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18.03.2014

Grußwort: 150 Jahre Marienkrankenhaus

 

 

Sehr geehrter Herr Weihbischof,
sehr geehrter Herr Koch,
sehr geehrte Schwester Ansgara,
sehr geehrte Damen und Herren,

 

verglichen mit dem Jahr 1864 leben wir in glücklichen Zeiten allein schon, wenn man an den Deutsch-dänischen Krieg denkt, der damals begann, und der uns heute Lebenden, die wir sehr freundschaftliche mit unseren nördlichen Nachbarn auskommen, völlig absurd vorkommt.

Interessanterweise wurde ziemlich genau zu dieser Zeit nämlich 1863/64 das Deutsche Rote Kreuz gegründet, anfangs in Form von Sanitätsvereinen zur Pflege verwundeter Soldaten.

Und auch das Marienkrankenhaus in der Langen Reihe entstand 1864 sowohl dem Ruf der Kirchengemeinde als auch dem Bitten des damaligen Senats folgend zunächst als Einrichtung der Krankenpflege für verletzte Kämpfer.

Das heute viel beschworene soziale Netz für die Allgemeinheit wurde im vor-vorigen Jahrhundert erst nach und nach geknüpft. Hatten sich bis dahin frühe Krankenhaus-Vorläufer wie das Hamburger Pesthaus der Versorgung der Armen und Waisen gewidmet, wurden sie nun nach und nach zu Einrichtungen medizinischer Diagnostik und Therapie und Orten der Ausbildung ausgebaut.

Aber das dauerte seine Zeit. Zu Beginn kümmerten sich im Marienkrankenhaus in der Langen Reihe gerade einmal vier Ordensschwestern neben ihrer Arbeit im Waisenhaus um die Kranken und Verwundeten. Die zusätzliche Inbetriebnahme des Nachbarhauses mit dann insgesamt 40 Betten ermöglichte die Versorgung von 200 bis 300 Männern und Frauen durch immer noch vier Ordensschwestern, einen Arzt und zwei Wärter.
Das war in den frühen Jahren also das gesamte Personal, dem man nach heutigen Maßstäben allemal eine erhebliche Arbeitsverdichtung bescheinigen könnte. 1882 wurde der neue Standort des Marienkrankenhauses in der Alfredstraße mit 100 Betten eröffnet, der aufgrund des guten Rufs der Einrichtung ebenfalls sehr schnell an seine Kapazitätsgrenzen stieß.

Das Wachstum des Hospitals gestaltete sich nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ: 1889 wurde dort die erste erfolgreiche Blinddarmoperation auf dem europäischen Festland vorgenommen, und das Marienkrankenhaus setzte als Erstes ein Echo-Gerät für Herzdiagnostik ein, entwickelt aus dem Echolot der Seefahrt. Auch das erste Dialysegerät stand in der Alfredstraße seinerzeit eine medizintechnische Pioniertat, die Tausenden das Leben rettete und bekanntlich bis in unsere Zeit unverzichtbar geblieben ist.

1929 war das Marienkrankenhaus mit 1.000 Betten bereits das größte Privatkrankenhaus in Deutschland, in dem 70 Ordensschwestern ihren Dienst taten. 1942 versorgten die Ordensschwestern zeitweise mehr 1.000 verwundete Soldaten gleichzeitig, verköstigten täglich 100 Schulkinder und versorgten darüber hinaus Kriegsgefangene und Hunderte von Armen auch das waren Zeiten, die sich niemand zurückwünscht.

Über nahezu anderthalb Jahrhunderte hinweg war das Marienkrankenhaus stark geprägt durch die Schwestern der Borromäerinnen oder richtiger: Ordensschwestern der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Karl Borromäus. Erst Ende 2011 verließen die letzten Borromäerinnen aus Altersgründen das Marienkrankenhaus. Inzwischen sind wieder vier indische Mitglieder des Franziskanerinnen-Klarissen-Ordens im Krankenhaus tätig.

