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25.06.2015

Grußwort zum Besuch der Primátorin von Prag

 

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Krnácová,
Exzellenz,
sehr geehrte Herren Konsuln,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

25 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Prag und Hamburg die wollen wir hier heute zusammen feiern. Und es ist ein wirklich schöner Anlass!

Ich glaube, wir alle erinnern uns sehr gut: Kurz bevor Prag und Hamburg die Städtepartnerschaft vereinbarten, war schier Unvorstellbares geschehen. Bis dahin Unvollstellbares! Eine friedliche Revolution hatte den Eisernen Vorhang und die Berliner Mauer zum Einsturz gebracht; die damalige Tschechoslowakei, namentlich ihr Außenminister, der 2011 verstorbene Jiří Dienstbier spielte in den folgenden Wochen und Monaten eine wesentliche Rolle.

Und natürlich Prag! Dort in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland erfuhren tausende DDR-Flüchtlinge, dass sie ausreisen durften. Ereignisse, die Europa und die Welt veränderten. Träume wurden wahr in der Politik und im persönlichen Leben vieler Bürgerinnen und Bürger aus Ost und West. Und am 19. April 1990, nur gut fünf Monate später, unterzeichneten Prags damaliger Primátor Jaroslav Korán und mein damaliger Vorgänger Henning Voscherau die Vereinbarung zur Städtepartnerschaft. Heute wünschte ich manchmal, wir könnten häufiger so schnell so erfolgreich sein.  

Wobei jener Vertrag nicht etwa mit heißer Nadel gestrickt wurde. Denn die beiden Städte, verbunden durch Elbe und Moldau, pflegten ja schon sehr lange gute Beziehungen. Seit dem 14. Jahrhundert ist Hamburg einer der wichtigsten Handelspartner für das heutige Tschechien. Die Elbe und ihre Schiffe fanden auch in politisch schwierigen Zeiten den Weg zwischen den Hälften des Eisernen Vorhangs hindurch. Und nach wie vor ist der Hamburger Hafen für den tschechischen Wirtschaftsraum das Tor nach Übersee: 60 Prozent des gesamten tschechischen Überseehandels fährt, oder schwimmt, noch heute durch den Hamburger Hafen.

Auch deshalb waren die Voraussetzungen für eine Vereinbarung enger Zusammenarbeit, von Austausch und Kooperationen 1990 günstig. Hinzu kam, dass sich Hamburg bereits seit 1987 im Rahmen der Politik der Elbe um eine Städtepartnerschaft mit Prag bemüht hatte.

Trotzdem war das rasante Tempo nur möglich, weil wir einen überaus kenntnis- und einflussreichen Befürworter und Vermittler hatten: Karel Trinkewitz.

Der tschechische Schriftsteller und Bürgerrechtler, der zehn Jahre im Hamburger Exil gelebt hatte und nach dem Umbruch in seine Heimat zurückkehrte, war ein Weggefährte und enger Vertrauter von Václav Havel, dem späteren Staatspräsidenten. Trinkewitz vermittelte die ersten Gespräche und fädelte sie ein ihm haben wir die schnelle Annährung beider Städte und vieles mehr zu verdanken. Leider kann er dieses Jubiläum nicht mehr miterleben, Karel Trinkewitz starb vergangenes Jahr. Seine Verdienste wurden mit der Hamburger Biermann-Ratjen-Medaille und dem Orden des Weißen Löwen, der höchsten tschechischen Auszeichnung, geehrt.   

Mit der Städtepartnerschaft sollte ein Netz von Beziehungen geknüpft werden, das fest und dauerhaft haltbar sein muss so formulierte es Hennig Voscherau bei der Unterzeichnung. Und heute können wir mit Fug und Recht sagen: Das ist geglückt! Ob Hafen, Wirtschaft, Umweltschutz oder Europäisches Zusammenwachsen, ob Kultur, Architektur, Wissenschaft, Schulkooperationen zwischen Prag und Hamburg ist in den vergangenen 25 Jahren in vielen Bereichen ein dichtes, tragfähiges Netz entstanden, das bunte, vielfältige, lebendige Beziehungen möglich macht.

Ich würde heute sagen: Wir sind nun nicht mehr nur über die Flüsse Elbe und Moldau miteinander verbunden unser Austausch insgesamt ist ein Fluss gegenseitiger Anregungen und Inspirationen.


