Grußwort zum Besuch der Stellinger Linse
Sehr geehrter Herr Dr. Heymann,
sehr geehrter Herr Selk,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Langenfelder und Stellinger,
es freut mich sehr, heute zum Beginn des Nachbarschaftsfestes in der Stellinger Linse zu sein. Ich finde ja, dass Stellingen inklusive Langenfelde in Hamburg viel zu wenig bekannt ist. Obwohl man andererseits die Stellinger dafür kennt, dass sie gern in Ruhe gelassen werden und sich ungern von außen dreinreden lassen.
Höchstens vom ehemaligen Königshaus. Aber dazu komme ich in ein paar Minuten.
In der Linse passiert viel Positives. Hier wohnen viele Stellinger insgesamt rund 1.700 Wohnungen gibt es, von denen rund 1.500 Wohnungen im Besitz der Baugenossenschaft sind. Und die weitaus meisten wohnen gern hier, auch wenn das Gebiet zwischen den Gleisen nicht zu den so genannten Szenequartieren gehört. Wie man sieht, finden Modernisierung und Neubau in erheblichem Umfang statt, und trotzdem ist nicht von Verdrängung die Rede.
Es ist also ein normales Quartier, das zeigt, wie stadtnahes Wohnen in einem qualitativ ansprechenden Umfeld aussehen kann. Gleichzeitig ein gut gemischtes Quartier, in dem man miteinander lebt. Und es ist ein preiswertes Quartier mit einer durchschnittlichen Grundmiete von 5,70 Euro je qm Wohnfläche, das war der Stand Ende 2013.
Die Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG ist Mitte 2007 entstanden, aber eigentlich ist sie ja viel älter. Wie bei fast allem hier in der Gegend, reicht ihre Geschichte in die holsteinische Zeit zurück, denn sie ist aus dem Zusammenschluss der ehemaligen Wohnungsgenossenschaft Langenfelde eG von 1921 mit der Baugenossenschaft Barmbek, später: Hamburg-Nordost eG von 1922 entstanden.
Das eG stand damals wie heute für eingetragene Genossenschaft und das heißt konkret: für genossenschaftlichen Wohnungsbau plus Verwaltung, also für genau das, was nach meiner Überzeugung auch heute ein unverzichtbarer Stützpfeiler der Wohnungswirtschaft unserer Stadt ist.
Der Senat steht dafür, dass jedes Jahr 6.000 Wohnungen für die wachsende Bevölkerung Hamburgs genehmigt und gebaut werden, ein Drittel davon geförderte. Wie wichtig die Baugenossenschaften sind, zeigen ja schon die Zahlen: Von den etwa 900.000 Wohnungen in der Stadt gehören der SAGA/GWG ungefähr 130.000 und etwa genauso viele den Genossenschaften. Gerade die Genossenschaften verhindern, im Zusammenspiel mit unserem Neubauprogramm, dass die Mietpreise ungebremst steigen.
Die Linse ist somit, als weitere Eigenschaft, ein genossenschaftliches Quartier, das sich an dem orientiert, was seine Mitglieder wollen, und, ganz wichtig und weithin bekannt, in dem die Mitglieder die Veränderungsprozesse selbst mitgestalten.
Natürlich muss der Senat seinerseits helfen und er tut es. Im Auftrag des Bezirksamtes Eimsbüttel ist vor etlichen Jahren für das Gebiet der Sozialen Stadtteilentwicklung Linse ein Quartiersentwicklungskonzept erarbeitet und 2001 der Senatskommission vorgelegt worden. Die Linse gehört zu denjenigen Eimsbütteler Gebieten, in denen aus den Vorläuferprogrammen des STEP-Programms erste Stadterneuerungsmaßnahmen initiiert und mit Leben gefüllt worden sind.
Dabei ging es um:
- Bürgermitwirkung und Stadtteilleben,
- Arbeit, Ausbildung und Beschäftigung,
- Lokale Wirtschaft und Nahversorgung,
- Soziale und gesellschaftliche Infrastruktur,
- Wohnen,
- Wohnumfeld und Freiflächen,
- Verkehr und Mobilität.
Die Förderlaufzeit endete 2005. Neben den Quartiersentwicklerkosten sind an investiven Maßnahmen Gesamtkosten in Höhe von 3,7 Millionen Euro eingesetzt worden. Aber gerade wenn es um bessere Einrichtungen und ein besseres Miteinander im Stadtteil geht, ist Geld niemals alles. Der enorme Einsatz so vieler Ehrenamtlicher, unter anderem im Stadtteilbeirat, hat sehr viel für die Linse, für Langenfelde und Stellingen bewirkt.
