Sehr geehrter Herr Eggenschwiler,
sehr geehrter Herr Dr. Weber,
sehr geehrter Herr Dr. Bußmann,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
Alles Fliegen ist Erzeugen von Luftwiderstand, alle Flugarbeit ist Überwinden von Luftwiderstand.
So klar und einfach hatte es der Luftfahrtpionier, Otto Lilienthal, formuliert. Otto Lilienthal gehörte zu einer Generation von Tüftlern und Bastlern, die den Mut hatten, den Boden zu verlassen und die Schwerkraft zu bezwingen. Was sich als ziemlich schwierig herausstellte. Längst nicht jeder schaffte es, sich mit seinem Fluggerät überhaupt in der Luft erheben, geschweige denn, oben zu bleiben und zudem unversehrt wieder zu landen. Auch nicht Otto Lilienthal.
Sein Gleitflugzeug bestand aus Baumwollstoff und Weidenholz und schaffte gerade mal eine Flughöhe von 23 Metern. Heute erheben sich hunderte Tonnen Gewicht in die Luft. Heute transportieren Großraumflugzeuge, wie die A380 mehr als 500 Passagiere. Heute haben Flugzeuge Flugzeuge im Bauch, oder zumindest große Teile davon.
Und die Entwicklung geht immer weiter, denn der Pioniergeist aus den Anfängen der Fliegerei ist geblieben. Ich freue mich deshalb sehr, heute mit Ihnen die 6. Hamburger Airport Days zu eröffnen und habe gerne die Schirmherrschaft für diese Veranstaltung übernommen. Übrigens kann man manches von dem, was für die Zukunft geplant und getestet wird, heute und morgen während in der Halle der Innovation kennenlernen.
Ich sage bewusst die 6. Hamburger Airport Days, denn dieses Wochenende befindet sich in einer Tradition, die bis ins Jahr 1999 zurückgeht. Damals fanden die ersten Hamburg Airport Classics statt, 2001 und 2003 dann noch einmal, gefolgt von den Airport Days 2007 und dem 100. Flughafengeburtstag im September 2011. Die Namen haben sich gewandelt, aber die Idee ist geblieben: Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit zu geben, in die faszinierende Welt der Luftfahrt einzutauchen, hinter die Kulissen von Hamburg Airport zu schauen, sich über Geschichte und Zukunft der Luftfahrt zu informieren und dabei, die Welt des Fliegens zu entdecken, um es mit dem Motto der Airport Days zu formulieren.
Als der Flughafen Hamburg vor mehr als hundert Jahren von vorausschauenden Hamburger Geschäftsleuten als Hafen für Luftschiffe, also Zeppeline, gegründet wurde, war Fuhlsbüttel ein Dorf weit vor den Toren der Stadt und auf der Landebahn grasten Schafe. Inzwischen hat die wachsende Stadt ihn in sich aufgenommen. Für Reisende und Geschäftsleute ist diese zentrale Lage ein großes Plus. Die kurzen Wege, die gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln tragen zur Beliebtheit des Flughafens Hamburg bei.
Nicht nur, aber auch deshalb, ist Fliegen von Hamburg ein Wachstumsmarkt. 2014 stieg die Zahl der Passagiere um 9,3 Prozent auf 14,76 Millionen. Auch die Zahl der Flugbewegungen ist gestiegen: im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent. Dank einer effizienteren Auslastung der Flugzeuge liegen die Flugbewegungen damit aber trotzdem nur auf dem Niveau des Jahres 1997.
Auch in Zukunft wird der Flughafen nicht an Kapazitätsgrenzen stoßen. Er ist so ausgebaut, dass er mehr als 20 Millionen Passagiere bewältigen kann.
In einem Film über den Flughafen Hamburg aus dem Jahr 1953 Luftkreuz des Nordens hieß es, ich zitiere:
Zu den Schiffen der Hanseatischen Kaufleute und Reeder, die seit Jahrhunderten Brücken von Volk zu Volk über die Meere schlugen, gesellen sich jetzt die Brücken der Luft, die die Zeit überholen und die Menschen einander näher bringen.
Die Zeit überholen, das muss man sich 1953 so vorstellen: Ein Flug mit der Super Constellation von Hamburg nach New York dauerte 17 Stunden. Bei Gegenwind oder schlechtem Wetter noch länger. Mehrmals zwischenlanden um aufzutanken gehörte dazu. Heutzutage startet ein Flugzeug in Hamburg um 9:00 Uhr und landet um 11:50 Uhr Ortszeit in New York.
