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14.06.2013

Festlicher Abend des Bürgervereins Wilhelmsburg

Festlicher Abend des Bürgervereins Wilhelmsburg

 

Sehr geehrte Frau Dr. Gundelach, 

sehr geehrte Damen und Herren, 

 

seit Herzog Georg Wilhelm 1672 damit begonnen hat, Stillhorn, Georgswerder und Reiherstieg-Rotehaus zusammendeichen zu lassen, hat die daraus hervorgegangene Elbinsel viel erlebt und vieles erleben müssen: Kriege und Naturkatastrophen. Und leider hat sich in den Köpfen Vieler innerhalb und außerhalb Wilhelmsburgs das Bild festgesetzt, das große, weltstädtische Hamburg spiele sich nur auf der nördlichen Seite der Elbe ab. 

 

Das ist aber schon historisch gesehen falsch. Die 1927 per Fusion entstandene preußische Großstadt Harburg-Wilhelmsburg hatte mehr als 110.000 Einwohner. Die Elbinseln lieferten schon lange vor der industriellen Revolution wichtige Lebensmittel, ohne die Hamburg sich nicht hätte entwickeln können. Auf der Elbinsel, im Süden, schlägt seit mehr als 150 Jahren Hamburgs industrielles Herz mit dem Hafen als einem zentralen Warenumschlagsplatz in Europa. 

 

Es gibt also seit Langem viele Gründe für ein gesundes Selbstbewusstsein in Wilhelmsburg. 

Und das Bild des heutigen Wilhelmsburg ist zukunftsorientiert: Wer das Internet bemüht und die Suchmaschine Google mit dem Suchbegriff Wilhelmsburg füttert, erhält als Ergänzungs-vorschläge für die Suche an erster Stelle Hamburg, dann Schwimmbad, igs, Handball und IBA, danach folgen Energiebunker , Skatepark und Bürgerhaus das klingt alles ziemlich einladend. 

 

Wohlgemerkt: Das sind die Wörter, nach denen momentan am häufigsten in Zusammenhang mit Wilhelmsburg gesucht wird. Diese Auflistung ist vielleicht noch keine soziologische Tiefenanalyse. Aber sie ist doch ein Indiz dafür, dass im Jahr 2013 Wilhelmsburgs Image der Realität gerechter wird. 

 

Wir sehen heute, in welchem Tempo es mit diesem Stadtteil aufwärts geht und dass 2013 vielleicht zum bedeutendsten Jahr für Wilhelmsburg überhaupt werden kann. 

 

Wilhelmsburg und die Elbinseln präsentieren sich seit diesem Frühling international und werden für Hunderttausende Besucherinnen und Besucher sichtbar. Das ist ein Grund, stolz zu sein und die einmalige Chance, Wilhelmsburg als einen Lebensraum zu begreifen, als Stadt in der Metropole. Wo man gern lebt, wo man arbeitet, wohnt, einkauft, seine Freizeit verbringt, Sport treibt, Freundschaften und Hobbys pflegt. 

 

Ein Lebensraum, in dem die Kinder aufwachsen können, mit Kitas als zweitem Zuhause und Schulen, die sie aufs Leben vorbereiten. Ein Raum, in dem man darauf achtet, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sich sicher und wohlfühlen. 

 

Die IBA und die igs helfen dabei, dieses positive Lebensgefühl wachsen zu lassen. Sie zeigen beispielhaft hier in Wilhelmsburg! , wie wir die Aufgaben, die es in vielen Städten der Welt gibt, angehen können. 

 

Niemals vorher gab es ein vergleichbares Zukunftskonzept für ein großstädtisches Quartier. Und Wilhelmsburgs neue Perspektiven sind keine Luftschlösser, sondern bereits konkret im Alltag sichtbar. 

 

Als wir am 12. Januar mit dem Abriss des Zollzauns begonnen haben, war es mir deswegen auch ein besonderes Vergnügen, mit dem Bagger einen Teil davon selbst zu beseitigen. Damit der Blick frei wird auf das von Harburg aus betrachtet nördliche Hamburg. 

 

Dass es nicht bei sehnsuchtsvollen Blicken bleibt, dafür sorgt die Fortsetzung der U4 bis zu den Elbbrücken und die Verknüpfung der beiden Bahnstrecken S3 und U4, sodass man von der S Bahn in die U-Bahn umsteigen kann und umgekehrt. Damit rückt die Elbinsel an die Innenstadt auf wenige Fahrtminuten heran, was für beide Seiten attraktiv ist. 

 

Es zeigt: Wenn wir uns als ein Hamburg verstehen, alle 104 Stadtteile, dann diskutieren wir im gemeinsamen Interesse. Und an einer guten Entwicklung Wilhelmsburgs sollten alle Hamburgerinnen und Hamburger interessiert sein. 

