Sehr geehrter Herr Rösner,
sehr geehrter Herr Sierau,
sehr geehrter Herr Brinkmann,
meine Damen und Herren,
zu allererst bin ich heute hier, um der steg zum Geburtstag zu gratulieren. 25 politische Jahre zu überleben ist ein Erfolg für sich, und in Ihrem speziellen Fall gilt meine erste Gratulation tatsächlich diesem Meilenstein, von dem ich weiß, dass er nicht einfach zu erreichen war.
1989 war ja insgesamt kein einfaches Jahr, auch nicht in Hamburg, und ich habe einen schönen Satz gefunden, der ganz gut beschreibt, in welcher Situation die steg damals gegründet wurde, als Sanierungsträger für das Karolinenviertel und elf weitere Sanierungsgebiete. In Bezug auf die Arbeit im Karo-Viertel hieß es später, Zitat: Noch bevor alle Mitarbeiter Schreibtische hatten, gab es die erste Bürobesetzung.
Das mag bei dem einen oder anderen hier auch ein bisschen Nostalgie hervorrufen wer von den Anwesenden auch immer auf welcher Seite der fehlenden Schreibtische stand oder saß. Inzwischen ist die steg untrennbar mit der Entwicklung des Karolinenviertels, wie es heute ist, verbunden. Es herrscht nein, es lebt eine eigene und auch eigenwillige Kultur dort, und das ist etwas, was Sie und wir alle aus den bewegten Diskussionen damals gelernt haben nicht nur, aber auch im Karoviertel: Eine Stadt wie Hamburg hat Raum für verschiedene Lebensentwürfe von Städtern. Und sie kann dabei helfen, dass diese nicht bloß Entwürfe bleiben, sondern: sich entwickeln können. Was ja zu den Aufgaben der Stadtentwicklung gehört.
Hamburg ist eine lässige Stadt. Das ist vielleicht noch nicht weiter erstaunlich, denn Toleranz ist in einer weltoffenen Stadt wie Hamburg ohnehin verankert im Prinzip, denn wir wissen alle, dass die Ankerkette zu bestimmten Zeiten abgerissen war. Sie hält heute an vielen Stellen der Stadt ganz gut.
Was die Geschichte der steg aber für mich beispielhaft zeigt, ist, dass zu der grundsätzlichen Toleranz verschiedenster Lebensentwürfe in Hamburg eine Qualität hinzukommt, nämlich eine aktive Akzeptanz. Die Freie und Hansestadt Hamburg unterstützt aktiv diejenigen, die sich für ihren Stadtteil einsetzen. Wir wollen, dass ihre Ideen in die Entwicklung der Quartiere einfließen. Das ist nicht unbedingt einfach, Sie alle kennen aus eigener Erfahrung die interessante Situation, die manchmal entsteht, wenn Verwaltungshandeln auf eigene Lebensentwürfe trifft. Ohne einen Mittler vor Ort, der die Sprache beider Seiten spricht und versteht, lässt sich das kaum in Einklang bringen. Im Karoviertel und später an vielen ich möchte sagen: an gefühlt unzähligen Stellen war die steg dieser ortskundige Mittler auf dem Weg, der ja oft schon das Ziel ist.
Dass sich Bürgerinnen und Bürger, nicht nur bürgerliche, in Hamburg für ihr Quartier engagieren und einsetzen, oft mit heißem Herzen, ist Teil der städtischen Lebenskultur und mehrt unseren moralischen Wohlstand.
Natürlich ist das kein Alleinstellungsmerkmal Hamburgs, aber eines treibt mich um: dass es vergleichbar große Städte auf der Welt gibt, und ich habe etliche besucht, in denen der Wunsch nach einer schönen und bezahlbaren Wohnung im Zentrum oder dessen Nähe nicht realistisch ist. Es gibt sie nicht.
Trotzdem ist soziale Mobilität in vielen Städten gekennzeichnet durch die Bewegung von Möbelwagen. Wenn die die Habe neuer Bewohner bringen, ist das gut. Wenn sie die Möbel resigniert ins Umland Abwandernder dorthin fahren, ist das nicht gut. So wäre Hamburg nicht zukunftsfähig.
Wir wollen eine Stadt, in der man miteinander lebt unabhängig vom Einkommen. Diesen Charakter, diese Eigenschaft zu erhalten, sehen wir in Hamburg als eine wichtige Aufgabe. Weil wir nicht wollen, dass Stadtteile entmischt werden, weil wir nicht wollen, dass nur noch wohlhabende Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt ein schönes Leben genießen können, während alle anderen weite Wege in Kauf nehmen müssen, um am Stadtleben teilzunehmen.
