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04.02.2014

Grußwort zum Energiemanager des Jahres

Grußwort zum Energiemanager des Jahres

 

 

Sehr geehrter Herr Sendner,
sehr geehrter Herr von Tschischwitz,
meine sehr gehrten Damen und Herren,

Energiemanager des Jahres wenn diese bedeutende Auszeichnung einer Hamburger Persönlichkeit verliehen wird, dann freut es mich gleich mehrfach.

Zum einen keine Frage für den Preisträger, weil es sich um eine bedeutende Auszeichnung handelt.

Zum zweiten, weil sie etwas über Hamburg aussagt, als wichtigen Innovations- und, wenn man das so formulieren darf, Know-how-Standort der Energiebranche.

Und drittens handelt es sich beim Preisträger um einen Wahl-Hamburger, also jemanden, der sich bewusst für unsere Stadt als Lebens- und Arbeitsmittelpunkt entschieden hat.

Sie wissen, die Zeiten sind passé, in denen fein unterschieden wurde in eingesessene und zugereiste Hansestädter. Als farbechter Hamburger gilt heute jede und jeder, der die Stadt voranbringen will. Und ihr neue Energie zuführt!

Das erst einmal zu Ihnen, Herr von Tschischwitz, denn eine klassische Laudatio gibt es ja heute nicht. Dennoch werden wir gleich mehr über Sie erfahren. Nicht schwer zu erkennen ist, dass Sie ein Gespür für Zukunftsmärkte haben. Schon 1999, kurz nach der Liberalisierung, haben Sie die Energie-Marktlücke gesehen und die Idee entwickelt, Strom aus regenerativen Quellen zu verkaufen und damit, im doppelten Sinn,  nachhaltig Geld zu verdienen. Ihre Kombination von Ökologie und Ökonomie heißt LichtBlick AG.

Jetzt liegt es nahe zu sagen: Es war einer, und ist es weiterhin. 1999 begann das Unternehmen mit sieben Mitarbeitern und, wie es heißt, acht Haushaltskunden. Heute versorgt es mehr als 600.000 Haushalte mit, wie man etwas verkürzt zu sagen pflegt, Erneuerbarer Energie.

Bei deren Verkauf war LichtBlick Pionier. Aber es ging weiter. Als Student hatten Sie schon die Vorzüge von Kraft-Wärme-gekoppelten Erdgaskraftwerken kennengelernt, und daraus entwickelten Sie dann eine völlig neue Idee: das ZuhauseKraftwerk. Davon haben sich viele Hamburger, auch in der fachlich damit befassten Umweltbehörde, überzeugen und begeistern lassen.
Inzwischen sind mehr als 1.400 solcher kleinen, mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerke, die im Keller von Immobilien Strom und Wärme produzieren, in den Markt gebracht worden.

Meine Damen und Herren,
nicht nur diejenigen von Ihnen, die im engeren Sinne vom Fach sind, wissen, dass Herr von Tschischwitz ganz neue Mit-Macher in den Prozess der Energiewende eingebunden hat, zum Beispiel die VW-Gruppe. Die ZuhauseKraftwerke arbeiten mit Motoren aus dem Volkswagenwerk Salzgitter. Von dieser Innovation profitiert übrigens auch das Handwerk, das die Kraftwerke installiert und wartet und dabei neues Gewusst-wie erwirbt.

Genau so verstehe ich die Energiewende, oder zumindest einen wichtigen Bestandteil: dass wir neue, gern auch ungewöhnliche Gedankenwege gehen und dabei diejenigen mitnehmen, deren Ingenieurs-, Handwerks- und nicht zuletzt: Vermarktungskünste aus guten Ideen gute Produkte machen. Das macht politische Rahmen-Entscheidungen nicht überflüssig, im Gegenteil: es fordert gute Entscheidungen heraus und gibt hoch fliegenden Ideen eine praktische Landebahn.

