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04.12.2013

Grußwort zum 7. Hamburger Logistik-Dinner

 

 

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin,
sehr geehrte Herren Minister,
sehr geehrte Bundestagsabgeordnete,
sehr geehrter Herr Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps,
sehr geehrte Damen und Herren,

in der Tat ist es kaum zu glauben, dass schon wieder ein Jahr vergangen ist, seit wir uns hier zum 6. Hamburger Logistik-Dinner getroffen haben. Zumal auf dem Gebiet der Logistik seitdem fast möchte ich sagen: wieder eine Menge bewegt worden ist.

Und das gilt sowohl, wenn man es ganz wörtlich nimmt, als auch, wenn man an die Aktivitäten in den Unternehmen und Verbänden, in der Wissenschaft und Politik denkt. Keine Frage, dass wir alle gespannt sind, was meine Kollegin Hannelore Kraft heute als Festrednerin aus Nordrhein-Westfalen zu berichten weiß.

Ich freue mich, Sie im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg im großen Festsaal unseres Hamburger Rathauses zu begrüßen.

Meine Damen und Herren,
auch heute Abend würden wir hier ohne Logistik vor leeren Gläsern und kalten Tellern sitzen. Logistik ist, Sie wissen es, das Rückgrat unserer Wirtschaft und unseres Wohlstands. Und noch viel mehr.

Wie sehr unsere Gesellschaften auf eine funktionierende Logistik angewiesen sind, hat Haiyan auf den Philippinen gezeigt. Dort hat der Taifun das Transport- und Informationssystem zerstört. Die Versorgungsketten so zu organisieren, dass die Hilfe so schnell wie möglich dort ankommt, wo sie benötigt wird, ist die Königsdisziplin der Logistik. Sie hilft, das Leben von Kindern, Frauen und Männern zu retten.

Logistik verbindet Waren und ihre Empfänger mit Hilfe von ausgefeilter Informationstechnik. Logistik lebt Zukunft sagt die Logistik-Initiative Hamburg und hat das Jahr 2013 unter dieses Motto gestellt. Zu Recht. Und ich füge hinzu: Hamburg, als einer der größten, modernsten und dynamischsten Logistikstandorte in Europa ist das richtige Schaufenster dafür.

Ich will Ihnen einen kleinen Blick in dieses Schaufenster eröffnen und freue mich deshalb ganz besonders, dass heute wieder so viele nationale und internationale Gäste zusammengekommen sind.

Europa und die Welt wachsen zusammen. Die Logistikbranche nimmt dabei eine Schlüsselstellung ein. Beweis dafür ist die wachsende Zahl von Unternehmen und Beschäftigten. Sie ist aktuell so hoch wie nie zuvor, gerade hier bei uns. Nur ein paar wenige Zahlen:

 

  • Mehr als 12.000 Logistik-Unternehmen haben ihren Sitz in der Metropolregion, das sind gut 1000 mehr als im vergangenen Jahr.
  • Mehr als 400.000 Personen sind hier beschäftigt.
  • Dazu gehören auch 3000 Auszubildende. Das sind, bezogen auf die bundesweiten Zahlen, zehn Prozent der Auszubildenden in der Branche. Hamburg ist also auch hier Vorreiter und Zukunftsstadt.


In der Branche gibt es gute Ausbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Dafür sorgen unter anderem die 19 Hochschulen der Metropolregion Hamburg mit ihren vielen praxisnahen Studienangeboten. Um die Besten für die Logistik zu gewinnen, haben wir ein Internet-Portal entwickelt, das über die vielfältigen Berufs- und Karrierewege, über Weiterbildungen und Studiengänge informiert.

Also, wie gesagt, Logistik lebt Zukunft das ist das Motto dieses Jahres. Was heißt es konkret für unsere Metropolregion?