Deswegen, meine Damen und Herren,
mein Beharren darauf, dass wir Wohnungen bauen, und dass wir einen Schwerpunkt dabei auf geförderten Wohnungsbau setzen müssen. Warum? Weil wir wissen, dass es in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts mehr als 1,9 Millionen Hamburger und Hamburgerinnen geben wird, vielleicht sogar an die zwei Millionen.
Weil wir wissen, dass die großen Städte und ihre Metropolregionen wachsen und dass das auch seine Logik hat, die sich daraus ergibt, dass in den großen Städten der pursuit of happiness die besten Aussichten hat. Nicht weil die Straßen mit Gold gepflastert wären, wohl aber mit erfüllbaren Hoffnungen.
Die haben viele und darauf müssen wir uns nicht nur vorbereiten, sondern darauf wollen wir uns vorbereiten, aus Überzeugung und weil Hamburg vielerlei Wachstum braucht, auch das an Einwohnern, an aktiven Teilnehmern an dem Konzept Zusammenleben in der Stadt. Diese Stadt sagt ja zur Veränderung, zum Wachstum, sie will eine Hoffnungs- und Ankunftsstadt sein.
Meine Damen und Herren,
in vielerlei Hinsicht war Hamburg immer anders als viele andere Städte. Es war weniger segregiert. Hier gab es in einem Viertel mit Bewohnern, die im Durchschnitt nicht so viel Geld hatten, immer auch solche, denen es besser ging. Es gab in den meisten Vierteln mit den teuren Häusern immer auch Hamburgerinnen und Hamburger, die mit einem durchschnittlichen Einkommen über die Runden kamen. Als ich in Hamburg aufgewachsen bin, war das eine Selbstverständlichkeit. Ich weiß heute, dass es keineswegs selbstverständlich ist. Wir arbeiten daran, dass es wieder so wird, zum Beispiel dadurch, dass auch in Vierteln mit vielen Bürgern, denen es wirtschaftlich gut geht, öffentlich geförderte, günstige Wohnungen entstehen.
Aber Politik kann gesellschaftlichen Strömungen immer nur Leitplanken setzen oder wie nennt man die im Strom- und Hafenbau? Aktiv werden muss die Zivilgesellschaft selbst. Deswegen begrüßen wir es so, wenn sich die Bewohner in ihrem Stadtteil engagieren, auch dann und jetzt kommen wir wieder direkt auf Sie und Ihre Aufgaben zu sprechen auch dann, wenn sich dieses Engagement zunächst explizit gegen Pläne und Vorstellungen der Stadt im Sinne von der Politik oder des Senats, oder noch knapper: gegen die richtet. Demokratie ist ein friedlicher Wettstreit der Ideen, so ist sie definiert, und wir sind eine Stadt der Ideen. Das ist manchmal anstrengend und immer gut.
Niemand weiß besser als die Mitarbeiter der steg, wie mühsam solche Prozesse sind. Als die steg vor 25 Jahren ihre Arbeit aufnahm, hinein in die schon mindestens zehn Jahre währende Diskussion um das Sanierungsgebiet Karoviertel, da kamen Sie als die Abgesandten der städtischen Politik und sind nicht unmittelbar und überall auf grenzenloses Vertrauen gestoßen.
Das hatten Sie auch nicht anders erwartet. Aber Sie haben die Aufgabe übernommen, nicht zwischen den Stühlen zu sitzen, sondern auf dem einen Stuhl ganz weit vorne an der Stuhlkante zu sitzen. Das erlaubt keine bequeme Sitzhaltung. Aber Sie haben mit der Zeit an Vertrauen gewonnen, haben hier und da anfangs verhaltene Zustimmung von dem einen oder anderen Sanierungsbeirat gehört, der ursprünglich noch gegen Sie protestiert hatte.
Lassen Sie mich heute also nicht nur gratulieren, sondern auch einen Dank überbringen, von dem ich weiß, dass er nicht nur in der Verwaltung, sondern auch von vielen Bürgern getragen wird: Vielen Dank an die Mitarbeiter der steg, dass sie seit 25 Jahren in der vordersten Reihe stehen, wenn es darum geht, die Viertel und Quartiere der Stadt besser, wohnlicher, sozialer, schöner und ganz einfach lebenswerter zu machen!
