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04.10.2011

Festrede zur Begrüßung und Verabschiedung von Nachwuchskräften der hamburgischen Verwaltung



Meine sehr geehrten Damen und Herren,

liebe Nachwuchskräfte,



seien Sie herzlich willkommen im Großen Festsaal des Rathauses, das ja Ihr Rathaus ist, als Bürgerinnen und Bürger oder als Mitarbeiter der Stadt Hamburg, wo auch immer genau Ihre Dienststelle ab heute sein wird.

 

Sie sehen hier eine Reihe prächtiger Bilder an den Wänden, die Hamburgs Rang als seefahrende Metropole illustrieren. Hamburg ist als wachsende Stadt heute mehr denn je unter Dampf, auch wenn die Zeit der Dampfschifffahrt vorbei ist. Heute geht es darum, das moderne Hamburg zu schaffen und genau dafür brauchen wir Sie, die Nachwuchskräfte, wie die etwas holprige Bezeichnung lautet. Vielleicht findet ja eine oder einer von Ihnen im Rahmen der Ausbildung oder der neuen Tätigkeit ein schöneres Wort.


Ein schöner Tag, ein ganz besonderer Tag ist dies für Sie und für uns. Und ich freue mich, dass mit Ihnen so viele Angehörige teilnehmen und hoffentlich neugierig sind auf das, was Sie in der Verwaltung dieser Stadt erwarten mag.


Was die Bilder betrifft: Mir kommt noch ein anderes in den Sinn, mit Bleistift gezeichnet von einem Dänen, der sich Storm P. nannte. Darauf sieht man einen offenbar pensionierten Beamten, der vor sich hin sinniert: Es waren schwierige Zeiten... Aber der Vorteil war, dass man für nichts verantwortlich gemacht werden konnte.

Welche Zeiten Storm P. genau meinte, will ich offen lassen, aber eines steht fest: Es sind sehr vergangene Zeiten. Heute in Hamburg in der Verwaltung zu arbeiten, oder ausgebildet zu werden, bedeutet das Gegenteil: verantwortlich zu sein und sich verantwortlich zu fühlen dafür, dass die Stadt funktioniert.


Dafür erwartet Sie ein perspektivenreiches und vielschichtiges Berufsleben, zudem verbunden mit einer hohen Arbeitsplatzsicherheit, einem heute und schon immer wertvollen Gut.


Meine Damen und Herren,

 

 

125 Auszubildende für Verwaltung und Justiz begrüßen wir heute als Neuzugänge: 120 in der Allgemeinen Verwaltung und fünf, die ihre Ausbildung als Justizwachtmeister-Anwärterin bzw. Anwärter beginnen.


Sie haben die Auswahlverfahren erfolgreich durchlaufen und sich für einen Ausbildungsplatz qualifiziert. Viele von Ihnen kommen direkt aus der Schule. Einige haben schon ein Praktikum im öffentlichen Dienst absolviert, andere einen Beruf erlernt. Sie alle stehen vor einem Neuanfang. Sie werden voller Erwartungen sein und wie ich hoffe auch voller Tatendrang.

 

Auf der anderen Seite haben 121 Absolventinnen und Absolventen ihre Ausbildung oder ihr Studium erfolgreich beendet und sie sind in die Beschäftigung übernommen worden, 100 in der Allgemeinen Verwaltung und 21 in der Justiz. Ihnen möchte ich meine Glückwünsche zur bestandenen Abschlussprüfung und zur Übernahme aussprechen.


Wir haben Ihnen allen einen Arbeitsplatz angeboten: statusgerecht, unbefristet und in Vollzeit. Der Senat zeigt damit, dass er konsequent in eine zukunftsorientierte Personalpolitik investiert.


Mein Wunsch und mein Rat sofern Sie den an dieser Stelle überhaupt brauchen ist einfach: Begegnen Sie Ihren neuen Aufgaben mit Zielstrebigkeit, Ausdauer, Freude und Engagement. Stellen Sie sich mit Erfolg den Herausforderungen, die eine Berufstätigkeit mit sich bringt. Ich bin sicher, dass unsere Ausbildung Sie optimal darauf vorbereitet hat.

