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05.02.2014

Grußwort zum Neujahrsempfang des ZIA

 

 

Sehr geehrter Herr Dr. Mattner,
sehr Herr Wende,
sehr Herr Hohwieler,
sehr geehrte Damen und Herren,

es freut mich, dass ich heute erneut bei Ihnen zu Gast bin; unsere Gespräche vom Februar vergangenen Jahres habe ich natürlich noch im Ohr. Also vielen Dank für die Einladung und für die Standleitung, die wir sozusagen miteinander geschaltet haben.

Sie wissen ja: Mehr und besseren und bezahlbaren Wohnraum für die Hamburgerinnen und Hamburger zur Verfügung zu stellen, und 6.000 Wohnungen pro Jahr neu zu bauen, hat für den Senat Priorität.

Auch über Hotels, über Büros und Gewerbebau haben wir voriges Jahr diskutiert. Es sind, wenn ich das so ausdrücken darf, vielbesungene Themen und trotzdem scheint mir die Gefahr gering, dass uns miteinander keine neuen Strophen einfallen. Denn der Zentrale Immobilienausschuss, der IVD, bei dem ich vorige Woche zu Gast war, Vermieter- und Mieterverbände, die Medien, Wohnungssuchende und Gewerbe-Ansiedlungswillige sie garantieren Vielstimmigkeit, so einfach der Generalbass sein mag.

Der lautet, und ich wiederhole ihn gern immer wieder: Ein ordentliches Angebot ist die Voraussetzung für einen funktionierenden Immobilienmarkt, und ein ordentliches Überangebot bringt ihn erst richtig in Bewegung. Das, neben vielem anderen, fällt mir ein, wenn ich über Großstadtstrategie nachdenke.  
 
Ich bin froh, dass die Zahlen, die ich in Bezug auf die Bautätigkeit in Hamburg mitbringen kann, ausgesprochen erfreulich sind. Und nicht nur die. Die Immobilienwirtschaft kann in Hamburg insgesamt auf ein sehr gutes Jahr 2013 zurückblicken.

Und mit ihr die Stadt. Vor Jahren hat ein Gutachten des IFO-Institutes die quantitative Bedeutung der Immobilienwirtschaft in Deutschland untersucht und das Ergebnis war, dass insgesamt rund zehn Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland unmittelbar oder mittelbar im Immobilienbereich tätig sind. In einer Metropole wie Hamburg dürfte der Anteil eher noch höher sein.

Das muss sich vor der Bedeutung etwa der Automobilindustrie nicht verstecken auch wenn die Immobilienwirtschaft naturgemäß nicht so viel exportiert.

In der öffentlichen Wahrnehmung  ist die volkwirtschaftliche Bedeutung ihrer Branche nicht immer präsent, aber das kann sich ändern. Die Immobilienwirtschaft in Deutschland schafft bleibende Sachwerte und wir befinden uns in einer Zeit, in der Realwerte seien sie in Geld zu messen oder auch nicht in der Gesellschaft weiter an Bedeutung gewinnen.

In Hamburg hat die Immobilienwirtschaft, oft in Partnerschaft mit der öffentlichen Hand, im vergangenen Jahr wichtige  Projekte verwirklicht oder auf den Weg gebracht. Ich nenne nur einige prägnante Projekte der IBA, wie etwa den Energiebunker oder den Neubau der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Die Hafencity, prominentester Immobilienstandort Hamburgs, wird in den kommenden Jahren weiter entwickelt und vollendet werden.

Kürzlich sind durch Abschluss eines Städtebaulichen Vertrages zwischen der Stadt und privaten Immobilieninvestoren für die Neue Mitte Altona die Weichen  für die Entwicklung eines ganz neuen Quartiers gelegt worden. Für viele Teilbereiche der Immobilienwirtschaft bieten sich in den nächsten Jahren hier vielfältige Aufgabenfelder.

Übrigens, Stichwort HafenCity: Vom früheren Konzept der Entmischung sind wir endgültig abgekommen. Wir wollen jetzt alles: Neubau und Erhaltens-Investitionen, dichtere, hier und da auch höhere Bebauung, weniger Abstandsgrün, aber mehr Erholungs- und Spielflächen; Werthaltigkeit des Investments und um auf den Koalitionsvertrag anzuspielen die Möglichkeit, Immobilien rentabel neu- und wiederzuvermieten und dabei dennoch die finanziellen Möglichkeiten der Mieter nicht zu überreizen. Wir wollen das alles sicherstellen und werden gemeinsam für eine gute Partitur sorgen müssen.

