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19.03.2013

Grußwort zum Jahresempfang der Landespressekonferenz

Grußwort zum Jahresempfang der Landespressekonferenz

Sehr geehrte Frau Block,

sehr geehrter Herr Block,

lieber Herr Heuer,

lieber Herr Meyer,

meine Damen und Herren,


auch das dritte Jahr meiner Amtszeit beginne ich wie das erste und zweite: mit einigen Worten beim Jahresempfang der Landespressekonferenz. Ich freue mich, dass wir hier gemeinsam eine hoffentlich langjährige Tradition entstehen lassen.

Wir stecken mitten im Medienwandel. Die technische Entwicklung hält uns atemlos. Damit kann man verschieden umgehen.

Der 2001 verstorbene Schriftsteller Douglas Adams hat dazu einmal geschrieben:

Ich habe ein paar Regeln aufgestellt, die unsere Reaktionen auf technische Neuerungen beschreiben:

 

1. Alles, was es schon gibt, wenn du auf die Welt kommst, ist normal und üblich und gehört zum selbstverständlichen Funktionieren der Welt dazu.

 

2. Alles, was zwischen deinem 15. und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär und kann dir vielleicht zu einer beruflichen Laufbahn verhelfen.

 

3. Alles, was nach deinem 35. Lebensjahr erfunden wird, richtet sich gegen die natürliche Ordnung der Dinge. Soweit Douglas Adams.


Jetzt sage ich zuerst etwas gegen die natürliche Ordnung der Dinge, nämlich dass der Bürgermeister einer Medienstadt alles, was blinkt, flackert und Jingles absondert, toll finden muss, weil es vielleicht Umsatz bringt.

Als netzaffiner Bürger hoffe ich natürlich, dass wir alle wenigstens im Herzen jünger sind als 35. Einerseits.

Andererseits ist ein souveräner Umgang mit neuen und alten Medien ja nichts, womit junge Leute auf die Welt kommen und was mit zunehmendem Alter nachlässt. Ich rede nicht von Fingerfertigkeit im Umgang mit kleinen Tastaturen, da ist Jugend im Vorteil. Ich rede von der unübersehbar nachlassenden Nutzung solcher Medien nicht nur Zeitungen , die, wenn sie etwas taugen, Ihren Lesern, Hörern und Sehern die Welt etwas übersichtlicher machen als sie von sich aus ist.


Die Financial Times Deutschland hat etwas getaugt und es kann keinen kalt lassen, wenn ein journalistisches Qualitätsprodukt eingestellt wird. Insofern bedaure ich nicht nur den Verlust vieler Arbeitsplätze qualifizierter Journalisten und anderer, die für diese Zeitung gearbeitet haben. Das auch, und ich wünsche allen sehr, dass sie weiterhin in der Lage sein werden, ihre Kompetenzen zu nutzen und wieder gute Arbeitsplätze zu finden.

Ich frage mich aber auch, wie logisch es eigentlich ist, wenn in der Dienstleistungsgesellschaft die wir bei aller industriellen Power Hamburgs ja sind wenn in dieser Gesellschaft niemand mehr seine Haare selbst schneidet (zum Glück) und fast niemand mehr sein Auto selbst wäscht (gut für die Umwelt), aber immer mehr Leute glauben, auf die Dienstleistung derjenigen verzichten zu können, die Nachrichten nach richtig und falsch, wichtig und unwichtig sortieren können.


Warum ausgerechnet auf dem Gebiet wieder Do it yourself besser sein und der Wahrheitsfindung dienen soll. Wer Brechts Kleinbürgerhochzeit kennt, das Stück mit den kollabierenden Eigenbaumöbeln, mag da Bedenken haben.       

Eine solche Entwicklung kulturkritisch zu beklagen, ist natürlich sinnlos, um nicht zu sagen reaktionär. Um nicht zu sagen: alt.

Seien wir, seien Sie also optimistisch. Glauben wir daran, dass sich Qualitätsjournalismus am Ende des Tages doch durchsetzen wird.

Besteht Grund für solchen Optimismus? Ja, und nun komme ich zurück auf Douglas Adams´ Spott und die Punkte, in denen er Recht hat:  Alles, was zwischen deinem 15. und... na, sagen wir 85. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär. Sagen wir: fast alles.

Denn natürlich geht da was in den Medien, wenn wir uns alle den Defaitismus verbieten, den wir so gut beherrschen.


Wir haben im letzten Jahr noch mehr gravierende Zäsuren erlebt. Die neue Kooperation von Welt und Abendblatt, die Einstellung der Printausgabe des Prinz und natürlich die Schließung der Wirtschaftsredaktion von Gruner und Jahr. Und das werden nicht die letzten Umbrüche gewesen sein.

Aber es entsteht auch Neues: Impulse macht mit einem eigenen Verlag weiter. Der Stern ist aufgefrischt worden. Im Spiegelhochhaus wird an der engeren Zusammenarbeit von Print und Online gebastelt. Und vieles ist in der Pipeline, über das noch niemand geredet hat.

Es ist gut, dass es diesen Mut zum Neuen gibt. Und es ist notwendig. Als Gesellschaft brauchen wir unabhängige Berichterstatter im Journalismus. Dazu aber müssen wir den Journalismus als Geschäftsmodell erhalten. Es geht schon darum, dass man mit Journalismus auch Geld verdienen kann das sichert Unabhängigkeit und außerdem ordentliche Gehälter für Journalistinnen und Journalisten.

Aber Jahrzehnte lang ist Journalismus nicht zum Nennwert verkauft worden, sondern günstiger, weil er über Anzeigenerlöse querfinanziert wurde. Das wird schwieriger. Journalismus muss heute seinen Preis wert sein dafür muss er aber auch einen haben. Spannende Zeiten, in denen Sie wieder einmal herausfinden müssen, wie das gelingen kann. Wo wir helfen können, werden wir das tun.

 

Es gilt das gesprochene Wort.