 

Herzlich willkommen heiße ich auch 20 Absolventinnen und Absolventen des Master-Studiengangs Public Management. Sie haben sich als Beschäftigte des ehemaligen gehobenen allgemeinen Verwaltungsdienstes für einen Berufseinstieg in die nächsthöhere Laufbahn qualifiziert. Darüber freue ich mich mit Ihnen. Für Sie war es bereits das zweite Studium im öffentlichen Dienst. Ich nehme an, Sie haben dabei erfahren, dass ein solches Studium nach Jahren der Berufstätigkeit eine neue Herausforderung ist, die einiges abverlangt. Und Sie haben sie mit Erfolg hinter sich gebracht.

 

So haben sich heute alles in allem 266 Nachwuchskräfte hier versammelt, ich finde, eine stolze Zahl.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

die Verwaltung der Freien und Hansestadt Hamburg ist, mit ihren mehr als 70.000 Beschäftigten, in Hamburg der größte Arbeitgeber beziehungsweise Dienstherr, mit jährlich mehr als 600 Ausbildungsplätzen in einer Vielzahl von Ausbildungsgängen.

 

Gut ausgebildete Menschen sind eine entscheidende Voraussetzung für einen gut funktionierenden öffentlichen Dienst.

 

Der viel diskutierte Mangel an Fachkräftenachwuchs macht auch vor dem öffentlichen Sektor nicht automatisch halt: Ein Blick auf die demografische Entwicklung zeigt, dass das verfügbare Potenzial an geeignetem Nachwuchs nicht größer geworden ist, sondern sich in den kommenden Jahren drastisch verknappen wird.


Dies wiegt umso schwerer, wenn man bedenkt, dass viele unserer Beschäftigten in den nächsten Jahren altersbedingt ausscheiden, bis 2018 wird das fast ein Viertel unseres Personalbestandes sein, mit anderen Worten mehr als 15.000 Personen. Und schon jetzt liegt das Durchschnittsalter der Beschäftigten der Allgemeinen Verwaltung bei 47 Jahren.

 

Deshalb kommt es für uns als Arbeitgeber entscheidend darauf an:

 

  • dass wir uns erfolgreich dem Wettbewerb stellen: um jungen Nachwuchs, um Talente, um die Besten, in der Konkurrenz mit privatwirtschaftlichen Unternehmen wie auch mit öffentlichen Arbeitgebern;

 

  • dass wir weiterhin im erforderlichen Umfang ausbilden und die Übernahme unserer Nachwuchskräfte sicherstellen,

 

  • und vor allen Dingen, dass unsere Ausbildungs- und Studienangebote wie auch die beruflichen Anschlussperspektiven so gestaltet werden, dass sie überzeugen.

 

Ausbildung ist ganz klar eine unserer Kernaufgaben, durch sie sichern wir unsere Zukunft, durch sie bleiben wir handlungsfähig.

 

Für Sie, liebe Nachwuchskräfte, ergeben sich hieraus hervorragende berufliche  Perspektiven, auf der Basis einer zukunftsorientierten und verantwortungsbewussten Senatspolitik. Wir bieten Ihnen gute Entwicklungschancen, vielfältige Karrierewege, die Möglichkeiten flexibler Arbeitszeitgestaltung und ein umfangreiches Fortbildungsangebot, das alles an einem hochattraktiven Standort.

 

Und ich bin stolz und es macht mich glücklich, wenn ich hier so viele neue Auszubildende sehe und zugleich so viele Absolventinnen und Absolventen, die wir für eine Berufstätigkeit gewinnen konnten. Sie alle zeigen mir, dass wir die Nase vorn haben bei der Suche nach Talenten, nach den Besten. Und ich werde dafür sorgen, dass dies auch so bleibt.

 

 

Meine Damen und Herren,


Weltoffenheit und liberaler Geist sind Hamburgs Selbstverständnis, sind Hamburgs Tradition.

 

Vielfalt von Sprachen und Kulturen ist in einer globalen Welt unverzichtbar, ist Voraussetzung für gesellschaftliche Entwicklung und wirtschaftliche Prosperität. Sie ist Bereicherung, Chance und Herausforderung zugleich. Doch diesen Reichtum gibt es nicht ohne gemeinsame Anstrengung.

 

Einer der wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen wollen und müssen wir uns annehmen. Ich spreche von der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. In Hamburg leben mehr als 500.000 von ihnen rund dreißig Prozent aller Hamburgerinnen und Hamburger aus über 180 Nationen.


