Sehr geehrter Herr Professor Kühne,
sehr geehrte Frau Kühne,
sehr geehrte Damen und Herren,
für diesen besonderen Anlass heute kann man sich kaum einen besseren Rahmen vorstellen: Das noch nicht eröffnete, aber nahezu fertiggestellte Hotel Fontenay ist ein Ort nobler Gastfreundschaft. Gebaut, so scheint es, aus Licht und Eleganz ist es auch ein Statement aus Stein und Glas: Mit dem Fontenay zeigen Sie, lieber Herr Kühne, einmal mehr, was Ihre Geburtsstadt Ihnen bedeutet. Sie zeigen es den Hamburgern und Sie zeigen es der Welt, die hier zu Gast sein wird.
Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg möchte ich Ihnen die herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem heutigen 80. Geburtstag überbringen!
Sie sagten einmal, Sie hätten im Leben viel Glück gehabt. Dazu mögen viele Glückwünsche beigetragen haben, aber zu einem größeren Teil ist das sicher das Glück des Tüchtigen gewesen. Goethe lässt Faust in seinem Monolog sagen: Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.
Viele Familienunternehmer haben diesen Rat beherzigt. Aber nur wenige haben ihn in so beeindruckenden Dimensionen umgesetzt. Sie haben aus einer vor allem auf Deutschland begrenzten Frachtspedition einen Weltkonzern der Logistik geformt.
Eine solche Leistung setzt jedoch nicht nur Glück voraus, sondern auch, um es mit einem Bild der Branche zu sagen, einen inneren Kompass.
So setzten Sie, als Sie 1966 in den Vorstand der Firma Kühne & Nagel eintraten, von Anfang an auf die Internationalisierung des Geschäfts. Damals war Kühne & Nagel mit dreieinhalb Tausend Beschäftigten die größte private Spedition in der Bundesrepublik. Das Ziel des Juniorchefs war es, ein Stützpunktnetz zu knüpfen - zunächst in möglichst vielen europäischen Ländern und später dann in Übersee. Heute zählt der Konzern mehr als 1300 Niederlassungen in über 100 Ländern mit rund 70.000 Mitarbeitern.
Sie setzten dabei immer schon auf innovative und integrierte Transportkonzepte, um Zeit- und Kosteneinsatz zu optimieren. Die Hamburger Wochenzeitung, die ZEIT, erfand für Sie den treffenden Titel: Fuhrmann im Düsenzeitalter. Heute sind wir im digitalen Zeitalter, und der Fuhrmann ist immer noch an vorderster Stelle.
Führen wir uns dazu kurz den tiefgreifenden Wandel vor Augen, den die Transportbranche seither erlebt hat. Im Jahr 1966, ein Jahr bevor Sie geschäftlich die Verantwortung übernahmen, hatte zum ersten Mal ein Containerschiff Europa im Hafen von Rotterdam angelaufen. Damals war diese Transportmethode so innovativ, dass sie selbst die Fachwelt skeptisch beäugte. Heute, ein halbes Jahrhundert später, ist ein Hafen ohne Container nicht mehr denkbar. Kühne & Nagel stieg in dieser Zeit zur weltweiten Nummer Eins in der Seefracht und im Geschäft mit Schiffscontainern auf.
Eine Art Fieber habe Sie gepackt, so formulierten Sie rückblickend Ihre Strategie der Internationalisierung und Innovation.
Meine Damen und Herren,
der tiefgreifende Wandel in Weltpolitik und Weltwirtschaft in den letzten fünfzig Jahren denken wir an den Prozess der europäischen Einigung bis hin zur Globalisierung seit dem Ende der Ost-Westkonfrontation und dem technologischen Fortschritt diesen enorme Wandel konnte gerade die Transport- und Verkehrswirtschaft gut nutzen.
Vom Fuhrmann im Düsenzeitalter zu den Wertschöpfungsnetzwerken einer Logistik 4.0 hat es nur zweier Generationen bedurft. Die Logistikbranche ist so etwas wie das Echo der Weltwirtschaft und Geopolitik. Logistik und Netzwerk, sind gängige, aber weithin abstrakte Begriffe in der Expansion von Kühne & Nagel werden sie greifbar, Globalisierung zum Anfassen.
