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14.11.2011

Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters in Beijing

Sehr geehrter Herr Botschafter (Dr. Schaefer),

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

Es lieget China an dem äußersten Ende von Asien gegen Morgen / und ist also dahinaus das entlegenste Land von uns Europäern.

 

So begann der Romanautor Eberhard Werner, der zeitweise in Hamburg lebte, vor ungefähr 320 Jahren seine Beschreibung des Landes. Er selber hat es soweit man weiß nie gesehen.

Das Interesse an China war aber zu der Zeit schon geweckt. Hundert Jahre zuvor war ein Buch des Portugiesen Juan Gonzales de Mendoza in deutscher Sprache erschienen. Wer eine gewisse Abenteuerlust verspürte, gepaart mit Geschäftssinn, konnte sich darin gezielt über die geographischen, auch über die wirtschaftlichen Verhältnisse des gar Großmächtigen weitbegriffenen / bishero unbekanndten Königreichs China informieren.

Gut möglich, dass die heute so lebendigen deutsch-chinesischen Wirtschaftbeziehungen in einigen hanseatischen Köpfen da schon Gestalt angenommen haben. Das erste deutsche Schiff  machte dann 1731 nach einer langen Reise, aus China kommend, im Hamburger Hafen fest. Und 1845 gründete ein Hamburger Unternehmen als erste europäische Firma eine Niederlassung in Guangzhou.

 

Heute sind China und Deutschland näher beieinander als Eberhard Werner dachte, nicht nur relativ weil inzwischen Australien entdeckt wurde sondern ganz real. Das Meer ist so weit wie immer, aber die Schiffe sind schneller und größer und damit kennen sich China und Hamburg  aus.

Deutschland ist weltweit einer der größten Handelspartner des Reichs der Mitte, wie wir es früher genannt haben. Und mehr als die Hälfte des gesamtdeutschen Chinahandels wird über den Hamburger Hafen abgewickelt. Jeder dritte Container bei uns kommt aus China oder wird dorthin verschifft. Europas Zentrum Nr. 1 für den Handel mit China liegt also an der Elbe.

Andererseits sind 440 Firmen aus der Volksrepublik China in Hamburg und von Hamburg aus aktiv. Damit sind wir der Standort Nr. 1 in Kontinentaleuropa für chinesische Firmen. Zwischen 30 und 50 chinesische Unternehmen siedeln sich jedes Jahr neu in Hamburg an.

Sie finden ein attraktives Umfeld vor. Hamburg ist nämlich auch ein bedeutender Industriestandort, sogar eine der größten Industriestädte in Europa. Handel und Wandel haben also eine starke industrielle Basis.

Unsere Clusterpolitik erfasst die Bereiche Logistik, Luftfahrt und Erneuerbare Energien, Life Sciences, Maritime Wirtschaft, Kreativwirtschaft und Gesundheitswirtschaft. In allen sind wir stark. Die  Luftfahrtindustrie, zum Beispiel, beschäftigt in der Metropolregion fast 40.000 Arbeitnehmer.


Hamburg nennt sich auch Deutschlands Windkraft-Hauptstadt. Ich weiß, dass das Interesse an alternativen Methoden der Energieerzeugung in China hoch ist und ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung.

Der Bereich Medien- und IT-Wirtschaft ist eine unserer zentral bedeutenden Branchen. Sie beschäftigt ungefähr 110.000 Menschen in über 21.000 Unternehmen.

 

 

Meine Damen und Herren,


Zahlen und Daten sind nicht alles, aber wenn die Zahlen stimmen, ergibt sich manches fast automatisch. Denn entsprechend vielfältig sind unsere Dienstleistungsangebote für die Unternehmen und für die mehr als 10.000 Menschen chinesischer Abstammung unter ihnen 450 Studenten die in der Metropolregion Hamburg leben. Ob Logistikunternehmen, Lebensmittelläden, Restaurants, Dolmetscher- und Übersetzungsbüros, Steuerberater oder Anwaltskanzleien man spricht Chinesisch. Und in der chinesischen Linghan-Schule selbstverständlich auch Deutsch.

 

Meinerseits habe ich an den ersten beiden Tagen in Beijing nicht nur substanzielle Gespräche geführt, sondern auch die ersten Eindrücke vom Leben in dieser beeindruckenden Metropole mitbekommen. Natürlich sind die erst einmal begrenzt und durch den Augenblick bedingt. Sie, Herr Dr. Schaefer, kann ich jedenfalls zu Ihrem hoch spannenden Arbeitsort beglückwünschen.  

 

 

Meine Damen und Herren,


weit über Hamburgs spezifische Interessen hinaus ist es von kaum zu überschätzender Bedeutung, dass Deutschland und China eine solch starke Zusammenarbeit verbindet. Das gilt erst recht in Zeiten, in denen die Kapitalmärkte und die reale Wirtschaft von heftigen Turbulenzen erfasst werden und sich erhebliche Risiken für die europäische und die Weltwirtschaft auftun.

Ich will nicht abermals das Bild vom globalen Dorf strapazieren. Ich will auch nicht behaupten, dass jeder in Hamburg eintreffende Container aus China der Völkerverständigung dient. Übertriebene Erwartungen landen manchmal hart. Und eine Partnerschaft wächst so richtig erst mit dem, was man sich gegenseitig kritisch sagen darf.

Richtig ist aber, dass das immer engmaschigere Netz der wirtschaftlichen Verflechtungen uns zwingt gerade die ökonomisch starken Länder zwingt Verantwortung zu übernehmen. Sie müssen sich ankündigende Turbulenzen rechtzeitig erkennen und gemeinsam versuchen gegenzusteuern.

Ich sehe vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise ermutigende Anzeichen.

Die Partnerschaft zwischen China und Deutschland, wie sie auch speziell in der Städtepartnerschaft zwischen Shanghai und Hamburg zum Ausdruck kommt, erscheint mir der richtige Weg, um auch den künftigen Herausforderungen zu begegnen.

Vielen Dank.