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11.09.2011

Gastbeitrag für die 'Welt am Sonntag' Hamburg

 

Olaf Scholz, damals Innensenator, über seine Erinnerung an den 11. September 2001. Verwertet ist eine Aufzeichnung von O. S. aus dem Jahr 2002 und das Gespräch am heutigen Tag mit Frau Gall:

 

Der 11. September 2001 war einer der Spätsommertage, an denen sich der Herbst ankündigt. Ich hatte am frühen Nachmittag einen Termin im Einwohnerzentralamt an der Amsinckstraße, es ging um Einbürgerungen und ausreisepflichtige Straftäter. Gegen drei Uhr klingelte mein Handy. Der Führungsdienst der Polizei war dran. Der Nordturm des World Trade Center brenne.

 

Nach meiner Erinnerung bin ich gleich von einem Anschlag ausgegangen und nicht von einem Unfall. In einem der Büros lief der amerikanische Nachrichtensender CNN. Inzwischen war die zweite Maschine in den Südturm geflogen. Wir sahen zu viert oder fünft die Bilder von den rauchenden Türmen. Das Entsetzen war sofort spürbar. Niemand sagte etwas wir waren sprachlos.

 

Ich fuhr dann schnell zurück in die Innenbehörde. Um vier Uhr waren Polizeiführung und Verfassungsschutz in meinem Büro versammelt, es gab eine Telefon-Schaltkonferenz mit dem damaligen Innenminister Schily, dem Bundeskriminalamt und dem Verfassungsschutz. Man konnte ja nicht ausschließen, dass die Anschläge das Signal für weitere Taten an anderen Orten auf der Welt sein würden. Deshalb veranlasste ich die Verstärkung des Polizeischutzes für das amerikanische Generalkonsulat und die jüdischen Einrichtungen.

 

Später am Abend habe ich noch lange mit meiner Frau über das schreckliche Ereignis und die vielen unschuldigen Opfer gesprochen. Die Bilder von den Menschen, die aus den Fenstern der Türme in den Tod sprangen, werde ich nie vergessen. Man wird diese Bilder nicht wieder los.