Hamburg hat, wie gesagt, in der Stadtentwicklung die Herausforderungen der wachsenden Stadt in den Fokus genommen. Wir werden in Hamburg absehbar nie wieder aufhören können, zu bauen. Aber neuen Wohnraum und Infrastruktur zu schaffen ist nur ein Teil unserer gemeinsamen Aufgabe. Genauso unverzichtbar ist es, ein Auge auf den ständigen Wandel innerhalb der bestehenden Quartiere zu haben, und im Rahmen unserer Möglichkeiten überall da hegend und pflegend einzugreifen, wo sich die Dinge sonst zum Schlechteren wenden. Die ausgewiesenen Sanierungsgebiete sind dabei ein Werkzeug, das sich bewährt hat. Übrigens seit den bescheidenen Anfängen 1972, damals in Harburg, Rahlstedt und Billstedt; seither hat es 42 Sanierungsgebiete gegeben, aktuell sind es sieben, nachdem fünf, darunter das Karolinenviertel, in jüngerer Zeit abgeschlossen wurden.
Das Werkzeug hat sich bewährt, weil wir uns immer darauf verlassen konnten, dass Ihre Mitarbeiter vor Ort so genau mit den Gegebenheiten vertraut sind, so dass wir die naturgemäß begrenzten Mittel der Stadt auch effektiv einsetzen können. Die so genannten harten und die weichen Fakten, die bauliche Lage genauso wie die Befindlichkeiten der Hamburgerinnen und Hamburger, die im Quartier zuhause sind alles, was dazu gehört, dass eine Stadt in ihren komplexen Zusammenhängen gut funktioniert.
Wenn man sich durch die Eckpunkte der Vorhaben arbeitet, die in 25 Jahren steg entwickelt und bearbeitet wurden und werden, dann ist das eine beeindruckende Liste. Fast vor meiner eigenen Haustür hier in der Altonaer Altstadt erhält die Große Bergstraße nicht nur ein völlig neues Gesicht, sondern, wenn man sich die Lage von vor wenigen Jahren vor Augen führt, ein völlig neues Leben. Ein paar hundert Meter weiter haben die Arbeiten an der Neuen Mitte Altona begonnen und es werden dort am Ende 3.500 neue Wohnungen entstehen, in einem ganz neuen Stadtviertel.
Die Quartiersentwicklung im Osten Hamburgs, in Billstedt und Horn, hat schon gute Ergebnisse gebracht, denen noch mehr und bessere folgen werden, die auch in Rothenburgsort und Hammerbrook neues urbanes Leben entstehen lassen. Bereits dem Phoenixviertel in Harburg wurde solches eingehaucht.
Aber heute will ich am nördlichen Elbestrand bleiben. Und hier reden wir über ganze Viertel, bei denen die steg maßgeblich zu Stadtentwicklung beigetragen, oder sie selbst als Sanierungsträger im Auftrag der Stadt Realität hat werden lassen. Es ist aber sicher deutlich geworden, dass die ehemals städtische und seit 2003 private Stadtentwicklungsgesellschaft steg geholfen hat, das Gesicht dieser Stadt zu formen, die viele ihrer Bewohner nicht von ungefähr die schönste der Welt nennen.
Was erwartet uns zukünftig in der Stadtentwicklung Hamburgs? Über das eben gesagte hinaus: dass wir nicht aufhören zu bauen und die Stadt weiter zu entwickeln?
Hamburg wächst. Wir werden lernen müssen, auf relativ kleiner Fläche kreativ zu verdichten.
Die steg hat schon bewiesen, wie man durch punktuelle Planungen und deren Realisierung eine große Wirkung entfalten kann. Ich denke da zum Beispiel an das Eifflerwerk im Schanzenviertel, wo auf einem schwierigen Grundstück ein Gebäude entstanden ist, in dem heute Gründer aus der Kreativszene im so genannten Betahaus günstige Büros, Ladenflächen und Möglichkeiten zum Netzwerken finden. Da ist also aus einer unvorteilhaften Brachfläche am Bahndamm nicht nur ein Gebäude geworden, sondern auch ein Unternehmen, und das bietet nicht nur Arbeitsplätze, sondern es sind aus ihm schon weitere Unternehmungen entstanden und werden potenziell noch weitere entstehen.
Es ist außerdem ein Ort, der zur Kultur des Quartiers passt, und dessen Kultur selbst spürbar ins Quartier abstrahlt.
