Sehr geehrte Frau Herz,
sehr geehrter Herr Dr. Olearius,
sehr geehrter Herr Kitzmann,
meine Damen und Herren,
es freut mich sehr, dass ich bei dieser feierlichen Eröffnung des Achim- und Petra-Herz-Hauses dabei sein kann, hier im Gewerbemischgebiet, so heißt es rund um den Oehleckerring amtlich; mitten im vielfältigen und lebendigen Langenhorn. Mitten im Leben!
Da, denke ich, ist die Joachim Herz Stiftung richtig angesiedelt und Sie, Frau Herz, haben ja eben sehr anschaulich erzählt, was sich rund um dieses Grundstück in jüngerer Zeit abgespielt hat.
Sie haben schon bei anderer Gelegenheit hervorgehoben, dass die Entscheidung für diesen Standort zwei sich ergänzende Gründe habe: Die Unternehmungen des Stifters waren fast vierzig Jahre lang hier verwurzelt und wozu braucht es eine repräsentative Innenstadtlage, wenn, ich zitiere Sie, wir langfristig rund 20 Prozent gegenüber einem entsprechenden Mietobjekt sparen und folglich mehr Mittel in die Stiftungsarbeit investieren können.
Das ist eine schöne rhetorische Frage. Obendrein zeigt sie hanseatisches Denken und dass die Joachim Herz Stiftung, die zu den großen Stiftungen in Deutschland gehört, sich bewusst für den Standort Hamburg entschieden hat, freut uns sehr. Wobei wir auch wissen, dass sie sich ausdrücklich nicht als Stiftung mit Hamburger Bezug versteht, sondern einen deutschlandweiten und internationalen Fokus hat.
Das begrüßen wir auch sehr und sehen gleichzeitig, dass die Joachim Herz Stiftung trotzdem eine besondere Verpflichtung gegenüber der Stadt spürt. Dafür sprechen zahlreiche Hamburger Aktivitäten. Als erste fallen mir ein: das besondere Engagement bei der Förderung des MINT-Bereichs, sowie die Präsenz auf dem Campus Bahrenfeld im Rahmen der Exzellenzcluster-Förderung.
Inzwischen arbeitet man stärker als operative Stiftung und legt mehr Gewicht auf eigenständige Projekte. Als Wegbereiter für Bildung kümmert sie sich besonders um Jugendliche und junge Erwachsene in den Naturwissenschaften, der Wirtschaft und Persönlichkeitsbildung. Ich will an die so wichtige Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses erinnern und beispielhaft erwähnen: zehn Stipendien für internationale Nachwuchswissenschaftler im Rahmen der PIER Graduiertenausbildung, der strategischen Partnerschaft zwischen Universität Hamburg und dem Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY.
PIER steht für Partnership for Innovation, Education and Research, aber gleichzeitig für einen tatsächlichen Pier, eine Seebrücke mit flackernden Displays und digit counters, wenngleich ohne einarmige Banditen. Punkte sammelt man auf vier Forschungsfeldern: Teilchen- und Astroteilchenphysik, Nanowissenschaften, Forschung mit Photonen sowie Infektions- und Strukturbiologie.
Dann natürlich die Exzellenzförderung: Von 2009 bis Ende 2013 hat die Stiftung als Partnerin der Hamburger Landes-Exzellenzinitiative LEXI den Laserlicht-Cluster Frontiers in Quantum Photon Science gefördert. Der Cluster wiederum wurde in der Bundes-Exzellenzinitiative 2012 als Teil des Antrags Hamburg Center for Ultrafast Imaging ausgezeichnet. Die Joachim Herz Stiftung war Partner von LEXI und der Forschungs- und Wissenschaftsstiftung Hamburg mit einer Fördersumme von nun, über Geld sprechen Hanseaten nicht direkt.
Das erste internationale Symposium des CSSB, Centre for Structural Systems Biology, will ich noch erwähnen, das erst kürzlich im April 2015 am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg stattgefunden hat und von der Joachim Herz Stiftung mitfinanziert wurde.
Meine Damen und Herren,
thematisch und entfernungsmäßig schweift der Blick der Joachim Herz Stiftung immer weiter: Nächstes Jahr wird sie erstmals auch Hamburger Azubis in die USA senden, mit ihrem in der Stiftungsszene bislang einmaligen Azubi-Programm. Das Schülerstipendium grips gewinnt ist mittlerweile im 5. Jahrgang erfolgreich.
Und im Bereich Wirtschaft gab es kürzlich das erste Economy Camp für Schüler aus Deutschland und den USA, die über die Gesundheitsvorsorge, über Mindestlöhne im internationalen Vergleich und anderes diskutierten. Außerdem wurden gemeinsam mit dem LI Hamburg Lehrerfortbildungen für den Wirtschaftsunterricht entwickelt und nun im zweiten Jahr gemeinsam durchgeführt.
Um welchen Zweig es auch geht: Genau so etwas meinen wir, wenn wir über Bildung und Wissenschaft reden und darüber, welche Anschübe, Anregungen, Hilfestellungen sie brauchen können, und immer wieder tatsächlich brauchen, um sowohl grundlegend forschen als auch Erkenntnisse für die jetzige und die nächste Generation nutzbar machen zu können. Vielleicht können sie sogar der übernächsten noch die Chance geben, an das heutige Wissen anzuknüpfen, auch wenn nein, gerade weil vieles davon bald wieder von gestern sein wird.
Naturwissenschaften bestimmen über die Innovationsfähigkeit einer Gesellschaft, das war die Überzeugung von Joachim Herz der mit Sicherheit das Nachdenken über Wirtschaft nicht gering geschätzt hat , und ich sehe das auch so.
Übrigens, dass sie in der Geschichte allzu oft missbraucht worden sind und geholfen haben, schlechte Produktivkräfte zu entfesseln, spricht überhaupt nicht dagegen, sondern dafür, die Wissenschaften und ganz besonders den Nachwuchs bestmöglich zu fördern. In der Kombination von Naturwissenschaften, Wirtschafts- und Persönlichkeitsbildung unterstützt die Stiftung diesen Nachwuchs, damit er hochqualifiziert und gleichzeitig kritisch und selbstbewusst, und politisch so unabhängig wie es nur geht, forschen und irgendwann auch lehren kann.
Es ist jedenfalls kein Ende in Sicht für die Aufgaben, die sich der Joachim Herz Stiftung stellen, und denen sie sich stellen wird. An Anregungen mangelt es in Hamburg nicht und die Kooperation mit dem Senat ist gut. Ich weiß von engen Arbeitskontakten mit der Behörde für Wissenschaft und Forschung und der Senatskanzlei. Und die gemeinnützige Arbeit in diesem Stadtteil hier will ich auch nennen: dafür wird es ebenfalls noch in diesem Jahr ein Förderprogramm geben.
In diesem neuen modernen dreigeschossigen Bürogebäude wünsche ich allen, die hier tätig sein werden, gutes Arbeiten und der Joachim Herz Stiftung eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg. Vielen Dank.
Es gilt das gesprochene Wort.