Lassen Sie mich also auch dazu einige Worte sagen, denn es steht bekanntlich die EEG-Reform an, auf der Basis des Koalitionsvertrages, der ja Spielräume für eine kluge Ausgestaltung lässt. Die norddeutschen Ministerpräsidenten haben sich darauf verständigt, dass die notwendige Reform mit dem ebenso notwendigen Ausbau der gerade im Norden starken Offshore-Windenergie, und damit zusammenhängend dem Ausbau der Netze, synchronisiert werden muss und diese Ziele nicht gefährden darf.

Deshalb haben wir unterstrichen, dass die Fortschreibung der Netzentwicklungspläne nicht hinter den Planungen von 2013 zurückbleiben darf, und dass Bestands- und Planungssicherheit für die Offshore-Windenergie-Projekte, die sich derzeit im Bau und in der Planung befinden, gewährleistet sein muss. Der Vertrauensschutz darf sich nicht auf schon genehmigte Anlagen beschränken.

Das Ziel, Anlagen mit 6 bis 7 Gigawatt installierter Leistung in Nord- und Ostsee bis 2020 zu errichten, bleibt einerseits unser Ziel, ohne dass damit schon ein festre Endpunkt und Deckel festgelegt sein darf, denn die bestehende Industrie muss erhalten und in der Lage bleiben, Folgeprojekte zu realisieren.

Wir brauchen also planungsverlässliche gesetzliche Grundlagen, damit die notwendigen Investitionen jetzt, 2014 und 2015, ausgelöst werden können. Wir müssen die steigenden Strompreise für die privaten Verbraucher einfangen und gleichzeitig intensiv und gerecht an der Ausgleichsregelung für stromintensive Industrien arbeiten. Zielkonflikte sind absehbar, wir dürfen uns nicht vor ihnen fürchten.
         
Weniger Energie verbrauchen und trotzdem nicht frieren müssen die kleinen BHKW ermöglichen beides. Sie haben außerdem einen erheblich besseren Wirkungsgrad als traditionelle Heizungsanlagen. Mit der Entwicklung und Erprobung dieser ZuhauseKraftwerke hat die LichtBlick AG einen völlig neuen Markt für Blockheizkraftwerke erschlossen, ohne den klassischen Standorten mit Grundlastbetrieb Konkurrenz zu machen.

Wie eben schon angedeutet, hat das Unternehmen dabei auch eng mit der Stadt Hamburg zusammen gearbeitet. Allein 100 ZuhauseKraftwerke wurden nach der schweren Krise im Winterhalbjahr 2008/2009 in Einrichtungen der Stadt aus Mitteln des Konjunkturprogramms II installiert.

Das ja übrigens noch einen zweiten Namen hatte: Zukunftsinvestitionsgesetz. In die Zukunft hat Hamburg investiert, denn die ZuhauseKraftwerke leisten zusätzlich zur Energieeinsparung einen weiteren Beitrag zur Energiewende. Sie stellen schnelle, flexible Regelenergie bereit, indem sie auch dann angefahren werden können, wenn im Netz kurzfristig Strom benötigt wird.

Damit sind wir bei einem weiteren re-, oder besser: evolutionären Konzept der LichtBlick AG: dem Schwarmstrom. Es ist der Natur abgeschaut, in der Schwärme seit Jahrmillionen allen möglichen Tierarten das Überleben sichern. In diesem Fall bedeutet das Schwarmkonzept: viele kleine ZuhauseKraftwerke bei Bedarf zu einem virtuellen großen zusammenzuschalten. So können sie Schwankungen bei der Stromproduktion aus regenerativen Quellen ausgleichen. Langfristig kann dieses Back-up auch den Anteil der Erneuerbaren an der Grundlast erhöhen und den Anteil konventioneller Stromerzeugung aus Kohle- und Atomkraftwerken reduzieren.

Auch dieses Projekt ist 2011/2012 mit einem Pilotprojekt in Hamburg gestartet worden. Damals wurden fast sechs Millionen Euro investiert.

Meine Damen und  Herren,
zum Schwarmstrom gehört die Schwarmintelligenz. Aus der Biologie wissen wir, dass Schwärme sehr anpassungsfähig, aber auch sehr komplex organisiert sind. Und einem die Intelligenz manchmal auch verborgen bleibt, wenn etwa Lemminge über die Klippen ins kalte Wasser stürzen. Verwandte Beispiele aus der Welt des Homo Sapiens will ich hier weglassen.