Sie merken, dass ich einigermaßen beeindruckt bin von der schieren Menge an Zielen, die da gleichzeitig erreicht wurden. Es wird Ihnen und uns möglicherweise nicht gelingen, aus jeder schwierigen Baulücke ein derartiges Vorzeigeprojekt zu machen. Aber dieses zeigt mir doch, welche großen Möglichkeiten Stadtentwicklung mit sich bringt, wenn man sich gute Gedanken nicht nur selbst zu machen versucht, sondern vor allem: gute Ideen aufspürt und die richtigen Leute zusammenbringt. Das werden wir auch in Zukunft nötig brauchen.
Wir werden an einigen Stellen großflächig denken, aber auch kleine Baulücken gut nutzen müssen bei unserer Suche nach mehr innerstädtischem Wohnraum. Wir werden einige Dinge neu denken müssen.
Wasisdas ist das französische Wort für eine bestimmte Art von Dachgauben. Es stimmt wirklich! Preußische Soldaten haben das ungläubig ausgerufen, als sie als Besatzer in Paris hoch über ihren Köpfen unbekannte Dachgeschossnutzungsarchitektur erspähten. Unsere Länder sind heute gutnachbarlich befreundet, und die Aufgaben, vor denen Paris und Hamburg stehen, sind verwandt, so unterschiedlich dicht bevölkert die beiden Städte sind. Ob wir in Hamburg an der einen oder anderen Stelle nicht auch ein oder zwei Stockwerke höher bauen können als es heute durchweg der Fall ist, wo regelmäßig nach der vierten Etage das Dach kommt, darüber zum Beispiel kann man nachdenken, wenn man weiß, dass bebaubare Maisfelder innerhalb der Hamburger Grenzen rar sind und wir innerstädtisch nicht jede Lücke zubauen können und sollten.
Wir wollen nicht nur erhalten, was unsere Stadt so lebenswert und so attraktiv macht, sondern wir wollen es noch verbessern. Und wir haben Platz.
Vielleicht kennt nicht jeder Paris, aber jeder kennt unsere welt- und weitläufige Hauptstadt Berlin und weiß, dass die kein Beton-Moloch ist. Betrachtet man nur diejenigen Flächen, auf denen tatsächlich überwiegend Gebäude stehen und Verkehr rollt, dann hat Berlin eine reale Bevölkerungsdichte von 6.600 Personen pro Quadratkilometer gegenüber Hamburg: ungefähr 4.200. Bei dieser Betrachtung sind Wälder und Seen ausgeklammert, auch unsere Vier- und Marschlande.
Da scheint mir noch viel Luft nach oben zu sein, übrigens auch um eine weitere sehr dringende Aufgabe zu lösen, die wir akut haben: eine große und wachsende Zahl von Flüchtlingen unterzubringen. Wir schaffen das.
Vergleiche mit anderen Städten lassen erst recht alle Furcht vor Gedränge verblassen. In Wien wohnen etwa so viele Einwohner wie in Hamburg auf der halben Fläche. In Singapur leben auf fast derselben Gesamtfläche wie Hamburg mehr als fünf Millionen Einwohner. In Seoul, der Hauptstadt Südkoreas, sind es 9,8 Millionen auf einer um 16 Prozent kleineren Fläche als Hamburg. Um die Dimensionen von Singapur oder Seoul geht es weder in Berlin noch in Hamburg. Aber fest steht: Es liegt ausschließlich an uns und unserem politischen Willen, ob es genügend bezahlbare Wohnungen gibt oder nicht. Es muss uns darum gehen, irgendwann im nächsten Jahrzehnt 100.000 Wohnungen mehr in der Stadt stehen zu haben.
Wir haben, im Vergleich mit vielen Teilen der Welt, ein Luxusproblem. Wir verfügen über genügend Fläche, um Wohnungen für unsere Einwohner zu errichten, ohne dass Hamburg seinen Charakter als Stadt mit vielen Grün- und Freiflächen, als Stadt am Wasser verliert.
Meine Damen und Herren,
ein zweiter wichtiger Ansatz bei der Erweiterung einer Stadt, die auf ihrer alten Fläche wachsen muss, ist die Umwidmung von nicht mehr genutzten Wirtschaftsflächen. Die Stadt Hamburg nimmt da weltweit eine gute Position ein mit der HafenCity, mit all dem, was um die Internationale Bauausstellung 2013 in und auf Wilhelmsburg entstanden ist, der zweitgrößten bewohnten Flusinsel Europas, mit der Weiterentwicklung in Richtung Osten, mit Rothenburgsort und auch der Neuen Mitte Altona auf den ehemaligen Gleisen der Deutschen Bahn. Übrigens war eine solche Umwidmung auch schon ein Bestandteil der Sanierung des Karo-Viertels: Auf dem ehemaligen Laue-Gelände entstanden Wohnungen, und auch Teile des Schlachthofes wurden neu genutzt. Es geht also nicht darum, völlig neue Wege zu entdecken, sondern darum, in jedem Einzelfall klug zu entscheiden und demokratische, nachhaltige Prozesse für Veränderungen zu entwerfen.