Unsere Städtepartnerschaft wird das ganze Jahr über gefeiert: mit Konzerten, Lesungen, Wirtschaftsforen, Filmen, Schüleraustausch, Theateraufführungen, Universitätssymposien und vielem mehr. Zum Auftakt hat das Felix Mendelsohn Jugendsinfonieorchester am 6. März im Smetana Saal in Prag gespielt; beendet wird das Jubiläumsjahr voraussichtlich durch das Gastspiel des Thalia Theaters mit Don Giovanni. Letzte Party am 29. November im Rahmen des berühmten Prager Theaterfestivals deutscher Sprache.

Besonders stolz ist Hamburg darauf, dass der bekannte Prager Künstler Jiři Votruba für dieses Jubiläum das Plakat entworfen hat, das in ganz Hamburg zu sehen war. Und natürlich auf die Uraufführung des Theaterstücks Mythos Kafka Welten eines Visionärs unter der Regie der Hamburger Regisseurin Jana Pulkrabek. Die Premiere am 7. Juni im Altonaer Theater haben Sie miterlebt, Herr Botschafter Podivínský, sie war ein großer Erfolg.

Stolz sind wir auch auf die Partnerschaft zwischen der ehrwürdigen Karls-Universität und der Hamburger Universität. Diese Partnerschaft besteht bereits seit 35 Jahren.

Meine Damen und Herren,
nichts kommt von selbst, und nur wenig ist von Dauer: Die Mahnung des großen Europäers Willy Brandt, der mit Václac Havel befreundet war, bleibt aktuell. Tschechien und Deutschland sind Partner und Freunde in der Europäischen Union und beide wissen: Ohne unsere Einbindung in die Europäische Union wären wir einsam. Oder, beim Gedanken an Elbe und Moldau: wären wir Schiffe ohne Hafen. Unser gemeinsames Europa ist unendlich viel mehr als die Summe seiner Teile. Wissen das alle seine Teile, wissen sie es immer? Arbeiten wir alle hart genug an seiner Zukunft? Wenn nicht, sollten Hamburg und Prag auch mit dieser funktionierenden Städtepartnerschaft ein unübersehbares Zeichen setzen. Wir gehören zusammen und wissen aus einem berühmten Roman eines Engländers, dass die Einsamkeit, von der ich eben gesprochen habe, auch den Langstreckenläufer plagen kann. Wir haben noch eine lange Strecke vor uns, bleiben wir also zusammen!

Ja, und damit bin ich jetzt bei Emil Zátopek.
Sie wissen ja: Hamburg geht für Deutschland ins Rennen für die Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024. Das ist eine riesige Chance für Hamburg, aber auch so ein Langstreckenlauf, ein Großprojekt, dem wir mit Zuversicht und Vorfreude entgegensehen.

Hoffentlich mit vielen Teilnehmern und Besuchern aus Prag! Und übrigens, mit dem Moldauhafen hier beim künftigen Olympiagelände gibt es, wie uns Besucher versichert haben, gar keinen Konflikt.

Meine Damen und Herren,
nicht zuletzt durch unser Jubiläumsprogramm wird deutlich: unsere lebendige Städtepartnerschaft ist ein voller Erfolg. Und sie wird weiterhin Früchte tragen, da bin ich ganz sicher. Denn vieles, was wir mal angeschoben haben, hat längst eigenständig Fahrt aufgenommen und produziert neue Anschübe. Durch den Austausch und die Begegnungen sind persönliche Kontakte entstanden auch und gerade unter Jugendlichen:  Scharen von Schülerinnen und Schülern sind in den vergangenen Jahren in die jeweilige Partnerstadt gereist, konnten sich miteinander anfreunden und ihr Verständnis für die Geschichte, Kultur und Lebensweise der Partnerstadt vertiefen. Auch auf diese Weise wächst Europa zusammen.

Sehr geehrte Primátorin Krnácová,
ich danke für Ihren Besuch und freue mich schon auf meine Reise in Ihre schöne Stadt im kommenden Herbst.

Ihnen allen wünsche ich einen schönen Tag heute und Vergnügen am weiteren Jubiläumsprogramm.


Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.