Weltweite Wertschöpfung, immer mehr Produkte, immenser Kostendruck, all das erfordert innovative Lösungen. Sonst lässt sich diese Komplexität gar nicht mehr erfassen. Solche Lösungen haben manchmal ziemlich komplizierte Namen, zum Beispiel Agent Based Simulation Approach to Assess Supply Chain Complexity and its Impact on Performance.

Vor dem Aussprechen solcher Sätze darf man höchstens Pfefferminztee getrunken haben. Ich will gar nicht erst versuchen, es zu übersetzen. Aber ich nenne das Beispiel, weil es sich mit einer Auszeichnung, dem Wissenschaftspreis Logistik 2013, für die Metropolregion verbindet. Die Arbeit mit dem komplizierten Titel entstand am Institut für Logistik und Unternehmensführung der TU Hamburg-Harburg. Der ausgezeichnete Wissenschaftler ist übrigens Mexikaner. Die Internationalität der Logistikbranche, sie wird in Hamburg gelebt.

Logistik wird, wie das Beispiel außerdem zeigt, immer mehr zum Thema der Wissenschaft und zum Forschungsfeld wissenschaftlicher Einrichtungen.

Zu diesen Forschungsfeldern gehört, um ein extrem wichtiges herauszugreifen, die Sichere Luftfracht. Das Forschungsvorhaben ist am 1. August gestartet und soll Strategien und Technologien für eine sichere und effiziente Luftfracht erarbeiten. Es wird von der Technischen Universität Hamburg-Harburg koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Mit Hilfe von SiLuFra, so die Kurzform, soll die gesamte Güterlogistik im Luftverkehr in Deutschland analysiert werden, um potenzielle Schwachpunkte zu erkennen und einen nachhaltigen Schutz vor Manipulationen und Angriffen auch in Zukunft zu gewährleisten.

An diesem Verbundprojekt aus 14 Partnern ist übrigens auch das, oder die, Hamburg Aviation beteiligt. Hier feuern sich unsere beiden Länder gegenseitig an, denn Hamburg Aviation ist vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als Spitzencluster ausgezeichnet worden ebenso wie das nordrhein-westfälische EffizienzCluster LogistikRuhr. Wir werden von der Festrednerin sicher noch mehr davon hören.

Meine Damen und Herren,
Hamburg ist Hafenstadt. Nordrhein-Westfalen ist, oder besser: hat viele Hafenstädte, aber irgendwie sind wir auf dem Gebiet trotzdem die Nummer 1.

Logistik und Hafen gehören zusammen. Deshalb hat die Wirtschaftsbehörde vor 2 ½ Jahren das Fraunhofer Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen, kurz CML, für Hamburg gewinnen können. Mit freundlicher Genehmigung aus NRW! Hannelore Kraft wird noch etwas zum CML sagen. Es forscht in den Bereichen Hafen, Logistik, Schifffahrt und Dienstleistungen und zwar entlang der gesamten maritimen Logistikkette.

Das Know-how des CML ist für die Logistikunternehmen von großem Gewinn. Die Zwischenevaluation Anfang dieses Jahres hat gezeigt, dass das CML sich seit 2010 hervorragend entwickelt und alle Erwartungen erfüllt hat. Es erforscht zum Beispiel innovative Wiedernutzungskonzepte für Abwasser auf Kreuzfahrtschiffen und autonome Transportsysteme für den Seeverkehr, also unbemannte Schiffe. Sie sehen also, auch hier hat die Zukunft schon begonnen.

Forschung muss natürlich auch ihren Weg in die Anwendung finden. Sie muss heraus aus den Universitäten und Forschungsinstituten, hinein ins Leben. Deshalb hat die Logistik-Initiative eine Logistik-Innovationsdatenbank LINDA aufgebaut. In ihr sind mehr als 600 Forschungsprojekte aus Logistikwirtschaft und Wissenschaft in der Metropolregion Hamburg zu finden. Sie alle wurden seit dem Jahr 2000 mit Mitteln von EU, Bundes- oder Landesministerien gefördert. Das Projekt wird bis 2015 von den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert und ist ein Beispiel dafür, wie EU-Gelder sinnvoll und zukunftsfähig angelegt werden.

