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29.09.2015

Grußwort: Handwerk für Olympia

 

Sehr geehrter Herr Katzer,
sehr geehrter Herr Wollseifer,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
 
Olympische Spiele der Neuzeit gibt es seit 1896 und allein dreimal haben die Sommerspiele schon in Athen stattgefunden. Los Angeles will sie jetzt zum dritten Mal ausrichten. Hamburg stand bisher im passiven Abseits, abgesehen von einer vergeblichen Bewerbung zu Beginn des Jahrhunderts, und natürlich wissen wir: Den Rückstand holen wir nie mehr auf. Jedenfalls nicht zu unser aller Lebzeiten.

Aber verkleinern dürfen wir ihn wollen oder wie lautet das olympische Prinzip? Das auch ein sehr hanseatisches Prinzip ist? Teilnehmen ist wichtig und wird erst richtig schön, wenn man gewinnt. Wenn man in einem fairen Wettkampf auf internationalem Parkett die eigenen Stärken darstellen kann.

Ich freue mich sehr, dass Hamburgs Wirtschaft, und gerade auch das Handwerk, sich so eindeutig mit unserer Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele identifiziert. Das gibt den Rückenwind und die Zuversicht, die wir brauchen, damit unsere Ideen keine Papierentwürfe bleiben, sondern das internationale und Hamburger Publikum sie sehen und anfassen kann.  

Meine Damen und Herren,
die eigenen Stärken darzustellen dafür sind ja die Olympischen Spiele ein showcase, das wusste man gerade in Los Angeles bereits 1932, als die ganze Bandbreite der Show erstmals vorgeführt wurde: Gastfreundschaft, Weltoffenheit, Dynamik, große Entwürfe, perfekte Organisation... oder Improvisation, wo etwas nicht auf Anhieb funktionierte. Vielleicht kennen Sie die Geschichte vom 3000-Meter-Hindernislauf, als man vergaß, die letzte Runde einzuläuten. Der Sieger ein Finne fand auch kein Zielband vor, also lief er unverdrossen noch eine Runde mehr. Die Nachfolgenden auch, wobei der Dritte in dieser Zusatzrunde noch den Zweiten überholte. Das war alles nicht perfekt und die Siegerzeit mehr als eine Minute langsamer als der Weltrekord. Der Finne blieb schweigsam und gewann vier Jahre später erneut.

Das war dann in Berlin 1936. Warum die Spiele heute für uns kein Vorbild mehr sein können, ist darin begründet, dass die Jugend der Welt nicht mehr ausnahmslos willkommen war, sogar Athletinnen und Athleten aus der eigenen deutschen Mannschaft ausgegrenzt wurden, weil sie nicht die gewünschte, so genannte arische Abstammung aufwiesen. Das bedarf heute, zum Glück, keines Kommentars mehr. Sie kennen die Geschichte der Hochspringerin Gretel Bergmann, über die vor ein paar Jahren ein Kinofilm gedreht wurde und nach der inzwischen in Hamburg eine Schule benannt ist.

Die Geschichte der Olympischen Spiele ist lang, ich sagte es eingangs, und wir können heute aus der ganzen Fülle guter und weniger guter Erfahrungen schöpfen. Wir in Hamburg wollen das tun und wir wollen unsere Stärken hineinmischen. Wir versprechen keine perfekten Spiele, die gibt es nicht und das wäre auch kein sinnvoller Anspruch. Schon gar nicht versprechen wir irgendeine Gigantomanie, denn das Prinzip  schneller, höher, weiter soll auf die eigentlichen sportlichen Wettkämpfe beschränkt bleiben. Wir versprechen überschaubare, nachhaltige, hanseatisch geprägte Spiele mit internationalem Flair, nachhaltig nützlich auch für Hamburg selbst; kompakte Spiele am Wasser, mitten im Herzen unserer Stadt; Spiele, die von einer offenen und demokratischen Bürgergesellschaft getragen werden und den Geist von Frieden und Verständigung atmen.

Das Ganze auf der Basis einer intensiven, transparenten, verlässlichen, belastbaren Finanzplanung.

Und spätestens an der Stelle, meine Damen und Herren,
kommen Sie ins Spiel als diejenigen, die mit Recht sagen: Hamburg ist uns gut gelungen aber wir hatten ja auch 1.200 Jahre Zeit. Ganz so viel Zeit wird diesmal nicht zur Verfügung stehen, dafür ist ja andererseits das Handwerkszeug enorm weiterentwickelt worden und ein bisschen schneller gehen heute auch die schwierigen Dinge. Wenn die Finanz-Statik stimmt und kein Handwerker gezwungen ist, die Hände in den Schoß zu legen, weil sie einzustürzen droht. Dergleichen haben wir ja erlebt, wer wüsste nicht um dieses Salz in unserer Wunde. Eine Wiederholung wird es nicht geben.


