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13.02.2014

Grußwort zu den IT-Strategietagen

 

 

Sehr geehrter Herr Ellermann,
sehr geehrter Herr Prof. Krcmar,
sehr geehrter Herr Neumann,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

herzlich willkommen in Hamburg. Wir freuen uns sehr, dass die IT-Verantwortlichen der Deutschen Wirtschaft bereits zum zwölften Mal hier in Hamburg zusammenkommen und Zukunftsthemen diskutieren.

 

Wer die Liste der hier versammelten Unternehmen durchgeht, der begreift sofort, dass IT längst ein Thema von übergreifendem Interesse ist.

 

Digitale Systeme bilden die Nervenbahnen unserer Unternehmen und unserer Volkswirtschaft. Sie sorgen für den Fluss der Information. Sie vernetzen bislang entkoppelte Bereiche. Und sie erhöhen die Geschwindigkeiten des Austauschs beinahe exponentiell.

 

Deshalb bedürfen diese Systeme nicht nur einer angemessen betriebswirtschaftlichen Steuerung, sondern auch einer angemessenen gesellschaftlichen und politischen Beachtung. Sie entscheiden über unternehmerischen Erfolg ebenso wie über die Modernität unserer Gesellschaft.

 

Wir tun gut daran, die neuen technologischen Möglichkeiten als Chance zu begreifen und nicht bloß als Risiken. Die politisch so beliebte Technikfolgenabschätzung ist sicherlich wichtig.

 

Aber sie darf nicht den Blick darauf verstellen, dass Fortschritt durch Technik nicht bloß eine Beschwörungsformel, sondern auch eine realistische Zielvorgabe ist.

 

Die von Ihnen hier im Saal weitreichend verantwortete Technologie ist schließlich eines der größten Fortschrittspotenziale unseres Landes.

 

Um dieses Potenzial zu heben, müssen wir weiter daran arbeiten, dass unsere Technologien smarter werden. Und wir müssen uns gleichzeitig darum kümmern, dass wir unsere eigenen Entscheidungs- und Anwendungsprozesse modernisieren und intelligenter gestalten.

 

Die Geschwindigkeit und Tiefe der Veränderung sorgen dafür, dass das nicht trivial ist.
Darauf zielt  im weiteren Sinne das Motto der diesjährigen IT-Strategietage: Innovationen verändern das Business und die IT ist der Auslöser.

 

Wer heutzutage von der Digitalisierung redet, der nutzt dabei über kurz oder lang auch das Wort Disruption.

 

Der Harvard-Ökonom Clayton Christensen hat bereits 1997 The Innovator’s Dilemma beschrieben und darauf hingewiesen, dass in Situationen großer technologischer Marktumbrüche vor allen Dingen diejenigen leiden, die bislang am erfolgreichsten gewesen sind. Sie sind es nämlich, die möglichst lange an ihren gelernten und erfolgreichen Geschäftsmodellen festhalten und sich oft zu spät daran machen, das eigene Unternehmen zu wandeln. Sie werden zu Opfern der technologischen Disruption.
Glühende Anhänger der Schumpeterschen Zerstörung mögen darin kein Problem sehen.
Wer aber eher in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Pfadabhängigkeiten zu denken pflegt, den treibt durchaus Sorge angesichts der Lust, mit der auch heute manche wieder die Zerstörung predigen.

 

Deshalb ist es wichtig, dass wir der Geschichte der Disruption eine Erzählung der vorausschauenden Transformation entgegensetzen und sie anhand erfolgreicher Beispiele konkretisieren. Dazu sind Sie heute hier.

 

Für eine erfolgreiche Volkswirtschaft wie die deutsche und für eine wirtschaftlich hoch wettbewerbsfähige Stadt wie Hamburg ist das beinahe unausweichlich, um die aktuelle Prosperitätskonstellation zukunftsfähig zu verändern.

 

Die Themen, die Sie heute und morgen auf der Agenda haben, sind dabei die aktuell zentralen. Sie werden Antworten finden müssen, um den Wandel zu bewältigen und um uns für die Politik einer digitalen Wirtschaft und Gesellschaft die Hinweise auf die notwendigen Rahmenbedingungen zu geben.

 

Meine Damen und Herren,
wir stehen derzeit an einer Wegscheide: Das Thema der Digitalisierung ist eines der zentralen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Themen unserer Zeit. Die große Koalition hat sich auf Bundesebene eine ambitionierte digitale Agenda gegeben. Sie legt den Grundstein dafür, dass digitale Themen jetzt oben auf der Tagesordnung stehen.

