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10.09.2011

Erinnerungen am den 11. September - Interview mit der Bild-Zeitung

 

BILD: Herr Scholz, drei der Attentäter des 11. September lebten und planten ihre Taten in Hamburg. Was haben Sie empfunden, als Sie das erfuhren?

 

Olaf Scholz: Ich bekam am Abend des 12. September die entsprechenden Informationen. Dann bin ich sofort ins Polizeipräsidium gefahren. Ausnahmsweise nicht mit dem Dienstwagen, sondern in einem Polizeiauto. Das ging schneller. Mich packte in diesem Moment eine wilde Entschlossenheit, das alles aufzuklären."

 

BILD: Sie sind ein zurückhaltender Mensch. Welche Gefühle hatten Sie in diesen Stunden?

 

Scholz: Mich haben die Bilder bedrückt und mitgenommen die Aufnahmen der Menschen, die aus den brennenden Türmen gesprungen sind. Diese Bilder werde ich bis heute nicht los. Es waren emotionale Stunden und Tage. Ich habe Trauer und Entsetzen empfunden.

 

BILD: Haben Sie da bereits geahnt, was diesen Anschlägen folgt? Kriege in Afghanistan und Irak, tausende Tote.

 

Scholz: Mir war sofort klar, dass das die Welt verändert. Der Terrorismus war vor unser aller Augen in die Zentren der Demokratie eingedrungen.

 

BILD: Zu heute: Tun wir in Hamburg genug dafür, dass sich solche Anschläge nicht wiederholen?

 

Scholz: Die Bundesregierung hat gerade entschieden, die damals zu Recht verabschiedeten Antiterrorgesetze zu verlängern. Diese Gesetze halte ich immer noch für richtig. Wir in Hamburg haben viele Möglichkeiten, die auch genutzt werden, um Anschläge zu verhindern. Uns wäre allerdings geholfen, wenn die Möglichkeiten wieder ausgeweitet würden, Verbindungsdaten nachzuspüren.

 

BILD: Wie viel Glück gehört zu der Arbeit der Sicherheitsbehörden?

 

Scholz: Das wichtigste ist, sie mit den nötigen Mitteln ausstatten und konsequent zu sein. Deshalb habe ich auch unmittelbar nach Bekanntwerden der Verbindungen nach Hamburg eine Rasterfahndung angeordnet. Die Sicherheitsbehörden müssen gute Arbeit leisten, um erfolgreich zu sein. Aber es gehört auch ein bisschen Glück dazu.

 

BILD: Was haben Sie empfunden, als Osama Bin Laden getötet wurde?

 

Scholz: Das war ein militärischer Erfolg im Kampf gegen den Terrorismus, der nicht zu unterschätzen ist. Gefühle wie Genugtuung und Rache verbieten sich beim Tod eines Menschen, selbst wenn er ein schlimmer Verbrecher war.

 

BILD: Hat Hamburgs Ruf nachhaltig Schaden in der Welt genommen?

 

Scholz: Das glaube ich nicht. Die Entschlossenheit unserer Sicherheitsbehörden und die überwältigende Solidarität der Hamburger Bevölkerung mit den Amerikanern haben dazu geführt, dass das Ansehen unserer Stadt keinen Schaden genommen hat.