Jedenfalls hat LichtBlick den Schwarmdirigenten erfunden. Der soll unterschiedliche Stromerzeuger und Verbraucher so miteinander vernetzen, dass das Angebot an Strom aus Wind und Sonne immer optimal genutzt werden kann. Herr von Tschischwitz hat damit der Energiewende einen weiteren wichtigen Impuls gegeben. Und er betont gern, wir könnten in Hamburg noch mehr tun.

Das mag sein, darüber lässt sich reden. Denn die Energiewende aktiv voranzutreiben, ist für den Hamburger Senat eines der zentralen Handlungsfelder. Wir haben obwohl wir aus bekanntem Grund einige Verträge rückabwickeln mussten weiterhin ein gesamtstädtisches Energiekonzept, an dem Viele zusammenarbeiten von der Wirtschaft über die Verbände bis zu Wissenschaft und Forschung.
 
Die Stadt Hamburg selbst ist mit innovativen Energiekonzepten, wie zum Beispiel in der erfolgreichen Internationalen Bauausstellung oder im Hamburger Hafen dabei. Wir wollen sowohl Schaufenster als auch Labor sein, und gern einen eigenen Taktstock als Schwarmdirigent führen.

Meine Damen und Herren,
ein Zitat unseres Preisträgers darf ich hier sicher anführen; es lautet: Die Kunst ist es doch, im Einklang mit der Umwelt zu leben, ohne dass man sich in seinem Leben einschränken muss.

Nun ist das ja nicht ganz unheikel. You can´t have your cake and eat it, lautet ein anglo-amerikanisches Sprichwort. Bei uns hat der früher oft zitierte Konsumverzicht inzwischen einen so schlechten Ruf wie das Abstiegsgespenst, aber auch das kommt ja immer wieder ins Stadion zurück. Zwischen den Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern und ihren Bewohnern gibt es noch viel auszutarieren, aber eines ist richtig:

Energieversorgung, -verteilung und -verbrauch müssen schwarm- und überhaupt intelligenzmäßig zulegen, um zukunftsfähig, klimafreundlich und am Gemeinwohl orientiert zu sein und dabei die Versorgungssicherheit, die Anlagensicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit gleichermaßen zu gewährleisten.

All da zusammen nennen wir die Energiewende. Und damit Hamburg Vorreiterin bleibt, ist es unsere Aufgabe als Senat, noch viel mehr möglich zu machen, im Schulterschluss mit den norddeutschen Bundesländern. Wir müssen unsere Zusammenarbeit weiter intensiveren, insbesondere was die Übertragungs- und Speichertechnologien für Erneuerbare Energien anbelangt.

Auf dem Weg dahin kann man gern hin und wieder in das Buch Die neuen Macher hineinschauen. Ein Satz von Ihnen, Herr von Tschischwitz, findet sich darin, welcher lautet:

Ich habe immer das gemacht, was sich mir gerade bot, und das habe ich gut gemacht und hatte Spaß daran und ich habe immer geglaubt, dass sich daraus etwas Positives entwickelt.

So weit ich es beurteilen kann, hat sich Ihre optimistischen Lebenseinstellung in dem einen oder anderen Punkt erfüllt. Ich empfehle sie weiter und wünsche Ihnen weiterhin Spaß und Erfolg bei Ihren Aktivitäten.

Und ich lade Sie ein, noch stärker als bisher mit der Stadt Hamburg zusammenzuarbeiten, auch deshalb, weil Sie die Arbeit des Senats in der Vergangenheit kritisch begleitet haben. Das hilft, denn gerade wenn man streitet, lernt man mehr voneinander, um mit Goethe zu sprechen. Von dem ja auch dieser Satz ist, der sehr gut auf die Energiewende passt:

Es ist nicht genug zu wissen - man muss auch
anwenden. Es ist nicht genug zu wollen - man muss auch tun.

Ich danke Ihnen fürs Tun und  für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Es gilt das gesprochene Wort.