Ob nun Fieber oder innerer Kompass in jedem Fall spricht aus dem globalen Erfolg Ihres Unternehmens die Passion für das Unternehmertum; und das heißt so viel wie ein Gespür für Veränderungen und die Bereitschaft, Risiken einzugehen zu strategischer Klugheit zu bündeln.
Den leidenschaftlichen Unternehmer erkennt man auch daran, dass für ihn aus dem geschäftlichen Erfolg eine Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit erwächst. Schließlich sind Wirtschaft und Gesellschaft eng miteinander verwoben.
Auch beim gesellschaftlichen Engagement haben Sie sehr viel geleistet.
Da ist zu allererst der Fußball. Wir alle wissen, Hamburg verdankt Kühne, dass das Volksparkstadion seinen Namen behält. Zur Saison 2015/2016 haben Sie die Namensrechte des HSV-Stadions erworben und es auf den traditionellen Namen zurückgetauft. Das hat tausende Fans glücklich gemacht. Der HSV ist damit der erste Bundesligist, dessen Stadion nach dem Verkauf der Namensrechte den ursprünglichen Namen zurück erhielt.
Der HSV und Kühne, das ist schon eine sehr lange Liebesgeschichte. Ob im Sommer 2010, 2014, 2015 oder 2016. Immer wieder haben Sie gezeigt, dass Sie die Raute im Herzen haben. Und ganz aktuell haben Sie ihre Anteile an der HSV AG auf 17 Prozent erhöht. Der Club erfüllt damit die finanziellen Bedingungen für die Erstligalizenz. Die sportlichen Bedingungen für die erste Liga sind ja auch noch einmal prachtvoll unter Beweis gestellt worden.
Ihre Leidenschaft für den HSV, lieber Herr Kühne, musste noch nie in die Relegation. Man sieht, dass ein erfolgreicher Unternehmer nicht nur mit dem Rechenstift, sondern auch mit dem Herzen denkt.
Unbedingt erwähnen möchte ich auch Ihre persönliche Investition in die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd. Für Sie war es ein Muss, die führende deutsche Reederei für Hamburg zu erhalten. Wir konnten auf Ihre Loyalität zählen!
Das Unternehmen am Hamburger Standort zu sichern, war ein patriotisches Anliegen, dass Sie und die Stadt gemeinsam verfolgt haben. Mittlerweile haben wir zwar noch nicht alle, aber viele unserer Ziele erreicht. Hapag Lloyd ist an der Börse und die Aktie entwickelt sich gut. Die Merger mit CSAV und UASC haben dem Unternehmen die notwendige Größe verschafft, um zu den globalen Playern gehören zu können. Dass Sie mit ihrem persönlichen Engagement dabei sind, war mir immer wichtig. Wegen der guten vertraulichen Beratung. Und als Test, dass die Unternehmung auch privatwirtschaftlich Sinn macht.
Und dann gibt es ja noch eine andere Leidenschaft: Ihr Engagement für die Wissenschaft der Logistik, national wie international, sei es durch die Kühne Logistics University in der Hamburger HafenCity oder durch die Unterstützung universitärer Logistiklehrstühle andernorts. Sie treiben die Professionalisierung dieses hochkomplexen Wissensgebietes voran, indem Synergien entstehen zwischen Praxistransfer, Lehre und Forschung.
Eine sehr gute Nachricht für die Kühne Logistics University, die wir ja alle auch als KLU kennen, gab es am 3. Mai dieses Jahres: Der Wissenschaftsrat hat empfohlen, der KLU das Promotionsrecht zu verleihen. Der Senat wird dieser Empfehlung gerne folgen und hierüber möglichst noch vor der Sommerpause entscheiden. Ab Herbst können dann die ersten Promotionsprojekte beginnen. Damit wird die KLU dann in der Champions League der deutschen Privatuniversitäten spielen.