 

Meine Damen und Herren, 

die Feststellung, dass es mit der Elbinsel aufwärts geht, lässt sich durch harte Zahlen belegen: Das öffentliche und private Investitionsvolumen seit 2007 in Wilhelmsburg, auf der Veddel und im Harburger Binnenhafen beträgt mehr als eine Milliarde Euro für die Internationale Bauausstellung, die Internationale Gartenschau, den Städtebau, den S-Bahnhof, für den Energieberg, den Weltgewerbehof, die Veringhöfe und vieles mehr. 

 

Wilhelmsburg, die Veddel und der Harburger Binnenhafen sind damit absolute Spitzenreiter: Nirgendwo in Hamburgs Stadtteilen mit Ausnahme der neu geschaffenen HafenCity wurde und wird mehr investiert. 

 

90.500 m² neuer Büro- und Dienstleistungsflächen entstehen, mehr als 70 Hektar an zusätzlichen Frei- und Grünflächen, dazu 100 Hektar gestalteter Fläche der Internationalen Gartenschau, umgeben von mehr als zweieinhalb Kilometern neuer Wasserwege. 

 

Das Großprojekt der Verlegung der Reichsstraße bringt entscheidende Vorteile: Die Trassen werden gebündelt, das schafft Flächen für den Wohnungsbau. Die Verkehrssicherheit erhöht sich, Lärm- und Abgasbelastung werden reduziert. Nur noch zwei große Verkehrsadern führen zukünftig durch Wilhelmsburg das macht den Stadtteil noch ein Stück attraktiver. 

 

Am bedeutendsten für die Bürgerinnen und Bürger sind aber zweifellos die Wohnungsbaupotenziale. 

Die Bilder von Dutzenden Bewerbern, die sich in den Treppenhäusern vor frei werdenden Wohnungen drängeln, kennen wir alle. 

 

Hier in Wilhelmsburg entstehen jetzt und in Zukunft attraktive Angebote für Wohnen und Arbeiten, die nicht nur dem Stadtteil verschönern, sondern nebenbei auch den Nachfragedruck in ganz Hamburg verringern helfen. Übrigens muss ein Hamburger Haushalt in anderen Stadtteilen im Durchschnitt rund drei Euro pro Quadratmeter mehr Miete zahlen als auf den Elbinseln. 

 

Aufwertung ohne Verdrängung mit diesem Ziel ist es uns ernst. Die Schwerpunkträume Zukunftsbild Elbinseln 2013 + umfassen rund 3.200 Wohneinheiten, zusammen mit neun IBA-Projekten, die ab kommendem Jahr realisiert werden, eröffnet sich ein Potenzial von mehr als 5.000 neuen Wohneinheiten auf den Elbinseln und am Harburger Binnenhafen. 

 

Die Themen Bildung und Freizeit werden dabei nicht vergessen: Zehn neue Bildungseinrichtungen stärken den Stadtteil, davon fünf Bildungszentren, zwei neue Senioren-Einrichtungen mit interkulturellem Schwerpunkt, ein Studentenwohnheim, zwei Kindertagesstätten, ein Zentrum für Künstler und Kreative sowie eine Sport-, Schwimm- und Kletterhalle, Brücken, Fährverbindungen, Rad- und Wanderwege. 

 

Das Bildungszentrum Tor zur Welt, das wir kürzlich eröffnet haben, ist das Schlüsselprojekt der Bildungsoffensive Elbinseln, die jetzt schon Erfolge zeigt. Hamburgs ambitioniertestes Bildungsprojekt gilt als Meilenstein in der Entwicklung des Stadtteils, hat die Zeitung Die Welt festgestellt. 

 

Gleich nebenan, am Berta-Kröger-Platz, ist ein Einzelhandelszentrum entstanden, am Veringhof der erste Supermarkt auf der Elbinsel. Und der Wilhelmsburger Inselpark ist hamburgweit der bedeutendste Baustein der Fortentwicklung unserer Stadt als Grüne Metropole. 

 

Auch die soziale Lage verbessert sich, unsere Bildungsoffensive greift: Vor wenigen Jahren hatte ein Viertel der Schulabgänger hier keinen Abschluss, heute ist es noch jeder Siebte und auch diesen Anteil werden wir weiter drücken. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Schüler, die auf den Elbinseln ihr Abitur machen, in den vergangenen Jahren um ein Viertel erhöht. Und die Arbeitslosenquote ist rückläufig, auch wenn es unübersehbar noch viel zu tun gibt. 