Meine Damen und Herren,
die Modernisierung des knapp 40 Jahre alten Hochhauskomplexes, vor dem wir hier stehen, im Försterweg durch die Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG ist von der Investitions- und Förderbank IFB wesentlich unterstützt worden. Es handelt sich dabei um die Förderung von energetischen Maßnahmen, die voriges Jahr im so genannten Programm MOD A mit Mietpreisbindung bewilligt wurden, mit einer Zuschusshöhe von 415.580 Euro.
Die geförderten Maßnahmen kann man zum Teil von außen erkennen. Sie umfassen energieverbrauchssenkende Modernisierungs-arbeiten am Dach, den Außenwänden und der Kellerdecke. Obendrein soll eine Eingangslounge mit Gemeinschaftsflächen für die Bewohner entstehen. Übrigens sind die verhältnismäßig hohen Gesamtkosten des Projekts 11,2 Millionen Euro nicht zuletzt dem hohen gestalterischen Anspruch geschuldet, der hier realisiert wurde und in dem sich auch ein hoher sozialer Anspruch ausdrückt.
Mehr, meine Damen und Herren,
muss ich über Einzelheiten nicht sagen, nachdem uns Herr Selk und Herr Dr. Heymann schon eben beim Rundgang vieles intensiv erläutert haben nicht nur zu diesem Hochhauskomplex, sondern auch zu weiteren Bauvorhaben und anderen Aktivitäten der Genossenschaft. Was mich gefreut hat zu hören, ist, dass die Abwicklung der Förderanträge so reibungslos und unkompliziert über die verschiedenen Bühnen gegangen ist. Die IFB hatte einen festen Ansprechpartner in der Genossenschaft. Hatte und hat, denn sie fördert ja weitere Vorhaben, und weitere Anträge liegen vor.
Noch einmal besonders hervorheben will ich den langfristig quartiersbezogenen Ansatz bei der Planung dieses und auch der anderen Vorhaben, die das Ziel verfolgen, den quartiersansässigen Mietern in jeder Lebensphase geeigneten Wohnraum und Möglichkeiten der sozialen Vernetzung zur Verfügung zu stellen. Als wirklich beispielhaft kann die Wohnanlage Mittenmang tohuus dienen, das hier ganz in der Nähe in so genannter Nachverdichtung entsteht. Es umfasst insgesamt 43 Wohneinheiten. Ein Großteil ist öffentlich gefördert und wird für Senioren zur Verfügung stehen; die anderen werden frei finanziert für Familien errichtet. Im Frühjahr 2015 soll Mittenmang tohuus fertig sein.
Meine Damen und Herren,
zur Zeit baut Hamburg viele Wohnungen und baut Hamburg an vielen Straßen. Ich weiß, dass Stellingen ein Stadtteil mit vielen Verkehrstrassen aller Art ist nicht zuletzt führt ja die A 7 hindurch, die wir überdeckeln wollen und ich weiß, dass den Stellingern einiges an Geduld und guten Nerven abverlangt wird.
Ich weiß auch, dass sie die mit Kampfgeist und Humor zu meistern wissen. Unvergesslich der Appell an Margarethe II. in Kopenhagen, sie möge doch ihren früheren Stellinger Untertanen beim Lösen der heutigen Verkehrsprobleme helfen. Das war allerdings zur Zeit eines früheren Hamburger Senats. Der jetzige weiß, dass er in vorhandene Infrastruktur Straßen, Brücken, Lärmschutz investieren muss, gerade weil über viele Jahrzehnte zu wenig investiert worden ist. Deshalb haben wir die Mittel für diesen Bereich deutlich erhöht. Und ich bin sicher, dass die meisten Stellingerinnen und Stellinger denken: Besser, es wird etwas gemacht, als dass sich der Zustand der Straßen weiter verschlechtert. Auf die Dauer wird das die Situation verbessern und nebenbei durch die Lärmschutzmaßnahmen die Belastungen für viele Anwohner reduzieren.
Den Bewohnern der Linse, die ja mit dem Verkehrsmittel Bahn eng zusammenleben, und ihren Gästen wünsche ich jetzt ein brausendes Nachbarschaftsfest.
Es gilt das gesprochene Wort.