Dass Logistik eine Wissenschaft für sich ist, wird schnell begreiflich, wenn z.B. durch Naturkatastrophen oder Kriege Infrastrukturen zusammenbrechen, die Bevölkerung aber trotzdem versorgt werden soll. Das Förderprogramm HELP der Kühne-Stiftung sticht aus dem Reigen Ihres Stiftungsengagements besonders hervor. HELP unterstützt nun schon seit einigen Jahren staatliche wie nicht-staatliche Akteure im humanitären Sektor, eigene logistische Kapazitäten und Kompetenzen aufzubauen. In vielen akuten Krisenregionen der Welt, sei es im asiatisch pazifischen Raum, im östlichen Afrika oder im Mittleren Osten, ist diese Kühne-Stiftungsinitiative zur humanitären Logistik mittlerweile mit eigenen Büros vertreten. U.a. helfen sie durch Beratungs- und Trainingsprojekte, die internationalen und lokalen Hilfsorganisationen vor Ort auf Katastropheneinsätze vorzubereiten.
Das verdient besondere Anerkennung!
Schließlich ermöglichen Sie mit der operativen Förderpraxis Ihrer Stiftung, gemeinsam mit Ihrer Frau, neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Allergieforschung
Verehrte Frau Kühne, Sie teilen mit Ihrem Mann auch die Liebe zur Musik, mit einer besonderen Vorliebe für die italienische Oper. Leidenschaft kennt eben auch eine musikalische Sprache. Ihre Stiftung fördert die Literatur- und Musikwelt Hamburgs: u.a. die Hamburgische Staatsoper, das Internationale Musikfest und den Literaturpreis für das beste deutschsprachige Romandebüt.
Und die Kühne-Stiftung hat auch das Hamburger Projekt der Elbphilharmonie immer wieder unterstützt: den Bau, das Eröffnungsfestival, verschiedene Konzerte und wir haben schon jetzt die Zusage für einen Zuschuss zum Internationalen Musikfest 2018 und 2019.
Meine Damen und Herren,
Sie wissen, das ist keine abschließende Liste. Aber schon diese kurze Aufzählung verdeutlicht, dass Sie, lieber Herr Kühne, es ernst meinen, wenn Sie sagen, es gehe bei gesellschaftlichem Engagement, nicht nur darum, Geld zu spenden, sondern mit gut durchdachten Projekten in die Zukunft unserer Gesellschaft zu investieren und auch Neues zu initiieren.
Das ist Ihnen sehr gut gelungen.
Wir alle wissen, ein Kompass zeigt immer nach Norden. Ihr Norden, lieber Herr Kühne, liegt in Hamburg. Im Namen der Stadt Hamburg wünsche ich Ihnen alles Gute zum Geburtstag!
Aber das ist noch nicht alles.
Meine Damen und Herren,
der Hamburger Senat hat die Verleihung der Ehrendenkmünze in Gold an Herrn Prof. Klaus-Michael Kühne beschlossen.
Die Ehrendenkmünze in Gold wurde 1853 gestiftet, um damit erhebliche Verdienste von Nichthamburgern und ganz besondere Verdienste von Hamburger Bürgerinnen und Bürgern um Hamburg auszuzeichnen. Sie ist die höchste hamburgische Auszeichnung nach dem Ehrenbürgerrecht. Sie ist seit ihrer Stiftung erst 37 Mal verliehen worden.
Und heute verleihen wir sie zum 38ten Mal:
Wir verleihen die Ehrendenkmünze in Gold an Klaus-Michael Kühne für sein breit gefächertes Engagement zur Stärkung des Hafen- und Logistikstandortes Hamburg, zur Schaffung und Rettung von Arbeitsplätzen, zur Förderung der Logistikausbildung und -forschung, der Elbphilharmonie sowie des Sports.
Die Ehrendenkmünze in Gold ist Ausdruck des Dankes und der Würdigung der erheblichen Verdienste von Klaus-Michael Kühne für die Freie und Hansestadt Hamburg.
Vielen Dank
Es gilt das gesprochene Wort.