Zum Engagement der Stadt kommt das der Privatwirtschaft. An vorderster Stelle steht die 2003 gegründete Kühne Logistics University. Das Handelsblatt hat sie 2012 als eine der besten Universitäten ausgezeichnet. Der Name ist Programm: alle Lehrveranstaltungen werden in englischer Sprache gehalten. Die Hälfte der Studentinnen und Studenten sowie 30 Prozent der Lehrenden sind nicht aus Deutschland.

Ihr globaler Ansatz macht die Universität extrem attraktiv für ambitionierte Studierende und hochqualifizierte Akademiker. Gleichzeitig ist sie ein Aushängeschild für den Logistikstandort Hamburg. Ein besonderer Schwerpunkt ist übrigens die Organisation von Einsätzen in Katastrophengebieten, also die Humanitäre Logistik.

Eine auf Logistik spezialisierte Unternehmensberatung komplettiert das Angebot. Das Hamburger Logistik Institut erforscht mit finanzieller Unterstützung der Stadt zum Beispiel gerade den Einsatz von RFID-Systemen, Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen, in komplexen Logistikprozessen.

Erste Anwendungskonzepte sollen in der Humanitären Logistik sowie bei Einsatz- und Rettungskräften erprobt und entwickelt werden. Wobei die potenzielle Nutzung der Forschung im Bereich Humanitarian Logistics einen starken Bezug zum Wirtschaftsstandort Hamburg hat. In Katastrophenfällen werden viele Hilfsgüter über den Hamburger Hafen verschifft.

Meine Damen und  Herren,
gestatten Sie mir, dass ich heute Abend aus aktuellem Anlass ein wenig vorgreife und auf das Motto der Logistik-Initiative für 2014 eingehe. Es ist das Thema Verkehr. Zu Recht hat es die Verhandlungen in Berlin beschäftigt, denn die Infrastruktur hat in den vergangenen Jahrzehnten unter einer chronischen Unterfinanzierung gelitten.

Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist die Voraussetzung für das Wachstum des Wirtschaftsstandortes Deutschland und für den Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen. Deshalb hat der Hamburger Senat die Finanzmittel allein für das Hamburger Straßennetz in diesem Jahr im Vergleich zu 2008 fast verdoppelt. In 2014 stehen 72 Millionen Euro bereit.

Als Freie und Hansestadt Hamburg leisten wir, was in unserer Macht steht. Aber wir schaffen es nicht allein. Es gibt zu viele Engpässe, die die Wertschöpfung auch auf überregionaler Ebene behindern. Dazu gehören, um nur einige Beispiele zu nennen, die für Hamburg wichtigen Maßnahmen wie der Ausbau der A 7, der Neubau der A 26 von Stade bis zum Anschluss der A 7 und die Fortführung bis zur A 1, Maßnahmen zur Steigerung der Kapazitäten zwischen Hamburg, Bremen und Hannover im Schienennetz, der Ausbau des sowie Verbesserungen in dem Eisenbahnknoten Hamburg.

Der Bund hat im aktuellen Entwurf seiner Grundkonzeption des Bundesverkehrswegeplans dargestellt, dass er einen Schwerpunkt auf die Engpassbeseitigung bei künftigen Aus- und Neubaumaßnahmen setzen wird. Diesen Ansatz begrüßen wir außerordentlich!

Auf eine dringend notwendige Maßnahme will ich etwas ausführlicher eingehen. Sie ahnen, auf welche: die Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe. Der Hamburger Hafen ist das Tor zur Welt, und das nicht nur für die Metropolregion um Hamburg. Die deutsche Exportwirtschaft ist darauf angewiesen, dass Ladung schnell, verlässlich und kostengünstig von und zu den deutschen Seehäfen transportiert wird.