Übrigens ist eine dieser Super Connys, die einzige die in Europa noch fliegt, auf den Airport Days zu besichtigen. Und wer sich in das Reisegefühl in einem der schönsten Flugzeuge der Welt noch ein wenig mehr hineindenken will: Sie hatte einen eigenen Koch an Bord, und die Stewardessen in der ersten Klasse mussten 30 verschiedene Cocktails kennen und selbstverständlich auch mixen können.
Lange war Fliegen ein Luxus, den sich nur wenige gut Betuchte leisten konnten. Inzwischen nutzen rund 40 000 Passagiere täglich den Hamburger Flughafen, und der Fuhlsbüttel bietet viele tolle neue Ziele an, die direkt und preisgünstig erreichbar sind, insbesondere nach Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland, aber auch nach Israel, seit Februar auch nach Maschhad im Iran.
Hamburg Airport ist also eine Erfolgsgeschichte und diese Erfolgsgeschichte reicht weit über das Gelände dieses Flughafens hinaus. Hamburg ist weltweit der drittgrößte Standort der zivilen Luftfahrtindustrie.
Die Luftfahrtindustrie ist außerdem ein großer und wichtiger Arbeitgeber: Airbus ist Hamburgs größter Arbeitgeber mit über 12.000 Beschäftigten und Lufthansa Technik folgt mit rund 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Etwa 40.000 Beschäftigte aus der Metropolregion arbeiten in den drei Ankerunternehmen Airbus, Lufthansa Technik (LHT) und Flughafen Hamburg sowie bei den 300 überwiegend mittelständisch geprägten Zulieferern. Es gibt vier Hochschulen (UH, TUHH, HAW, HSU) und zwei DLR-Institute mit Luftfahrtkompetenz.
Der Erfolg des Luftfahrtstandortes Hamburg ist auch auf die erfolgreiche Clusterpolitik des Hamburger Senats zurückzuführen, bei der Wirtschaft und Wissenschaft Hand in Hand zusammenarbeiten und der internationale Austausch gezielt gefördert wird. Unser Ziel ist es, Hamburgs Know-How auch in Zukunft branchen- und länderübergreifend zu verbinden, weiter auszubauen und Innovationen zu stärken.
Der Hamburger Senat unterstützt die Luftfahrtindustrie mit Forschungsprogrammen, Investitionen in die Infrastruktur und unser erfolgreiches Luftfahrtcluster Hamburg Aviation, in dem sich die gesamte Wertschöpfungskette des Flugzeugbaus abbildet, von der Entwicklung, Herstellung und Montage über das Lufttransportsystem, die Wartung, Reparatur und Überholung bis hin zum Recycling. Dies bietet kein anderer Standort in Deutschland.
Die Luftfahrtbranche ist ein Wachstums-Treiber der Weltwirtschaft. Mit Airbus und den hoch qualifizierten deutschen Zulieferunternehmen profitieren wir in Hamburg besonders von diesem Boom. Lufthansa Technik als ein international agierendes Unternehmen hat sich blendend entwickelt. Die Luftfahrtindustrie ist außerdem Wegbereiter innovativer Materialien und Verfahren und daher ein Schlüssel für die Zukunft des High-Tech-Standortes Deutschland. Dass Flugzeuge immer leiser, immer schneller werden, immer mehr Passagiere transportieren können und immer weniger Treibstoff verbrauchen, ist auch dem Standort Hamburg mit seinen innovativen Unternehmen und Hochschulen zu verdanken.
Meine Damen und Herren,
Flugzeuge sind Brücken der Lüfte. Sie verbinden Städte, Länder, Kontinente. Ein Flughafen ist deshalb nicht nur ein Ort der Sehnsucht und des Fernwehs. Er ist auch Ankunftsort, für Reisende, Geschäftsleute und Hamburg-Besucher aus aller Welt. Hamburg Airport sichert damit Arbeitsplätze in Tourismus, im Handel, in Gastronomie oder Kultur. Für Unternehmen in Norddeutschland ist er eine schnelle Verbindung zu Geschäftspartnern und Kunden in aller Welt. Für sie alle ist der Flughafen existenziell.
Ich wünsche den Veranstaltern und allen Besuchern der Airport Days zwei tolle Tage auf Tuchfühlung mit den fliegenden Riesen von heute und den Oldtimern der Lüfte. Einer davon vielleicht sollte ich besser Oldtimerin sagen wird heute besonders geehrt: unsere Tante JU. Die wird nächstes Jahr 80 Jahre alt und heute zum Denkmal ernannt. Unsere Grande Dame der Lüfte hat es verdient.
Vielen Dank!
Es gilt das gesprochene Wort.