 

Auch die Länder sind in der Verantwortung, den digitalen Wandel anzunehmen. Hamburg kann hier als hochtechnologischer und technologieaffiner Standort eine wichtige Vorreiter- und Schrittmacherrolle übernehmen.

 

Schon heute attestieren uns Studien, eine der smartesten Städte Europas zu sein. Die Bürgerinnen und Bürger haben bereits jetzt die Möglichkeiten, viele Behördengänge digital unterstützt wahrzunehmen. Der Hafen ist als Smart Port von der Container- bis zur Verkehrssteuerung digitalisiert. Und wir werden uns weiter darum kümmern, die öffentliche Infrastruktur durch technologische Modernisierung effizienter und nachhaltiger und bürgerfreundlicher zu gestalten.

 

Sie haben sicherlich gelesen, dass die Stadt von den Bürgerinnen und Bürgern den Auftrag erhalten hat, die Energienetze zurückzukaufen. Das haben wir für das Stromnetz inzwischen bereits getan. Damit wird sich die Stadt als Betreiber auch maßgeblich der Frage stellen, wie intelligent so ein Netz werden kann, um Angebot und Nachfrage nach Strom optimal auszusteuern.

 

Die starken Anwenderbranchen der Stadt vom Handel zu den Medien, von der Logistik zur Luftfahrt sind ohne die treibende Kraft neuer IT-Lösungen kaum denkbar.

 

Deshalb kümmern wir uns darum, dass junge Leute schon früh an IT-Berufe herangeführt werden und entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten finden ein Vorhaben, das nur mit Ihrer Unterstützung funktionieren kann.

 

Deshalb organisieren wir Cluster und Initiativen, in denen der inhaltliche Austausch über die Veränderungen stattfinden kann.

 

Und deshalb bieten wir als Stadt mit der gebündelten Zuständigkeit in der Senatskanzlei eine klare Schnittstelle für alle Anliegen der Digitalisierung.

 

Als Politik stehen wir schließlich vor der Aufgabe, die Chancen des digitalen Fortschritts so zu rahmen, dass sie gesellschaftlich und wirtschaftlich nachhaltig genutzt werden.
In einer vernetzten Gesellschaft gelingt das nur, wenn wir dabei nicht alleine agieren, sondern uns um anspruchsvolle Governance-Strukturen bemühen, die Unternehmen genauso miteinbeziehen wie die Wissenschaft und gesellschaftliche Stakeholder. Auch dafür sind die IT-Strategietage eine gute Gelegenheit.

 

Und natürlich freuen wir uns darauf, dass wir in diesem Jahr am 21. Oktober gemeinsam mit der Bundesregierung den nationalen IT-Gipfel ausrichten dürfen und dann in acht Monaten schon wieder die Spitzenvertreter der deutschen IT-Industrie in Hamburg begrüßen können, um den Stand der Entwicklung zu diskutieren.

 

Hamburg selbst wird sich in seiner regionalen Arbeitsgruppe mit dem Zusammenhang von Content & Technology auseinandersetzen. Damit ist das prekäre Zusammenspiel von klassischer Inhalte- und Medienindustrie einerseits und neuen digitalen Produktions- und Vertriebswegen andererseits gemeint. Auch hier geht es darum, Chancen zu nutzen.
Dieses Zusammenspiel steht auch im Fokus unserer neuen Standortinitiative für die Medien- und Digitalwirtschaft, die wir noch in diesem Monat der Öffentlichkeit vorstellen werden.

 

Wir brauchen schließlich überall eine unternehmerische Innovationskultur, die nicht ausschließlich in technischen Machbarkeiten denkt, sondern die die Anwendung und die markt- und kundenbezogene Umsetzung immer gleich mit in den Blick nimmt. Wir in Hamburg jedenfalls haben uns vorgenommen, das Machbare fest im Blick zu behalten und die Transformation ganz pragmatisch zu begleiten.

 

Wer die Zukunft erreichen will, der muss sich heute konsequent und konzentriert ans nötige Change Management machen. Wer dem digitalen Fortschritt auch politisch gerecht werden will, der muss mit ihm Schritt halten.

 

Das geht nicht mit großen Sprüngen, sondern nur mit einer Politik der vielen kleinen Schritte, wie Willy Brandt das mal genannt hat. Heute nennen wir das agile Entwicklung. Es meint dasselbe und stimmt nach wie vor.

 

Wenn wir diese Prämisse beherzigen in den Unternehmen und in der Politik , dann bleiben wir wandlungsfähig und dann werden wir die großen ökonomischen und gesellschaftlichen Potenziale der Digitalisierung zum Wohle unserer Wirtschaft heben können.

 

Ich wünsche Ihnen zwei erfolgreiche Kongresstage.
Schönen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort.