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02.09.2011

Grußwort auf der Google-Mitarbeiterversammlung

Google-Mitarbeiterversammlung



Lieber Herr Tweraser,

liebe Google-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,


 

ich will mit dem Hinweis auf ein ganz altes Medium beginnen.  Es gibt nämlich ein ganz wunderbares Buch mit dem Titel I wish I worked there. Darin enthalten sind die nach Ansicht der Herausgeber schönsten Arbeitsplätze der Welt.

Die Amtsstube des Hamburger Bürgermeisters ist nicht dabei zu Unrecht, wie ich finde.


Sie finden darin viele Internetfirmen auch Google. Leider noch nicht mit den Hamburger Räumlichkeiten. Aber ich kann mir denken, dass viele junge Leute, die das hier gesehen haben, auch sagen: I wish I worked there.

Meine Damen und Herren,

 

 

ich jedenfalls freue mich, heute hier bei Ihnen sein zu können und Ihnen zu sagen, dass wir Sie und Ihr Unternehmen gerne hier bei uns in Hamburg haben.

Seit im 17. Jahrhundert die ersten Drucker und Postmeister auf die Idee kamen, die in einer Hafenstadt eben auch einlaufenden Informationen zu bündeln, zu vervielfältigen und zu verkaufen, hat Hamburg jede Medienentwicklung mitgemacht, ja mitgeprägt und zwar von den gelehrten Zeitungen der Aufklärung bis hin zu Social-Network-Games.

Der Kern unseres Erfolges ist, dass wir schon früh auf Qualität und Inhalte gesetzt haben: Nach dem zweiten Weltkrieg haben sich hier bedeutende Verlage und eine große öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt angesiedelt. Vieles ist seitdem dazu gekommen, manches auch wieder verschwunden oder gegangen, aber unter dem Strich ist Hamburg immer noch die bedeutende Medienstadt Deutschlands. Nirgendwo in Deutschland werden so viele Qualitätsinhalte geschaffen wie hier.

Seit Beginn der 90er Jahre erleben wir, dass eine neue Branche hinzugekommen ist und immer noch rasant wächst: die Internetwirtschaft, die Neuen Medien.  Sie konnte auf Vorhandenem aufsetzen. Content ist ein wichtiger  Grundstoff und ein gemeinsamer Nenner für die alten und die neuen Medien. Und die breite Wirtschaftsstruktur der Stadt bietet viele Kunden auch für neue Dienstleister. Aus klassischen Medienhäusern wie Gruner & Jahr sind nicht nur neue Unternehmen hervorgegangen, sondern sie waren und sind auch bedeutende Auftraggeber für die aufstrebende neue Branche.

Selbst das Platzen der Internet-Blase Anfang 2000 konnte nicht verhindern, dass die neue Branche immer mehr an Bedeutung gewann. E-Commerce, Web 2.0 oder Social Media sind heute  wirtschaftlich, gesellschaftlich und für die Freizeit der Menschen von enormer Bedeutung. Internetunternehmen auch ihr Arbeitgeber zählen zu den wertvollsten Unternehmen der Welt.

Ehemals getrennte Wirtschafts- und Lebensbereiche entwickeln neue Schnittstellen oder wachsen zusammen. Der Umgang mit dieser Konvergenz ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Ich freue mich, dass wir diese Aufgabe gemeinsam angehen können. Um die städtischen Strukturen dafür zu verbessern, habe ich die Medienpolitik und damit auch die Fragen IT und Neue Medien in die Senatskanzlei geholt. Ich bin sozusagen auch ihr Senator für Medien.


Meine Damen und Herren,

 

 

mir ist etwas zweites wichtig. Als ich im Juni Eric Schmidt im Rathaus begrüßen konnte, haben wir über viele Themen gesprochen. Besonders interessant fand ich seinen Hinweis, dass er die Google-Unternehmenssitze allesamt mitten in Städten angesiedelt wissen will. Er sagte damals, dass nur so das Unternehmen und seine Mitarbeiter am gesellschaftlichen Puls bleiben könnten. Ich bin fest davon überzeugt, dass er recht hat.

Die Moderne ist in den Städten erdacht und vorgelebt worden. Hier ist das Neue auch zuerst ausprobiert worden: Ob das nun die Demokratie bei den alten Griechen, die Zeitungen in der frühen Neuzeit oder heute neue Technologien oder Kommunikationsformen sind Städte sind Inkubatoren und Katalysatoren gesellschaftlicher, ja letztlich menschlich-gattungsgeschichtlicher Entwicklungen. Ein Unternehmen, dass zukünftige Formen des Umgangs mit Information und Wissen prägt, gehört deshalb in die Stadt.

Wir haben über Städte ja lange so geredet, als ob sie nur bedrohliche Ansammlung von zu vielen Menschen und zu vielen Häusern seien. Der Traum vom Eigenheim im Grünen war allgegenwärtig. Das dreht sich im Moment und ich finde das richtig. Wir beginnen wieder darüber zu reden, welche Chancen in den Big Cities stecken und welche Entwicklungsmodelle wir dafür begreifen müssen.

Hier in Hamburg haben wir leidvoll erfahren müssen, dass es eben nicht ausreicht, ein Leitbild Wachsende Stadt zu beschließen, sondern dass das auch mit Leben und Perspektive gefüllt werden muss. Ganz praktisch übrigens denn Städte waren meistens auch der Hort einer sehr zupackenden Politik, die für grundsätzliche ideologische Auseinandersetzungen meistens keine Zeit hatte.

Ich habe in meiner Regierungserklärung gesagt, dass wir das moderne Hamburg schaffen wollen. Dazu gehören ganz viele Einzelaspekte: Ausreichender Wohnraum, gute Schulen und Hochschulen, eine gute Infrastruktur, florierende Unternehmen, Kreativität, eine lebendige Stadtöffentlichkeit und natürlich solide Finanzen.

Ich halte gerade den letzten Punkt für zentral. Nicht nur weil er wirtschaftliche Stabilität garantiert, sondern auch, weil er demokratische Handlungsspielräume eröffnet. Wenn wir heute alles Geld zum Fenster rauswerfen, wird die nächste Generation ihre demokratischen Gestaltungsrechte gar nicht mehr zum Einsatz bringen können, weil Ihnen dazu buchstäblich die Mittel fehlen. Deshalb müssen wir das jetzt ändern. Nicht mit dramatischen Sparappellen, sondern mit ganz praktischem und ordentlichem Regierungshandwerk.

Zum modernen Hamburg gehört für mich auch, dass wir hier eine Idee davon entwickeln, wie gesellschaftliche Kommunikation der Zukunft aussehen soll? Wie  entsteht künftig Öffentlichkeit? Wie lässt sich mit Content Geld verdienen? Welche neuen Vertriebswege gibt es? Wie sehen die Zugänge zu Information in zehn Jahren aus? Ich bin gespannt, was Sie dazu sagen und kann Sie nur ermuntern, sich in den Dialog der Stadt einzubringen. Sie sitzen mitten in der Stadt, mitten in Hamburg. Machen Sie etwas daraus.


Lassen Sie uns noch ein wenig diskutieren, bevor wir sagen können: Finally, weekend!


Schönen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.