Meine Damen und Herren,      
Wohnraum schaffen in diesem Ziel Nr. 1 steckt mehr als man beim ersten Hinhören denkt.
Eine Wohnung ist mehr als eine Unterkunft. Sie ist Zuflucht, home and castle, Lebensmittelpunkt vor Beginn und nach Ende des Arbeitstages. Und wenn wir Glück haben, sind auch noch die Nachbarn sympathisch.

Denn wir wollen nicht nur schöner wohnen, sondern ganz besonders als Großstädter in einem Quartier leben, in dem Kindergärten und Schulen genauso einladend sind wie der Lieblings-Italiener, Kinos und Einkaufsmöglichkeiten.

Dabei ändern sich die Vorstellungen vom guten Wohnen ständig, sie unterliegen auch Trends, und doch wird eines längst wieder stärker wahrgenommen als in vergangenen Jahrzehnten: dass Wohnen in der Stadt attraktiv ist und gerade berufstätigen, dem pursuit of hapiness folgenden Citizens mit und ohne Familie die besten Chancen auf ein spannendes Lebenskonzert bietet.

Soziologen haben sich über den Wandel kluge Gedanken gemacht. Hartmut Häußermann diagnostizierte schon Ende der 90er Jahre: Eigentümlicherweise wachsen die Wohnfläche und der Wert ihrer Ausstattung sprunghaft, während das, was in der Wohnung notwendigerweise noch erledigt werden muss, rapide zu schrumpfen scheint. Er fährt fort, etwas kompliziert im Satzbau, aber im Inhalt bedenkenswert:

Anscheinend hat die Wohnung jenseits ihrer Funktionen als austauschbare Servicestation und als Schlafstelle, als Basislager für Kleider und Freizeitgerät und als Relaisstation für Telekommunikation an Bedeutung gewonnen: durch die Trennung von Privatheit und Öffentlichkeit und die damit einhergehende Emotionalisierung des Wohnens, durch die Betonung der symbolischen Funktion der Wohnung zur Repräsentation des sozialen Status, durch die Stilisierung der Wohnung als Gegenort zur Arbeitswelt. .. und durch die Individualisierung.

Ziemlich viele -ungs, mag man einwenden, aber fest steht: Schillers berühmten Satz, Raum sei in der kleinsten Hütte, würden heute nicht mehr viele unterschreiben, selbst als glücklich liebend´ Paar. In unserer Realität leben übrigens immer mehr Frauen und Männer alleine in Wohnungen, aber auch Paare oder Familien haben gestiegene Platzbedürfnisse.

Vor 45 Jahren hatte Hamburg etwa genauso viele Einwohner wie heute, nämlich etwa 1,75 Millionen, aber glatt 230.000 Wohnungen weniger. Fast vierzig Quadratmeter Wohnfläche hat heute im Durchschnitt jede und jeder zur Verfügung auch darin zeigt sich der, wohlgemerkt im Durchschnitt, gestiegene Wohlstand unseres Landes. Hinzu kommt, dass die Einwohnerzahl weiter steigen wird und wir das auch wollen. Bis 2030 könnte sich Hamburg der Zwei-Millionen-Grenze nähern.
Meine Damen und Herren,
dass in unserer Stadt über viele Jahre hinweg zu wenige Wohnungen gebaut worden sind, habe ich wahrscheinlich voriges Jahr schon gesagt das ist jetzt die Bridge, um wieder in das Musikstück von vorhin zurückzukehren. Der neue Senat hat sich 2011 zum Ziel gesetzt, die Voraussetzungen für den Bau von jährlich mindestens 6.000 neuen Wohnungen zu schaffen, 2.000 davon sollen im sozialen Wohnungsbau entstehen.

Dieses Ziel haben wir erreicht und übertroffen. Allein im vergangenen Jahr sind 10.328 Baugenehmigungen erteilt und 2.006 Neubauten von Sozialwohnungen gefördert worden. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 entstanden gerade mal 1.096 geförderte Wohneinheiten.

Außerdem haben wir 62 Mietpreisbindungen für Haushalte in besonderen Problemlagen hinzugekauft. 806 neue Mietpreisbindungen konnten wir bei der rein energetischen Modernisierungsförderung gewinnen. Dieses 2012 neu eingeführte Programm wurde offenbar von den Investoren gut angenommen.

Aktuell wird in Hamburg an rund 11.000 zuvor genehmigten Wohnungen gebaut. Hingegen sind abgerissen worden - laut Zahlen des Statistikamts Nord im Jahr 2012 parallel zum Wohnungsneubau lediglich 600 Wohnungen. (Und das soll ein hoher Wert sein!)

Die positive Tendenz, die wir darin aktuell erkennen können, ist die Folge des grundsätzlichen Kurswechsels in der Wohnungsbaupolitik nach dem Regierungswechsel 2011.

