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26.09.2014

Grußwort zur Wiedereröffnung der Moscheegemeinde Ulu Cami

 

Sehr geehrter Herr Duran,

sehr geehrte Frau Melzer,

meine sehr geehrten Damen und Herren, 

 

es ist mir eine große Freude, dass ich heute hier zu Ihnen sprechen kann. Die Betonung liegt auf: hier an diesem Ort, an dem die Moscheegemeinde Ulu Cami ein neues Zuhause gefunden hat.

 

Ich weiß, die Idee zu dem Neubau kam nicht ganz freiwillig, sondern sie ist eine dieser Geschichten, die man sich nicht merkwürdiger ausdenken kann. Das Leben überrascht einen immer dann, wenn man eigentlich gerade ganz andere Pläne hat. In diesem Fall kam die Überraschung in Form eines Nachbarn, der sein Gebäude abreißen wollte, obwohl er eine gemeinsame Außenwand mit Ihrer Moschee hatte.

 

Ich weiß, das alles hat Sie viel Nerven und Mühen gekostet. Es stecken in diesem Bau viele Stunden auch ehrenamtlicher Hilfe Ihrer Gemeindemitglieder. Währenddessen haben Sie über Jahre ihre Moschee in einem Ausweichquartier aufrechterhalten. 

 

Übrigens, wenn ich an dieser Stelle kurz von Altona abschweifen darf: Hamburgs erste Moschee wurde bereits 1957 in Eimsbüttel gegründet, das war die Fazle-Omar-Moschee der Ahmadiyya. Aber noch viel weiter zurück in der Geschichte unserer Stadt findet man Belege für ihre geistige Verbindung mit dem Islam. Sehr intensiv hat man orientalische Handschriften gesammelt und bereits 1694 hat der Verleger Benjamin Schiller die erste vollständig gedruckte Ausgabe des Korans in Europa auf den Markt gebracht.

 

Doch zurück in unsere Zeit und an diesen Ort. Heute, wo all die Mühen und die strapazierten Nerven Vergangenheit sind, lädt das neue Haus ein. Heute sieht man, dass dieses neue Gebäude seinem Zweck in großartiger Weise gerecht wird. Auch wenn es ja letzten Endes auf den Ort nicht so sehr ankommt, denn so hat es ein berühmter spätmittelalterlicher Theologe ausgedrückt Gott ist in uns daheim. (Eckhart von Hochheim, ca. 1260 - 1328, Dominikaner, Philosoph, Mystiker, später als Häretiker angeklagt)

 

Die Moscheegemeinde Ulu Cami war die erste und beständigste Moscheegemeinde in Altona. Sie war im Verband der islamischen Kulturzentren auch die erste, die Eigentum für die Moschee erwarb. Ein deutliches Signal war das, dafür, sich an diesem Ort fest einzurichten.

Mit diesem Haus, mit dieser von Grund auf für Ihren Zweck gestalteten Moschee haben Sie noch einmal eine neue Stufe erklommen. Es ist ein neuer Anfang und ein besonderer Tag.

 

Und Hamburg, gerade Altona, ist ein besonderer Ort. Auch wenn Eckhart von Hochheim, Meister Eckhart, den ich eben zitiert habe, und mit ihm viele Theologen, Philosophen, Schriftgelehrten auch in unserer Zeit betonen, dass es ja letzten Endes auf den Ort nicht so sehr ankommt, an dem Gläubige mit ihrem Gott reden, so braucht es doch die Freiheit des Glaubens. Die Bundesrepublik Deutschland garantiert sie. Die Stadt Hamburg lebt sie.

 

Wir haben als Stadt mit den muslimischen und alevitischen Gemeinden einen Vertrag geschlossen, der den Status des Islam als hier gelebte Religion bestätigt. Wir alle sind Hamburg, ganz unabhängig von der Religion, der wir anhängen oder einer Anschauung des Lebens, die uns auf Religion verzichten lässt.

 

Und der Geist dieses Vertrages prägt unser gemeinsames Verständnis von dem, was richtig und was falsch ist. Ich weiß mich mit Ihnen und den muslimischen Gemeinden in Deutschland einig im scharfen und unmissverständlichen Verurteilen von Verbrechen, deren Täter sich zu Unrecht auf den Islam und den Heiligen Koran berufen. Und gemeinsam bemühen wir uns, zu verhindern, dass junge Männer aus der Mitte Deutschlands nach Syrien oder in den Irak ziehen. Weil die Muslime in Deutschland sagen, dass ein solches Verhalten anti-islamisch ist, haben wir eine Chance. Ich danke Ihnen im Namen der ganzen Stadt. 

 

Auf einer Kundgebung am vergangenen Freitag haben die Muslime in Hamburg ein Zeichen gegen solche Gewalt gesetzt.

 

Die Gemeinde Ulu Cami strahlt über Ihre eigene Religionsgemeinschaft und deren Mitglieder hinaus in den Stadtteil und die Stadt. Es gibt Führungen und Präsentationen für Nichtmuslime, zum Beispiel für Schulklassen oder gar für staatliche Stellen wie die Polizei. Alle lernen den Islam und das Gemeindeleben kennen.

 

Wir alle sind Hamburg. Wir sind freie Bürger dieser schönen Stadt, und dieser Status kommt ausgestattet mit vielen Rechten und Pflichten, die wir gleichermaßen schätzen, in unserem vielfältigen Hamburg. 

 

Ich danke Ihnen sehr für die Einladung. 

 

Der Moscheegemeinde Ulu Cami wünsche ich in Ihrem neuen Gebäude alles erdenklich Gute für die Zukunft. 

 

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.