 

Wie geht es nach 2013 weiter? Eines kann ich jetzt schon versprechen: IBA und igs sind keine Strohfeuer. Ich sehe die Elbinseln auf einem vielversprechenden Weg, der zu großem Optimismus berechtigt. Mit dem nächsten Haushaltsplan im Frühjahr 2014 werden die weiteren Planungen in förmliche Verfahren münden, damit die kontinuierliche Entwicklung der Wohnungsbauprojekte sichergestellt ist. 

 

Meine Damen und Herren, 

im Vorwort zu einem historischen Buch über Wilhelmsburg heißt es: Die Elbinseln sind Vielfalt, ihre Bewohner streitbar. Gestern wie heute. 

 

Das ist gut so! Und es passt zu unserem ganzheitlichen Entwicklungsansatz. Unter ganzheitlich verstehe ich die Balance der Interessen aller in diesem bunten Stadtteil, der zu recht auf seine Vielfalt stolz ist. 

 

Bewohner wollen lärmfrei und schadstoffarm wohnen, Gewerbe will gut erreichbar sein und die Hafenverkehre sollen fließen das sind alles berechtigte Interessen!, heißt es in einer Stellungnahme des Bürgervereins Wilhelmsburg. Es stimmt, die grundlegende Herausforderung an Politik und Stadtentwicklung ist überall die gleiche: Wir wollen Platz für Arbeit schaffen, für Industrie, Handel und Dienstleistung und gleichzeitig den Wohnraum lebenswert erhalten. 

 

Unter Berücksichtigung des rechtlich Möglichen versuchen die Planer, dies alles unter einen Hut zu bringen und dabei über vernünftige Beteiligungsprozesse alle einzubinden, die es direkt angeht. Hier in Wilhelmsburg geschieht genau das, auch wenn das bedeutet, dass man dabei gelegentlich streitet und nicht und immer alle alles gut finden. Was ja auch gar nicht geht. 

 

Die Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg e. V. unterstützt die breite Beteiligung der Interessengruppen und Einzelpersonen. Dabei spielen Bürgervereine wie der in Wilhelmsburg eine wichtige Rolle. 

 

Sich sachkundig zum Beispiel an den zahlreichen Informations- und Diskussionsveranstaltungen im Vorfeld der Internationalen Bauausstellung bis hin zu den einzelnen Arbeitsgruppen zur Stadtentwicklung zu beteiligen, macht eine Menge Arbeit ehrenamtliche Arbeit auch und gerade der Aktiven des Wilhelmsburger Bürgervereins, die allen Respekt verdient. 

 

Die Beteiligungsmodelle, die sich bisher vor allem mit der baulichen und räumlichen Entwicklung Wilhelmsburgs in Hinblick auf Wohnen, Arbeit, Umwelt und Verkehr beschäftigt haben, sollen künftig noch mehr als bisher auf die Themenbereiche Bildung, Kultur, Zusammenleben und Freizeit sowie der Selbstorganisation im Stadtteil ausgeweitet werden. 

 

Zusammensetzung und Themenschwerpunkte der Arbeitsgruppen werden gemeinsam mit der Verwaltung vereinbart, und im Bürgerhaus wird es außerdem bald ein Büro als Anlauf- und Koordinierungsstelle für diesen Prozess geben. Dass ein Bürgerhaus eine solche Rolle übernimmt, ist bisher einzigartig in Hamburg. Eine gemeinsame Finanzierung haben die Stadtentwicklungsbehörde die bekanntlich selbst kürzlich nach Wilhelmsburg übergesiedelt ist und der Bezirk zugesagt. 

 

Die informellen Beteiligungsverfahren sind keine Konkurrenz zu demokratisch verfassten Institutionen und gewählten Gremien, sondern ergänzen sie. Politik und Verwaltung stehen in der Verantwortung, ernsthafte Mitwirkung zu ermöglichen und zu respektieren. Das ist unser Anspruch. Dennoch ist es in der Demokratie die Politik, die am Ende entscheidet. Nur sie ist dafür legitimiert, und zwar von allen Bürgerinnen und Bürgern. 

 

Und was die aktuelle Diskussion um den geplanten Umzug des Opernfundus an den Reiherstieg mit dem Potenzial Dutzender Arbeitsplätze für Wilhelmsburg angeht, bin ich sicher, dass sich eine vernünftige Lösung finden wird, wenn alle Seiten bereit sind, gemeinsam daran zu arbeiten. 

 

Meine Damen und Herren, 

ich wünsche mir auf den Elbinseln und für die Elbinseln noch viele konstruktiv-streitbare Begegnungen, dem Bürgerverein Wilhelmsburg ein nicht nachlassendes Engagement seiner Aktiven und uns allen noch einen schönen Abend. 

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.