Und übrigens liegt das keineswegs nur im Interesse der norddeutschen Länder. Die OECD-Studie zum Hamburger Hafen vom Juni 2012 hat gezeigt, dass alle Bundesländer, besonders auch die südlichen, massiv vom Hamburger Hafen profitieren und dass der eine zentrale Rolle für das gesamte Bundesgebiet einnimmt.

Das bestätigt auch die neueste Seeverkehrsprognose des Bundes. Das darin prognostizierte durchschnittliche Jahreswachstum bis 2030 liegt deutlich über dem Wachstum in den Jahren 2001 bis 2010. Der Containerumschlag in Hamburg soll trotz der aktuell schwierigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen jährlich um rund 3,7 Prozent wachsen.

Wir werden den Hafen auch künftig weiter optimieren und ausbauen um seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und ihn fit für die Zukunft zu machen. Für den Hafen, als Zentrum der Logistikregion sind bis 2018 rund eine Milliarde Euro öffentliche Finanzierungsmittel aus dem Hamburger Haushalt vorgesehen.

Aber Sie wissen auch, dass sich die Struktur der Welthandelsflotte rapide verändert. Es werden immer mehr große Containerschiffe in Dienst gestellt. Die Seehäfen stehen daher unter dem Druck, sich an diese Entwicklung anzupassen. Damit Hamburg seine Wettbewerbsfähigkeit bewahren kann, muss die Elb-Fahrrinne an die Erfordernisse der Schifffahrt angepasst werden.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam mit unserem Projektpartner, dem Bund, unser Bestes getan und eine erstklassige Projektplanung vorgelegt haben, die einen fairen Ausgleich zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen vorsieht. Wir sind daher weiterhin optimistisch, dass Leipzig  zu unseren Gunsten entscheiden wird.

Meine Damen und Herren,
wir haben hier ein bezeichnendes Beispiel dafür, wie Großprojekte zunehmend mit immer mehr rechtlicher und politischer Komplexität überfrachtet werden. Das hat zur Folge, dass von der Konzeption über die Planung, Genehmigung und Umsetzung Jahre, häufig sogar Jahrzehnte vergehen. Dies ist nicht nur wirtschaftlich schädlich. Es vergiftet auch das politische Klima, wenn um Großprojekte jahrelang gerungen wird.

Das muss sich ändern. Eine gut ausgebaute, leistungsfähige Infrastruktur ist ein unverzichtbares Fundament des deutschen Wirtschaftsmodells und unseres Wohlstands.

Wenn ich also zum Schluss noch einmal auf das Motto Logistik lebt Zukunft zurückkomme, geschieht das, weil mich die Frage Kann Deutschland noch Großprojekte? zunehmend beschäftigt.

Altes und Bewährtes werde beibehalten, solange man nichts Neues und zuverlässig Besseres an des Alten Stelle zu setzen hat. Das war der Rat des preußischen Staatsrechtlers Theodor Gottlieb von Hippel im ausgehenden 18. Jahrhundert. Ich stimme dem zu, wenn der Umkehrschluss lautet: Wenn man etwas Neues und zuverlässig Besseres hat, sollte man es nutzen.

So wie es im vergangene Woche geschlossenen Koalitionsvertrag auf Bundesebene wörtlich heißt: Wir wollen Verfahrensinnovationen fördern, die das Zusammenspiel von Industrie und industrienahen Dienstleistungen (etwa IT und Logistik) weiter verbessern.

Für Logistik lebt Zukunft heißt das: Wir müssen die Bedeutung von Infrastruktur sowohl deren Erhalt als auch deren Ausbau wieder verstärkt in den Vordergrund rücken. Dazu gehört, auch die komplexen Planungs- und Genehmigungsverfahren zu überdenken. Damit etwas Besseres an die Stelle des Alten treten kann. Ich danke Ihnen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.