Integration ist dann gelungen, wenn Zuwanderer gleichberechtigt an allen Bereichen unseres Lebens teilhaben. Hier sind wir alle gefordert, einander zu respektieren und gemeinsam für diese Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen.

 

Auch in der hamburgischen Verwaltung kommt es zunehmend auf fremdsprachliche und interkulturelle Kompetenzen an. Mehrsprachigkeit und Erfahrungen im Umgang mit anderen Kulturen sind oft wertvoll und hilfreich im Kundengespräch oder auch in der fachlichen Aufgabenplanung. Kulturelle Vielfalt muss sich auch deshalb bei unseren Beschäftigten angemessen widerspiegeln.

 

Wie viele von Ihnen vielleicht wissen, fördert der Senat schon seit 2006 mit einer gezielten Dachkampagne die Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund in die Berufsausbildungen und Studiengänge der hamburgischen Verwaltung. Die Kampagne trägt den Namen Wir sind Hamburg! Bist Du dabei?. An ihr beteiligen sich alle Behörden und Ämter.

 

Und ich darf, auch mit ein wenig Stolz, an dieser Stelle sagen, dass es uns im vergangenen Jahr gelungen ist, nahezu eine Verdreifachung des Einstellungsanteils zu erreichen von 5,2 Prozent vor fünf Jahren auf 15 Prozent in 2010.


Unter Ihnen, die Sie hier sitzen, sind viele Nachwuchskräfte, die zu dieser Gruppe zählen, die solche zusätzlichen Kompetenzen mitbringen, die über die Kampagne auf uns aufmerksam geworden sind, und dass dies so ist, darüber freue ich mich ganz besonders.

 

Der Senat hat in seinem Regierungsprogramm ausdrücklich angekündigt, die interkulturelle Öffnung der Verwaltung fortzusetzen.


Liebe Nachwuchskräfte,

 

 

eine boomende Metropole wie Hamburg braucht eine moderne, effizient organisierte, leistungs- und zukunftsfähige Verwaltung. Sie braucht das ist ganz wichtig eine freundliche öffentliche Verwaltung mit kommunikativer Kompetenz, und das auch in gelegentlichen Stresssituationen mit Kunden, bei denen man diese Kompetenz nicht immer voraussetzen kann. Eine Verwaltung, die nicht stehen bleibt, sondern sich permanent weiter entwickelt. Die nur eines verlernt hat: Behördendeutsch.


Das sind eine Menge Wünsche und Anforderungen und gerade hierfür brauchen wir junge, innovative und tatkräftige Mitarbeiter. Sie gehören nun dazu. Sie werden die Zukunft der hamburgischen Verwaltung mitprägen. Ich bin überzeugt, dass es für Sie alle ein Ansporn ist, motiviert zu arbeiten und auch dazu zu lernen, zuzuhören, von Älteren zu profitieren, aber auch neue, eigene Ideen einzubringen.

 

Und gerade das ist wichtig und wir alle profitieren davon, wenn Sie neue Impulse in manchmal eingefahrene Strukturen bringen. Trauen Sie sich dann bitte auch, Ihre Vorschläge zu machen.


Sie werden damit nicht überall sofort auf Begeisterung und Gegenliebe stoßen. Ich will es nicht bestreiten: Das Idealbild von einer Verwaltung, die ein moderner Dienstleister für die Bürger unserer Stadt ist, dieses Idealbild könnte noch mehr Leuchtkraft entwickeln, wenn es nicht hier und da in einen immer noch sehr biedermeierlichen Rahmen gezwängt wäre. Über den freut sich nur der Holzwurm.

Tief geschichtete Hierarchien mit Dienstwegen, deren Ende in den Wolken verschwindet; Eigeninitiative, die nur als lästig empfunden wird; einer arbeitet und drei kontrollieren ihn das alles gibt es noch. Und irgendwie ist es nicht 21stes Jahrhundert. Allerdings dies auch nicht: jeden Tag exakt um 15 Uhr 59 an der Stempeluhr stehen, weil die Arbeit ja nun getan ist oder vielleicht auch noch nicht.     

 

Im 21.Jahrhundert brauchen wir gut ausgebildete, bescheidene und doch selbstbewusste, zielstrebige, trotzdem kollegiale Mitarbeiter, Team Player, die keine Scheu vor selbständigem Denken haben. Denn ein moderner Dienstleister für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, das sind wir und das müssen wir sein. Optimale, auf unsere Kunden zugeschnittene Angebote sind unser Anspruch, kompetent und gleichzeitig kostenbewusst.

 

Wir alle tragen entscheidend dazu bei, dass die Menschen in unserer Stadt korrekt behandelt werden egal ob es um einen Bauantrag oder den neuen Personalausweis geht. Bleiben Sie also freundlich und helfen Sie kompetent weiter. Sie und Ihr berufliches Handeln prägen das Bild der öffentlichen Verwaltung bei den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt.

 

Noch etwas zum Thema Kostenbewusstsein: Wie Sie sicher wissen, will und muss die Freie und Hansestadt Hamburg ihren Haushalt in Ordnung bringen. Die in das Grundgesetz aufgenommene Schuldenbremse hat erhebliche Auswirkungen auch auf die Bundesländer.


Deshalb werden wir auch Einschnitte im Öffentlichen Dienst vornehmen müssen und unsere Verwaltung effizienter und kostengünstiger organisieren. Jeder einzelne von Ihnen wird in der Pflicht sein, soweit möglich Kosten zu reduzieren und doch die Qualität unserer Leistungen aufrecht zu erhalten. Ein weiterer Grund für das, was ich eben schon angesprochen habe. Machen Sie mit, zähflüssige und langwierige Geschäftsprozesse aufzudecken und vorhandene Hindernisse aus dem Weg zu räumen, unkonventionell, unkompliziert und unbürokratisch. Aufgabenkritik ist noch nicht überall gleichermaßen erfolgt. Eigene innovative Ideen sind gefragt.
 

Aber trotz aller Einsparanstrengungen, die wir gemeinsam zu bewältigen haben:

 

  • werden wir erstens weiterhin im benötigten Umfang ausbilden

 

  • und zweitens auch künftig unverändert und uneingeschränkt gute Übernahmechancen bieten. Denn Sie alle werden bedarfsgerecht ausgebildet. Das bedeutet, wir werden Ihnen wenn Sie Ihre Ausbildung erfolgreich absolvieren wie auch all Ihren Vorgängerinnen und Vorgängern im Anschluss einen Arbeitsplatz in der hamburgischen Verwaltung anbieten.

 

Meine Damen und Herren,

 

 

wir haben das Glück, in einer großartigen Stadt zu leben. Einer Stadt mit großer freiheitlicher Tradition, bürgerschaftlichem Engagement und wirtschaftlicher Stärke. Unser Hamburger Rathaus symbolisiert nicht staatliche Herrschaftsmacht, sondern demokratische Selbstbestimmung und Weltoffenheit.


Demokratie aber fällt nicht vom Himmel. Sie will immer wieder erarbeitet, verwirklicht und gelebt werden. Wichtiger Bestandteil unserer Demokratie und tragende Säule unserer Staatsform ist die Gewaltenteilung.


Gerade für Beschäftigte im öffentlichen Dienst ist es ausgesprochen wichtig, sowohl die Formen des Zusammenwirkens als auch die erforderliche Abgrenzung der drei Gewalten zu kennen und zu beachten Legislative, Exekutive und Judikative: in Hamburg sind dies Bürgerschaft, Senat und Gerichtsbarkeit. Der Umgang der Gewalten untereinander dies betrifft zum Beispiel auch die Weitergabe von Informationen ist klar geregelt. Auch in diesem Bereich gibt es ausdrückliche Geheimhaltungs- und Verschwiegenheitspflichten.


Auch vor diesem Hintergrund fordere ich Sie auf als Angehörige des öffentlichen Dienstes ganz besonders sich in Ihrem Handeln stets an Recht und Gesetz zu halten und sensibel zu sein für die Rechtsgüter unserer Staatsform.  Sich offen zu ihnen zu bekennen, für sie mit voller Hingabe einzutreten und sie zu bewahren, ist Aufgabe aller im öffentlichen Dienst Beschäftigten, auch nach Dienstschluss.


Mit diesen Gedanken habe ich Sie und uns alle ein wenig in den Ernst der Eidesleistung einstimmen wollen, die sich jetzt anschließt. Die Eidesleistung derer, die ihre Ausbildung im Beamtenverhältnis beginnen.

 

Es gilt das gesprochene Wort