Bewährt hat sich unter anderem, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft  SAGA GWG wieder selbst in den Bau neuer Wohnungen eingestiegen ist. 1.010 Wohneinheiten sind für dieses Jahr allein von SAGA GWG geplant.
Verantwortlich für den Erfolg des Wohnungsbauprogramms ist in erheblichem Maße das Bündnis für das Wohnen, welches zu einer intensiven und konstruktiven Zusammenarbeit zwischen der Stadt Hamburg und Verbänden der Wohnungswirtschaft erheblich beiträgt - neue Partner sind übrigens willkommen.

Teil der städtischen Wohnungsbaupolitik ist auch eine Neuorientierung bei der Ausschreibung städtischer Grundstücke, die jetzt stärker nach der Qualität des Vorhabens und weniger nach dem Gewinn vergeben werden, den die Stadt erzielen kann. Städtische Flächen werden so gezielter und schneller bebaubar. Und wir reduzieren den Leerstand. Im vergangenen Jahr hat der neue Landesbetrieb Immobilien-management und Grundvermögen seine Arbeit aufgenommen wir bündeln die Aufgaben, bauen Bürokratie ab und werden insgesamt flexibler. Auch die Verfahren zur Planung und Genehmigung wurden verbessert.
2013 ist die Hamburgische Investitions- und Förderbank IFB erfolgreich gestartet.

Nicht zuletzt wegen der öffentlichen Förderung hat das Wohnungsbauprogramm des Senats Fahrt aufgenommen. Jährlich stehen mehr als 100 Millionen Euro für die Förderung des sozialen Wohnungsbaus zur Verfügung. 2013 sind mit genau 98,7 Millionen Euro genau 2.006 Mietwohnungs-Neubauten gefördert worden. Und diese Zahlen sind auch die Zielzahlen für die kommenden Jahre.

Wie gesagt: 2013 war für die Immobilienwirtschaft in Hamburg ein gutes Jahr. Und auch für 2014 stehen die Zeichen gut. Denn es handelt sich hier nicht um einmalige Erfolge, sondern die Bautätigkeit hat sich seit 2011 verstetigt.

Also: In Hamburg warten auf die Immobilienwirtschaft viele interessante Aufgaben. Die wirtschaftlichen Aussichten sind gut.
Ich habe es eben schon angedeutet und sage es jetzt ausdrücklich: Eine Aufgabe der Politik besteht darin, für Ausgleich zu sorgen. Es dürfen nicht Teile der Bevölkerung zu Verlierern des erfreulichen Booms werden. Diese Gefahr besteht aber nicht nur in Hamburg, sondern in vielen Großstädten, weshalb sich auch die Bundesregierung mit dem Thema befasst.

 

Jede Art von Mietpreisregulierung wird in den Immobilienverbänden kontrovers diskutiert, das ist selbstverständlich. Wobei ich vorige Woche bei der IVD schon die Forsa-Umfrage zitiert habe, wonach der Wunsch, von dergleichen verschont zu bleiben, nur von sechs Prozent der befragten Makler und Wohnungsbestandsverwalter prioritär genannt wurde. Wie auch immer: Ich bin überzeugt, dass in Hamburg die Möglichkeit, bei Wiedervermietung in bestimmten Gebieten eine Mieterhöhungs-Beschränkung einzuführen, ein brauchbares Instrument sein kann, um allen die Teilhabe am Wachsen der Stadt zu ermöglichen und dem Gespenst der Gentrifizierung entgegenzuwirken.  Wir werden es im Rahmen unseres Bündnisses für das Wohnen sorgfältig prüfen.

Dass das Wohnen in guten Quartieren bezahlbar bleibt, ist eine Frage sozialer Gerechtigkeit, trägt  entscheidend zur Lebensqualität dort bei und das wiederum nützt auf mittlere Sicht auch den Immobilienunternehmen.

Hamburg ist eine Arrival City, eine Ankunftsstadt. Ihr Selbstverständnis ist kosmopolitisch. In Hamburg leben heute mehr als 400.000 Zuwanderer oder deren Nachkommen. Sie helfen die Stadt in Bewegung zu halten.

Fehlende oder unbezahlbar gewordene Wohnungen würden diese wichtige Dynamik behindern - genauso wie Bildungsschranken, an deren Abbau wir genauso intensiv arbeiten.

Meine Damen und Herren,
mit vielen Unternehmen, Verbänden, interessierten Bürgerinnen und Bürgern kooperiert die Stadt erfolgreich. Wir brauchen eine investitionsfreudige Immobilienwirtschaft. Damit Hamburg an der Elbe Auen ein polyphones Lied bleibt.

Vielen Dank

 

Es gilt das gesprochene Wort.