Sehr geehrter Herr Honorarkonsul,
sehr geehrte Gastgeber,
sehr geehrter Herr Präses der Handelskammer,
sehr geehrter Herr Doyen,
sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps,
meine Damen und Herren,
55 Staaten auf 30,3 Millionen Quadratkilometern, 50 Städte und Ballungszentren, die zwischen 1 Millionen und 11 Millionen Einwohner umfassen, verschiedene Formen des Islam, unterschiedliche christliche und viele andere Religionen, zwei zoografische Regionen, 8.000 km vom Mittelmeer bis zum Kap der Guten Hoffnung ja selbst das Klima ist vollständig uneinheitlich auf dem Kontinent, den wir Afrika nennen.
Wer durch Freunde oder Geschäftspartner mit einem afrikanischen Staat verbunden oder schon mal durch eine Region gereist ist, hat sehr konkrete Vorstellungen über die Situation in Afrika. Und ein anderer kann das mit ebenso konkreten Erfahrungen aus einem anderen Land widerlegen.
Die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent sind so vielfältig, dass es bisweilen allein die europäische Perspektive zu sein scheint, die ein Afrika sieht. Afrika is not a country, schreibt der britische Guardian und wirbt dafür, die Länder zu benennen, von denen gesprochen wird, so wie das ja auch in Bezug auf Staaten im europäischen Kontinent oder aus Amerika selbstverständlich ist.
Für erfolgreiche Wirtschaft und gute Politik sind ein detaillierter Blick und umfangreiche Kenntnisse notwendig und selbstverständlich. Es ist gut zu hören, dass die Mehrheit der afrikanischen Staaten seit Jahren ein hohes wirtschaftliches Wachstum verzeichnet und die Inflationsraten sinken. Wenn es aber um Investitionen geht, um konkrete wirtschaftliche Unterstützung oder Notfall- und Entwicklungshilfe, dann muss man genau wissen, was los ist und wie die Situation vor Ort konkret aussieht.
Solche Expertise findet sich in Hamburg.
So hat der in Hamburg ansässige Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft die Potentiale von 49 afrikanischen Staaten speziell für den Mittelstand ermittelt. Ausdrücklich wurden nicht nur volkswirtschaftliche Indikatoren, sondern auch Erfahrungswerte von Unternehmen in die Analyse einbezogen. Erfreulich ist, dass mit Ägypten, Ghana, Kenia, Mosambik, Südafrika, Tansania und Tunesien auf den vorderen Plätzen insgesamt sieben Länder stehen, die über Sie, das Konsularische Korps Hamburgs, verbunden sind.
Hamburg ist einer der größten Konsularstandorte in Deutschland. 17 Flaggen stehen für die Länder und die Mitglieder des hier akkreditierten Konsularkorps, die Staaten in Afrika repräsentieren. Sie, die General- und Honorarkonsuln, sorgen dafür, dass Ägypten, Botsuana, Ghana, Kap Verde, Kenia, Madagaskar, Mali, Mosambik, Niger, Sambia, Senegal, Südafrika, Sudan, Tansania, Togo, Tunesien und Uganda gut mit Deutschland vernetzt sind. Sie stehen den Bürgerinnen und Bürgern aus den Ländern und denen, die in diese Länder reisen wollen mit Rat und Tat zu Verfügung.
In der Langen Nacht der Konsulate haben am 21. Mai 2015 zum vierten Mal Konsulate und Kulturinstitute ihre Länder präsentiert. Drei afrikanische Konsulate waren diesmal dabei, ich danke den Teams der Konsulate von Mali, Mosambik und Namibia für die Unterstützung. Sie haben den Besucherinnen und Besuchern sicherlich viele Fragen beantworten müssen. Aber das lohnt sich, denn im persönlichen Gespräch gelingt es doch immer viel besser, Begeisterung für die Länder zu wecken und den Hamburgerinnen und Hamburgern die Bedeutung der Arbeit der Konsulate zu erläutern.
