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14.11.2014

Grußwort: Senatsempfang Siegfried-Lenz-Preis

 

Sehr geehrte Frau Lenz,
sehr geehrter Herr Oz,
sehr geehrte Frau Oz,
sehr geehrter Herr Minister,
sehr geehrter Herr Gesandter,
sehr geehrter Herr Berg,
Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg heiße ich Sie herzlich willkommen zur ersten Verleihung des Siegfried-Lenz-Literaturpreises.

Wir alle wissen, dass dieses Fest einen besonderen Charakter hat. Kaum mehr als zwei Wochen ist es her, dass wir im Michel von Siegfried Lenz Abschied genommen haben, dem Ehrenbürger Hamburgs, dessen Namen dieser von ihm gestiftete Preis trägt.

Ich will aber bewusst nicht sagen: Es liegt der Schatten des großen Verlustes auf dem heutigen Tag. Das würde dem Charakter und dem Geist von Siegfried Lenz, so sehr er sich auf den heutigen Tag gefreut hat, nicht gerecht. Er hätte diese Sicht der Dinge niemals geteilt, sondern, nach einem Zug an der Pfeife, uns eine sanfte Belehrung erteilt.

Um die kommen wir herum, indem wir uns freuen über das, was er seiner großen Leserschaft, aber gerade auch seiner Stadt Hamburg hinterlassen hat. Heute freuen wir uns über diesen großen neuen Literaturpreis und darüber, dass Sie, verehrter Herr Oz, sein erster Träger sind.
Sie sind als meisterlicher Erzähler bekannt und als ein Zeitgenosse, der, geboren in Jerusalem, von der Liebe zu seiner Heimat Israel bewegt ist. Dass Sie, Herr Oz, der in zwei Kriegen gekämpft hat, schon so lange ein erklärter Vertreter der Zwei-Staaten-Lösung sind, obwohl Sie eigentlich Nationalstaaten für keine gute Erfindung halten; und dass Sie ein leidenschaftlicher Verfechter friedlicher Lösungen sind, der an die Versöhnung der Nationen, auch der beiden Nationen glaubt, das macht Sie so authentisch wie manche Sie als sperrig empfinden mögen. Sie verstehen sich immer als politischer Kommentator auch wenn Sie das manchmal zwischen allen Stühlen sitzen, oder besser: stehen lässt.

1992, in einer Rede von heute fast frappierender Aktualität, gaben Sie uns dies zu bedenken:

Ich werde wieder kämpfen, wenn jemand versucht, mir oder meinem nächsten Nachbarn nach dem Leben zu trachten. Ich werde kämpfen, wenn irgendjemand versucht, mich zum Sklaven zu machen. Aber niemals werde ich für die Rechte der Vorväter kämpfen, für mehr Raum, für Ressourcen, für den trügerischen Begriff  nationale Interessen.

Meine Damen und Herren,
das möchte ich so stehen lassen und wieder auf Siegfried Lenz kommen, mit dem Amos Oz in besonderer Weise verbunden war; auch das gehört zu diesen bewegenden Tagen. Es war Lenz, der im Jahr 1992 die Laudatio hielt, als Sie, Herr Oz, mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurden. Unter anderem sagte er: Auch wenn wir wissen, dass die Träume scheitern, die Visionen nie einlösbar sind wir riskieren es wieder und wieder, sie einer ungenügenden Wirklichkeit entgegenzusetzen, ähnlich wie die handelnden Personen im Werk von Amos Oz.

Es hatte gute Gründe, dass Sie beide sich Freunde nannten. Sie fühlten sich verstanden, einer von dem anderen. In Ihrer Dankesrede damals, im Jahr 1992, kamen die eben zitierten Sätze vor und dies: Dank möchte ich meinem lieben Freund und geliebten Schriftsteller Siegfried Lenz dafür sagen, dass er (…) mir durch seine Romane und Essays manches von Deutschland nahegebracht hat.

Lassen Sie mich noch einen Satz von Felicitas von Lovenberg zitieren, den sie über Ihren, Herr Oz, autobiographischen Roman Eine Geschichte von Liebe und Finsternis gesagt hat:

Amos Oz hat ein Buch geschrieben, das durchdrungen ist von Anstand, Milde und Liebenswürdigkeit, von Klugheit und Herzensbildung. Literatur in ihrer reinsten, strahlendsten, weil menschenfreundlichsten Form.

Meine Damen und Herren,
der Glanz, der auf dem heutigen Tag liegt, anstatt eines Schattens, stammt aus dem Andenken an Siegfried Lenz, aus seinen Büchern, die uns erhalten bleiben; er rührt vom Preisträger, von Ihnen her, sehr verehrter Herr Oz, und von den künftigen Preisträgerinnen und Preisträgern des Siegfried-Lenz-Preises.

So mag sich der Kreis schließen und die Freude ungeteilt sein. Ich danke allen, die daran mitgewirkt haben, mit dem Siegfried-Lenz-Preis ein so stimmiges Andenken an unseren Ehrenbürger zu schaffen. Und freue mich, Herr Oz, auf künftige Arbeiten aus ihrer Feder oder Ihrem Laptop, und unverändert sperrige Kommentare zur Weltlage.

Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.