Sehr geehrter Herr Wiederspiel,
sehr geehrte Frau Deneuve,
sehr geehrter Herr Van Dormael,
sehr geehrter Herr Marquet,
Exzellenz,
sehr geehrter Herr Generalkonsul,
sehr geehrte Frau Debeolles,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
herzlich willkommen zum 23. Hamburger Filmfest! Das Hamburger Filmfest ist eine Hommage der Branche, der Stadt und des Publikums auf das Kino.
Festivals sind wichtig. Sie bieten eine konzentrierte Auseinandersetzung über den Film in seinen verschiedenen Dimensionen: als Kunstwerk, als Produkt und als Medium der Kommunikation.
Festivals sind auch Feste. Sie sind intensiv und aufregend, weil es so viele Premieren gibt. Das Hamburger Filmfest zeigt in diesem Jahr 170 neue Filme, darunter sind 33 Weltpremieren und 13 internationale Premieren. Dazu kommen drei Europapremieren und noch einmal 99 Deutschlandpremieren.
Zehn Tage lang werden die Hamburger Kinos von diesen Premieren vibrieren.
Meine Damen und Herren,
Filme sind Superlative. Sie entstehen aus unglaublich viel Arbeit. Sie führen die Kreativität und die vielfältigen Leistungen von sehr vielen Personen zusammen. Filme sind Kunstwerke der Teamarbeit. Festivals sind auch der Ort, an dem diese Arbeit noch einmal mehr gewürdigt werden kann. Die Vielfalt der Filme und der Filmbranche sind ein unverzichtbarer Teil des Medienstandortes Hamburg.
Es gab eine Zeit ohne Filme. Hegel kannte diese Technik noch nicht und zählte nur sechs Formen der Kunst: Architektur, Skulptur, Malerei, Musik, Tanz und Lyrik. Heute gehören Filme ganz selbstverständlich zum Alltag. Und im meinem Alltag als Beauftragter der Bundesregierung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit wird mir immer auch deutlich, das Filme ein wesentliches Element der Kommunikation zwischen Kulturen und Nationen sind.
Es ist auch keine Frage mehr, ob der Film zu Kunst gehört. Frankreich hat das mit dem Begriff der siebten Kunst, septième art auch sprachlich deutlich gemacht.
Meine Damen und Herren,
eine der ausdrucksstärksten Verkörperungen dieser Kunst ist heute bei uns zu Gast: Catherine Deneuve.
Seit 20 Jahren wird der Douglas-Sirk-Preis des Filmfestes an eine Persönlichkeit vergeben, die sich um Filmkultur verdient gemacht hat. 2015 geht dieser Preis an Sie, verehrte Frau Deneuve, an die weltbekannte Künstlerin und Botschafterin großen Filmnation Frankreich.
In fünf Jahrzehnten haben Sie in über 100 Filmen gespielt, und haben damit doch, so sagen Sie, noch nicht alles getan. Sie verkörpern die Potentiale des Films und seine Schönheit. Sie werden von Millionen Frauen und Männern bewundert. Sie spielen Unterschiedlichstes so vollkommen und brillant, dass man sich über nichts wundert und nichts selbstverständlicher findet als das, was Sie tun. Mit Vergnügen, Weisheit und Witz unterwandern Sie gesellschaftliche Erwartungen und zeigen, dass es auch anders geht.
Alter spielt keine Rolle, Leben genießen kann man immer, haben Sie gesagt. Das Leben genießen, das geht vor allem gut, wenn man die Chance hat, einen neuen Film mit Ihnen zu sehen. Catherine Deneuve zu erleben, ist ein Moment großer Verzauberung.
Gerade auch als Bevollmächtigter für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit freue ich mich, Ihnen den Douglas-Sirk-Preis hier in Hamburg überreichen zu dürfen.
Meine Damen und Herren,
die Filmschnitte sind schneller geworden, die Kameras kleiner, die Produktionen teurer aber immer noch ist der Film in erster Linie eine Fiktionskunst. Implizit stellen Filme die Frage nach der Realität.
Drehbuchschreiber wissen, die besten Geschichten stammen aus dem Leben Und die Zuschauenden wissen: Ein guter Film hat immer auch reale Elemente, egal ob er im Raumschiff, in Brüssel oder in Hamburg spielt.
Längst wird ein großer Teil unserer Wirklichkeit über Filme vermittelt. Filme machen Realitäten erfahrbar, die wir eigentlich nicht erleben.
Und sie lassen uns klarer sehen, was unmittelbar um uns herum passiert, wie wir anhand des eingangs gezeigten Film feststellen konnten. Denn dass aktuell Tausende Flüchtlinge nach Deutschland und auch nach Hamburg kommen, ist etwas, das uns berührt und berühren muss.
Gerade in solchen Zeiten brauchen wir auch Sie, liebe Filmschaffende. Wir brauchen Sie in der künstlerischen Ausdeutung der Ereignisse genauso wie in der ganz praktischen Hilfe im Alltag. Und wir brauchen Sie natürlich auch, weil Sie unserer modernen und weltoffenen Gesellschaft Gesicht und Stimme verleihen können. Es ist gut zu wissen, dass wir auf Ihr Engagement zählen können.
Filme können einflussreich und herausfordernd sein. Das gilt besonders für politisch Verantwortliche in Staaten, die unsere Ansprüche an Demokratie und Meinungsfreiheit nicht teilen. Das Hamburger Filmfest zeigt in diesem Jahr 76 chinesische Filme, die 2014 ihre Weltpremiere nicht in ihrem Produktionsland feiern konnten. Auch das ist eine der Realitäten des Films.
Heute Abend erleben wir die Premiere eines Films, der in ganz besonderer Weise über Realitäten nachdenkt. Das brandneue Testament zeigt Gott als einen nicht so netten Zeitgenossen. Das erinnert an den bösen Gott von René Descartes. Auch der begann mit der Frage, was für wahr und wirklich gehalten werden kann, wenn man annimmt, dass Gott (Zitat) irgendein sehr mächtiger und, wenn ich so sagen darf, bösartiger Betrüger ist. Was dann folgte, wurde weltberühmt: Denn er erfand die Formel vom Ich als denkendem Ding.
Ich bin sehr gespannt, wie die Formel lautet, die uns Regisseur Jaco Van Dormael und Catherine Deneuve präsentieren werden.
Egal wie sie lautet: Zu verdanken haben wir die kommenden zehn aufregenden, amüsanten und erkenntnisreichen Festivaltage dem Leiter des Filmfestes, Herrn Albert Wiederspiel und seinem Team.
Ihnen allen danke ich herzlich für die großartige Arbeit!
Schönen Dank.
Es gilt das gesprochene Wort.