arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Detail

16.11.2014

Rede zur zentralen Kranzniederlegung zum Volkstrauertag

 

Wir gedenken heute der Millionen Opfer in den schrecklichsten Zeiten der Weltgeschichte. Tote, Verstümmelte, an Leib und Seele Beschädigte. Traumatisierte Kinder, Frauen und Männer, für immer gezeichnet von Krieg und Vertreibung, Vergewaltigung und Entwürdigung. 

 

Wir gedenken der Opfer aller Völker von Gewalt, Krieg und Rassenhass. Wir gedenken all jener, die sich der Barbarei widersetzten, sich den Waffen entgegenstellten, Verfolgten Beistand leisteten, ihre Stimme erhoben. Viele von ihnen verloren darüber ihr eigenes Leben. 

 

Wir gedenken ferner der Opfer unserer Tage, die Krieg und Terrorismus erleiden müssen, von Völkermord und Menschenrechtsverletzungen bedroht sind aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihrer politischen Überzeugung, sexuellen Orientierung oder religiösen Zugehörigkeit. Täglich haben wir die Bilder aus Syrien, dem Irak und anderen Brennpunkten vor Augen. Und wir gedenken der Einsatzkräfte der Bundeswehr, die im Auslands-einsatz ihre Gesundheit oder ihr Leben einbüßten. 

 

Unser Gedenken wurzelt in Deutschlands mörderischer Geschichte. 

 

2014, 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten und 75 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs ist sie uns schmerzlicher bewusst denn je. Zwischen 60 und 70 Millionen Opfer hatte die Welt am Ende des Zweiten Weltkriegs zu beklagen, Millionen davon fabrikmäßig ermordet im Zeichen des nationalsozialistischen Rassenwahns. 

 

Mehr als 100.000 Männer und Frauen aus ganz Europa wurden während des Kriegs allein hier in Neuengamme und in den zuletzt mehr als 80 Außenlagern unter schlimmsten Bedingungen interniert. Ein Großteil von ihnen wurde unmittelbar ermordet oder fiel der Vernichtung durch Arbeit zum Opfer. 

 

In der Menschheitsgeschichte ist all das ohne Beispiel. Es ist uns darum eine ehrenvolle Pflicht, alljährlich am Volkstrauertag an die Opfer von Krieg und Gewalt aller Nationen zu erinnern und ihnen ein ehrendes Andenken zu bewahren. 

 

Die Zeit vergeht, aber die Vergangenheit wird nicht vergessen. 

Die Toten mahnen uns heute Lebende, aus der Geschichte zu lernen. Und noch immer gibt es Zeitzeugen, die die Kraft aufbringen, uns von ihrem Leben und Überleben zu berichten. Ihre Erfahrungen zu hören und zu beherzigen, wird mit jedem neuen Jahr, in dem sich Deutschlands Gegenwart ein wenig mehr von seiner Nazi-Vergangenheit entfernt, noch ein Stück wertvoller. 

Wir wissen heute auch, dass unbewältigte Kriegstraumata an die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden. Viele Familien in Deutschland und Europa leiden darunter bis heute, gerade auch die sogenannten Kriegskinder und sogar die Kriegsenkel. Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs sind in vielen Biografien erschreckend lebendig geblieben so wie die Gewalterfahrungen im Leben der Flüchtlinge, die Tag für Tag und Monat für Monat in unserem sicheren Land Schutz suchen. 

 

Sie erinnern uns daran, dass der Friede nicht selbstverständlich ist. Er will behütet und immer wieder erneuert und belebt werden. Das betrifft den Dialog aller Völker ebenso wie den zugewandten Kontakt der Nachbarn, der Kollegen, der Spielkameraden untereinander. Frieden und Völkerverständigung beginnt im Alltag jedes und jeder Einzelnen, im aktiven Aufeinanderzugehen in respektvoller Neugier statt erfüllt von Klischees und Vorurteilen nebeneinander her zu leben.

 

Einig im Wunsch nach Frieden und Versöhnung verneigen wir uns heute in Trauer vor den Opfern.

 

Es gilt das gesprochene Wort.