sie sich gemeinsam mit anderen für Ihre Interessen ein! 

 

Wir sehen in der Einbürgerung vor allem Chancen. Nicht nur für die demografische Entwicklung in Deutschland, für Wirtschaft, Wachstum und die Innovationskraft der Hansestadt. Denn gerade eine anregende kulturelle Vielfalt lockt immer mehr Männer und Frauen nach Hamburg und bewegt sie zum Bleiben. 

 

Damit dies so bleibt, setzen wir auf eine Kultur der Anerkennung, die auf Rechtsgleichheit und Chancengerechtigkeit fußt. Schließlich wissen wir: Ohne den Zugang zu sozialen, ökonomischen und kulturellen Ressourcen gelingt weder Integration noch Partizipation. 

 

Deshalb fördern wir ein neues Wir-Gefühl, das Zusammengehörigkeit vermittelt und zusätzlich anspornt, die Zukunft unseres Landes gemeinsam zu gestalten. Unsere Einbürgerungsinitiative ist ein Schritt dahin und ein sichtbares Zeichen dafür, dass es uns damit ernst ist.

 

Wir möchten, dass Sie sich als Hamburgerinnen und Hamburger anerkannt fühlen, als gleichberechtigte, mehrsprachige Bürger in Ihrer Stadt. Wir möchten, dass Sie in der Lage sind, langfristig Ihren ganz persönlichen Traum zu verwirklichen. Wir möchten, dass Sie unser Freiheitsversprechen nutzen und hier bei uns auch die Heimat Ihres Herzens finden. 

 

Ich freue mich deshalb sehr, dass Sie unserer herzlichen Einladung gefolgt sind. Ich bin überzeugt, Sie werden Ihre Entscheidung nicht bereuen. 

 

Noch einmal: Herzlich willkommen! 

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.