Ebenfalls seit 2011 arbeitet das Katholische Marienkrankenhaus mit dem Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift und dem Marienkrankenhaus Lübeck unter dem Dach der Ansgar-Gruppe zusammen. Damit ist ein wesentlicher Schritt zur Zusammenarbeit und Vernetzung der Katholischen Krankenhäuser im Norden gelungen.

Meine Damen und Herren,
die Geschichte des Marienkrankenhauses war in all den Jahren immer eng mit der Hamburgs verwoben. Längst ist es aus der Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner im Stadtteil, Hamburgs insgesamt und auch des Umlands nicht mehr wegzudenken, und die Fördermittel durch die Freie und Hansestadt Hamburg von 1,7 Millionen Euro im laufenden Jahr sind gut angelegt.

Wenn es einen Indikator für die hohe Wertschätzung für dieses Haus gibt, dann vielleicht eine simple, aber beeindruckende Statistik: Seit Jahren weist das Marienkrankenhaus die höchsten Geburtenzahlen Hamburgs auf und bewegt sich auch deutschlandweit in der Spitzengruppe.

Das ist kein Zufall, denn bekanntlich suchen sich viele Schwangere mit besonders kritischem Blick den Ort der Entbindung aus. Und viele spüren, wie sehr der Anspruch einer Pflege mit Herz das Marienkrankenhaus prägt, erst recht in der heutigen Zeit der manchmal als seelenlos empfundenen Apparatemedizin. Umfragen belegen, dass gerade die im Marienkrankenhaus erlebte menschliche Zuwendung bei der Bevölkerung besonders hohes Ansehen genießt.

Im Mittelpunkt des Handelns der Schwesternschaft und der Pflege im Allgemeinen stehen seit jeher die Patienten und Patienten, die hier mit kompetent und aus der Grundhaltung der Nächstenliebe heraus versorgt werden. Die Beschäftigten sorgen für eine besondere angenehme und warmherzige Atmosphäre. Sie sind für die Kranken, aber auch für ihre Angehörigen jederzeit offene Zuhörer. Vom Zitat Traditions-Haus mit bester Betreuung sprach das Hamburger Abendblatt schon 1988.

Zugleich verbindet das Marienkrankenhaus von heute historische Gebäudeteile und hochmoderne Erweiterungsbauten auf aktuellstem baulichen und technischen Stand und beherbergt unter seinem Dach ein breites Spektrum medizinischer Fachbereiche.

Unterm Strich ist das heutige Marienkrankenhaus ein ganz besonderes Krankenhaus, weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt und beliebt, seiner Tradition verbunden, dabei modern ausgestattet und in der Gesundheits- und Medizinmetropole Hamburg sehr gut aufgestellt.

Meine Damen und Herren,
die Politik ist dafür zuständig, die Entfaltung des Einzelnen und der Gemeinschaft in einem sicheren Rahmen zu gewährleisten. Eine funktionierende Gesellschaft braucht darüber hinaus aber den Geist des Miteinanders und Füreinanderdaseins. Es braucht praktisches Tun, Idealismus, Zeit und Geld und persönliches Engagement. Die Jahre lassen sich zählen wie vielen Patientinnen und Patienten in diesen 150 Jahren geholfen, wie viele Linderung ihrer Leiden erfahren haben und wie viele Leben gerettet wurden, das vermag niemand zu sagen.

Dass wir heute in glücklicheren Zeiten leben als 1864, daran haben auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Marienkrankenhauses Anteil. Ihnen möchte ich im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg herzlichen Dank aussprechen für 150 Jahre oft aufopferungsvoller Tätigkeit im Dienste Kranker und Bedürftiger. Unsere Stadt kann auf das Marienkrankenhaus und die dort geleistete Arbeit stolz sein!
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg für Ihre Arbeit und für die kommenden Jahre gutes Gelingen zum Wohle der Ihnen anvertrauten Patientinnen und Patienten.

 

Es gilt das gesprochene Wort.