Meine Damen und Herren,
im Museum für Hamburgische Geschichte steht ein Kolonialwarenladen aus der Zeit um 1830. Kolonialwaren der Begriff steht für Rassismus und Unterdrückung der Kolonialzeit, auch wenn das sicher nicht jeder einzelne Kaufmann so gemeint hat, es gehört zur deutsch-afrikanischen Geschichte. 1969 ist das Internationale Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von rassistischer Diskriminierung in Kraft getreten, das Datum zeigt, wie sehr sich das Verhältnis der Staaten untereinander verändert hat. Auch Hamburgs Rolle darin hat sich verändert.
Seit 2010 pflegen wir eine Städtepartnerschaft mit Dar es Salaam in Tansania. Die Stadt ist Wirtschaftszentrum und faktische Hauptstadt des Landes, das gut zwei Mal so groß ist wie Deutschland.
Dar es Salaam hat fast 5 Millionen Einwohner und ist die bedeutendste Hafenstadt des Landes. Es besteht eine enge Verbindung zwischen Hamburg und Dar es Saalam in technischen Bereichen wie der Abfallwirtschaft oder der Wasserversorgung. Wir haben ein gemeinsames Pilotprojekts zur dualen Berufsbildung und eine intensive Zusammenarbeit im Hochschulbereich. Feuerwehrleute, Journalistinnen und Journalisten, Historikerinnen und Historiker ebenso wie Architektinnen und Architekten tauschen Erfahrungen zwischen Hamburg und Dar es Salaam aus. Und Hamburger Schülerinnen und Schüler sind mehrfach dorthin gereist und haben Solaranlagen errichtet.
Im September 2014 haben wir im Rahmen der ersten Städtepartnerschaftswoche eine Delegation von Kommunalpolitikern unter Leitung von Lord Mayor Dr. Massaburi mehrere Jugendgruppen, Vertreterinnen und Vertreter von Schulpartnerschaften und Künstlergruppen aus Dar es Salaam hier in Hamburg begrüßt.
Meine Damen und Herren,
830 Hamburger Firmen haben Geschäftsbeziehungen zu Afrika, die meisten Wirtschaftsverbindungen verlaufen nach Südafrika, Ägypten und Nigeria. Ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Austausch sind auch die vielen Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants und Dienstleistungsunternehmen, die von Staatsangehörigen aus afrikanischen Ländern hier in Hamburg gegründet wurden.
Die Verbundenheit Afrikas mit Hamburg hat übrigens zu einer Wortneuschöpfung geführt. In Ghana ist das Wort booga oder auch burger eingeführt worden. Es erinnert nicht zufällig an die große Stadt an der Elbe, denn es ist das ghanaische Wort für Menschen, die ihre Länder verlassen. Das kommt daher, dass Hamburg ebenso wie Bremen, Frankfurt und Berlin sowie das Ruhrgebiet zu den Hauptwohnorten von Ghanaern und Ghanaerinnen in Deutschland gehören und in Hamburg die größte Gruppe wohnt.
Aus unserer Sicht ist klar, alle Migranten booga zu nennen, das ist eine lustige aber doch nicht so zutreffende Verallgemeinerung. Es ist gut und wichtig, dass auf beiden Kontinenten ein umfassendes und differenziertes Bild der jeweiligen Länder entwickelt wird. Die Weiterführung des Dialogs und die Vermittlung der Kulturen bleibt eine wichtige und lohnenswerte Aufgabe.
Liebe Mitglieder des Konsularischen Korps,
ich danke Ihnen für Ihr großartiges Engagement. Ihre Arbeit trägt dazu bei, dass der Hamburger Blick auf die Länder detaillierter und kenntnisreicher wird und unsere Länder in Freundschaft miteinander verbunden bleiben.
Es gilt das gesprochene Wort.