Grußwort zum Jubiläumsgottesdienst 650 Jahre Messen in Hamburg
Sehr geehrter Herr Aufderheide,
sehr geehrter Herr Hauptpastor Röder,
sehr geehrte Damen und Herren,
Hamburg ist eine Messe wert!
Eine Messe wert zu sein, das hat der französische König Heinrich IV. Ende des 16. Jahrhunderts der Stadt Paris bescheinigt und damit den katholischen Gottesdienst gemeint.
Bereits gut zwei Jahrhunderte zuvor, nämlich auf den Tag genau heute vor 650 Jahren, war es Kaiser Karl IV., der unserer Stadt das Messeprivileg verlieh in unruhigen Zeiten. Die Pest war über Europa gefegt und hatte auch in unserer Stadt zahlreiche Opfer gefordert.
Der Große Michel stand damals noch nicht stattdessen gab es hier Felder, Ziegeleien und einen Pestfriedhof. Piraten und andere Feinde bedrohten den Seehandel. Um ihn zu schützen, war in der Elbmündung die Feste Neuwerk errichtet worden. Im Jahr 1401 fiel vielen Hamburgern ein Stein vom Herzen, als die Flotte von Klaus Störtebeker aufgebracht werden konnte. Auf dem Grasbrook, unweit von hier, fand dieses Kapitel der hamburgischen Geschichte sein Ende.
In dieser Zeit wuchs Hamburg zu einer der wichtigsten Hansestädte und Handel und Hafen genießen seither höchste Priorität. Das kaiserliche Messeprivileg von 1365 drückte eine wirtschaftliche Wertschätzung durch das Reich aus nicht ganz uneigennützig: Karl IV. wollte die internationalen Handelswege sichern. Hamburg war sein wirtschaftlicher Stützpunkt im Norden und wurde das Tor zur Welt.
Das Messeprivileg erlaubte es der Stadt, an drei Wochen rund um Pfingsten eine Messe abzuhalten, während der auswärtige Händler ihre Waren zu fairen Bedingungen anbieten durften. Zugleich standen Händler wie Besucher schon unterwegs nach Hamburg unter besonderem Schutz des Kaisers was damals von großer Wichtigkeit war und ein entscheidender Schritt hin zu einem gesicherten Fernhandel.
In der Zeit der Aufklärung entstanden dann neue Ausstellungsformen, und ein Jahrhundert später war es Ernst Freiherr von Merck, der in Hamburg das moderne Messewesen schuf.
In der Nazizeit wurde auch die Hamburger Messe gleichgeschaltet und durch die NS-Propaganda dominiert; doch nach 1945 begann ihre beeindruckende Renaissance.
Wir sehen, dass die Bedeutung des Handels für unsere Stadt über die Jahrhunderte hinweg immer weiter gestiegen ist. Auch wenn Hamburg längst viel mehr ist als einer der wichtigsten Güterumschlagplätze der Welt der Senat tut alles dafür, um diesen Austausch zu unterstützen und zu fördern.
Die Messe hat sich zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein unserer Stadt entwickelt. Wir bieten einen Marktplatz für Publikumsmessen wie hanseboot und hansepferd, andere Messen wie die Internorga, SMM oder WindEnergy sind europäische, wenn nicht weltweite Leitveranstaltungen. Auch bei Großereignissen wie dem Hafengeburtstag oder unlängst dem Deutschen Evangelischen Kirchentag ist die Messe ein zuverlässiger und kompetenter Gastgeber.
Die Messe insgesamt hat auch in Zukunft eine große Bedeutung für uns: Wir zählen in Hamburg jedes Jahr mehr als eine Million Messe- und Kongressbesucher. Sie bilden auch für die Hotels, Einzelhändler und Dienstleister in unserer Stadt einen immensen Wirtschaftsfaktor. So ist die Messe eine wertvolle Institution und eine wichtige Botschafterin der Stadt.
Mit dem Bau neuer Messehallen und der Erweiterung des CCH hat Hamburg in der Vergangenheit deutliche Signale gesetzt. Das setzen wir fort: Das Congress Centrum mit seinen 23 Sälen und einer Brutto-Grundfläche von fast 100.000 m² ist inzwischen deutlich in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß. Senat und Bürgerschaft haben deshalb eine umfassende Erneuerung in naher Zukunft beschlossen.
Meine Damen und Herren,
Sie sehen, Hamburg ist eine Messe wert heute wie vor Jahrhunderten. Sie sorgt stets für frischen Wind im Norden, der bei uns einfach dazugehört.
Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg gratuliere ich der Hamburger Messe zum 650. Geburtstag!
Es gilt das gesprochene Wort.