Natürlich muss die Verlässlichkeit eine gegenseitige sein. Nicht von ungefähr habe ich den Begriff Statik benutzt. Auch das haben wir erlebt und gerade gibt es auf einer bekannten deutschen Baustelle erneute Probleme, schwer wiegende, mit der Deckenkonstruktion.

Der Teufel, er lauert überall im Gebälk, und er kann sich schon sehr früh häuslich einrichten, nämlich in den Ausschreibungs- und Bieterverfahren. Die Handwerkskammer Hamburg hat sich mit dieser Problematik frühzeitig intensiv befasst und das ist gut so.    

Ich wiederhole es gern: Teilnehmen ist wichtig und wird erst richtig schön, wenn man gewinnt. Und jeder muss genau wissen, what to Compete For; so hieß ja nicht von ungefähr die  Ausschreibungsplattform vor, während und nach den Olympischen und Paralympischen Spielen 2012 in London, auf die sich die Handwerkskammmer Hamburg ausdrücklich bezieht, wenn sie in die Runde fragt: Welche Anforderungen müsste eine Bieterplattform in Hamburg erfüllen?

Compete For wird nachher noch eingehend vorgestellt. Mir scheint es in der Tat wichtig, dass sich alle Beteiligten zielsicher durch die Anforderungen des Vergaberechts hindurch navigieren können. Zudem gilt es natürlich unsere gemeinsamen die des IOC und unsere an faire und transparente Verfahren und Nachhaltigkeit zu achten. Das gilt für alle Planer, für alle Betriebe, die an Olympia mitbauen und mitschrauben wollen, und es gilt auch für die Öffentlichkeit, die mit Recht Transparenz fordert. Darauf werden die Hamburgerinnen und Hamburger bei ihrer Entscheidung im November großen Wert legen.

Wenn sich eine Bieterplattform auf diese Weise zu einer zentralen Vergabeplattform Hamburgs entwickeln ließe, auf der die Auftraggeber und -nehmer umfassend miteinander kommunizieren, dann würde das sicher der Transparenz nützen. Ein reibungsloses Verfahren, in dem das Staffelholz nicht runterfällt, wäre auch für das Tempo und die Kosten von Bedeutung denn wir wollen in sieben Jahren fertig sein und die Welt in Hamburg begrüßen. So oder so, ich weiß, auf Sie, das Hamburger Handwerk ist Verlass das hilft!

Meine Damen und Herren,
wie sinnvoll und Erfolg versprechend eine solche Olympiabewerbung ist und worauf man sich im Erfolgsfall einzustellen hat, das peilen wir schon längst nicht mehr so ungefähr über den Daumen, sondern wir lassen Analysen aller Art für sich und hoffentlich für uns sprechen. Lassen Sie mich aus der Studie des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts von 2014 zitieren, die den etwas provozierenden Titel trug: Olympische Spiele in Hamburg produktive Vision oder teure Fiktion? Meine Antwort kennen Sie, und hier ist die des HWWI:

Olympische Spiele verschaffen der ausrichtenden Stadt für die Dauer von zwei Wochen die weltweite Aufmerksamkeit von einigen Milliarden Menschen, die potenzielle Touristen, Investoren und Fachkräfte für die Stadt sind. Und weiter: Die Reichweite von Sportgroßveranstaltungen umfasst (…) mittlerweile fast alle Einkommens-, Bildungs- und Altersgruppen.

Das weiß jeder, aber dies hier scheint mir noch zitierenswert: Vor allem werden als relevante Zielgruppe für die Standort- und Stadtentwicklung die weltweit mobilen, jungen und hochqualifizierten Menschen erreicht und angesprochen. Die Image- und Bekanntheitseffekte wirken dabei über verschiedene Kanäle auf eine Stadt.

Zitatende, meine Damen und Herren,
und wer wie ich neulich das Wasserstraßennetz von St. Petersburg kennengelernt hat, kann sich das mit den Kanälen sogar ganz sinnlich vorstellen: Alles Wasser kommuniziert ja miteinander, und bei Olympischen und Paralympischen Spielen fließen auch Vorstellungen, Energien und Wünsche von Leuten aus aller Welt zusammen. Das kann sowohl dem kosmopolitischen Geist unserer Stadt als auch ihrer wirtschaftlichen Dynamik nur nützen.


Olympische Spiele 2024 in Europa, in Deutschland, in einer weltoffenen Metropole wären eine große Chance. Auch dafür, zu beweisen, dass offene Gesellschaften noch lange nicht an ihre Grenzen stoßen und autoritäre Regime durchaus nicht besser in der Lage sind, Wohlstand und Sicherheit zu gewährleisten.

Ich bin zuversichtlich, dass Hamburg wie Barcelona 1992 oder wie London 2012 zeigen wird, dass marktwirtschaftliche Demokratien, föderal vielfältige Nationen und liberale offene Gesellschaften in dieser Welt nach wie vor ein einzigartiges Modell sind. Auf dem Weg dorthin danke ich für Ihre Unterstützung.

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.