Wir sind als Stadt in unserer Entwicklung auf gute Ideen angewiesen, und darauf, dass diese Ideen dort Traktion finden und Begeisterung auslösen, wo sie real werden.
Eine beeindruckende Liste zeigt, wo überall Sie die Bürgerbeteiligung mit begleitet haben. Wir sind uns wahrscheinlich alle im Klaren darüber, dass wir in Zukunft, in der dichter zusammenrückenden Stadt, noch viel mehr solche eng abgestimmten Prozesse werden begleiten müssen, als es heute schon der Fall ist. Denn so sehr jeder Hamburger begeistert ist von der abstrakten Idee, genug Wohnungen für alle zu bauen, so sehr ist er in der Regel genervt von einer Baustelle vor seiner Tür. Es ist eine demokratische Herausforderung, die Notwendigkeiten in unserer Stadt mit den Bedürfnissen der einzelnen Anwohner so in Einklang zu bringen, dass die Vorteile für alle greifbar sind und die Beeinträchtigungen niemanden überfordern. Wir müssen nachhaltig bauen, so dass wir einerseits das wirtschaftliche Wachstum unserer Stadt auch dadurch unterstützen, dass diejenigen, die hier Arbeit finden, auch angemessenen Wohnraum für sich und ihre Familien haben.
Und wir müssen das alles ökologisch so gestalten, dass wir auch hier unserer Verantwortung gerecht werden. Die steg hat als erste ein Passivhaus im geförderten Wohnungsbau hinbekommen, ich weiß also, dass Sie auch in diesem Punkt Lösungen finden, und wir wissen auch, dass eine kluge Form der Stadtentwicklung ökologisch nachhaltiger ist als eine Zersiedelung der Landschaften.
Olympische Spiele in Hamburg, meine Damen und Herren, um sie bei dieser Tour de force nicht auszulassen: Die könnte Hamburg sehr gut und in einer Weise stemmen, von der wir alle profitieren, davon bin ich überzeugt. All das wird von uns eine Menge Arbeit einfordern. Es wird kreative Lösungen nötig machen. Aber eben noch viel mehr als das.
Die Stadt als Summe ihrer Bewohner und deren Handlungen, Ideen und Beziehungen ist der schönste und anziehendste Ort der Gegenwart. Überall auf der Welt ist die größte Migrationsbewegung die vom Land in die Städte. Auch in Deutschland werden in Zukunft immer mehr Menschen in die Städte ziehen, und nach Hamburg kommen außerdem Menschen aus der ganzen Welt um hier zu leben und zu arbeiten. Wir alle sind Hamburg. Aber zu den wichtigsten Bausteinen der wachsenden Stadt gehört das gegenseitige Vertrauen. Es ist das Material, aus dem die Beziehungen gesponnen werden, die die Stadt erst zu einem magischen Ort des Wohlstands und der Ideen machen.
Die schönste Stadt der Welt wird letztlich nicht dadurch bestimmt, wie dort gebaut wurde oder ob sie am Wasser liegt. So vorteilhaft das auch ist. Die schönste Stadt der Welt ist die, in der man am besten miteinander lebt und umgeht, in der das Streben nach Glück gefördert wird, in der man ankommen, heimisch werden und Wurzeln schlagen kann. Der Hamburger Wolfgang Borchert wusste: Diese Stadt ist mehr als ein Haufen Steine.
Liebe steg-Bauer,
Sie haben in den Jahren viel aufgebaut, aus Steinen und Mörtel, aber vor allem an Vertrauen. Die steg war als Treuhänder für städtisches Vermögen immer ein guter und verlässlicher Partner. Sie war auch als Treuhänder für Bürgerinteressen vor Ort ein verlässlicher Partner für alle, die sich in ihren Vierteln engagiert haben, zum Beispiel in den erwähnten Sanierungsbeiräten.
Eine Stadt muss sich wieder und wieder erneuern und wird ihr umso leichter fallen, je mehr Sie und wir gemeinsam mit jedem erfolgreich verwirklichten Vorhaben ein noch besseres Fundament schaffen für das nächste. Ich freue mich darauf, dass wir gemeinsam den Beweis liefern.
Schönen Dank!
Es gilt das gesprochene Wort.